Neuinszenierung des Brandner
Kaspar am Münchner Volkstheater
Ursprünglich stammt die Geschichte des Brandner Kaspars von Franz Ferdinand von Kobell (1803-1882). Sie umfasst nur wenige Seiten und erzählt von einem Büchsenmacher am Tegernsee, den der Tod holen will. Die Erzählung wurde mehrfach dramatisiert und auch mit Carl Wery und Paul Hörbiger verfilmt. Kurt Wilhelm, ein Urgroßneffe Kobells, schrieb 1974 eine Bühnenfassung, die am 7. Januar 1975 am Bayerischen Staatsschauspiel unter Intendant Kurt Meisel Premiere hatte. Bis zur Spielzeit 2001/2002 trat in mehr als 900 Aufführungen der unlängst verstorbene Toni Berger in der Rolle des Boandlkramers auf. Eine Programmlinie des Münchner Volkstheaters widmet sich Stoffen, die im Bayerischen beheimatet sind, wie der Geierwally und dem Räuber Kneißl - und jetzt dem Brandner Kaspar. Schon seit Längerem waren Kurt Wilhelm und Christian Stückl wegen des Brandner Kaspar im Gespräch. Anfang 2005, nachdem die Geierwally abgespielt war, einigten sie sich schließlich auf eine Neuinszenierung am Münchner Volkstheater. "Ganz anders als im Jedermann wird im Brandner Kaspar die ewige Angst des Menschen vor dem Tod mit Witz und Ironie behandelt", sagt Christian Stückl. Ebenfalls habe ihn eine Neuinszenierung des Stoffes in Zusammenarbeit mit den Riederinger Musikanten gereizt. Wie schon beim Jedermann in Salzburg hat sich Christian Stückl bewusst dazu entschieden, den Tod mit einem jungen Schauspieler zu besetzen. Den Boandlkramer wird Maximilian Brückner spielen, der zuletzt als Räuber Kneißl am Münchner Volkstheater zu sehen war, bei den Salzburger Festspielen den Mammon im Jedermann gespielt hat und im Kino bekannt wurde mit dem Film Männer wie wir. In der Titelrolle wird Alexander Duda zu sehen sein. Als Porter wird Peter Mitterrutzner besetzt, der ebenfalls dem Münchner Volkstheater schon lange verbunden ist. Markus Brandl spielt Simmerl, Florian Brückner die Figur des Florian, Ursula Burkhart spielt Therese und Hubert Schmid spielt den Erzengel Michael. Regie: Christian Stückl ; Bühne: Alu Walter ; Kostüme: Ingrid Jäger ; Premiere: 7. April 2005 Pressemitteilung Münchner Volkstheater, 22. Februar 2005 Premiere am 7. April 2005
Seit der Corona-Pandemie bedingten Vorstellungsabsage und Deutschlandweiten Theaterschließung im März 2020 gab es keinen "Brandner Kaspar und das ewig' Leben" mehr im alten Haus, aber am 4. (sehr verregnet) und 5. Juli 2021 als schönes Open-Air am Münchner Königsplatz in der Reihe "Theatersommer - Bayern spielt". Meine Fotos vom 4.7.21 ; Fotos von Dr. Astrid Fendt und Video von Almliebe vom 5.7.21
Quelle: 1871 erschien die
Urfassung des Brandner Kaspar von Franz von Kobell - der
Ursprung einer der berühmtesten literarischen Figuren Bayerns.
Deren Heimat, das Tegernseer Tal, war für ihren Schöpfer sehr
real. Kobell lebte zeitweise hier und ließ sich von der
Landschaft inspirieren. Anlässlich des 150. Geburtstags des
Brandner Kaspars begeben wir uns auf Spurensuche nach den
Wurzeln dieser legendären Figur. Bericht im Bayerischen
Fernsehen in "Zwischen Spessart und Karwendel" am 22. Mai 2021
mit Ausschnitten aus der Residenztheaterinszenierung und
natürlich auch aus der vom Münchner Volkstheater. ?? Außerdem
besuchen Maximilian Brückner (zusammen mit einer
Fleischpflanzerlsemmel) und Christian Stückl die Baustelle des
neuen Hauses und Maxi ist schwerst beeindruckt von der
Bühnengröße, und sie trinken Kerschgeist. Video - Viel Spaß!
Das Münchner Volkstheater – jetzt Ecke Tumblinger-/Zenettistraße, Tage der offenen Tür am 10. + 11. September 2021 Am Samstag, 11.9. gingen mittags die Warteschlangen der Interessierten vor beiden Zugängen am Haus entlang und wieder zurück; ich bekam erst einen Termin für die 16:20 Führung, also konnte ich vorher die Riederinger Musikanten begrüßen und ihnen zuhören. Die Gruppen bestanden mittags noch etwa 20 Personen, nachmittags waren es jeweils mindestens 100 Personen, aber trotzdem war meine Führung durch Markus Weinkopf, den Vorsitzenden der Freunde des Volkstheaters informativ, und die Hinterbühne, die Seitenbühne und die diversen Werkstätten besichtigen und sich auch mit den Mitarbeitern dort unterhalten zu können hat richtig Lust auf die offizielle Theatereröffnung gemacht. Toi, toi, toi! ..... Meine Fotos
Am Donnerstag ,14. Oktober gab
es die öffentliche Generalprobe von "Edward II." mit nur etwa
300 Zuschauern (u.a. auch mit mir) vor der offiziellen
Premiere mit geladenen Gästen am folgenden Abend.
Mit "Edward II." von Shakespeares Rivalen Christopher Marlowe, in der Regie von Christian Stückl auf Bühne 1 wurde am Freitag, 15. Oktober 2021 das neue Volkstheater im Viehhof eröffnet. Die zweite Premiere war am Samstag, 16. Oktober: Mit "Unser Fleisch, unser Blut" weihen Jessica Glause und ihr Team die Bühne 2 ein. Die dritte Premiere am Sonntagabend des Eröffnungswochenendes: Der Dramatiker Bonn Park inszenierte sein Stück "Gymnasium", ein Postfaktisches Musical. "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" gab es am 30. + 31. Oktober 2021 das erste Mal auf der Bühne 1 (der grossen mit 600 Plätzen) zu sehen.
Annette Forster: War ein sehr schöner Theaterabend 😃😃 grandiose Vorstellung 👍👍 Uwe Hammer: Is doch so ein Gefühl wie in Oberammergau auf der großen Bühne? 🙂 gesucht wird : Maximilian Brückner @ Uwe Hammer: Soo groß ist sie nun auch wieder nicht, dass wie in O'gau die Bühnenbilder nebeneinander passen würden. Uwe Hammer: na ja aber immerhin größer wie im alten Theater 🙂 Oana Baciu: Wie immer sehr schön, auch wenn dieses Mal ein bissl improvisiert wurde (kleine Textlücken) 😉 das merkt man aber auch nur wenn das schon das 8. Mal Brandner Kaspar war 😃 und im Theater hat man ja auch keine Roboter, von daher finde ich dass es auch ein bissl dazu gehört. gesucht wird : Maximilian Brückner @ Oana Baciu: Stimmt, sonst wärs ja nicht das echte Theatererlebnis! Barbara Beil: Es war wirklich super - vielen Dank für den schönen Abend 👏 Für mich Brandner zum 4. mal 👍 Quelle der Unterhaltung, 31.10.21
Über die 2. Vorstellung von "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" auf der großen Bühne im neuen Münchner Volkstheater am Sonntag, 31. Oktober 2021: Überprüfung von 3G und Ausweisen, samt einem lila Bändchen ums Handgelenk im Hof vorm Eingang (ich frag mich wie das dann bei Regen, Schnee und Kälte werden wird), dann konnten die Masken ab. Aber einige Besucher trauten dem nicht, es wurden weiter Masken getragen. Ausverkauft natürlich, aber in der ersten Reihe wurden steife Hälse befürchtet, da die Bühne höher ist als im alten Haus - und natürlich sehr viel tiefer. Die Spannung stieg, ob es neue, der neuen Größe angepassten Bühnenbilder geben würde. Nicht wirklich: Die Bäume wurden nach oben verlängert, und nun können sie schweben…, die Wirtsstube bekam einen Rahmen - nun ist der Guckkasteneffekt noch stärker, der Himmel ein neues Wolkenbild, die Höllenpforte ist nicht mehr vorne in der Mitte, sondern wo anders, woran sich die Engerl erst noch gewöhnen müssen - nicht dass noch einer abstürzt, und Boandls Pferd und Karren fliegen jetzt, nur das Ross ist davon nicht begeistert. Gefunden haben sie den Boandl auf der Passionsbühne in Oberammergau. Besondere Vorkommnisse des Abends: Viele Erstbesucher dieser Inszenierung, wenige TrachtenträgerInnen, Susanne Wiesner spielte die Marei - wie immer sehr süß, der Boandlkramer (Maximilian Brückner) zerstörte den Schrubberstiel und damit gleich noch das Radio, was der Brandner Kaspar (Alexander Duda) mit „Des war a Radio“ kommentierte, die Stabers hatten einige ihrer Kinder und weitere Familienmitglieder mitgebracht, Agnes war beim Vierergesang dabei, es hatte Texthänger - vor allem beim Portner, die der Boandl füllte, und den Trockeneisnebel gabs wohl im Sonderangebot - sogar der Boandl musste ihn gelegentlich wegblasen. Hinterher wie schon früher im alten Haus langanhaltender Applaus. Gefeiert wurde danach auf der Alten Utting. Text © EFi, 1.11.21
Da nichts dazwischen kam, war die 350. Vorstellung von "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" im Münchner Volkstheater am Mittwoch, 12. Januar 2022, und bis auf Bürgermeister Senftl/der fast heilige Nantwein, der inzwischen von Hans Schuler gespielt wird, und einigen anderen Riederinger Engerln, sowie Susanne Wiesner die seit der Spielzeit 2013/14 als Doppelbesetzung der Marei dazugekommen ist, immer noch in der Originalbesetzung seit der Premiere am 7. April 2005. ![]()
Bei den zwei Vorstellungen am 16. und 17. Februar 2022 von "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" fiel Peter Mitterrutzner, der den heiligen Petrus spielt, coronabedingt aus. Umbesetzen oder eine Ersatzvorstellung disponieren? Die Lösung war schnell gefunden. Intendant Christian Stückl sprang nach kurzer Bedenkzeit ein. „Er hat schon einmal den Petrus krankheitsbedingt gespielt [im Juni und Juli 2019]. Er ist auch der Regisseur der Inszenierung und dann lag die Idee nahe, dass er es macht. Und zum Glück hatten alle Schauspieler*innen, die in den Szenen mit Petrus spielen, kurzfristig für eine Probe Zeit.“, so Disponentin Katharina Osterhammer. So entstehen manchmal auch besondere Abende. Denn wann sieht man schon den Intendanten auf der Bühne spielen? Mit Christian Stückl haben sie im Münchner Volkstheater halt einen Chef, der alle Rollen im Kopf hat (allerdings: „Den Boandlkramer mach ich euch ned!“), der 2007 als Kirchenfürst in seiner eigenen Produktion von Schillers "Don Karlos" und auch 2011 für einige Vorstellungen von Brechts "Dreigroschenoper" als Peachum einsprang, weil die Stimmbänder des Schauspielers nicht so konnten wie sie sollten. Auch „kostümmäßig“ musste sich Christian Stückl etwas einfallen lassen. Denn das „Petrus-Outfit“ von Mitterrutzner passt nicht, es ist ihm zu eng. Also beauftragte er seinen Spezl Hubert Schmid, der im Brandner den Erzengel Michael mimt, er möge sein Nikolausgewand aus Oberammergau mitbringen. Mehr über 'Theater unter erschwerten Bedingungen'. Ich hatte sowohl 2011 wie auch 2019 das Glück,
zufällig Christian Stückl als Peachum, bzw. als Portner
auf der Bühne erleben zu dürfen. Sehr salbungsvoll in
der Stimmlage – ist er doch „der Fachmann fürs
Katholische“ und textsicher. Auf die Schnelle hatten sie
ihm ein Kostüm angepasst, sogar rauchen auf der Bühne
durfte er, und er brachte auch noch neue Ideen in seinen
Auftritt ein – der arme Erzengel Michael war ganz
verwirrt davon. Die anderen Schauspieler (und ganz
besonders der Maximilian Brückner, der beinahe das
Bühnenbild demoliert hätte vor Überschwang) samt den
Riederinger Musikanten waren allerdings wesentlich
alberner auf der Bühne als sonst, denn wann hat man
schon die Chance mit dem Chef zu spielen? Bei der
Verbeugungsrunde wurde er ganz besonders gefeiert und
vom Boandl auch heftigst gedrückt. EFi
Die 374. Vorstellung war am 13.1.24 und die 375. Vorstellung am 14.1.24. ~ ~ ~ ~ ~ „Die G'schicht vom Brandner Kasper“ von Franz von Kobell – Premiere am 14. Juni 2025 – Zum 50. Jubiläum seiner Premiere 1975 Nach einem Vierteljahrhundert ist es endlich so weit: Der Brandner Kasper kehrt zurück ins Residenztheater! Zwischen 1975 und 2001 wurde die Inszenierung von Kurt Wilhelm über tausend Mal im Cuvilliéstheater aufgeführt, mit Schauspielern wie Toni Berger (als Boanlkramer), Fritz Strassner (als Brandner) und Gustl Bayrhammer (als Heiliger Portner). Nun wird Franz Xaver Kroetz die Titelrolle übernehmen, der sie auch schon in den beiden Brandner-Filmen von Joseph Vilsmaier spielte. [tz, 18./20.5.24: ... Weil's also beim Autor Kroetz derzeit nicht läuft, darf der Schauspieler Kroetz ran. ...] Inszenierung und Bühne: Philipp Stölzl. Quelle: Residenztheater.de Ich habe daher leicht panisch beim Münchner Volkstheater nachgefragt, ob sie deshalb vielleicht ihre Inszenierung – die im April 2025 ihr 20jähriges Jubiläum feiern kann – absetzen werden, und hier ist deren Antwort vom 21.5.24: Die Inszenierung „Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben“ in der Regie von Christian Stückl wird auch in der kommenden Saison am Volkstheater nicht abgesetzt. Wir spielen die Inszenierung sowohl bei uns im Münchner Volkstheater als auch in den Sommermonaten im Passionstheater Oberammergau.
"Gschichtn vom Brandner Kaspar" im Münchner Residenztheater – Volksstück in 4 Akten von Franz Xaver Kroetz frei nach Motiven von Franz von Kobell. Uraufführung/Auftragswerk – Premiere am 14. Juni 2025, Kartenvorverkauf ab 30. April. Ursprünglich sollte Franz Xaver Kroetz die Titelrolle spielen, aber da er auch die Neufassung des Stücks geschrieben hat, drohte ihm alles zu viel Kroetz zu werden, deswegen habe er nicht mehr die Hauptrolle spielen wollen. Als Kaspar Brandner kehrt daher Günther Maria Halmer ans Residenztheater zurück (und wird damit quasi zum „Brandner Tscharlie“), den Boanlkramer spielt Florian von Manteuffel, den Petrus Michael Goldberg, die übrige Besetzung will das Resi noch rechtzeitig bekannt geben. Zusammen mit dem Münchner Film-, Schauspiel- und Opernregisseur Philipp Stölzl werden sie die "Gschichtn vom Brandner Kaspar" als ein «großes Bilderbuch, denn das Stück ist natürlich ein Märchen» wie es in der Szenenanweisung bei Franz Xaver Kroetz heißt, auf die Bühne bringen. «Viel weniger Personal» als sonst üblich werde es in der Kroetz-Fassung geben, sagt Kommunikationschefin und stellvertretende Intendantin am Staatsschauspiel Ingrid Trobitz, die außerdem eine «neue Perspektive» für den Stoff verspricht. Mehr Informationen. Quellen: Münchner Merkur und Minga Tours, 26.3.25
Der Schauspieler steht seit 20 Jahren in der Rolle des betrogenen Todes auf der Bühne des Volkstheaters. Mit der AZ hat er über die Magie des Boandlkramer gesprochen. Im April 2005 hatte Christian Stückls Inszenierung von "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" von Franz von Kobell und Kurt Wilhelm im alten Volkstheater am Stiglmaierplatz Premiere. Damals war unklar, ob der Stoff nach der Kultaufführung am Cuvilliéstheater mit Toni Berger als Boandlkramer eine Chance hat. Nun steht das Stück seit 20 Jahren erfolgreich auf dem Spielplan, und ist mit ins neue Volkstheater gezogen und gastiert jährlich in Oberammergau. Maximilian Brückner spielt den Boandl bis heute gerne, er hat noch lange nicht genug von diesem himmlischen Spaß und diesem skurrilen Typ, der den Brandner in den Himmel bringen soll und sich vom ihm beim Schnapseln überlisten lässt. AZ: Herr Brückner, 20 Jahre Boandlkramer. Wie fühlt sich das an? Maximilian Brückner: Das ist schon ein bisschen erschreckend. Wir altern schon, rein körperlich. Ich bin jetzt 46 und ich bin echt noch richtig fit und das macht mir alles nichts aus. Aber natürlich bemühe ich mich jetzt schon mehr darum, sportlich zu bleiben. Muss ich. Das sind die Sachen, die man merkt. Der Vorteil ist, dass mich dieses Stück jung hält. Ich habe, auch wenn ich älter werde, den Anspruch, so lange es geht genauso zu performen wie bei der Premiere. AZ: Ich habe damals über die Premiere geschrieben, da war ich gerade fertig mit dem Studium. Als jetzt die Meldung zum 20-jährigen Jubiläum kam, habe ich auch gemerkt, wie lange das schon her ist... MB: Das ist es. Aber andererseits ist es auch schön, weil das so eine Konstanz ist. Bei allen Moden, die es gibt, und dabei wie sich die Welt verändert. Es gibt ja kaum was, was so eine Beständigkeit hat und nicht schlecht altert. Das glaube ich zumindest: Dass diese Inszenierung immer noch gut altert. AZ: Damals waren Sie Mitte 20, am Anfang Ihrer Karriere. Erinnern Sie sich noch, wie Sie für diese Rolle angefragt wurden und was Sie damals gedacht haben? MB: Nachdem das Stück nicht mehr am Residenztheater lief, lag es bei Christian Stückl auf dem Schreibtisch. Eigentlich hatte er keine Lust da drauf. Aber dann haben wir nach etwas gesucht, was wir nach dem „Räuber Kneissl“ machen könnten. Und irgendwann haben wir gesagt: Lass uns das jetzt machen, ist doch egal. Einen Tag, nachdem wir das entschieden hatten, starb Toni Berger. Das war natürlich ein Zufall, aber auch irgendwie seltsam. AZ: Ein bisschen wie eine Übergabe? MB: Ja, sozusagen. Der Mensch versucht halt immer, in allem irgendwelche Muster zu erkennen, die es wahrscheinlich gar nicht gibt. Drum war das ein merkwürdiger Zufall. Der Toni Berger war damals einfach noch sehr präsent als Boandlkramer. Es kursiert immer diese magische Zahl, dass er die Rolle über 1000 Mal gespielt haben soll. Ich habe gehört, es waren 900. auf jeden Fall wirklich viele. AZ: Haben Sie die Vorstellungen auch mitgezählt? MB: So weit bin ich noch lange nicht. Wir spielen das leider nicht so oft. Es wird immer schwieriger, das zu disponieren. Damals waren zumindest vier oder fünf Leute aus dem Ensemble noch fest am Haus, jetzt sind wir alle Gäste. Alle haben Familie, Kinder. Viele drehen sehr viel, der Stefan Murr oder mein Bruder Florian Brückner, der jetzt den Meister Eder spielt. Da wird es immer schwieriger mit Terminen, deswegen sind wir, glaube ich, noch nicht mal auf 400 Vorstellungen gekommen. Das ist ein bisschen schade. AZ: Trotzdem hat dieser Brandner eine große Kontinuität: Er zieht sich fast durch die ganze Volkstheaterzeit von Christian Stückl, ist umgezogen ins neue Haus. Es ist das, was noch von den Anfängen geblieben ist. MB: Ja, und deshalb kämpfe ich auch sehr, sehr viel darum. Obwohl ich fast das ganze Jahr in Österreich drehe [für „Kommissar Rex“] und Kinder habe, versuche ich irgendwie zu schauen, dass wir das ab und zu zum spielen kriegen. Auch wenn das völliger Wahnsinn ist. Weil es mir so wichtig ist. Weil es auch Teil meines Lebens geworden ist, würde ich sagen. AZ: Wenn damals jemand gesagt hätte, dass Sie das in 20 Jahren immer noch spielen – was hätten Sie da gesagt? MB: Wahrscheinlich hätte ich den ausgelacht und gesagt: Das ist ja gar nicht möglich, das will doch keiner sehen. Wir haben immer gesagt, wenn wir das Gefühl haben, die Leute wollen das nicht mehr und kommen nicht mehr, dann hören wir auf. Aber das war nie so. AZ: Woran liegt das wohl, dass dieses Stück das Zeug zum Dauerbrenner hat? MB: Das ist kein normales Stück. Und der Boandl ist auch keine normale Figur. Ich persönlich liebe so Allegorien, weil da der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. AZ: Spielen Sie die Figur heute anders als damals? MB: Da hat sich einiges verändert. Was ich heute spiele, ist was ganz anderes. Ich bin älter und reifer geworden, ich begreife mehr. Diese Rolle verändert sich mit einem. Das ist schon eine tolle Erfahrung, die so eigentlich fast keiner machen kann. Wir spielen seit 20 Jahren das gleiche Stück. AZ: Wie hat sich Ihr Blick auf die Rolle verändert? MB: Ich glaube, ich habe damals schon am Anfang gespielt, dass ich lustig bin. Da hab ich irgendwie schon viel zu viel preisgegeben von der Figur. Jetzt lege ich sie erst einmal gefährlicher an. AZ: Woher kommt dieser Wandel? MB: Ich hab von meiner Frau zu Weihnachten einen Plattenspieler bekommen und habe zwei Schallplatten von meiner Oma gefunden: der „Brandner Kaspar“, handsigniert von Toni Berger und Gustl Bayrhammer. Ich habe mir das angehört und fand es wahnsinnig gut, wie die das gemacht haben. Und ich hatte das Gefühl: Der Boandl braucht viel mehr Kraft, um den Brandner zu überzeugen. Das ist viel gefährlicher am Anfang, was ich richtig finde. Natürlich hätte ich das auch viel früher merken können, aber ja: Das hat sich nochmal verändert. AZ: Aufzuhören war nie eine Option? MB: Nein, das macht mir immer noch unglaublich Spaß. Klar gab's auch mal Tage, wo es anstrengend war, Hinfahren, Spielen, wieder zurück... Aber ich hab's immer geliebt. Und dass wir im Sommer immer nach Oberammergau fahren, ist so ein Zuckerl obendrauf. Da sind so viele Leute, da ist irgendwie noch mehr Interaktion mit dem Publikum. AZ: Da gibt es auch harte Fans, oder? MB: Ich habe von Leuten gehört, die schon 40 Mal drin waren. Und es ist ja auch immer anders. Mein Bruder zum Beispiel springt immer in allen möglichen Rollen ein, der hat schon mal den Erzengel Michael gespielt und Flori, einen Wilderer. Da wird ihm von den anderen das Leben natürlich extrem schwer gemacht, da haben alle ihren Spaß. Wir spielen hier mit unseren besten Freunden. Das hat eine unglaubliche Lockerheit. AZ: Sie spielen sonst eigentlich gar nicht mehr Theater, aber an dieser Rolle haben Sie immer festgehalten. Was bedeutet sie Ihnen? MB: Das ist gar nicht so leicht zu sagen. Ich spiele das unglaublich gerne. Das gibt den Leuten so viel, und mir auch. Jetzt waren meine Kinder schon in der Vorstellung. Das finde ich so schön, wenn die da drin sitzen und sich freuen. Das hatte ich damals natürlich gar nicht im Kopf, dass ich irgendwann mal Kinder haben werde. Manchmal geht bei uns daheim die Tür auf, dann knirschen die beiden in die Bauernstube und spielen das nach, was ich spiele. Das ist schon wahnsinnig schön. AZ: Wir sind alle sterblich, das Thema geht uns alle an. Ist dieser Text mit seiner merkwürdigen Komik auch ein Trost? MB: Auf jeden Fall. Die Texte sind unglaublich gut geschrieben. Wenn ich hinter der Bühne stehe und zuhöre, ist das immer ein Genuss. AZ: Glauben Sie, Sie spielen das in 20 Jahren immer noch? MB: Wenn es nach mir geht, auf jeden Fall. Vielleicht hüpfe ich dann nicht mehr auf den Tisch, das muss ich dann meiner Körperlichkeit anpassen. AZ: Also Boandlkramer forever? MB: Definitiv. Interview: Anne Fritsch für AZ München+, 4.4.25
Ursprünglich wollte Intendant Christian Stückl den bayerischen Bühnenklassiker gar nicht am Münchner Volkstheater haben. Doch dann wurde der "Brandner" dort zum Dauerbrenner. Heute feiert Stückls Inszenierung 20-Jähriges. Am Anfang stand eine Erzählung von 1871: "Die G'schicht' von' Brander Kaspar" von Franz von Kobell. Darin haut der schlitzohrige Titelheld den Boandlkramer – also den Tod, der ihn holen will – beim Kartenspielen übers Ohr und luchst ihm 18 zusätzliche Lebensjahre ab. In den 1970er Jahren adaptierte von Kobells Ururgroßneffe Kurt Wilhelm den Stoff fürs Münchner Residenztheater. Die Produktion wurde ein Renner, über 1.000 Mal gespielt. Doch als Dieter Dorn 2001 das "Resi" übernahm, setzte er die Inszenierung ab. Ein Stoff für Stückl? Der Volkstheater-Intendant winkt erstmal ab! Dorn konnte mit dem Bayerischen Bühnenklassiker nichts anfangen und erklärte süffisant, sowas möge doch bitte der Stückl am Volkstheater machen, da passe der Stoff hin. Christian Stückl reagierte reserviert. "Ich hab‘ mir damals gedacht, ich lass mir doch vom Dorn nicht meinen Spielplan machen", erinnert sich der Intendant zurück. Aber wie das Theaterleben so spielt: Die Pläne zu einer anderen Produktion platzten. Auf der Suche nach Ersatz landete Stückl schließlich doch bei "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben". Die Premiere fand am 7. April 2005 statt. Knapp 400 Vorstellungen gingen seither über die Bühne, erst im alten Volkstheater-Domizil an der Münchner Brienner Straße, nun im neuen im Schlachthof-Viertel. Zudem gastiert "der Brandner", wie alle das Stück schlicht nennen, allsommerlich im Oberammergauer Passionstheater. Sogar nach Rio de Janeiro reiste das Ensemble für Gastspiele. Heute (5.4.2025) nun also, fast auf den Tag genau 20 Jahre nach der Premiere: die Jubiläums-Aufführung. Populärer Stoff, aber keine Erfolgsgarantie Das einst verschmähte Stück ist längst zu einem der Aushängeschilder des Münchner Volkstheaters geworden. Dabei hatte 2005 nicht nur Stückl Vorbehalte. Auch seinen Hauptdarstellern war die Sache nicht geheuer. Denn der Erfolg war trotz der Popularität des Stoffs keineswegs garantiert. Kurt Wilhelms Inszenierung am Residenztheater lebte von der Beliebtheit seiner Protagonisten. Volksschauspieler-Granden wie Fritz Straßner, Toni Berger und Gustl Bayrhammer hatten die Hauptrollen über Jahrzehnte geprägt. Dementsprechend mulmig war es Stückls "Neuen" – Alexander Duda in der Titelrolle und Max Brückner als Boandlkramer – bei den Proben. "Wir werden verglichen werden, das ist gar keine Frage", fürchtete Duda damals. Und Brückner machte "die ganze Interviewerei" vorab nervös, weil sich daran die hohen Erwartungshaltungen ablesen ließen. Die Premiere begeistert auch Kurt Wilhelm. Doch alle Sorgen sollten sich schnell als unbegründet erweisen. Stückls Inszenierung eroberte das Publikum vom Fleck weg im Sturm – den damals 82jährigen Kurt Wilhelm inbegriffen. Der lobte nach dem Premierenbesuch, das Stück habe "eine Dimension dazugewonnen durch die Komödiantik, die der Stückl reingebracht hat" und zog seinen Hut: "Das hab‘ ich nicht geschafft in meiner Inszenierung." Trotz umjubelter Premiere: dass der "Bandner Kaspar" auch 20 Jahre später noch auf dem Spielplan des Münchner Volkstheater stehen würde, in nahezu unveränderter Besetzung, konnte keiner ahnen, sagt Alexander Duda heute: "Wir haben gehofft, dass wir es vielleicht so fünf, zehn Jahre spielen können. Aber 20? Nein!" Das "Brander Kaspar"-Erfolgsgeheimnis. Im Nachhinein freilich lassen sich viele Gründe für den anhaltenden Erfolg finden. Zuvorderst natürlich die Inszenierung, die dank schmissiger Blasmusik und vor allem der dampfenden Spiellaune des Ensembles das Publikum begeistert. Aber auch der unverwüstliche Stoff selbst trägt dazu bei, erzählt er doch von einem, der dem Tod erst ein Schnippchen schlägt, dann am Ende zwar doch abtritt, aber nur weil er inzwischen festgestellt hat, dass das Paradies ein weißblauer Bilderbuch-Himmel der Bayern ist. Christian Stückl meint: "Jeder versucht, den Tod so lang wie möglich hinauszudrängen. Und irgendwie gelingt’s dem Brandner auf der Bühne. Das gefällt den Leuten, dass es gelingen kann, den Tod zu überlisten." Und Alexander Duda ergänzt, "die kindliche Seele, die wir ja alle noch in uns tragen, wünscht sich natürlich ein schönes Leben danach." Das (fast) ewige Bühnenleben. So stillt das Stück eine tiefsitzende Sehnsucht, die nicht nur beim Publikum Suchtpotential hat – viele kommen immer wieder in die Vorstellung –, auch die Darsteller sind nach wie vor mit Hingabe bei der Sache. "Nach fast jeder Vorstellung hocken Alexander und ich in der Maske", berichtet Max Brückner, "und schauen uns über den Spiegel gegenseitig an. Und dann sag ich: ‚Schau her, heut haben wir wieder ganz neue Töne gefunden.‘ Immer und immer wieder. Und das finde ich faszinierend. Man kann eine Szene, glaube ich, in Milliarden Versionen spielen." Für Brückner steht daher fest: "Ich spiele das, solange wie die Leute kommen!" Dann also: Auf die nächsten 20 Jahre. Oder mehr. So hat der "Brander" das (fast) ewige Bühnenleben. Artikel von Christoph Leibold für BR24, 4.4.25
Jubiläumswochenende für 20 Jahre "Brandner Kaspar" im Münchner Volkstheater, Premiere am 7. April 2005, Vorstellungsbeginn am Samstag 5. April und am Sonntag 6. April 2025 jeweils um 16 Uhr Samstag: Die erste mir bekannte Person, die ich bei meiner Ankunft am Theater sah, war Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, die einige der anderen Besucher begrüßte oder von ihnen begrüßt wurde. Im Theatersaal sah ich in einer der vorderen Reihen die Schauspielerin Corinna Binzer, ihren Ehemann Sepp Schauer erst nach Vorstellungsende, in der Pause Senta Berger und ihren Sohn Simon Verhoeven ein paar Reihen vor mir. In der Reihe hinter mir saß eine Dame, die ich für die Schauspielerin Gitti Walbrun von "Dahoam is Dahoam" hielt. Oberammergau und Riedering waren an diesem Spätnachmittag vermutlich entvölkert weil beinahe alle Einwohner im Theater waren, wie Eltern, Partner, Geschwister, Kinder und Freunde der Mitwirkenden und Beteiligten. Vor der Vorstellung kam Christian Stückl auf die Bühne, begrüßte uns und kann es selber immer noch nicht ganz glauben, dass sie den "Brandner Kaspar" nun schon seit 20 Jahren spielen, auch in Rio und jedes Jahr in Oberammergau und er sogar mit ins neue Haus umgezogen ist. Eigentlich wollten sie ihn ja gar nicht, schon deswegen weil Dieter Dorn, als er Intendant am Residenztheater wurde, den "Brandner" dort aus dem Programm warf und meinte, der würde doch viel besser ins Volkstheater passen. Stückl erklärte ihm „Meinen Spielplan mache ich schon selber!“. Der Verlag und die Erben von Brechts "Dreigroschenoper" erlaubten keine Version mit Blasmusik, darum setzten er, der Brückner Max und einige andere sich zusammen und beschlossen doch den "Brandner Kaspar" zu machen. Damals meinte Alexander Duda noch, er müsse älter spielen, inzwischen habe er das passende Alter für die Rolle. Kurz wurde noch die kommende Version am Resi erwähnt – Stückl ist sicher, in München sei auch Platz für zwei Brandner-Inszenierungen. Dann wünschte er uns viel Spaß und dass die Augustiner Brauerei fünf Fässer Bier spendiert hätte, die es nach der Vorstellung gäbe. In der Pause kam Christian Stückl nochmals auf die Bühne und erklärte, dass die Produktion noch beinahe in der Originalbesetzung spielt, und dass Susi Brückner auch schon seit 15 Jahren als Doppelbesetzung der Marei dabei sei, und deshalb Kathrin von Steinburg die 1. Hälfte spielte und Susi die 2. Hälfte. Aufs Freibier wurde auch nochmals hingewiesen, und dass obwohl einige Tische reserviert wären, es genügend Plätze für alle gäbe. Kathrin von Steinburg sprang am Ende als Traudl Brandner ein, denn Ursula Maria Burkhart, die normalerweise sowohl die Tante Theres wie auch die Traudl spielt, war zu diesem Zeitpunkt bereits in der Komödie im Bayerischen Hof, wo sie zur Zeit auch im Stück "Kardinalfehler" auf der Bühne steht. Sonst gab es keine besonderen Vorkommnisse. Reichlich Szenenapplaus und lange, stehende Ovationen nach dem Ende, zur Verbeugungsrunde wurden neben Christian Stückl auch der Bühnenbildner Alu Walter und der Dramaturg Volker Bürger auf die Bühne geholt. Im Foyer waren Biergartentische und Bänke bereits mit Brotzeitbrettln eingedeckt, und auch beinahe schon alle besetzt bis ich aus einer der hinteren Reihen endlich auch dort angekommen war. Die Schlange vor dem Freibierausschank war sehr lang – mir zu lang. Ich sah Frau Brückner senior wartend, und nahm die Gelegenheit war, ihr zu ihren Kindern die grade noch auf der Bühne gestanden waren, zu gratulieren. Sie war leicht verwirrt. Dann kam ihr Gatte dazu und irgendwie kam heraus, dass ich die Seite über dem Maxi mache, auf der auch sie nachschauen wenn sie wissen wollen, was er zur Zeit macht, oder in der Vergangenheit schon gemacht hat. Sie sind mit ihren damals etwa 10jährigen Söhnen in eine "Brandner"-Vorstellung im Cuvilliéstheater gegangen und diese waren die ersten die damals schon in Lederhosen die Vorstellung besucht hatten. Bei so tollen Eltern ist es kein Wunder, dass die Brückners, die ich schon früher kennen lernen durfte, so außerordentlich freundlich und angenehm sind. Susi kam noch dazu und ihr Vater hat mich ihr vorgestellt – auch sie wusste schon von mir. Sie hatte eine ihrer Nichten an der Hand und die wollte zur Musik. Die Riederinger samt weiteren Brückners waren abgeschminkt und umgezogen und nun auf dem Weg zum Feiern, daher habe ich mich verabschiedet, und auf dem Weg nach draußen noch Hans Schuler beglückwünscht – Stefan Murr war zu umringt von Freunden. Die Feier habe ich also ausgelassen, dafür habe ich dann 30 Minuten auf die U-Bahn gewartet. Das war der Samstag. Schaun wir mal, wie die Sonntagsvorstellung wird. Text © EFi für maxgesucht, 5.4.25
Jubiläumswochenende für 20 Jahre "Brandner Kaspar" im Münchner Volkstheater, Premiere am 7. April 2005, Vorstellungsbeginn am Samstag 5. April und am Sonntag 6. April 2025 jeweils um 16 Uhr Sonntag: Kein Christian Stückl, kein Freibier und kaum Trachtenträger. Der einzige gesichtete Prominente war der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler von St. Maximilian. Besonderheiten der heutigen Vorstellung: Die vordere rechte Tür ließ sich durch den Flori (Stefan Murr) nicht öffnen, daher musste die Karawane der Musiker samt dem nach dem Jagdunfall verletzten Brandner Kaspar durch die nächste Tür nach draußen; der Boandl hat vor der Kerschgeistorgie nicht nur seinen Text vergessen, sondern damit auch vergessen seinen Hut über das Kreuz im Herrgottswinkel zu hängen, deswegen ist ihm der Hut mehrfach vom Kopf gefallen; der Inhalt vom Präsentkorb für den Brandner Kaspar löste sich in frei schwingende Würstl und Knoblauchknollen, die über den Boden kullerten; anstelle vom Florian Brückner hat mal wieder Bellas Ehemann Simon für ihn übernommen; Susi spielte die Marei – in beiden Hälften, und da Ursula Maria Burkhart nach ihrem Auftritt als Tante Theres auch heute in die Kleine Komödie im Bayerischen Hof fürs Stück "Kardinalfehler" musste, übernahm Agnes Staber von den Riederingern die Rolle der Traudl Brandner. Weniger Szenenapplaus als gestern und es dauerte bis zur letzten Verbeugungsrunde bis sich das Publikum zum Klatschen erhob, aber davor wurde schon getrampelt. Zumindest war heute die U-Bahn pünktlich. Text © EFi für maxgesucht, 6.4.25
Das Münchner Volkstheater feierte „20 Jahre Brandner Kaspar“ mit einem himmlischen Fest für die Kult-Inszenierung. Da behaupte einer, Theater sei Weltflucht. „Mit den anderen hat alles einen Wert“, stellen sie auf der Bühne des Münchner Volkstheaters fest. Wie richtig der Satz ist, zeigt sich kaum eine Stunde später, als alle bei Brotzeit und Bier zusammensitzen: Publikum (vor allem aus dem Oberland), das Ensemble, die Riederinger, die aufspielen, und natürlich all jene Menschen, die seit 20 Jahren auch hinter der Bühne dafür sorgen, dass der Jubilar so gut ausschaut und derart flott unterwegs ist, als hätte er nicht knapp 400 Vorstellungen auf dem Buckel. Vor 20 Jahren, am 7. April 2005, hatte Christian Stückls Inszenierung des "Brandner Kaspar" nach Franz von Kobell und Kurt Wilhelm Premiere – und bis heute säuft der Brandner den Boandlkramer untern Tisch, luchst ihm beim Karteln Bonus-Jahre ab. All das wurde am Samstag (5. April 2025) gefeiert: Zunächst in den dreieinhalb vogelwilden, rasanten, auf den Punkt gespielten und lebenssatten Stunden – danach im Foyer: Augustiner hatte fünf Fässer Bier in die Tumblingerstraße gerollt, das großartige Team vom Restaurant Schmock hatte nicht nur Brotzeit vorbereitet, sondern auch die übrige Speisekarte dem Jubilar angepasst – inklusive „Brandners Detox Teller“.
Artikel von Michael Schleicher für Münchner Merkur, 6.4.25 ~ ~ ~ ~ Trivia:
Der echte Hans Joachim von Zieten (1699-1786) war einer der berühmtesten Reitergeneräle der preußischen Geschichte und ein enger Vertrauter König Friedrichs des Großen. Seine Söhne starben allerdings kinderlos.
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