Erstsendung: 23.
Januar 2011, 20:15 Uhr, ARD Premiere: 21. Januar 2011, Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken, CineStar 3, 22:30 Uhr, in der Reihe "Saarbrücker Premieren" Einschaltquoten:
Tatort #789 - Heimatfront (AT: Rosa Nebel) Drehbeginn für den nächsten Tatort ist voraussichtlich im April 2010. Maximilian Brückner in einem Interview mit Radio Charivari Rosenheim am 3. September 2009
Branchentage - 31. Filmfestival Max Ophüls Preis, 18. bis 24. Januar 2010 Casting aktuelle SR-Spielfilmproduktionen am 21.01.2010, 14.00-18.00 Uhr, Ort: Camera Zwo Im Rahmen der Branchentage sucht der Saarländische Rundfunk für eine aktuelle Spielfilmproduktion (der neue SR-Tatort) die Besetzung für zwei Rollen: - MANN, 28, Bundeswehrsoldat, Oberfeldwebel, Sportskanone, ehrgeizig und narzisstisch; (einstiger) Frauenschwarm. Ist nach dem Afghanistan-Einsatz, bei dem ein Freund ums Leben kam stiller geworden. Er frisst viel in sich hinein, redet nicht mehr mit seiner Frau und lässt auch die anderen aus der Gruppe nicht in sich hineinschauen. - seine FRAU, 26, landläufig attraktiv mit leichtem Sonnenstudioteint. Frau mit Lebensplanung: Job, Familie, Kinder. Sie versucht sich permanent ihrem Mann zu nähern und ihn zu verstehen, resigniert aber immer mehr, weil sie spürt, dass sie Philipp nicht mehr erreichen kann. Und sie ahnt immer mehr, dass Philipp ein dunkles Geheimnis hat. In Zusammenarbeit mit der Agentur Being Cast wird ein öffentliches Casting für diese Rollen durchgeführt. Quelle: Max-Ophüls-Filmfestival, 14.1.2010 --- Der OSCAR-Gewinner Jochen Alexander Freydank wird für den Saarländischen Rundfunk beim nächsten Tatort Regie führen. Der 41jährige Berliner, der 2009 für seinen Kurzfilm "Spielzeugland“ den OSCAR erhielt, dreht damit seinen ersten Langfilm im Saarland. SR-Intendant Fritz Raff sagte: "Wir sind seit langem mit Jochen Freydank in gutem Kontakt. Dieser Regisseur versteht es mit Präzision in der Bildsprache und einem eigenen Stil, Geschichten spannend und emotional zu erzählen. Ich freue mich, dass aus unseren guten Kontakten jetzt eine Zusammenarbeit wird.“ Regisseur Jochen A. Freydank erklärte: "Ich freue mich sehr einen Tatort zu drehen. Schließlich gehören Tatorte mit zum Besten, was das deutsche Fernsehen zu bieten hat. Für mich ist es ein faszinierendes Format, weil man dort spannende Unterhaltung mit relevanten Themen verbinden kann. Natürlich freue ich mich auch auf Gregor und Max. Das wird sicher Spaß machen.“ Der Geschäftsführer der Prosaar und SR-Tatort-Produzent Martin Hofmann sagte: "Es ist eine klassische Win-Win-Situation: einerseits wird der saarländische Tatort `geoscart´, andererseits erhält Jochen Freydank von SR und Prosaar die tolle Chance, mit einem der Premium-Produkte in seine Langfilm-Karriere einzusteigen.“ Tatort-Redakteur Christian Bauer freut sich ebenfalls auf die Zusammenarbeit: "Den Erstkontakt mit Jochen Freydank hatte Gregor Weber beim Ophüls-Festival 2008 hergestellt. Seit der Zeit stehen wir in ständigem Dialog und etwa seit einem dreiviertel Jahr arbeiten wir zusammen am Stoff. Es freut mich, dass wir den Film, der natürlich an das Niveau von `Hilflos´ anknüpfen soll, jetzt mit ihm umsetzen können.“ Der nächste Tatort des Saarländischen Rundfunks wird ab Anfang April im Saarland gedreht. Es geht um das Thema Respekt, die Geschichte ist angesiedelt zwischen Kasernen und dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Selbstverständlich wird es - wie gewohnt - eine Pressekonferenz und Pressetermine am Set geben. Quelle: Pressemitteilung Saarländischer Rundfunk (SR), 22.1.2010, 16:54 --- Oscar-Preisträger Jochen Alexander Freydank führt beim nächsten "Tatort" des Saarländischen Rundfunks (SR) Regie. Die Dreharbeiten starten Anfang April, wie der Sender am Freitag in Saarbrücken mitteilte. Das Thema Respekt stehe im Mittelpunkt. Die Geschichte sei zwischen Kasernen und dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte angesiedelt. Im SR-Tatort aus der ARD-Krimireihe sind die Kommissare Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Stefan Deininger (Gregor Weber) im Einsatz. Der Berliner Regisseur war im vergangenen Jahr mit einem Oscar für seinen Kurzfilm "Spielzeugland" (mit Gregor Weber) ausgezeichnet worden. Der 14 Minuten lange Film mit Julia Jäger in der Hauptrolle erzählt, wie eine Mutter einen jüdischen Jungen vor der Deportation rettet. na/ddp
"Der SR-Tatort ist jünger geworden" - Interview mit Jochen Freydank und Christian Bauer Am 7. April beginnen die Dreharbeiten zum neuen SR-Tatort "Heimatfront". Redakteur Christian Bauer konnte diesmal den Oscar-Preisträger Jochen Alexander Freydank für die Regie verpflichten, der mit seinem bewegenden Kurzfilm "Spielzeugland" schon die Juroren des Academy Award überzeugte. SR-online und SR-info trafen den Redakteur und den Regisseur im Vorfeld zum Interview. - Herr Freydank, der SR-Tatort "Heimatfront" wird Ihr erster Langfilm (als Regisseur). Ist das eine besondere Herausforderung? Jochen Freydank: Klar, der Tatort ist ein schönes Fernsehformat, große Fernsehunterhaltung die auch mit Anspruch aktuelle Themen behandelt. Das ist natürlich eine große Herausforderung, zumal ich selbst sehr gerne Tatorte sehe. Außerdem freue ich mich riesig auf die Arbeit mit Gregor und Maximilian [Gregor Weber und Maximilian Brückner als Kommissare Stefan Deininger und Maximilian Kappl; Anm. der Redaktion], die ich schon lange kenne. Mit Gregor Weber habe ich ja schon in Spielzeugland zusammengearbeitet. - Sie haben letztes Jahr mit Ihrem Kurzfilm "Spielzeugland" den Oscar gewonnen. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk? Freydank: Dass wir einen Tatort zusammen machen werden, haben Christian Bauer und ich schon vor dem Oscar besprochen. Gregor Weber hatte während des Max Ophüls Festivals (2008) den Kontakt zwischen uns hergestellt. Ich habe mir dann gedacht, wenn das mit dem Oscar nicht klappt, ist es auf jeden Fall gut, den Tatort zu machen. Und wenn es klappt, ist es natürlich auch gut. - Was hat Sie daran gereizt, im Saarland zu drehen? Freydank: Ich war ja schon so um die 15 mal im Saarland, aber heute ist es das erste Mal, dass die Sonne scheint (lacht) - ich bin ja sonst nur während des Ophüls-Festivals im Januar hier. Ich habe hier schon viele tolle Locations gesehen, die sehr interessant sind. - Herr Bauer, im Vorfeld war zu lesen, die Handlung von "Heimatfront" drehe sich um das Thema "Respekt". Können Sie uns mehr dazu erzählen? Christian Bauer: Wie der Titel es schon andeutet, geht es in "Heimatfront" um vier Soldaten, die aus Afghanistan zurückkehren und um die Probleme, die sie haben, nach dem Erlebten in ihr früheres Leben zurück zu finden. Freydank: Es geht darum, wie ihr Umfeld und die Gesellschaft diese Kriegsheimkehrer empfängt und sich ihnen gegenüber verhält. - Der letzte SR-Tatort "Hilflos" war harte Kost für die Zuschauer. Es ging weniger humorvoll zu, als man das bei einem SR-Tatort erwartet. Wird das bei dem neuen Tatort so fortgesetzt? Freydank: "Heimatfront" hat durch das vorgegebene Thema natürlich eine düsterere Stimmung, es ist schon ein "Männerfilm". Aber es wird auch viele sehr emotionale Momente geben. Ähnlich wie bei "Hilflos" werden wir die Rollen auch diesmal sehr jung besetzen, das war mir wichtig. Denn in der Realität sind die Jungs, die nach Afghanistan gehen zwischen 21 und 25 Jahre alt. Es stört mich, dass in den meisten Kriegsfilmen 35-Jährige zu sehen sind. Ich denke mir dann immer: "Die würden Euch doch da gar nicht mehr nehmen." - Von wem stammt diesmal das Drehbuch? Bauer: Das Drehbuch stammt diesmal von Christiane Hütter und Christian Heider. Bearbeitet wurde es von Uwe Wilhelm. - Nach welchen Kriterien suchen Sie das Drehbuch aus? Freydank: Das Thema gibt die Redaktion vor, in dem Fall Christian Bauer. Bauer: Man hat ein Thema, das einen interessiert und gibt dann ein Buch in Auftrag. Das ist natürlich ein längerer Prozess. - Herr Freydank, haben Sie gleich gedacht, "dieses Drehbuch will ich verfilmen"? Freydank: Ja, das Thema hat mich sehr interessiert. Im Laufe der Buchentwicklung gab es zwar immer mal Momente, in denen ich dachte, das ist jetzt aber sehr weit weg von dem, was ich mir vorgestellt habe, aber jetzt, kann ich sagen, bin ich mit dem Resultat sehr zufrieden und ich freue mich wirklich auf die Arbeit. - Kann man schon etwas zu der Besetzung von "Heimatfront" sagen? Freydank: Nicht wirklich, das Casting läuft noch und es sind noch nicht alle Rollen unter Dach und Fach. Was ich aber schon sagen kann ist, dass Julia Jäger mitspielen wird. Sie spielte auch schon die Hauptrolle in "Spielzeugland", und ich bin sehr glücklich, dass wir sie für "Heimatfront" besetzen konnten. Es werden auch auf jeden Fall drei Rollen mit Schauspielern aus der Region besetzt. - Herr Bauer, nach "Hilflos" ist dies Ihr zweiter SR-Tatort. Wie werden sich das Format und die Figuren in Zukunft entwickeln? Bauer: Mein Ziel ist es, dass sich der SR-Tatort verstärkt mit Themen auseinandersetzt, die auch gesellschaftspolitische Relevanz haben. Mich interessiert nicht die Millionärsgattin, die aus Eifersucht ihren Mann ermordet. Die gibt es in der Realität ja auch nicht wirklich so häufig. Aber Schul-Mobbing findet statt. Das ist ein Thema, das für viele Menschen relevant ist - genauso wie die Einsätze der Bundeswehr im Ausland und ihre Folgen. Außerdem ist der SR-Tatort jünger geworden, sowohl von den Themen, als auch von den Protagonisten. Wir wollen ja auch die jüngeren Zuschauer im Ersten ansprechen. Außerdem arbeiten wir ja in enger Kooperation mit dem Max Ophüls Film-Festival und möchten dem deutschen Film-Nachwuchs eine Plattform bieten. - Und wie wir es mit dem Ermittler-Duo Deininger - Kappl weitergehen? Christian Bauer: Das Verhältnis der beiden ist durchaus entwicklungsfähig - sagen wir es mal so, sie sind auf einem guten Weg. - Herr Freydank, Herr Bauer, wir danken Ihnen für das Gespräch. Das Interview führten Cathy Huyer und Eva Röder Quelle: SR-online, 24.3.2010 Drehstart für neuen SR-Tatort "Heimatfront" heißt der neue SR-Tatort, der ab Donnerstag, 8. April, im Saarland gedreht wird. Regie führt diesmal Oscar-Gewinner Jochen Alexander Freydank, der damit auch sein Langfilm-Debüt gibt. "Heimatfront" erzählt die Geschichte von vier Soldaten, die aus Afghanistan zurückkehren und die Probleme haben, nach dem Erlebten in ihr früheres Leben zurück zu finden. Dabei spielt auch eine Rolle, wie die Gesellschaft diese Kriegsheimkehrer empfängt und sich ihnen gegenüber verhält. Das Drehbuch für "Heimatfront" stammt von Christiane Hütter und Christian Heider, die damit ebenfalls beide ihr Tatort-Debüt feiern. Bearbeitet wurde das Buch von Uwe Wilhelm. Der Tatort des Saarländischen Rundfunks bleibt damit bei seiner Devise, jungen Autorenteams eine Chance zu geben. Junges Thema und junges Team Auch beim Thema und Darstellern setzt der SR-Tatort wieder auf "jung". Mit Friedrich Mücke (Münchner Volkstheater; Bayerischer Filmpreis 2010 - Bester Nachwuchsschauspieler), Constantin von Jascheroff, Ludwig Trepte (Max-Ophüls-Preisträger 2006), Martin Kiefer und Robert Gwisdek wurden gleich fünf Rollen mit bekannten, jungen Darstellern besetzt, von denen die meisten auch dem Publikum des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis bekannt sein dürften. Als Kommissare sind wieder Exil-Bayer Franz Kappl alias Maximilian Brückner und sein saarländischer Kollege Stefan Deininger (Gregor Weber) im Einsatz. Auch Darsteller aus dem Saarland erhalten in "Heimatfront" wieder die Chance, sich einem bundesweiten Publikum zu zeigen. Die Besetzungsliste hierzu wird bald bekanntgegeben. Der Tatort ist eine Produktion der ProSaar Medienproduktion (Produzent: Martin Hofmann) im Auftrag des Saarländischen Rundfunks (Redaktion Christian Bauer) und der Degeto für Das Erste. Die Ausstrahlung ist für Anfang 2011 vorgesehen. Quelle: SR-online, 6.4.2010, 14:25 Uhr Auch: SR dreht "Tatort" um Afghanistan-Rückkehrer, ddp ; Afghanistan-Rückkehrer im neuen "Tatort", dpa ; Bavaria Film
Neuer Saar-Tatort: Kriegsheimkehrer unter Mordverdacht Heute Start der Dreharbeiten in Marpingen... In Marpingen fällt heute die erste Klappe zum neuen Tatort des Saarländischen Rundfunks. In dem Krimi mit dem Titel "Heimatfront" geht es um vier junge Soldaten, die aus Afghanistan zurückkehren. Regie führt Oscar-Preisträger Jochen Alexander Freydank aus Berlin. Saarbrücken/Marpingen. Mit seinem ersten Kurzfilm "Glückliches Ende" war er auf dem Saarbrücker Max-Ophüls-Festival vertreten. Mit seinem vierten Kurzfilm "Spielzeugland" gewann er den Oscar. Jetzt inszeniert Jochen Alexander Freydank seinen ersten langen Spielfilm: den neuen SR-Tatort "Heimatfront". Am heutigen Donnerstag beginnen hierzu die Dreharbeiten in Marpingen, als weitere Stationen folgen Saarbrücken und St. Ingbert. "Heimatfront" erzählt von vier Soldaten, die aus Afghanistan zurückkehren. Wieder in ihrer Heimat Deutschland angekommen, haben sie Probleme, in ihr früheres Leben zurück zu finden. Sie haben Schreckliches erlebt, "es spielt aber auch eine Rolle, wie die Gesellschaft diese Kriegsheimkehrer empfängt und sich ihnen gegenüber verhält", erklärt SR-Tatort-Redakteur Christian Bauer. Als im Umfeld der Soldaten ein Mord passiert, ruft das die Saarbrücker Kommissare Franz Kappl (Maximilian Brückner) und Stefan Deininger (Gregor Weber) auf den Plan. Alle vier Kriegsheimkehrer gehören zu den Verdächtigen in diesem Mordfall. Moderator Manuel Andrack spielt einen Kneipenwirt Kappl und Deininger bekommen ab diesem Tatort übrigens einen "kleinen Rückzugsraum", so Christian Bauer. Sie treffen sich ab und an in einer kleinen Kneipe - und der Wirt wird von Manuel Andrack gespielt. Der Redakteur, Autor und Moderator ("Ich werde Saarländer") bekommt damit eine bleibende kleine Rolle im SR-Tatort-Team. Drehort ist die "Alte Bierstube" in der Martin-Luther-Straße in Saarbrücken. Quelle: sol.de, Thomas Reinhardt, 7.4.2010
Performance-Künstlerin wird am Samstag ermordet Gestern war der erste Drehtag für den neuen SR-Tatort in Marpingen Seit gestern wird der neue SR-Tatort gedreht. Arbeitstitel: "Heimatfront". Der erste Drehtag führte die Filmcrew um das Ermittler-Duo Kappl und Deininger nach Marpingen. Marpingen. Das hat nichts mit Glanz und Glamour zu tun, das ist harte Arbeit - Handwerk eben. Seit dem frühen Morgen schon ist die Filmcrew des Saarländischen Rundfunks gestern in Marpingen. Drei große Lkw mit allerhand Technik drinnen, viele schwarze Klappstühle und ein kleiner Tisch mit Schnittchen stehen am Straßenrand. Etwa 35 Männer und Frauen vom Filmteam tummeln sich in der Straße "Zum Flugplatz", in Höhe des Sportplatzes regelt ein Mann mit schwarzem Pulli und Knopf im Ohr den Verkehr. Immer wieder ruft er: Achtung, wir drehen. Denn dann müssen alle still sein. Passanten, Schaulustige und auch die rund 15 Jungs und Mädels aus dem Kindergarten Marpingen, die sich mit ihrer stellvertretenden Leiterin Rosemarie Warken das Spektakel anschauen. "Wenn in Marpingen was los ist, dann müssen wir doch hier sein", sagt sie.
Das Tatort-Team sucht als Komparsen noch eineiige Zwillige zwischen drei und fünf Jahren. Info: Tel. (01 63) 2 82 82 89. Quelle: Saarbrücker Zeitung, Melanie Mai, 8.4.2010, 16:37 ---
Den Ausstatter des SR hatte Patrick Stoll auf dieses Haus seines Bekannten aufmerksam gemacht. Für den SR arbeitet er als militärischer Berater. Auch die Luftlandebrigade in Saarlouis unterstützt das Filmteam. Wenn auch das Bundesverteidigungsministerium eine Drehgenehmigung in Saarlouis verweigert habe: "Das hat uns schon enttäuscht", sagt Bauer. Der Tatort vermittele wohl nicht die richtige Botschaft, vermutet Bauer. Schließlich geht es um Soldaten, die aus dem Einsatz zurück kommen und sich in ihrem alten Leben nicht mehr zurecht finden. So drehte das Team um Regisseur und Oscar-Preisträger Jochen Alexander Freydank am Donnerstagnachmittag unter anderem eine Szene, in der ein Soldat, gespielt von Martin Kiefer, betrunken im Bett liegt. Die Möbel haben die Leute vom Film mitgebracht. Schließlich ist das Haus ja noch nicht bewohnt. "Sie haben die Wohnung komplett eingerichtet", erzählt Quirin. Jetzt ist er gespannt, wie sein Haus im Fernsehen rüberkommt: "Das ist schon spannend." Im Januar 2011 soll "Heimatfront" gesendet werden. Dann ist das Thema wohl immer noch aktuell, denkt Bauer: "Geschichten von Bundeswehr-Heimkehrern werden uns bestimmt noch den ganzen Sommer beschäftigen." Und genau damit passe das Thema ins saarländische Tatort-Konzept. Bauer: "Wir wollen gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen, am Puls der Zeit sein." Und da sei so eine Geschichte von jungen Soldaten "spannender als mordende Juweliers-Gattinnen", wie es Bauer ausdrückt. Von Mord war am Donnerstag noch nichts zu sehen - die Szene wird wohl erst an diesem Samstag gedreht. Für Quirin, der die Dreharbeiten lange beobachtete, war es trotzdem ein besonderer Tag. Schließlich ist er ein Tatort-Fan. Quelle: Pfälzischer Merkur, Melanie Mai, 10.4.2010, 00:15
Julia Jäger spielt die Psychologin Dr. Bergmann in "Heimatfront", dem aktuellen Tatort des Saarländischen Rundfunks. Am 13. und 14. April drehte sie in der Landespolizeidirektion Saarbrücken, wo als Motiv eine psychologische Praxis zur Traumatherapie eingerichtet war. Dr. Bergmann arbeitet im Film mit jungen Soldaten, damit diese ihre Erlebnisse nach einem Afghanistan-Einsatz aufarbeiten können. Quelle: SR Pressemitteilung, 15.4.10 --- Damit Blut und Leiche echt aussehen Wie Kommissare der saarländischen Polizei den SR bei "Tatort"-Produktionen beraten Sie wissen wie Tatorte wirklich aussehen: Zwei Kommissare der saarländischen Polizei unterstützen den SR mit Tipps und Statistenrollen bei den Tatort-Produktionen. Der Krimi dankt es mit mehr Realitätsnähe. Man kennt das aus etlichen Filmen: Die Kommissare kommen zum Tatort, wo eine Heerschar von Leuten von der Spurensicherung in weißen Overalls bereits fotografiert, pinselt und stöbert. Die Kommissare beugen sich über die Leiche, dann fragen sie einen meist skurril wirkenden Gerichtsmediziner nach dem Todeszeitpunkt - und der vertröstet sie auf morgen. Die Kommissare schütteln verzweifelt den Kopf, fragen, ob es nicht schneller gehe. - Kamera halt! Stopp! "Das ist natürlich alles wenig realistisch", sagt Jürgen Böing. Der 49-Jährige ist Spurensicherer bei der saarländischen Polizei und berät zusammen mit seinem gleichaltrigen Kollegen Gerhard Vogelgesang den Saarländischen Rundfunk (SR) bei den Dreharbeiten von Tatort-Produktionen. "Das Obduktionsergebnis zur Bestimmung des Todeszeitpunkts halten sie auch am nächsten Tag noch nicht in den Händen", sagt Böing. "Außerdem", fügt Vogelgesang hinzu, "ist der Gerichtsmediziner nur dann am Tatort, wenn sich der ungefähre Todeszeitpunkt auch vor Ort bestimmen lässt. Sonst hat der Gerichtsmediziner am Tatort nix verloren." Auch würden am Tatort nicht Unmengen von Spurensicherern hin und her laufen. "Da ist es oft sehr ruhig und kaum Bewegung", weiß Vogelgesang aus Erfahrung. Aber die zwei echten Kommissare wissen natürlich: "Der Film soll ja vor allem unterhaltend und spannend sein." Und dennoch: Die SR-Tatorte seien in den vergangenen Jahren deutlich realistischer geworden, findet das Ermittler-Duo. Auch weil das Drehbuch inzwischen vorab von der Polizei auf grobe Unstimmigkeiten durchgesehen werde. Begonnen habe das Bemühen um mehr Realität mit dem Abgang von Ex-Tatort-Kommissar Jochen Senf. "Der Senf hat am Tatort zum Beispiel nie Handschuhe zur Spurensicherung getragen, sowas hat den nicht gekümmert", erinnert sich Böing. Die aktuellen Tatort-Schauspieler Maximilian Brückner und Gregor Weber dagegen hätten sich von der Polizei eigens zeigen lassen, wie man mit einer Waffe umgeht - wie man sie zieht, wie man sie hält, wie man sie abfeuert. "Mit den beiden hat sich inzwischen so etwas wie ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut", sagt Vogelgesang. "Oft werden wir auch gefragt, wie Blutspuren verlaufen müssen, damit es realistisch wirkt", erzählt er. In der vergangenen SR-Tatort-Folge "Hilflos", wo ein toter Schüler über den Boden geschleift worden sein sollte, habe er beispielsweise "die entsprechenden Blutspuren dafür dirigiert", sagt Vogelgesang. Für seinen Kollegen Böing wirkte die übel zugerichtete Schüler-Leiche derart realistisch geschminkt, dass es ihm wie ein Déjà-vu vorkam: "So etwas ähnliches habe ich in Bexbach gesehen, wo ein Toter 46 Messerstiche abbekommen hatte." Dass die saarländische Polizei dem SR bei den Tatort-Dreharbeiten unentgeltlich und ehrenamtlich mit Rat und Tat zur Seite steht und sogar Requisiten wie Polizeiuniformen, Autos und schusssichere Westen zur Verfügung stellt, ist für ihren obersten Dienstherren, Innenminister Stefan Toscani, nichts anderes als "ein Zeichen der hohen beruflichen Identifikation unserer Polizei". In anderen Bundesländern seien es oftmals spezielle Ausstatterfirmen, die diese Aufgaben übernähmen, ergänzt Polizeisprecher Georg Himbert. Doch das Engagement insbesondere von Vogelgesang und Böing ist wohl auch nicht ganz uneigennützig: Immerhin gibt es am Set viel zu erleben. "Vor Jahren spielte Rosel Zech in einem SR-Tatort mit: beeindruckend", erinnert sich Böing. "Oder Sky Dumont", wirft Vogelgesang ein, "ein irrer Typ." Und als Statisten sind sie zudem selbst oft im Bild und zur Abwechslung mal an einem "Tatort", wo es keine echten Leichen und Tragödien gibt. Quelle: Saarbrücker Zeitung, Johannes Schleuning, 19.4.10 Neuer Saarland-Tatort: Akribie an der Heimatfront
Der Zufall hat es so gewollt, daß just in den Tagen, in denen die Crew durchs Saarland zieht und diesen Stoff dreht, der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr eine immense öffentliche Aufmerksamkeit erfährt. Die Macher der SR-Tatorte seien zwar bemüht, aktuelle gesellschaftliche Themen aufzugreifen, anstatt von einer mordenden Juweliersgattin zu erzählen, sagt Redakteur Christian Bauer. "Dieses Mal aber mußten wir das Drehbuch während der Dreharbeiten noch einmal anpassen, weil wir von der Wirklichkeit fast überholt worden sind." Die Geschehnisse am Hindukusch in den vergangenen Wochen, die Kämpfe am Karfreitag, die Todesopfer, all das mußte nachträglich berücksichtigen werden. Auf ihre Arbeit am Set habe die Präsenz des Themas keinen Einfluß, beteuern die Darsteller unisono. "Wir machen Kunst - zwar mit einem Realitätsanspruch, aber keine Dokumentation", sagt Friedrich Mücke. Und doch bleiben Gespräche über die deutschen Soldaten in Afghanistan, ihr Standing in der Gesellschaft und die Debatte über den Einsatz und das Wort Krieg nicht aus. Der Film soll aufmerksam machen, an das Schicksal und die Bürden der Heimkehrer erinnern. "Es ist ein Geschenk, wenn man so etwas machen darf, wenn man die Leute mit so einem Film wachrütteln kann", sagt von Jascheroff. Dafür soll alles passen. In der Ferne knallt die nächste Platzpatrone. Quelle: dpa/N24, 25.4.10
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- - - - - Marpinger fungiert beim Tatort als militärischer Berater - Dreh in St. Wendel und Gregor Weber und Maximilian Brückner im SZ-Interview Rund elf Jahre nach dem Abzug der französischen Garnison hat nicht die Bundeswehr die ehemalige Kaserne bezogen, sondern das SR-Tatort-Team. Der Vorschlag kam von Berater Patrick Stoll. Gestern war der letzte Drehtag für den neuen saarländischen Tatort "Heimatfront". Und die letzten beiden Drehtage führten die SR-Crew in die ehemalige Kaserne nach St. Wendel. Am Rande des Drehs unterhielt sich SZ-Redakteurin Melanie Mai kurz mit den beiden Hauptdarstellern Gregor Weber und Maximilian Brückner. St. Wendel. "Links, zwo, drei, vier", ruft Patrick Stoll. Im Laufschritt begleitet er 18 Soldaten, die in Zweierreihen über das Pflaster der ehemaligen Tritschler-Kaserne in St. Wendel rennen. Rund elf Jahre nach dem Abzug der französischen Garnison hat nicht die Bundeswehr die Gebäude bezogen, sondern das SR-Tatort-Team hat dort am vergangenen Mittwoch gedreht. Der Arbeitstitel des Films lautet "Heimatfront" und soll Anfang 2011 in der ARD laufen. Da die Krimimacher keine Drehgenehmigung für eine Bundeswehrkaserne bekommen haben, mussten sie einen anderen Ort finden. Die Wahl ist auf die ehemalige Kaserne in St. Wendel gefallen. Den Vorschlag dort zu drehen, hat Patrick Stoll gemacht. Der Alsweiler restauriert nicht nur historische Militärfahrzeuge, sondern er hat mit anderen die Firma "Military Film and Movie Service" gegründet. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen für Filmemacher an, die einen Streifen mit militärischem Hintergrund drehen wollen. "Ich spezialisiere mich auf die Wehrmacht und die Bundeswehr", sagt Stoll. Da es beim jüngsten SR-Tatort um vier Bundeswehrsoldaten geht, die aus Afghanistan heimkehren und Probleme haben, in ihr altes Leben zurückzufinden, sind die Dienste von Stolls Firma gefragt gewesen. Auf dem Gelände der Tritschler-Kaserne stehen fünf ehemalige Bundeswehr-Fahrzeuge: zwei MAN-Laster, ein Kleintransporter, ein Mercedes-Zweitonner mit einem Maschinengewehr auf dem Dach sowie ein Mercedes Benz 250 GD Wolf. Auch wenn Stoll zurzeit ausschließlich Wehrmacht-Wagen besitzt, verfügt er über gute Kontakte in die Militaria-Szene. "Die Fahrzeuge habe ich in Frankreich und im Saarland organisiert", sagt Stoll. "Herr Oberfeldwebel, machen Sie bitte die Schnürsenkel weg", ruft Stoll und zeigt auf die Stiefel von Robert Obermair. Lacher des Film-Teams schallen über das Gelände, während der Regie-Assistent die Schnürsenkel in die Knobelbecher fummelt. Warum tragen Obermair oder der zweite Regieassistent Philip Christen Uniformen? "Die wollen auch beim Tatort mitspielen", sagt Hubert Georg Flachhuber, der nach Statisten für den Tatort gesucht hat. Rund 40 Bundeswehr-Reservisten und verkleidete Zivilisten mimen den militärischen Alltag in einer Kaserne. Während die 18 Soldaten mit Stoll vorbeilaufen, gehen die SR-Kommissare Stefan Deininger (Gregor Weber) und Franz Kappl (Maximilian Brückner) an ihnen vorbei. Wenig später unterhalten sich die Polizisten mit einem Major, den Schauspieler Torsten Michaelis darstellt. Mehrere Male wird die Szene geprobt und wiederholt, bevor Regisseur Jochen Alexander Freydank mit den Aufnahmen zufrieden ist. "Ein Teil der Statisten war bereits um sieben Uhr früh hier", erzählt Flachhuber. Soldaten-Darsteller hätten in Reih und Glied vor dem Wohnwagen der Maske gestanden, um sich darin die Haare auf "Bundeswehr-Länge" schneiden zu lassen. Der andere Teil der Statisten ist um 8.30 Uhr an den St. Wendeler Drehort gekommen. Vor den Aushilfsschauspielern liegt ein langer Tag. Laut Drehplan gehen die Filmaufnahmen bis 18.15 Uhr. Auch wenn über das Gelände der ehemaligen Kaserne ein kalter Wind weht und das Wiederholen der Szenen Ausdauer von den Film-Profis und -Amateuren verlangt, ist Patrick Stoll mit Eifer dabei. "Mir macht es Spaß", sagt der ehemalige Zeitsoldat. Bei der Bundeswehr war er unter anderem Ausbilder bei der Jägertruppe. Deshalb weiß er, welcher Ton auf dem Kasernenhof herrscht. Und als militärischer Berater des SR-Tatort-Krimis bringt er auch Zug in die Statistentruppe. Als ihm eine Begrüßung der Soldaten zu lasch war, schrie er noch lauter: "Guten Tag, Fallschirmjäger". Und die Statisten schmetterten zurück: "Guten Tag, Herr Major." Ein paar Grad über Null, eisiger Wind und stundenlanges Drehen im Freien - steht das Filmteam an so einem Tag kurz vor einem Lagerkoller? Maximilian Brückner: Warum Lagerkoller? Die Stimmung ist entspannt, es läuft super. Aber es liegen tatsächlich 20 harte Tage hinter uns. Gregor Weber: Es zeichnet ein professionelles Team aus, auch mit Spannungen umgehen zu können. Wir arbeiten manchmal elf, zwölf Stunden am Tag. Dafür werden wir aber auch mit einem guten Ergebnis belohnt. Wie hat sich der saarländische Tatort verändert, seitdem es das Kommissar-Duo Kappl/Deininger gibt? Weber: Er ist natürlich besser geworden. (lacht) Brückner: Der Tatort musste sich erst einmal einschaukeln. Es braucht Zeit, bis man weiß, welche Geschichte passt. Weber: Bei einem kreativen Prozess muss man Geduld haben. Die Münchner Kollegen haben mir erzählt, dass sie auch erst ein paar Dinge ausprobieren mussten, bis sie zufrieden waren. Brückner: Und unsere beiden ersten Fälle waren ja nicht unbedingt so toll. Aber unser jüngster Tatort, "Hilflos", hat die Latte sehr hoch gelegt - darunter läuft nichts mehr. Haben Sie einen Lieblings-Tatort-Ermittlerteam? Weber: Ich mag die Münchner und die Kölner. Wenn auch bei den Kölnern die Geschichten etwas nachlassen, so mag ich doch die Schauspieler. Brückner: Dazu kann ich nichts sagen; ich kucke nicht viel fern. Lieber gehe ich ins Kino. Was ist das Besondere am Saarbrücker Tatort? Weber: Natürlich wir! Es gab bisher in jedem Tatort eine Szene, in der ich den Max schlagen darf. Auch das finde ich toll. Jetzt aber im Ernst. Ich denke, wir beide haben eine Spielweise, die sich stark unterscheidet von anderen Kommissaren. Brückner: Ich denke, das Besondere ist die starke Realitätsnähe. Sie wohnen beide in Bayern, jetzt sind Sie vier Wochen am Stück im Saarland, jetzt zwei Tage in St. Wendel. Bleibt Zeit, sich hier etwas anzuschauen? Brückner: Ich mag das Saarland. Leider kommt man zu wenig zum Genießen. Ich gehe morgens aus dem Hotel und abends zurück. Aber abends auf dem St.-Johanner-Markt zu sitzen, das bedeudet für mich Genießen. Nur leider klappt das zu selten. Von St. Wendel habe ich außer diesem Kasernengelände gar nichts gesehen. Weber: Ich weiß, wie schön St. Wendel ist. Aber heute habe ich nichts davon gesehen. Keine Zeit! Quelle: Saarbrücker Zeitung, Heiner Micansky & Melanie Mai, 8.5.10
Zitternde Komparsen an der "Heimatfront" Es ist so kalt an diesem Tag im hohen Norden des Saarlandes, dass manch ein Komparse und die Filmcrew Winterwäsche und Skijacken tragen. Dabei ist es schon Anfang Mai. Die meisten Komparsen, die gerade nicht gebraucht werden, haben sich mit einem heißen Kaffee eingedeckt oder die Hände tief in den Taschen vergraben. Für die nächste Szene muss umgebaut werden. Ein Fahrer parkt den Unimog um, weiße Qualmwolken aus dem Auspuff nebeln die Crew ein - der Ölfilter müsste mal gewechselt werden. Ein monströser vierachsiger Lastwagen kommt um die Ecke gefahren und parkt weiter hinten im Bild. "Lass die Räder schief stehen, das sieht gut aus", kommandiert der Regieassistent. Sein Chef Jochen Freydank beschäftigt sich derweil mit seinem Kameramann, erklärt die Einstellung, geht mit den Schauspielern durch, was er von ihnen sehen möchte. Der Stille Regisseur Unter seiner Schirmmütze blickt Freydank wie der Hochleistungssportler kurz vor dem siegentscheidenden Olympialauf. Er spricht wenig, und wenn, dann gibt er knappe Kommandos oder instruiert die Schauspieler, unterstützt von eindringlichen Gesten. Christian Bauer, verantwortlicher SR-Redakteur für den Tatort seit zwei Jahren, zeigt sich mit dem Team solidarisch: Jeden Tag ist er am Drehort, auch wenn es lange dauert oder das Wetter so bescheiden ist wie heute. So werden die Wege zwischen ihm und dem Regisseur kurz gehalten, falls im Drehbuch noch etwas geändert werden müsste. Heute ist das jedoch nicht der Fall: Jochen Freydank, der 2009 für seinen Kurzspielfilm "Spielzeugland" den Oscar erhielt, weiß genau, was er will und wie das auszusehen hat. Bauer hat also Zeit, zwischendurch zu telefonieren - aber weit genug vom Dreh weg, damit sein Gespräch die Tonaufnahmen nicht stört. In der nächsten Szene steht ein kurzes Gespräch zwischen den Tatort-Kommissaren und einem verdächtigen Major im Mittelpunkt. Echte Reservisten erklären den Komparsen, wie sie grüßen. Ein Dutzend Mal brüllen sie "Guten Morgen, Herr Major!" über den Platz, bis es sitzt. Der sonnenbebrillte Offizier richtet die Reihen aus: "Rückt zusammen! Wir drehen hier keinen Super-Acht-Film!", schnauzt er. Die Komparsen grinsen und gehorchen. Der Regieassistent rückt den Offizier wie eine Puppe hin und her, bis er richtig im Bild steht. Eine junge Dame mit weißer Kreide in der Rechten und der berühmten Filmklappe unterm Arm malt einen Punkt an die Stelle, wo er stehen soll. In der Umbauphase drängen sich alle um die Thermoskannen mit Tee und Kaffee. Eine Ausstatterin hilft Brückner und Weber in den Drehpausen in dicke Jacken. Gregor Weber ist seit 2001 ("Du hast keine Chance") als Stefan Deininger mit dabei. Kollege Kappl alias Maximilian Brückner hatte seinen ersten Saarbrücker Fall 2006 ("Aus der Traum"). Als Kommissare rasseln sie gerne mal aneinader, privat sind sie gut befreundet. Vielleicht liegt das nicht zuletzt daran, dass Weber mittlerweile nach Bayern gezogen ist - seine Frau stammt von dort. Schluss mit Lustig Weber macht Witzchen, wie so oft, und äfft den Gleichschritt der Soldaten nach. Dabei kennt er im Gegensatz zu Maximilian Brückner diesen aus dem Effeff: Der gelernte Koch verbrachte seinen Wehrdienst bei der Marine und ist zugleich Reservist der Luftlandebrigade 26 - eben der Saarlandbrigade. Doch jetzt ist Schluss mit Witzereißen, Freydank will weiterdrehen. "Schauspieler bitte!", ruft der Regieassistent. Doch, einen hat Weber noch: "Schauspieler, wo? Ich bin Polizeibeamter!" Aber er gehorcht eilig und stellt sich wieder brav neben Maximilian Brückner auf. Die kurze Raucherpause für den Kommissar aus Bayern ist vorüber, denn es heißt wieder "Alles auf Anfang, wir drehen! Ruhe bitte!" Der starke, eiskalte Wind verweht das Gespräch zwischen dem Soldaten und den Ermittlern, doch der Tonmann wird das schon richten. Die Hebefiguren, die er mit der langstieligen Tonangel vollführt, erinnern an eine seltsame Mischung aus Gewichtheben und Aerobic. Für diese Szene sind mehrere Kameraeinstellungen notwendig - zum Gegenschneiden, damit in das Gespräch zwischen dem Soldaten und den beiden Kommissaren auch optisch Bewegung kommt. Mehrmals muss Jochen Freydank unterbrechen, bis die Szene endlich sitzt. Kaum ruft der Regisseur "Bitte!", kehrt Ruhe ein. Die Schauspieler schlüpfen wieder in ihre Rollen. Maximilian Brückner guckt wieder genauso eindringlich wie nach der letzten Klappe. Und da ist auch schon wieder der Regieassistent: "Achtung, wir drehen! Alles auf Anfang!" Kurzinterview Christian Bauer, SR-Redakteur:Beim letzten Tatort haben wir uns um Schüler-Mobbing gekümmert, dieses Mal geht es um Afghanistan. Das finde ich interessanter als der zigste Mord in Millionärskreisen. Und wir wollen auch in Zukunft jüngeren Autoren, Schauspielern und Regisseuren eine Chance geben - der Tatort ist zum Beispiel Jochen Freydanks erster Langfilm, und ich glaube, er wird ein Stück amerikanischer in der Bildsprache werden. Quelle: WIR in Saarbrücken, Falk Enderle, Juni 2010 --- Krieg ohne Frieden Jochen Alexander Freydank gewann 2009 den Oscar für seinen Kurzfilm 'Spielzeugland'. Ernst ist auch sein 'Tatort'-Thema in der Folge 'Heimatfront'. Mit einer exzellenten Riege an Jungschauspielern bringt der Berliner in dieser Saarland-Episode den Problemstoff Kriegstraumata unverkrampft auf den Punkt. Mit feinem Pinselschwung malt Freydank großflächige Bilder. Sein Mord: ein Kunstwerk. Viktoria Schneider hängt im Engelsgewand von der Decke ihres Installationsraumes. Sie wurde mit einem Präzisionsschuss getötet. Für ihre Performance benutzte sie Aufzeichnungen vertraulicher Gespräche, die Bundeswehrsoldaten mit einer Psychologin führten. Ihren fürs Internet gedachten Anti-Kriegsfilm bezahlt die Kunststudentin mit ihrem Leben. Der Verdacht fällt auf die Soldaten, die bloßgestellt wurden. Doch bei den Rückkehrern aus Afghanistan herrscht eine starke Kameradschaft. Mit diesem Zusammenhalt steht der Saarbrücker 'Tatort'. Er hätte auch fallen können, doch Ludwig Trepte ('Sieben Tage Sonntag'), Constantin von Jascheroff ('Falscher Bekenner'), Martin Kiefer ('Freunde') und ihr Anführer Friedrich Mücke ('Friendship!') sind einfach zu gut. Jeder versucht, sich auf seine Art ins normale Leben zu integrieren. Die exzellente Riege an jungen Schauspielern interpretiert die Figuren sensibel und glaubwürdig. Als Gegenspieler agiert Robert Gwisdek ('Renn, wenn Du kannst') als zynischer Kriegsgegner und Kameramann der Performance. Nur Kriminalhauptkommissar Franz Kappl (Maximilian Brückner) und sein Kollege Stefan Deininger (Gregor Weber) widmen sich den Ermittlungen zunächst in einem etwas stümperhaften Zickzacklauf, um sich dann mehr mit sich und ihrer Meinung zum Thema als mit ihrem Fall zu beschäftigen. Doch Oscargewinner Jochen Alexander Freydank gleicht das aus. Wann immer sich eine Lücke ergibt, nutzt der Regisseur übrige Zeit für kunstvoll inszenierte Bilder, die er souverän in seine Geschichte eingliedert, um dann wieder den Schauspielern Raum zu geben, den insbesondere Friedrich Mücke selbstbewusst, ja, im Kinoformat füllt. Für Freydank, der als Do-it-yourself-Mann sonst immer ein Auge auf die Finanzen haben muss, war die Arbeit an diesem 'Tatort' ein Spaziergang, den er genossen hat. Der Autodidakt freute sich über die Möglichkeit, Umwege zu gehen, mit den Schauspielern warm zu werden, einfach Zeit zu haben. Dass der 43-jährige, gebürtige Ostberliner sich hier auf nur eine Aufgabe konzentrieren durfte, tat der Produktion mehr als gut. Claudia Nitsche, teleschau der Mediendienst ---
Das Trauma der Soldaten Im neuen Saarbrücker Tatort, der am Sonntag zu sehen ist, steht der Afghanistan-Einsatz von deutschen Soldaten im Mittelpunkt. Vier Soldaten, die aus dem Auslandseinsatz zurückgekehrt sind, geraten unter Mordverdacht.
Die Sprache im Film ist zum Teil sehr umgangssprachlich, modern und voller Schimpfwörter. "Wir haben nicht am Drehbuch festgeklebt, dadurch wurde der Film authentisch", sagte der 43-jährige Regisseur. Diese Form des Realismus sei ihm wichtig. Der Tatort gehört Freydank zufolge zu den spannendsten Formaten des Fernsehens. Tatort-Regisseur zu sein, sei wie als Fußballverein in der Bundesliga zu spielen, verglich der gebürtige Berliner sein Krimi-Debüt. (dapd) Quelle: ksta.de, 20.1.11
Amüsante Dialoge, schwieriges Thema: Der neue "Tatort" aus Saarbrücken handelt von Kriegstraumata. Der Krimi ist eine Art Lehrstück - und dennoch lustig und bewegend. Die Demoskopen in Allensbach ermittelten, dass 40 Prozent der Tatort-Seher die lang gedienten Kölner Kommissare am liebsten haben, nur sieben Prozent hingegen die beiden Jungen aus Saarbrücken. Zu ihrem Glück muss die ARD Wettbewerb nicht fürchten, die Gebührenmilliarden kriegt sie sowieso, also auch dann, wenn Ballauf und Schenk noch mit 90 am Büdchen ins Kölsch husten. Gerecht ist das nicht für die jungen Kommissare Kappl und Deininger aus Saarbrücken - die eigentlich die Rettung einer im Anachronismus feststeckenden TV-Serie sind. Maximilian Brückner und Gregor Weber sind grandiose Schauspieler, die in dieser Folge die Ermittlungen gerne (danke) nicht kommentieren, sondern lieber staubtrockene Klopper rausnuscheln. Es bereitet große Freude, sich die anzusehen. Dieser Tatort des Kurzfilm-Oscar-Preisträgers Jochen Freydank startet wie eine Persiflage. Die junge Künstlerin Viktoria Schneider wird bei einer Antikriegs-Performance aus 400 Metern erschossen. Nun baumelt sie als totes Engelchen in den Seilen. Vier Soldaten - Afghanistanheimkehrer - geraten bei den Ermittlungen im irgendwie somnambulen Saarbrücken ins Visier der Ermittler. Die machen sich wegen der Langstreckenqualität des Projektils erstmal kundig. Also fragt Deininger, der aussieht wie der Polizist von den Village People, den Beamten-Kollegen aus der Spezialwaffenabteilung: "Was würden Sie denn nehmen für den Hausgebrauch?" - "Es gibt keine Waffe für den Hausgebrauch." - "Anscheinend schon, sonst wär' die Frau Schneider ja nicht tot." So trocken geht das hier zu bis zum wahrhaft spannenden Ende in einer ausgelassenen Kohlegrube. Auch wegen des dialogsicheren Buchs von Christiane Hütter und Christian Heider, auch wegen einer tollen Ensembleleistung ist dabei ein Kunststück gelungen: Der Film ist oft komisch, und doch bewegt er. So ist dieser Off-Tatort über Kriegstraumata ein Lehrstück geworden: Bei einem so wichtigen Thema darf im Unterhaltungsfernsehen nicht viel erklärt, stattdessen muss mit Sorgfalt genuschelt werden. Alexander Gorkow, Tatort-Kolumne: Folge 4, Süddeutsche Zeitung, 23.1.11 --- "Tatort" Afghanistan - Männer im elenden Zustand Der "Tatort" nimmt sich der deutschen Afghanistan-Veteranen an: "Heimatfront" ist ein packender Krimi und politischer Diskurs zum Thema Kriegseinsatz. Meistens ist es furchtbar, wenn der "Tatort" sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzt. Dann rückt die Krimihandlung in den Hintergrund, die Ermittler werden zu Statisten in ihrem eigenen Fall, der sich dem Lamento über die Kälte im Land oder die Ignoranz der Mächtigen unterordnet. Der WDR ist ein Spezialist für solche Sozialkitsch-Krimis. Manchmal aber gelingt es, ein Thema aufzugreifen, das aktuell, relevant und interessant ist, und wenn man ganz viel Glück hat, entsteht um dieses Thema ein interessanter Kriminalfall, der spannend ist und den Horizont des Zuschauers erweitert. Dem Saarländischen Rundfunk ist mit dem Tatort "Heimatfront", den die ARD am Sonntag ausstrahlt, so etwas ganz seltenes gelungen, und der Dank dafür gebührt dem sehr begabten Berliner Regisseur Jochen Alexander Freydank. "Heimatfront" ist sein erster Langfilm, der wohl erst möglich wurde, als er 2009 für seinen Kurzfilm "Spielzeugland" einen Oscar bekam. Denn schon damals war Freydank kein junges Talent mehr, eher jemand, der von der deutschen Film- und Fernsehszene weitgehend ignoriert worden war. Fünfmal lehnten ihn die Filmhochschulen in Potsdam und Berlin ab, Freydank musste Werbefilme drehen und Drehbücher für Serien wie "Dr. Sommerfeld", "Medicopter 117" und "Klinikum Berlin Mitte" schreiben, um seine Kurzfilme zu finanzieren, die er dann auf kleinen Festivals zeigte. Auch auf "Spielzeugland", ein Film zum Thema Holocaust, der 30.000 Euro kostete und für den die Finanzierung drei Jahre dauerte, wurde zunächst das Ausland aufmerksam. In "Heimatfront" werden die Saarbrücker Ermittler Stefan Deininger (Gregor Weber) und Franz Kappl (Maximilian Brückner) mit dem Mord an einer Kriegsgegnerin und Künstlerin konfrontiert. Während ihrer Performance wird die Frau aus weiter Entfernung von einem Scharfschützen erschossen. Ziemlich schnell geraten die Kommissare an einen Kreis von vier Verdächtigen, Bundeswehrsoldaten, die gerade aus Afghanistan gekommen sind und nun versuchen, sich in der zivilen Welt zu Recht zu finden. Ihr Motiv: Die Künstlerin hatte für ihre Performance illegal Videos benutzt, welche die Soldaten in einer Trauma-Therapie zeigen. Immer wieder kommt der Film auf diese Videos von jungen Männern im erbärmlichen Zustand zurück. Er zeigt, wie sie mit der Integration in eine Gesellschaft kämpfen, in der viele der Ansicht sind, die Bundeswehr bohre lediglich Brunnen am Hindukusch und verschanze sich Bier trinkend in ihren Camps. Ungemütlich wird es vor dem Fernseher, wenn die traumatisierten Kameraden versuchen, ihren Zustand zunächst mit Disziplin, dann mit Alkohol in den Griff zu bekommen, wenn sie ihren Familien gegenüber sprachlos sind, weil allein schon ihre militärische Sprache sie von der zivilen Welt abgrenzt; wenn sie alleingelassen am Rande stehen, zudem von Kriegsgegnern als Mörder beschimpft werden. Dabei urteilt der Film nicht und die Kommissare tun lediglich ihren Job, ermitteln und sind grundsätzlich unzufrieden mit dem, was der Krieg aus den Menschen macht. Eine gute Idee, dass es zwei Ermittler gibt, spiegelt sich doch in ihnen das Land wieder: So ist dem einen der ganze militärische Kram zuwider, der andere kann Verständnis dafür aufbringen, hat er doch selbst Wehrdienst geleistet. Es gelingt ihm so leichter, den Korpsgeist der Männer zu durchdringen und letztlich auch den Fall zu lösen, wobei niemand ein Happyend erwarten sollte. "Grundsätzlich finde ich Krieg eine furchtbare Sache", sagte der Regisseur bei den Dreharbeiten im vergangenen Jahr der dpa. "Aber jetzt sind wir in Afghanistan an einem Punkt, wo wir nicht so einfach zurückkommen. Leider gibt es da kein Schwarz und Weiß." Einfach macht Freydank es dem Zuschauer nicht. Vielleicht ist liegt es auch daran, dass er ein für Deutschland neues Genre präsentiert: den Kriegsfilm. Wahrscheinlich ist dieser "Tatort" deswegen so irritierend. Man gewöhnt sich schwer daran, junge Deutsche zu sehen, die vom Krieg erzählen. Da hilft es auch nicht, dass inzwischen kaum noch eine Provinzbühne ohne das Thema auskommt oder dass mit "Deutscher Sohn" 2010 ein erster Roman zum Thema erschienen ist. Freydanks Film zwingt dazu, sich mit dem Umgang der Gesellschaft mit ihren Soldaten auseinanderzusetzen. Gut gespielt, gut fotografiert ist er zudem. Die Bundeswehr stand den Machern beratend zur Seite, heißt es beim Saarländischen Rundfunk. Zumindest im Saarland, wo der Film spielt, sei die Zusammenarbeit auch gut gewesen. Das Verteidigungsministerium in Berlin allerdings hat gemauert. In eine echte Kaserne durfte das Team nicht. Torsten Thissen, Die Welt, 23.1.11 --- Der Saarländische Rundfunk hat den Tatort "Heimatfront" produziert und sich dabei viele Gedanken um Krieg und Frieden, um Liebe und Kameradschaft gemacht. Die Umsetzung ist schonungslos. Eine Kritik: Wenn der kleine Saarländische Rundfunk alle Jubeljahre mal einen "Tatort" produziert, dann haben sich viele Leute viele Gedanken über ein Thema gemacht. Ach was, ein Thema? In "Heimatfront" (ARD) geht es um Krieg und Frieden, es geht um Liebe und Kameradschaft, Politik und Kunst. Wobei die Kunst erst mal nur für den Anfangsschocker herhalten muss. Vier Soldaten stehen im Verdacht, eine Frau im Engelskostüm während einer Performance aus 400 Metern erschossen zu haben. Für die Kommissare Kappl (Maximilian Brückner) und Deininger (Gregor Weber) sind sie kaum zugänglich. Weil sie während ihres Afghanistan-Einsatzes viel verloren haben, vor allem ihr Seelenheil. Noch nie sind so viele Soldaten mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zurückgekehrt wie heute. Es ist schlicht bedrückend zu sehen, wie diese seelischen Wunden die Welt der Soldaten auf den Kopf stellen. Wie sie sich im Alltag hart und unverwundbar geben und dann in den Therapiesitzungen heulen, schreien und verzweifeln. Wie sie darunter leiden, dass ihnen statt Anerkennung so viel Hass und Verachtung entgegenschlägt. Einer erträgt es nur mit Alkohol, ein anderer sehnt sich zurück nach dem Krieg, weil er sich vor seiner Vaterrolle fürchtet. Und einer tötet, weil er liebt. Das Leben ist für die Soldaten zu einer Bedrohung geworden. Und das zeigt Regisseur und Oscar-Preisträger Jochen Freydank so schonungslos, dass er uns Zuschauer in die Rolle eines Scharfschützen steckt: Wenn wir schon den Krieg anprangern, sollten wir wenigstens das richtige Ziel vor Augen haben. Katharina Fuhrin, Merkur-online, 24.1.11 --- Die Taliban killen das Christkind Wie schön wäre eine Bundeswehr, die als Bubiwehr mit Strafzettel und Polizeikelle die Demokratie nach Afghanistan bringt. Viel näher an der Wahrheit: Der "Tatort: Heimatfront". Waffenspiele in Nordafghanistan, bei denen sich aus der Dienst-P8 eines Soldaten eine Kugel löst und den Kameraden tödlich trifft. Schikanöser Drill auf dem auf Fotos stets so schön blütenweißen Segelschulschiff "Gorch Fock", und eine Soldatin, die aus dem Mast zu Tode stürzt. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg löst ganz schnell den Kommandanten ab. Alles wieder befriedet? Demokratie, aber bitte "all inclusive" Ach, wie schön wäre eine Welt, in der ein demokratisch gewordenes Deutschland anstelle seiner Bundeswehr eine Bubiwehr nach Afghanistan schicken könnte. Die mit Strafzetteln gegen Steinigung und Polizeikelle gegen Pression vorgeht, um Demokratie ins Land zu bringen, Freiheit und Wohlstand - sozusagen "all inclusive". Das Böse im Land der Guten Es ist naiv. Vieles an der Kritik am Einsatz in Afghanistan ist naiv. Und vieles an der Rollenerwartung, die den deutschen Soldaten in den Krieg, der nicht ihrer sein müsste, mitgegeben wird, ist unverantwortlich naiv. Immerhin darf inzwischen leidlich offiziell von einem "Krieg" gesprochen werden in Afghanistan. Und die Kriegsheimkehrer? Der "Tatort: Heimatfront" zeigt beeindruckend, dass nicht alles Böse zu Ende ist, wenn die Soldaten ins Land der Guten zurückgekehrt sind. Blutfleck auf dem Friedensengel Eine Künstlerin, Kriegsgegnerin, hat sich für einen Antikriegsfilm als eine Mischung aus Friedensengel und Christkind kostümiert. Auf Bildschirmen im Hintergrund sind Soldaten zu sehen. Als das Christkind in Weiß hochgezogen wird, bildet sich auf dem Kleid ein roter Fleck. Aus 400 Metern Entfernung hat ein Scharfschütze die Friedensperformance nachhaltig gestört. "Glatter Durchschuss", stellen die Polizei-Ermittler fest, "aus unglaublicher Entfernung". Victoria heißt das Mord-Opfer: Sieg. Ausgerechnet. Als Wracks nach Hause gekommen Die Geschichte, die der Saarbrücker "Tatort" entwickelt, ist einfach. Die Friedensaktivistin hat Videos vier heulender Soldaten ins Internet gebracht, aufgenommen bei der Trauma-Therapie. Sind die vier, die von diesem Moment an öffentlich bloßgestellt sind, die potenziellen Mörder? Bemerkenswert cool reagiert ihr Brigade-Kommandeur. Der sagt zu den Ermittlern schlicht: "Glauben Sie, dass unsere Brigade seit Afghanistan in ein noch schlechteres Licht gerückt werden könnte?" Alle vier sind als Wracks nach Hause gekommen. Dem einen fehlt das Bein. Die 3400 Euro Entschädigung will er mit seiner Frau in ein Café in der Fußgängerzone investieren. Der andere zittert posttraumatisch, und er scherzt bitter über seinen Tremor: "Damit kann ich vielleicht noch Koch werden und Sahne schlagen." Der nächste säuft sich sein Restleben süß, während er bitter bilanziert: "So ist's, wenn man ein halbes Jahr bei den Kameltreibern herumhängt - Frau weg, Geld weg." Und als Berufsperspektive? Bleibt der Wachdienst im Kaufhaus. Unrealistisch? Einzig die Hilfe Schön erzählt ist diese Bitternis der Heimkehrer. Und außergewöhnlich präzise die Ermittlungsarbeit des "Tatort"-Duos. Noch nie hatte der Bayer Maximilian Brückner in seinem Saarbrücker Auslands-Einsatz ein so überzeugendes, so nüchternes und doch so anrührendes Drehbuch. Das größte Kompliment spricht im Anschluss bei "Anne Will" Heike Groos, selbst in Afghanistan traumatisiert. Das einzig Unrealistische an diesem "Tatort" sei, so die Oberstabsärztin, "die psychologische Betreuung direkt in der Kaserne". Josef Seitz, Focus, 24.1.11 --- Kritik auf Filmfernsehentheater vom 24.1.11, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von S. Zens --- Mit gutem Grund hatte der Soldat in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg durch das NS-Regime, für das er - egal, ob freiwillig oder gezwungenermaßen - den Kopf hinhalten musste, unter dieser schmutzigen Vergangenheit zu leiden. Der Makel der Kriegsverbrechen haftete an Schuldigen und Unschuldigen gleichermaßen, und die Bundeswehr musste um ihren "Bürger in Uniform" lange und mühsam kämpfen. Und dass sich üble alte Rituale der Militärtraditionen in Soldatenköpfen immer noch halten, wird oft genug aktenkundig. Das Problem von Afghanistan-Soldaten mit der Ablehnung dieses Krieges in der Bevölkerung und dem Mangel an Verständnis für die Belastungen der Soldaten in einem terroristisch geprägten Umfeld ist also glaubhaft - und der saarländische "Tatort"-Krimi "Heimatfront" von Jochen A. Freydank (Selfmade-Filmemacher und Oscar-Preisträger!) ist mehr als ein Krimi: Nämlich ein Psycho-Drama in gesellschaftspolitischer Schieflage: Vier traumatisierte junge Afghanistan-Soldaten klammern sich an falsch verstandene Kameraden-Solidarität, als eine Antikriegsdemonstrantin ermordet wird. Die Kripo-Kommissare aus Saarbrücken (Gregor Weber und Maximilian Brückner) stoßen bei der Vernehmung auf die feindselige Abwehrhaltung der Trauma-Truppe, die es bis zum Countdown-Schußwechsel kommen läßt. Seelenverletzung mit tödlichem Ausgang. Ponkie sieht fern, AZ München-Druckausgabe, 25.1.11
ARD Seiten zur Episode: "Thema Afghanistan beim neuen SR-Tatort" ; "Heimatfront" ; Video "Aktueller Bericht" vom 23.4.10 zum Bergfest (Halbzeit) des Drehs (21-24.20 min) Bavaria Film Pressemeldung: "Tatort - Heimatfront": Erster Langfilm von Oscar®-Regisseur Jochen Alexander Freydank, 11.1.11
Trivia: Torsten Michaelis spielt seit 2007 Kriminaldirektor Stefan Bitomsky, Vorgesetzter von Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) im "Tatort" aus Hannover. Seit 1993 ist er Synchronsprecher von Sean Bean, und war 1995 der von Viggo Mortensen in "God's Army - Die letzte Schlacht". |
Seite erstellt am 23. Januar 2010 von EFi ; ergänzt am 25. Januar 2011 | - weitere Tatort-Episoden - |