Maxi und Niki
und die Jungen Riederinger Musikanten am Flughafen München auf
dem
Weg zu den Ruhrfestspielen in
Recklinghausen
Noch 'n Traumspiel
Henrik Ibsens "Peer Gynt“ bei den Ruhrfestspielen - Ein Gastspiel des Münchner Volkstheaters im Großen Haus des Ruhrfestspielhauses Der Stoff zählt zu den bekanntesten des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen. "Peer Gynt“ war zunächst als Gedicht geschrieben und wurde von seinem Autor erst später zu einem Bühnenstück umgearbeitet. Dass es selbst in dieser gekürzten Form noch aus allen Nähten zu platzen scheint, merkt man den meisten Inszenierungen dann auch überdeutlich an. So auch Christian Stückls Version des Münchner Volkstheaters, die nun als Gastspiel bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen zu sehen ist. Stückl hat Ibsens episodisches Charakterdrama weiter gekürzt, dennoch bringt es "Peer Gynt“ auch bei ihm auf eine Laufzeit von drei Stunden. Langweilig wird es dem Zuschauer dabei kaum, doch die wahre Größe von Ibsens Stück kann man wahrscheinlich nur erfassen, wenn man es zuvor gelesen oder in anderen Inszenierungen zumindest gesehen hat. Denn einige von Stückls Kürzungen verhindern, dass man die zentrale Figur richtig erfassen kann, dass man sowohl ihre Fehler als auch ihre Drangsal ganz versteht. Christian Stückl hat sich die Freiheit genommen, die nordische Geschichte aus dem 19. Jahrhundert in ein bayerisches Dorf in den 1950er Jahren zu verlegen. Er eröffnet mit einem Blick auf den schäbigen Hinterhof der Familie Gynt, deren Vermögen durch den alkoholkranken Vater durchgebracht wurde. Sohn Peer (Maximilian Brückner) lebt in einer Traumwelt, sieht sich selbst als wackeren Kämpfer, als kommenden König oder Kaiser, dem die Welt zu Füßen liegt. Auf dem Dach der Scheune erträumt er sich aus einem Pappkarton ein Märchenschloss. Peers Mutter Aase (Ursula Burkhart, die im Vergleich zu ihrem Bühnensohn Brückner zu jung wirkt) verzweifelt an den Eskapaden ihres Sohnes, der ein Taugenichts erster Güte ist. Als im Dorf die Hochzeit zwischen Ingrid (Barbara Romaner) und Moen (Gabriel Raab als überzeichnete Witzfigur) angesetzt ist, entführt Peer die Braut und bringt damit das gesamte provinzielle Gefüge ins Wanken. Gynt flieht nach dem Tod seiner Mutter, die ihn liebende Solveig (Sarah Sophia Meyer) zurücklassend, in die weite Welt hinaus. Der zweite Teil nach der Pause bebildert dann die verschiedenen Stationen Peer Gynts in Marokko, Ägypten und auf hoher See, wo sich nach und nach die verschiedenen Facetten des Mannes entblättern, und er sein wahres Selbst offen legt. Wie schon im ersten Teil, in dem ein Misthaufen nicht nur für einen unfreiwilligen Kopfstand Peers herhalten musste, sondern ganz im Sinne des bayerischen Volkstheaters auch als Stolperfalle für Aase diente, wird die Handlung auch hier immer wieder mit krachernem Slapstick und platten Kalauern aufgelockert. Die sorgen beim Publikum zwar überwiegend für Wohlgefallen, können allerdings auch recht befremdlich wirken. Etwa bei der stark klischeehaften Darstellung der 'Neger' oder der Araber mit rauschenden Bin-Laden-Bärten, die jede Pointe mit einem pseudo-arabischen "allemallache“ quittieren, das an den Tusch beim Karneval gemahnen soll. Darüber hinaus stimmt Peer Gynt in der Wüstenepisode schließlich gar den Blödel-Hit "Fata Morgana“ der Ersten Allgemeinen Verunsicherung an, der das Dilemma dieser Gag-Intermezzi besonders deutlich macht. Es ist eine reizvolle Idee, für diese Songeinlage eine arabische Wasserpfeife zum Mikrofon umzuwandeln. Der EAV-Song selbst hingegen wirkt deplatziert und reduziert die ohnehin schon stark geraffte Ibsen-Episode auf eine reine Lachnummer. Es dürfte dem unkundigen Zuschauer hier zunehmend schwer fallen, hinter all dem Krawall die Intentionen des Autors zu erkennen. Jenseits all dieser Kritik gibt es aber dennoch einen Grund, der Christian Stückls Inszenierung sehenswert macht: Maximilian Brückner. Der Jungstar gehört zu den wenigen deutschen Nachwuchsschauspielern, die sich sowohl in Film, Fernsehen und Theater innerhalb kürzester Zeit einen Namen machen und dabei in allen drei Bereichen nachhaltig überzeugen konnten. Der European Shooting Star der Berlinale 2007 machte in Marcus H. Rosenmüllers bayerischen Erfolgsfilmen "Wer früher stirbt ist länger tot" oder "Räuber Kneißl" von sich reden und hat 2006 für den Saarländischen Rundfunk die Rolle des bislang jüngsten "Tatort"-Kommissars Franz Kappl übernommen. Dass er auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, eine imposante Figur macht, hat er dem Recklinghausener Publikum nun in "Peer Gynt" eindrucksvoll bewiesen. Mit einer athletischen Körperlichkeit fegt er über die Bühne, erklimmt Scheunendächer und künstliche Palmen. Er ist über die gesamten drei Stunden präsent, vollzieht sogar einen Kostümwechsel on stage, während er ein Lied trällert und von einer Bühnenarbeiterin umgezogen wird. Seinen umfangreichen Text zwischen klassischen Reimen, bayerischem Dialekt und den verschiedenen Modernisierungen meistert Maximilian Brückner ebenfalls auf beeindruckende Weise, ist in den leisen wie den lauten Tönen ganz bei sich selbst und hat die Zuschauer damit fest im Griff. von Frank Brenner, MehrTheater Hintergrundbild: Besseggengrat - Es heisst, Peer Gynt sei auf seinem Bock hier über den schmalen Grat geritten. Eine andere Variante: er habe sich am Scharfen Grat die Hose aufgerissen. |
Seite erstellt am 30. September 2009 von EFi | zurück
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