Tatort
#884
- Aus der Tiefe der Zeit (AT: Der Zirkus ist aus)
Tatort - Der Zirkus ist aus
(AT)
Beim Aufreißen einer Straßenseite im Münchner Westend wird die Leiche des vermissten Florian Holzer, Sohn einer bekannten, alteingesessenen Zirkusfamilie, gefunden. Die Münchner Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) befassen sich nicht nur mit Interna der Familie, sondern auch mit der aktuellen Stadtpolitik - mit Wohnungsprojekten für Reiche und Arme. Quelle: BR-Filmhighlights 2013, 20.12.2012 Drehstart Tatort: "Aus der Tiefe der Zeit" - Dominik Graf führt Regie beim 65. Fall von Batic und Leitmayr Am Dienstag, 16. April, beginnen in München die Dreharbeiten zum Tatort: "Aus der Tiefe der Zeit" mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec als Hauptkommissare Franz Leitmayr und Ivo Batic. "Aus der Tiefe der Zeit" wird von Dominik Graf inszeniert, das Drehbuch hat Bernd Schwamm verfasst. In weiteren Rollen sind unter anderem Meret Becker ("Quellen des Lebens"), Erni Mangold ("3096 Tage"), Martin Feifel ("Föhnlage. Ein Alpenkrimi"), Misel Maticevic ("Die Brücke am Ibar"), Branko Samarovski ("Das weiße Band") und Maximilian Brückner ("Was weg is, is weg") zu sehen. Gedreht wird in München und Umgebung. Die Erstausstrahlung im Ersten ist für Herbst 2013 geplant. Zum Inhalt: In München steigen die Mieten. Nicht nur im traditionellen Zuwandererviertel Westend stöhnen die Menschen unter den laufenden Baumaßnahmen der Schönheitsrenovierungen. Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr sucht hier vorübergehend Zuflucht - in seiner Wohnung gab es einen Wasserschaden. Stolz residiert die einstige Zirkusprinzessin "Calamity Jane", Magda Holzer, hochbetagt in ihrer Villa am Isarufer in München Pullach. Sie wird bedient von der Haushälterin Rosl und dem treuen Kroaten Ante. Magdas als vermisst gemeldeter Sohn Florian wird nachts im Aushub einer Baugrube gefunden. Hat ihr wenig geliebter Sohn Peter Schuld an seinem Tod? Immerhin hatten beide Brüder ein Verhältnis mit der schönen Liz, die auch in der Pullacher Villa wohnt. Liz ist Eventmanagerin mit besten Kontakten zur Münchner Stadtverwaltung. Korruption ist in Liz' Augen ein Fremdwort. Münchens Kriminalhauptkommissar Ivo Batic vermutet einen Raubmord, er ermittelt in der kriminellen Szene des Westend und erfährt von einem "Luder" aus alten Zeiten ... Quelle: Rene Ploß, BR-Pressestelle, 16.4.2013 Wohnwahnsinn im Westend Stoff für den neuen "Tatort" Luxussanierungen und steigende Mieten - der Münchner Wohnwahnsinn wird im nächsten Münchner "Tatort" eine gehörige Rolle spielen. Westend - Ort des Geschehens: das Westend. Seit Dienstag dreht Regisseur Dominik Graf ("Im Angesicht des Verbrechens") laut BR die neue Folge "Aus der Tiefe der Zeit" mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec. Die Ermittlungen führen die beiden "Tatort"-Kommissare ins Westend, wo Luxussanierungen die Mieten schon seit längerem gewaltig in die Höhe treiben. Der Plot des Krimis: Der Sohn einer ehemaligen Zirkus-Prinzessin wird ermordet, die in einer Villa im Nobelvorort Pullach residiert. Schauspielerin Meret Becker spielt eine Frau, die mit dem Toten und seinem Bruder Liebschaften pflegte. In weiteren Rollen spielen auch Misel Maticevic und Maximilian Brückner. Der "Tatort" soll im Herbst 2013 im Ersten gezeigt werden. Quelle: Thomas Gautier, Abendzeitung München, 16.4.2013, 14:44 Darum geht's im neuen Münchner "Tatort" München - Das hört sich schon jetzt spannend an: Erfolgs-Regisseur Dominik Graf dreht den neuen Münchner "Tatort". In "Aus der Tiefe der Zeit" geht es um ein hochaktuelles Thema. Seit Dienstag stehen Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec für den TV-Kult-Krimi vor der Kamera, teilte der Bayerische Rundfunk (BR) mit. Die Geschichte: Der Sohn einer ehemaligen Zirkus-Prinzessin ermordet, die in einer Villa im Nobelvorort Pullach residiert. Meret Becker spielt eine Frau, die mit dem Toten und seinem Bruder Liebschaften pflegte. Die Ermittlungen führen die beiden "Tatort"-Kommissare in den Münchner Stadtteil Westend, wo Luxussanierungen die Mieten schon seit längerem gewaltig in die Höhe treiben. In weiteren Rollen spielen auch Misel Maticevic und Maximilian Brückner. Der "Tatort" soll im Herbst 2013 im Ersten gezeigt werden. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Regisseur hat viele Krimis gedreht, darunter "Polizeiruf 110 - Er sollte tot..." oder die Krimireihe "Im Angesicht des Verbrechens". Quelle: Merkur-online, 16.4. 2013. 15:06 Dominik Graf feiert "Tatort"-Comeback In München haben am heutigen 16. April die Dreharbeiten zum 65. BR-"Tatort" mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec als Leitmayr & Batic begonnen. Die Regieauswahl ist dem besonderen Jubiläum angemessen: Knapp 18 Jahre nach der mit dem Grimme Preis ausgezeichneten Folge "Frau Bu lacht" gibt Dominik Graf sein "Tatort"-Comeback. Der Jubiläumsfall "Aus der Tiefe der Zeit" stammt aus der Feder von Bernd Schwamm, der für Graf bereits den Schimanski-"Tatort: Schwarzes Wochenende" (1986) und das Melodram "Deine besten Jahre" (1999, mit Martina Gedeck) geschrieben hat. In "Aus der Tiefe der Zeit" geht es um die beiden Söhne der einstige Zirkusprinzessin "Calamity Jane" (gespielt von Erni Mangold), die in einer Villa am Isarhochufer in Pullach residiert. Der eine ist vermisst gemeldet, seine Leiche wird Aushub einer Baugrube gefunden. Der andere ist des Brudermords verdächtig. In weiteren Rollen wirken u.a. Meret Becker, Martin Feifel, Graf-Buddy Misel Maticevic, Branko Samarovski und der verlorene Saarbrücker "Tatort"-Sohn Maximilian Brückner mit. Produziert wird der Film von Avista Film (Produzenten: Alena und Herbert Rimbach), den Producer-Part übernimmt der frühere Bavaria-Produzent Michael Hild, der schon häufiger mit Dominik Graf zusammen gearbeitet hat. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Claudia Simionescu. Quelle: Blickpunkt:Film, 16.4.2013, 15:21 Maximilian Brückner feiert "Tatort"-Comeback Willkommen zurück! Maximilian Brückner, einer der beliebtesten TV-Kommissare der letzten Jahre, gibt für den Bayerischen Rundfunk sein "Tatort"-Comeback. Auch die weitere Besetzung für den neuesten Fall aus München kann sich sehen lassen. Am Dienstag begannen in München die Dreharbeiten zum neuen "Tatort" des Bayerischen Rundfunks. In "Aus der Tiefe der Zeit" ermitteln wie gewohnt Udo Wachtveitl (54) und Miroslav Nemec (58) als Hauptkommissare Franz Leitmayr und Ivo Batic. An ihrer Seite wird ein alter Bekannter zu sehen sein: Maximilian Brückner (34) feiert sein "Tatort"-Comeback. Von 2006 bis 2012 war er als Kommissar Franz Kappl im Saarland unterwegs, wurde aber gegen den Willen der Zuschauer nach internen Zerwürfnissen mit dem Sender ausgetauscht. Hinter der Kamera steht Dominik Graf, ein erfahrener Krimi-Regisseur, der 2012 für den Film "Dreileben" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. In weiteren Rollen sind in "Aus der Tiefe der Zeit" unter anderem Meret Becker ("Die Glücklichen", "Lügen"), Martin Feifel ("Föhnlage", "Frühling für Anfänger") und Misel Maticevic ("Hotte im Paradies", "Dreileben") zu sehen. Gedreht wird natürlich in München und Umgebung. Neben einem unvermeidlichen Mord sollen thematisch unter anderem steigende Mieten und Korruption in der Immobilien-Branche abgefrühstückt werden. Die Erstausstrahlung im Ersten ist für Herbst 2013 geplant. Quelle: Focus-online, 16.4.2013, 17:58 Regisseur Dominik Graf gibt Ex-Kommissar Rolle im München-Krimi: Maximilian Brückner zurück im "Tatort" Maximilian Brückner ermittelte von 2006 bis 2012 mit Gregor Weber im "Tatort" aus dem Saarland. Nach heftigen Diskussionen mit der Redaktion wurden ihre Verträge nicht verlängert. Jetzt kehrt Brückner, der in einem Dorf in Oberbayern lebt, für eine Gastrolle in den Münchener "Tatort" zurück. Regie führt Dominik Graf, der nach fast 18 Jahren mal wieder einen "Tatort" gedreht hat. Wie kam es zu Ihrer Gastrolle im Münchener "Tatort"? Maximilian Brückner: Das
verdanke ich Dominik Graf. Ich bin ein großer Fan des
Regisseurs und seiner Filme und hatte mich mal mit ihm
getroffen. Jetzt hat er freundlicherweise an mich
gedacht. Mein Auftritt hat also weniger mit dem "Tatort"
zu tun als mit dem Regisseur. Ich hätte auch in jedem
anderen Film von ihm mitgespielt.
Für viele Schauspieler ist Dominik Graf der größte lebende deutsche Fernsehfilmregisseur. Für Sie auch? Maximilian Brückner: Er ist auf jeden Fall jemand, der sehr gut mit Schauspielern umgehen kann. Ich war beim Dreh wahnsinnig aufgeregt und hatte am Anfang ein paar Schwierigkeiten, weil ich zu verspannt war. Dominik Graf hat das ganz locker genommen. Ich muss gestehen: Ich habe Sie auf dem Bildschirm erst gar nicht erkannt... Maximilian Brückner: Das freut mich! Ich mag es als Schauspieler sehr, wenn ich mich auch äußerlich verwandeln kann. Die Rolle ist zwar nur klein, aber ganz anders als alles, was ich bisher gespielt habe. Der Friseur, den ich spiele, ist ein sehr extrovertierter Typ, der sich gern schrill anzieht. Sie kommen aus Bayern, spielen oft in bayerischen Filmen. Wie wichtig ist Ihnen Heimat? Maximilian Brückner: Ich lebe hier, ich mag das Land und die Leute, ich spreche auch Dialekt. Sie hatten ja auch mal eine kleine Rolle in Steven Spielbergs "War Horses"... Maximilian Brückner: Ja, es gab mehrere Szenen, aber die meisten wurden herausgeschnitten. Ganz ehrlich: Ich habe mir noch nie so in die Hosen gemacht wie bei dem Dreh. Das ist schon unglaublich, wenn man auf einem Berg steht, umgeben von 300 Komparsen und 200 Pferden und neben Dir steht Steven Spielberg und du sollst spielen und du weißt genau: Wenn ich jetzt Mist mache, dann dauert es drei Stunden, bis alles wieder auf Anfang steht. Da geht einem schon die Pumpe. Würden Sie gern noch mal in einer solchen Großproduktion mitspielen? Maximilian Brückner: Ich glaube, das ist nichts, was man sich aussuchen kann. Das passiert mit einem. Wenn es stattfindet, dann ist es wunderbar und man sollte es auskosten. Aber ich glaube nicht, dass man daraufhin trainieren kann. Ende dieses, Anfang nächsten Jahres kommt ja zunächst mal wieder etwas sehr Bayerisches von Ihnen ins Kino, "Und Äktschn" mit Gerhard Polt. Was spielen Sie? Maximilian Brückner: Ich spiele den Neffen und Kameramann von Gerhard Polt. Er ist Filmregisseur in einem kleinen Dorf, in dem es auch einem Filmclub gibt, in dem man ihn aber nicht mag, weil er zu abgefahrene Filme dreht. Und ich bin sein Neffe und Kameramann. Für mich war es eine Riesenehre mit Gerhard Polt zusammen drehen zu dürfen. Da bin ich richtig stolz darauf. Sie waren lange Jahre "Tatort"-Kommissar in Saarbrücken. Ihr Kollege Gregor Weber fühlte sich vom Saarländischen Rundfunk so mies behandelt, dass er heute überhaupt keine Lust mehr auf TV hat... Maximilian Brückner: Das ist vorbei. Alles hat seine Zeit. Ich war der jüngste "Tatort"-Kommissar und habe das sechs Jahre gemacht, das war auch klasse so. Gregor, mit dem ich gut befreundet bin, war schon viel länger dabei, und dem ist irgendwann der Kragen geplatzt. Er hat eine zweite Ausbildung als Koch gemacht und schreibt jetzt Krimis, sehr gute sogar. Würden Sie noch mal Kommissar in einer Reihe spielen? Maximilian Brückner: Das hängt von den Drehbüchern, den Kollegen, der Redaktion und dem Regisseur ab. Wenn's passt, wäre man ja schön blöd, wenn man's nicht macht. Quelle: Rainer Unruh, TV Today --- Nach Auskunft der zuständigen Redaktion von heute mögen sie dort Maximilian Brückner auch sehr, seine Rolle als Hem Staufacher ist leider nur klein, dafür maßgeschneidert und auch bereits abgedreht. 26.4.2013 --- Thalkirchen: Prinz-Ludwig-Höhe spielt Pullach. Hoher Besuch in Solln: Regisseur Dominik Graf dreht gerade in der Prinz-Ludwig-Höhe seinen neuen Tatort "Aus der Tiefe der Zeit". In der Heilmannstraße, wo's runtergeht zum Gasthaus Hinterbrühl, darf eine Thalkirchner Villa das benachbarte Pullach spielen. Denn die TV-Kriminalhauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ermitteln hier in einer "Pullacher Villa" ihren 65. gemeinsamen Fall. Der spielt zwischen dem Westend und eben Pullach. Gedreht wird die nächsten Tage hier, ausgestrahlt wird der "Tatort" im Herbst. Quelle: Adrian Prechtel, Abendzeitung München, 7.5.2013, Druckausgabe S. 14 TV-Einsatz im Viertel: Hier wird der neue Münchner "Tatort" gedreht Klappen, Kameras und dazwischen zwei Kommissare: In München wird gerade der neue Tatort gedreht. Die AZ weiß, wo - und worum es geht. Schwanthalerhöhe - Miroslav Nemec gibt Gas. Er rast in seinem silbernen BMW durch die Bergmannstraße, hält mit quietschenden Reifen vorm Ledigenheim und steigt aus. Dort wartet bereits sein Schauspielkollege Udo Wachtveitl. Beide reden kurz miteinander und machen sich auf den Weg ins Ziegel-Gebäude. Schnitt. Alles von vorn. Nemec muss nochmal ins Auto, nochmal anfahren, bremsen, aussteigen. Beim zweiten Mal klappt's, der Regisseur ist zufrieden - wieder ein Stück "Tatort" mehr im Kasten. Szenen vom Mittwoch in der Schwanthalerhöhe: Überall sind Filmleute, Beleuchter oder Statisten. Um die Ecke versorgen sich Tele der Filmcrew an einem Imbiss. Die TV-Kommissare Franz Leitmayr (Wachtveitl) und Ivo Batic (Nemec), sind zufrieden, machen kurz Rast an einem Geländer und sprechen mit dem Team. Die Stimmung ist gut. "Aus der Tiefe der Zeit" soll der neue Münchner "Tatort" heißen. Er wird vom zehnfachen Grimme-Preis-Träger Dominik Graf inszeniert. In weiteren Rollen sind Meret Becker oder Maximilian Brückner zu sehen. Der Plot: "In München steigen die Mieten", schreibt der BR in einer Pressemitteilung: "Nicht nur im traditionellen Zuwandererviertel Westend stöhnen die Menschen unter den laufenden Baumaßnahmen der Schönheitsrenovierungen. Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr sucht hier vorübergehend Zuflucht. In seiner Wohnung gab es einen Wasserschaden. Dann wird der Sohn einer einstigen Zirkusprinzessin aus Pullach tot in einer Baugrube gefunden. Die Spuren führen zu korrupten Stadtbeamten. Und in die kriminelle Szene des Westends. Die Erstausstrahlung im Ersten ist für Herbst 2013 geplant. Quelle: Thomas Gautier, Abendzeitung München, 16.5.2013, 14:56 Uhr. Zwei Setphotos (kein Maxi). Die Zirkusartistin Magda Holzer ist trotz ihres hohen Alters der Mittelpunkt der Familie. Mit ihrer Scharfschützennummer als "Calamity-Jane" feierte sie in den Sechziger Jahren international Triumphe. Sohn Peter beobachtet sie aus einem Fenster mit Tränen in den Augen. Im Münchner Rathaus schlagen die Wogen hoch, städtische Immobilien wurden unter Wert verkauft, nicht nur im Münchner Westend brodelt es. Die Baureferentin verteidigt das Vorgehen. Bei der Anhörung sucht Dr.Quintus als Bevollmächtigter des Baureferats nach Rechtfertigungen. Die aktuelle Untersuchung bezieht sich auf Geschäfte zwischen der Firma "Event-Circus", ihr Leiter Peter Holzer hat der Stadt den Verkauf des Baulandes an die Firma Radlmeyer vermittelt. Provisionen flossen. Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr muss nach einem Wasserschaden seine Wohnung unfreiwillig aufgeben und bezieht für kurze Zeit die Wohnung seines Freundes Manfred im Westend. Seine neue Nachbarin Angelina Winkler gibt ihm einen Tipp, wo man im Viertel gutes bayerisches Essen bekommt. Doch die Wirtschaft beherbergt heute eine "Geschlossene Gesellschaft". Die extravagante Event-Managerin Liz Bernard lächelt spöttisch-verbindlich. Sie vermutet, Leitmayr käme von der Drogenfahndung, eine Idee, die er entschieden von sich weist. Ein Bagger stößt auf eine männliche Leiche. Scheinwerfer erhellen die Baugrube. Bei dem Toten handelt es sich um den vermissten Florian Holzer. Die Anzeige stammt vom 12. September, vermutlich liegt er hier seit Monaten verscharrt. Leitmayr fährt nach Pullach, um die Angehörigen zu verständigen. Zur Überraschung trifft er hier auf Liz. Die junge Frau lebt schon länger mit den Holzers unter einem Dach. Ein Trupp städtischer Geologen inspiziert den Garten und muss die Bewohner der Villa auf den extrem instabilen Abhang an der Isarseite aufmerksam machen. Bei der Obduktion erfahren die Münchner Kommissare, dass Florian von Magda Holzer adoptiert wurde. Peter Holzer gibt anlässlich einer kurzen Einvernahme zu, dass es in der Tatnacht zu einem Streit mit Florian gekommen ist. Florian war Architekt, Peter hatte ihn bei der bekannten Münchner Baufirma Radlmeyer untergebracht, die gerade dabei ist, mit ihren Baumaßnahmen das traditionell gewachsene Westend für Leute mit Kaufkraft "umzukrempeln". Peter sagt, es war ein Fehler den chaotischen Florian mit der Bauleitung zu beauftragen. Ivo Batic vermutet, dass Liz ein weiterer Grund für mögliche "Disharmonie" sein könnte, aber Peter Holzer wiegelt ab: "Wir haben sie uns brüderlich geteilt. Streit gab's deswegen nie." Batic und Leitmayr setzen sich mit den Kollegen vom Dezernat "Korruption, Betrug, interne Revision" zusammen. Deutlicher Ernst liegt in den Gesichtern der Beamten. Gleichzeitig verfolgen die Kommissare eine weitere Spur: Florian wurde erschlagen, man fand ihn ohne Papiere. War es Raubmord? Im zuckenden Licht der Spielautomaten taucht Batic auf. Kiril ist ein eingefleischter Spieler, mehrfach vorbestraft wegen Einbruchs. Er gehört zu einer Gang von national gestimmten Ex-Jugoslawen, die im Westend ansässig sind. Gerry ist einer von ihnen und auch der Kroate Ante Mladec. Ante arbeitet hin und wieder für Magda. Sie schätzt den charismatisch-virilen Mann. Leitmayr sucht den Coiffeur Hem Stauffacher auf. Seine Tante Rosl macht den Haushalt bei den Holzers und versorgt den weißhaarigen Alex, der sich seinen Lebensabend in einem Männerwohnheim eingerichtet hat. Hem arbeitet als Stylist für die Firma "Event-Circus", mit seiner aufgedrehten Art ist er keine große Hilfe für Hauptkommissar Leitmayr. Da ist der Tonmann Piet Jansen, der mit Leitmayrs neuer Nachbarin Angelina Winkler "gezwungenermaßen" zusammenlebt, ein ganz anderes Kaliber. Piet kennt Peter Holzer gut und beobachtet die neue Ökonomie der gierigen Reichen in München mit zunehmender Wut. Er hat in der Tatnacht "professionelle" Nachtgeräusche aufgenommen und zufällig den Streit auf seinem Aufnahmegerät mitgeschnitten. Den Stick schickte er damals ans Präsidium. Doch Batic und Leitmayr konnten die Information damals nicht zuordnen. Mit dem Tod von Hem Stauffacher spitzen sich die Ereignisse zu. Ivo Batic und Franz Leitmayr geraten durch ihre verschärfte Arbeit zunehmend in einen gnadenlosen Alptraum einer Familie, die ihr Dasein auf Sand gebaut hat. Quelle: BR Pressedossier "Aus der Tiefe der Zeit", 11.9.2013 ; 3 Setphotos Eine erste Kritik: Die Weltstadt mit Herz steckt in einem Bau- und Korruptionsskandal. Drei Leichen gibt es im "Tatort - Aus der Tiefe der Zeit", bevor eine vierte Leiche die Nobel-Villa einer ehemaligen Zirkus-Prinzessin endgültig in ein "Totenhaus" verwandelt. München ein Tollhaus, ein Zirkus zwischen großer Inszenierung und seelischer Verrohung. In der Manege der Dompteur: Dominik Graf, der hier den Weg der Dekonstruktion des Polizeifilms konsequent weitergeht. Alles ist politisch - die Gesellschaft, die Gefühle, das Erzählen. Korruption und menschlicher Niedertracht begegnet der zehnfache Grimme-Preisträger mit einer radikalten Filmsprache. Grafs Kopfkino taugt nicht für "Tatort"-Kult, ist faszinierend & anstrengend zugleich. Der Untergang des Hauses Holzer Eine explosive Stimmung herrscht in München. Die Weltstadt mit Herz steckt in einem dicken Bau- und Korruptionsskandal. Das traditionell gewachsene Westend, ein Zuwanderer-Viertel, das lange Zeit von der Gier der Großkopferten verschont geblieben ist, soll für Leute mit Kaufkraft attraktiv gemacht werden. Die Folge: Baulärm, aufgebrachte Bewohner, der erste Selbstmord. Kommissar Leitmayr bekommt die Folgen des Immobilien-Hypes am eigenen Leib zu spüren. Wegen eines Wasserschadens in seiner Wohnung muss er vorübergehend im Westend Zuflucht suchen. Und dann ruft die Arbeit: Im Aushub einer Baugrube wird ein seit Monaten vermisster Mann gefunden. Es ist der Adoptivsohn der einst legendären Zirkus-Prinzessin Magda Holzer alias Calamity Jane. Die egozentrische Dame residiert mit Sohn und Gefolgschaft in einer Villa am Isarufer. Einige von ihnen scheinen etwas mit den Westend-Machenschaften zu tun zu haben. "Event Circus" heißt das Unternehmen, das die Interessen von Firmen und Behörden erfolgreich zu koordinieren weiß. Doch die Show ist vorbei. "Was ist denn hier los?" Schaut auf diese Stadt. München ein Tollhaus, ein Zirkus zwischen großer Inszenierung und seelischer Verrohung. Dominik Graf führt "seine" Stadt gleich entsprechend ein in seinem zweiten BR-"Tatort" und er macht unmissverständlich deutlich, wer die Hauptrolle spielt in "Aus der Tiefe der Zeit". Da er auch seine Schauspieler liebt, was in diesem Film zwischen wilden Schnitten untergehen könnte, werden deren Konterfeis über die flirrenden Stadt-Ansichten projiziert. Und dann sieht man den entnervten Franz durchs besagte Viertel kurven. Lärm, Einbahnstraßen, völliges Chaos. "Hier sind überall Baustellen. Was ist denn hier los?", fragt er den Freund am Handy. Der Zuschauer, der "Tatort"-gemäß die erste Leiche erwartet, wird sich ähnlich wundern. Was haben die abgerissene Schule und die Anhörung des Baureferatsbevollmächtigten mit dem suchenden, fluchenden Leitmayr zu tun? Auch wenn Graf dem Zuschauer gleich zu Beginn die Informationen nur so um die Ohren knallt, man muss sich gedulden: die disparat präsentierten Teile werden später zusammengefügt, das Puzzle bekommt Konturen – nach der ersten Leiche, nach dem ersten Besuch im Hause Holzer, nach der zweiten, nach der dritten Leiche, nach dem Besuch bei "Heesters" ... Drei Filme in einem einzigen "Tatort" Dieser "Tatort" ist ein harter Brocken. Andere hätten drei Filme daraus gemacht: 1. ein morbides Krimidrama um eine Alptraum-Familie, die ihren Wohlstand auf eine schreckliche Tat aufgebaut hat; 2. einen Gesellschaftskrimi, in dem die Straße gegen die Paläste mobil macht; 3. einen machtpolitischen Beziehungsreigen, in dem Lebenslügen und moralische Bedenken in berechnende Leidenschaft umgemünzt werden. Das vorgestrige Szenario gehört der unnachahmlichen Erni Mangold, die gesellschaftspolitische Gier ist auf mehrere Schultern verteilt, und die Klaviatur der Verstellung bespielt Meret Becker aufs Vortrefflichste. "Aus der Tiefe der Zeit" taugt nicht für den sonntäglichen "Tatort"-Kult, der Film ist nichts für die Spaßgesellschaft. Er entspringt dem Geist einer ganz anderen Zeit. An diesen 90 Minuten muss man – um einen typischen Begriff der 60er/70er-Jahre zu benutzen - "sich abarbeiten". Sich abarbeiten an Beziehungen, sich abarbeiten an Gesellschaft, sich abarbeiten am Film. Faszinierend und anstrengend zugleich Nach dem allseits und allzeit gelobten "Tatort - Frau Bu lacht" kann ein Dominik Graf keinen normalen Sonntagskrimi machen. Mit seinen "Polizeirufen", den beiden Grimme-Preis-gekrönten mit Edgar Selge, Nina Kunzendorf und Rosalie Thomass, und dem furiosen Einstand von Matthias Brandt deutete er das bereits an. Und wer einen gesellschaftlich brisanten und ästhetisch brillanten Film wie "Das unsichtbare Mädchen" gedreht hat, kann danach erst recht nicht einen *nur* guten Polizeifilm abliefern. Den Weg, den Graf seit "Frau Bu lacht" im Genre dramaturgisch geht, ist der Weg der Dekonstruktion: mit seinen Autoren zerlegt er die gängigen Bausteine der Krimidramaturgie, zerschneidet lineare Handlungsfäden, gelegentlich zertrümmert er den raumzeitlichen Szenen-Aufbau und die Montage setzt er fast so unkonventionell ein wie die Bilderstürmer der 60er Jahre. Dominik Graf scheint davon besessen, alles irgendwie anders machen zu müssen. Das fasziniert - und ist anstrengend zugleich. Er tritt nicht an, um ein liebgewonnenes Krimi-Ritual zu bedienen. "Abarbeiten", das gilt auch für den Fall und für die Kommissare. Reales Ermitteln gehorcht nicht unbedingt den Regeln klassisch guter Dramaturgie. Bei Autor Bernd Schwamm ist Unberechenbares im Spiel: Zufall, Intuition, Eingabe. "Heesters", ein Eintrag im Kalender eines toten Friseurs, der dritten Leiche, bringt den Fall ins Rollen - in eine ganz neue Richtung: plötzlich erschüttert ein Ereignis aus der Vergangenheit die Ermittlungen um drei aktuelle Todesfälle. Es bröckelt mehr als nur die Fassade Es ist nicht der handelsübliche Schatten der Vergangenheit, dessen Bezug zur Gegenwart nur großspurig behauptet wird wie in vielen mittelprächtigen Krimidramen, im "Tatort - Aus der Tiefe der Zeit" tritt dieser Schatten sinnbildlich auf: die Villa der Holzers ist instabil zur Isarseite hin; hier bröckelt nicht nur die Fassade, hier ist das ganze Fundament brüchig. Die Protagonisten stehen auf schwankendem Boden. Da passt es durchaus, dass Dominik Grafs Filmsprache 90 Minuten lang mitwirbelt und so den Zuschauer in einen Mahlstrom geraten lässt. Konstatiert werden muss, dass dieser Mahlstrom keinen suggestiven Sog erzeugt, wie man ihn von anderen Graf-Filmen ("Eine Stadt wird erpresst" oder seinen "Sperlings") oder seinem 10-teiligen Opus Magnum "Im Angesicht des Verbrechens" her kennt. Spürbar ist in diesem Film ein anderer Zauber - gepaart aus Staunen (das beim zehnfachen Grimme-Preisträger immer auch ein bisschen Be-Staunen ist) und Irritation, weitgehend kopfgesteuert, aber mit der sinnlichen Wucht, die man von diesem Regisseur kennt. München, ein Zirkus, alles dreht sich, alles bewegt sich - und das Blut spritzt. (Text-Stand: 30.9.2013) Wertung: 5 1,2 Sterne von 6 möglichen Quelle: Rainer Tittelbach von Tittelbach.tv, mit Photos Die zweite Kritik: "Aus der Tiefe der Zeit" - TV-Krimi aus München. 18 Jahre nach "Frau Bu lacht" drehte Dominik Graf wieder für die Reihe. Kein Durchkommen im Münchner Westend, es wird gebaut, was die Provisionen hergeben. Eine Leiche wird ausgebuddelt, die passende Vermisstenanzeige haben Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) rasch gefunden: Florian Holzer, Bauleiter, vor Monaten verschwunden. Ihr Fall führt die Kommissare zu einer wahrlich bizarren Familie: Patriarchin Magda Holzer (grandios: Erni Mangold), die Florian einst adoptierte, thront in einer alten Villa am Isarufer. Früher trat sie als Scharfschützin "Annie Oakley" im Circus Krone auf. Ihr leiblicher Sohn Peter (Martin Feifel) leitet eine Eventagentur. Peters Geliebte Liz (Meret Becker), die Florian und er sich "brüderlich teilten", ist dort ebenso tätig wie der Kroate Ante (Mišel Mati?evi?) und der Stylist Hem (Maximilian Brückner). Der wird tot aufgefunden - nachdem der Amok laufende Peter in sein Schaufenster gebrettert ist… Dominik Graf ist kein braver Plotbebilderer: Seine stilsichere, dichte, flirrend-überdrehte Inszenierung verarbeitet Motive aus Poes "Der Untergang des Hauses Usher" und mag den Zuschauer irritieren, langweilt aber zu keiner Sekunde. Fazit: Trotz Hysterie politisch und historisch geerdet Wertung: Anspruch: 2 von 3 Punkten; Humor, Aktion, Spannung, Erotik: jeweils 1 von 3 Punkten Quelle: TV-Spielfilm.de Teaser-Trailer und Setphotos (kein Maxi), BR 4.10.2013 Trailer des ORF + Trailer der ARD, leider auch ohne Maxi Die Erwartungen könnten höher kaum sein: Fast zwei Jahrzehnte hat sich der in der Zwischenzeit mit Fernsehpreisen förmlich überschüttete Filmemacher Dominik Graf ("Im Angesicht des Verbrechens") Zeit gelassen, um zum dritten Mal nach 1986 und 1995 die Regie bei einem "Tatort" zu übernehmen. Dabei schuf der zehnfache Adolf-Grimme-Preis-Gewinner und damit alleinige Rekordhalter mit "Frau Bu lacht" eine der besten und meistdiskutierten Ausgaben der öffentlich-rechtlichen Krimireihe: Im Film verhelfen die moralisch in der Zwickmühle sitzenden Münchner Hauptkommissare Batic und Leitmayr einer überführten Mörderin zur Flucht und bremsen bei einem hochspannenden Flughafen-Showdown sogar die eigenen Kollegen aus - ein extrem gewagter Bruch mit dem obersten aller "Tatort"-Prinzipien, dass der Mörder am Ende immer gefasst wird. Ganz so mutig und radikal fällt Grafs dritte "Tatort"-Arbeit "Aus der Tiefe der Zeit" zwar nicht aus, doch kann der Münchner Regisseur die hohen Erwartungen auch diesmal erfüllen: "Aus der Tiefe der Zeit" ist ein erstklassig inszenierter, gekonnt arrangierter und hochkarätig besetzter Sonntagabendkrimi, der zu den besten "Tatort"-Folgen des Jahres 2013 zählt. Im Münchener Zuwandererviertel Westend steigen die Mieten: Ständige Schönheitsrenovierungen und Baumaßnahmen sorgen für Unmut in der alteingesessenen Bevölkerung. Auch Hauptkommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) zieht vorübergehend in die baustellenreiche Gegend: In seiner Wohnung gab es einen Wasserschaden, und so sucht der Ermittler Zuflucht in der Dachgeschossbleibe eines verreisten Kollegen. Kaum ist Leitmayr eingezogen, werden er und sein Kollege Ivo Batic (Miroslav Nemec) zu einer nahegelegenen Baugrube gerufen, in der man die Leiche des vermisst gemeldeten Florian Holzer gefunden hat. Für dessen hochbetagte Mutter Magda Holzer (Erni Mangold), die in einer Villa am Isarufer residiert und es als einstige Kunstschützin "Calamity Jane" im Zirkus Krone zu großem Ruhm gebracht hat, ist die Nachricht ein Schock: Sie war Florian deutlich mehr zugetan als ihrem zweiten Sohn Peter (Martin Feifel), der bei den Baumaßnahmen im Westend ein entscheidendes Wörtchen mitzusprechen hatte. Eine wichtige Rolle spielt auch Holzers Geliebte Liz Bernard (Meret Becker), eine egozentrische Eventmanagerin mit besten Kontakten zur Stadtverwaltung, die sich der ungeliebte Sohn offenbar mit seinem verstorbenen Bruder geteilt hat ... Keine Frage - der Star im 884. "Tatort" ist der Regisseur. Schon in den ersten Minuten gibt Dominik Graf eine beeindruckende Kostprobe seines inszenatorischen Facettenreichtums, stürmt mit Volldampf in die Geschichte und stößt das unvorbereitete Sonntagabendpublikum mit knackigen Parallelmontagen, anstrengenden Ton-Bild-Scheren und einem nebulösen Blick in die Vergangenheit kolossal vor den Kopf. Wahrlich kein klassischer "Tatort"-Auftakt! Auch in der Folge legt der Filmemacher, der in den vergangenen Jahren auch mehrere hervorragende "Polizeiruf 110"-Folgen drehte, ein mörderisches Erzähltempo mit permanenten Location-Sprüngen und hoher Schnittfrequenz vor: Selbst Leitmayrs einleitende Wohnungssuche, die für den Kommissar aufgrund der zahlreichen Baustellen, Einbahnstraßen und nutzlosen Anweisungen seines Navigationssystems zur ärgerlichen Odyssee wird, inszeniert Graf als Wettlauf gegen die Zeit - dabei ist die Leiche zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal gefunden. Sieht anfangs noch alles danach aus, als müsste einmal mehr nur der größte Übeltäter im Korruptionsdickicht der gnadenlos gewinnorientierten Immobilienbranche ausgemacht werden (wie zum Beispiel 2011 im Stuttgarter "Tatort: Grabenkämpfe"), offenbart sich bald, dass die eigentliche Antriebsfeder der Handlung die innerfamiliären Konflikte der schwerreichen Holzers sind, die in der Münchner Vorstadt ein mondänes Anwesen bewohnen. Der ermordete Florian Holzer bleibt erwartungsgemäß nicht die einzige Leiche: In einer packend inszenierten, erotisch-emotionalen Sequenz nimmt sich ein weiteres Familienmitglied mit einem Kopfschuss das Leben und stellt die Täterfrage zu diesem Zeitpunkt komplett auf den Kopf. Die Münchner Kommissare müssen sich einen neuen Hauptverdächtigen suchen, und graben bei ihren Ermittlungen – der Krimititel deutet es bereits an - tief in der Münchner Stadtgeschichte, wie sie es bereits 2008 im "Tatort"-Meilenstein "Der oide Depp" taten. Dabei treffen sie auch auf Landsmänner vom Balkan: Der kroatische Hauptkommissar Batic schleust sich gekonnt in dubiose Spielhallen ein und muss beim Verhör des senilen Rentners Alex Kovacz (Branko Samarovski, "Das weiße Band") der das entscheidende Puzzleteil zur Auflösung beiträgt und dessen Zimmer ein Plakat der deutsch-jugoslawischen Karl-May-Verfilmung "Der Schut" schmückt, auch seine Qualitäten als Simultandolmetscher für den Kollegen unter Beweis stellen. Der Zuschauer hingegen kommt sich phasenweise weniger vor wie bei Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, sondern eher wie in einem stimmungsvollen Italo-Western: Magda Holzer (überragend: Erni Mangold, "3096 Tage") ballert mit ihrer Flinte zielsicher auf alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ihres riesigen Gartens ist, während der kinoerprobte Kameramann Alexander Fischerkoesen ("Frisch gepresst", "Hanni & Nanni") mit auffallend häufigen Zoom-Ins Erinnerungen an Leone, Corbucci & Co. weckt. Es spricht nicht nur für Regisseur Graf, sondern auch für das erstklassige Drehbuch seines auch tatorterprobten Weggefährten Bernd Schwamm ("So weit die Füße tragen"), dass die Form dabei nie über den Inhalt siegt: "Aus der Tiefe der Zeit" funktioniert trotz seiner dramaturgischen Nähe zum emotionalen Familiendrama auch als Fernsehkrimi zum Miträtseln und steuert zielstrebig auf einen blutig-bildgewaltigen Showdown zu, der sich fast anfühlt wie eine antike Tragödie - das Wasser im Schwimmbecken färbt sich rot, die Holzersche Villa wird auch symbolisch in ihren Grundfesten erschüttert, und die Münchner Hauptkommissare müssen machtlos dabei zusehen. Trotz des Krimikorsetts kommt erwartungsgemäß auch der Humor nicht zu kurz und wird - wie immer in München - angenehm subtil ins Geschehen eingeflochten: Die Kommissare kühlen den viel zu heißen Automatenkaffee im Mini-Kühlschrank ihres Büros gekonnt auf zungenfreundliche Temperatur herunter, Leitmayr trägt wie selbstverständlich kanarienvogelfarbige Bademäntel aus dem Kleiderschrank seines verreisten Kollegen und bleibt bemerkenswert souverän, als einer übernächtigten Zeugin beim Verhör versehentlich die Brust aus dem zu locker geschnürten Bademantel hüpft. In einer Nebenrolle ist darüber hinaus Ex-"Tatort"-Kommissar Maximilian Brückner ("Spieltrieb"), den der Saarländischen Rundfunk 2011 gemeinsam mit seinem Kollegen Gregor Weber im Zuge einer medialen Schlammschlacht vor die Tür setzte, zu entdecken: Man muss zweimal hinsehen, um den wie verwandelt wirkenden Blondschopf als top-gestylten Edel-Coiffeur mit offenem Ohr für entscheidende Hinweise auf den Mörder wiederzuerkennen. Fazit: "Aus der Tiefe der Zeit" ist ein erstklassig inszeniertes und hochkarätig besetztes Krimidrama - die nächste starke TV-Produktion unter Regie von Dominik Graf und eines der großen "Tatort"-Highlights des Jahres. 4 Sterne von 5 möglichen. Quelle: Lars-Christian Daniels, Filmstarts.de So wird der "Tatort" aus München am Sonntag Der Münchener "Tatort: Aus der Tiefe der Zeit" von Dominik Graf bringt viele Themen zusammen: Gentrifizierung, Korruption bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Herausgekommen ist trotzdem ein schneller Krimi, in dem Leitmayr und Batic ziemlich lange im Dunkeln tappen. "Herrschaftszeiten, warum haben wir nicht mal wieder so einen simplen Fall, wo ein Mann seine Frau erschlägt, weil er sie mit seinem besten Freund in flagranti im Bett erwischt" - der Münchener "Tatort"-Kommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) spricht in seinem jüngsten Fall "Aus der Tiefe der Zeit" das aus, was sich wohl auch sein Kollege Ivo Batic (Miroslav Nemec) denkt. Regisseur Dominik Graf hat es seinen beiden Ermittlern nicht gerade leicht gemacht. Im Münchner Westend findet nicht nur Leitmayr vorübergehend Zuflucht, in dem Viertel taucht in einer Baugrube auch die Leiche von Florian Holzer auf. Batic vermutet einen Raubmord hinter der Tat und trifft bei den Ermittlungen auf kroatische Landsmänner. Aber es gibt noch andere Ermittlungsansätze: "Calamity Jane" Magda Holzer (Erni Mangold), die Adoptivmutter des Mordopfers, residiert zusammen mit ihrem leiblichen und ihr verhassten Sohn Peter (Martin Feifel) und dessen Freundin Liz (Meret Becker) in einer Villa am Isarufer. Doch Peter und Florian hatten beide ein Verhältnis mit Liz, noch dazu hatten die beiden Brüder in der Mordnacht einen Streit. Oder geht es um Korruption? Das Opfer arbeitete als Architekt bei der bekannten Münchner Baufirma Radlmeyer, die gerade dabei ist, mit ihren Baumaßnahmen das traditionell gewachsene Westend für Leute mit Kaufkraft "umzukrempeln". Liz ist Eventmanagerin und pflegt beste Kontakte zur Stadtverwaltung, die sich vorwerfen lassen muss, Grund unter Wert abgegeben zu haben. Als es plötzlich eine weitere Leiche gibt, spitzen sich die Ereignisse zu. Coiffeur Hem Stauffacher (Maximilian Brückner), der ebenfalls mit der Familie Holzer verbunden ist, liegt tot in seiner Küche. Peter Holzer dreht durch - und am Ende laufen alle Fäden in der Villa der Familie Holzer zusammen. Ja. Dominik Graf, der sich in den letzten Jahren lieber dem "Polizeiruf" als dem "Tatort" widmete, hat "Aus der Tiefe der Zeit" zu einem ernsthaften, schnellen Krimi gemacht, der von Rückblenden, Zwischenschnitten und Lichteffekten lebt. Obwohl auch der Protest gegen die Luxussanierung des Westends nicht zu kurz kommt, verzichtet Graf auf den moralischen Zeigefinger. Quelle: SpotOnNews N24, 25.10.2013 "Kurzer Prozess": München-"Tatort" Franz Leitmayr und Ivo Batic finden in einer Baugrube die Leiche eines Mannes. Musste er sterben, weil er zu viel über die Machenschaften von Investoren und dem Bauamt wusste? Dominik Grafs München-"Tatort" ist politisch und wettert gegen Gentrifizierung. Der neue "Tatort" aus München auf der Anklagebank: Wer sind die Verdächtigen? Was wird ihnen zur Last gelegt? Machen die Ermittler einen guten Job? Am Ende steht das unbarmherzige Urteil: Ein- oder wegschalten? Angeklagter: "Tatort - Aus der Tiefe der Zeit" (München), Sonntag, 27. Oktober 2013, 20.15 Uhr im Ersten br> Vorsitzende Richterin: FOCUS-Online-Autorin Sandra Zistl I. Sachverhalt - Der Fall Verwesung - alles eine Frage der Sättigung des menschlichen Körpers mit Antibiotika. Wer viel intus hat, kann laut aktuellem München-"Tatort" als Leiche monatelang relativ frisch bleiben. Zumindest so frisch, dass er noch identifizierbar ist. So geschehen mit einem jungen Münchner in "Aus den Tiefen der Zeit". Er ist an einem gezielten Schlag oder Tritt gegen den Kehlkopf gestorben, war allerdings der Bauleiter einer Großbaustelle im Westend. Die gleichzeitig eine große politische Baustelle ist. Anwohner drumherum wehren sich gegen die zunehmende Luxussanierung ihres Viertels und versuchen, zu belegen, dass in einem Dunstkreis aus Investoren und Bauamtsmitarbietern eine Hand die andere gewaschen hat. Sex und Drogen sind dabei natürlich auch geboten. II. Beweisaufnahme - Die Ermittler "Da gibt's dann ein Boutiquerl neben dem anderen, da kann man schön shoppen, Cappuccino saufen ...", Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ist in seinem Element. Schließlich trinkt Wachtveitl selbst am liebsten normalen Kaffe mit einem Schuss Kondensmilch. Im Verhör mit einem der Hauptverdächtigen - dem Halbbruder des Verstorbenen und Strippenzieher hinter dem umstrittenen Bauprojekt - läuft Leitmayr zu Form auf. Er hasst es, dass seine Stadt immer teurer und einförmiger wird und versteift sich bei den Ermittlungen auf die These, dass die bösen Bauherren den toten Architekten auf dem Gewissen haben. Ivo Batic (Miroslav Nemec) bleibt sachlicher - bis die beiden herausfinden, dass eine Geschichte "Aus der Tiefe der Zeit" nach dem zweiten Weltkrieg sich auf grausame Weise fortzusetzen scheint und dabei Münchner kroatischen Ursprungs Teil der Geschichte werden. III. Zeugen - Die Nebenrollen Dominik Graf hat diesen München-"Tatort" inszeniert und ihm gemeinsam mit Kameramann Alexander Fischerkoesen eine sehr eigene Note verpasst. Die Geschichte ist komplex. Trotzdem bleibt Zeit, um den Nebenrollen Raum zu geben. Meret Becker spielt großartig die exaltierte Freundin eines der Hauptverdächtigen, Erni Mangold exzellent eine verbitterte, in die Jahre gekommene Frau, die von ihrer Vergangenheit als "Calamity Jane" träumt und noch immer lieber zur Waffe greift als zu reden. Aber auch kleinere Rollen wie die der Westend-Ativisten sind sehr treffend besetzt und gespielt. Zeit bleibt bei aller Tragik übrigens auch für Humor. Maximilian Brückner hat eine kleine Nebenrolle, in der er einen tuntigen Stylisten auf Amphetamin spielt. "Du bist so ein ganz ein Lustiger, gell", serviert Leitmayr seine Avancen ab, ihm die Mähne zu stutzen. IV. Plädoyer - Das Fazit Der München-"Tatort" bleibt seiner Linie treu, ein politischer "Tatort" zu sein. Die Überteuerung von Wohnraum und die Verdrängung ganzer Bevölkerungsschichten aus der Stadt sind die sehr plastische Leinwand, vor der sich die Ermittlungen zum Tathergang eines Verbrechens abspielen. Dass da eine Großbaustelle an der Isar im Dreimühlenviertel als ein Großprojekt im Westend verkauft wird, ist wurscht. Die Kölner "Tatort"-Pommesbude steht ja in der Realität auch auf der anderen Rheinseite. Was diesem "Tatort" gelingt, ist leider kein Standard der Serie: Die Brisanz und die Tiefe des Themas, die historische Dimensionen annehmen, werden nicht durch bedeutungsvolle Blicke oder dramatische Musik herausposaunt, sondern entstehen aus einem Puzzle aus Einzelschicksalen und kleinen Bemerkungen und Gesten. Es ist verdammt ernst, aber es gibt auch was zu Lachen. V. Urteil - Im Namen des Volkes Vorausgesetzt natürlich, sie mögen den Humor von Leitmayr und Batic. Kleiner Test. Sagt Leitmayr beim Verhör: "Liz, das steht für Elisabeth, oder?" Sagt die Verhörte (Meret Becker): "Nee, ich komm' aus der DDR. Liz steht für Liz." Finden sie flach, müssen aber trotzdem schmunzeln? Dann unbedingt einschalten! Quelle: Sandra Zistl, FOCUS-Online, 25.10.2013, 16:43 Der 65. Fall des Münchner "Tatorts" Ein erstklassig inszinierter Münchner "Tatort" mit hochkarätiger Besetzung präsentiert ORF 2 am Sonntagabend mit der Folge "Aus der Tiefe der Zeit". Im 65. Fall geht es um einen Korruptionsskandal in der Baubehörde sowie um ein verhängnisvolles Familiengeflecht. Nicht nur die Story und der Look des 65. Münchner "Tatorts" von Dominik Graf sind erwähnenswert, sondern auch die Besetzung ist erstklassig. Mit Meret Becker, Martin Feifel, Misel Maticevic und der Österreicherin Erni Mangold ("3096 Tage") sind gleich mehrere ganz große Namen vertreten. In weiteren Rollen sind unter anderem der Wiener und Nestroy-Nominee Branko Samarovski ("Braunschlag", "Das weiße Band") und Maximilian Brückner (dreht zurzeit das ORF/ARD-Historienmelodram "Clara Immerwahr") zu sehen. Der aktuelle "Tatort"-Fall "Aus der Tiefe der Zeit" wurde von Dominik Graf nach dem Drehbuch von Bernd Schwamm inszeniert. Knapp 18 Jahre nach der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Folge "Frau Bu lacht" führt der 60-jährige Regisseur erstmals wieder für die erfolgreiche Krimireihe Regie. Gegenüber der Zeitung "Welt" sagte er: "'Aus der Tiefe der Zeit" hätte ich in einer anderen Stadt nicht so gut erzählen können wie in München". Bereits 1995 drehte er dort seinen ersten Fall. "Die Verbindung von Geldadel, dunklen Beziehungen aus der NS-Zeit und riesigen Unternehmen", sagt Graf - "da liegt die Identifikation mit München". Die Story: Der Sohn einer ehemaligen Zirkus-Prinzessin "Calamity Jane", gespielt von Erni Mangold, wird ermordet. Die Ermittlungen führen die beiden "Tatort"-Kommissare Batic und Leitmayr in den Münchner Stadtteil Westend, wo Luxussanierungen die Mieten schon seit längerem gewaltig in die Höhe treiben. Bei dem Toten handelt es sich um ihren seit langem vermissten Sohn Florian, der sich mit seinem Bruder Peter (Martin Feifel) einst die Geliebte geteilt hatte. Diese Herzdame, mit dem Namen Liz Bernard (Meret Becker), scheint sowohl über den Toten als auch über seinen Bruder mehr zu wissen, als sie zugibt. Familie Holzer pflegt nicht nur ein bizarres Leben, sondern hat auch Finger in dubiosen Bauvorhaben im Münchner Westend. Dort wohnt auch Kommissar Leitmayr übergangsweise und kriegt die Widerstände im Viertel mit. Mietzuwächse, gierige Immobilienhaie, Bestechung, kroatische Neo-Nazis und ein SS-Mann aus dem zweiten Weltkrieg spielen in den 90 Minuten des Münchner "Tatorts" ebenfalls eine große Rolle. Fast schon zu viele komplexe Themen werden in diese eine Folge gequetscht, sodass es zu einer etwas unübersichtlichen und wirren Geschichte wird. Es werden viele Problemfelder angeschnitten, jedoch keines richtig vertieft. Sonst ein eigentlich erstklassig inszinierter "Tatort" mit einigen witzigen Anspielungen. Quelle: heute.at, 27.10.2013
Das Cowgirl schiesst scharf Dominik Graf ist der beste deutsche TV-Krimi-Regisseur. Entsprechend gut war sein Münchner "Tatort - Aus der Tiefe der Zeit". Manchmal muss man einfach dazu stehen und sagen: passt. Chapeau. Gut gemacht. Und das ist dann ungefähr das langweiligste Statement, das es gibt. Dabei war das Gute doch so spannend! Und hat super ausgeschaut, wie der Münchner sagen würde. Und da sind wir jetzt also, bei den Kommissaren Leitmayr und Batic in München und bei einer krassen alten Schachtel namens Magda Holzer, die früher einmal Kunstschützin im Zirkus war und am Anfang einen toten Sohn hat und am Ende zwei, weil der zweite sich in einem wundervoll blutigen Akt der Selbsttötung das Hirn wegschoss. Überhaupt gabs schön viele Leichen, durchaus auch in Nahsicht, und Leichen mag ich am "Tatort" ja eigentlich am meisten. Und eine gute Regie. In dieser Hinsicht hatten die Münchner jetzt einfach besonderes Glück, sie bekamen den Dominik Graf, und der ist ungefähr der einzige deutsche TV-Krimi-Regisseur, der keine Fehler macht und einen unverkennbaren Stil hat. Schnell, hart, hart, hart, Handlungsanlagen, die das Komplexe nicht scheuen, eine coole Farbregie - er hat sich in München für psychedelische Akzente entschieden, Schauspieler, die sich überschlagen vor Engagement, etwas Besonderes zu liefern. Meret Becker als Femme fatale mit DDR-Wurzeln und Perückensammlung war doch zum Beispiel grossartig! Der Rechen der Rache Dominik Graf, Jahrgang 1952, ist ja unter allen deutschen Fernsehschaffenden derjenige, der am häufigsten den Grimme-Preis gewonnen hat, nämlich bis jetzt zehnmal. Aktuell ist er der LAP, also der Lebensabschnittspartner der Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Caroline Link. Er sieht wie der Bruder von Steven Soderbergh aus, und im Nebenamt ist er Professor für Spielfilmregie. Und der Herr Professor liefert nun die fettesten Strassenfeger. Der Mehrteiler "Im Angesicht des Verbrechens" war einer davon, auch der war ausgezeichnet, und ich hielt den Grafen damals für ein, sagen wir, 28-jähriges Genie, so prall und frisch wirkte das alles. Item, ich musste hier ein bisschen ausholen, es war mal eine kleine Hommage an einen "Tatort"-Regisseur fällig, das gibts ja viel zu selten. Aber zurück nach München: Es ging da ja nicht nur um tote Söhne, sondern auch um die urbane Krankheit Gentrifizierung, um patriotische Kroaten und - besonders hübsch - um einen Nazi, der von der Kunstschützin kurzerhand in einen Keller gesperrt und zu Tode gehungert worden war. Die Rache ging da quasi mit einem grossen Rechen um in München. Und man sah ihr dabei zu und sah, dass es gut war. (baz.ch/Newsnet) Quelle: Simone Meier, Basler Zeitung, 27.10.2013, 22:09 Uhr Ein "Tatort" von Dominik Graf - Die Mörder sind unter uns Im neuen "Tatort" führt Dominik Graf Regie, womit der Akzent mehr bei der Lust am Verbrechen liegt als beim Liebäugeln mit Quoten. Die Folge "Aus der Tiefe der Zeit" ist mit Meret Becker und Erni Mangold schauspielerisch hervorragend besetzt und bietet ästhetisch ambitioniertes Fernseh-Kino. Die zwitschernde Fangemeinde, die jeweils sonntags auf Twitter den "Tatort" kommentiert, dürfte dieses Mal herausgefordert sein. Die neue Folge "Aus der Tiefe der Zeit" ist ein rasant inszenierter, nie stagnierender und vielschichtiger Krimi, bei dem schnell das Nachsehen hat, wer nicht ganz bei der Sache ist. Und vielleicht ist das überhaupt die wichtigste Botschaft dieser Regiearbeit von Dominik Graf ("Im Angesicht des Verbrechens"): dass es mit der Erzählkultur nicht zum Besten steht, wo dabei nebenher dauernd geschwatzt wird. Also zwingt einen sein Film von Beginn weg, genau hinzusehen - zum Beispiel wie eine Stadt das Klischee der Beschaulichkeit abschüttelt und sich mit ihr die sonntägliche Kriminalgeschichte, der sie als Schauplatz dient, von einigen Konventionen befreit. München ist eine Baustelle So sieht München gleich in den ersten Einstellungen irritierenderweise aus wie Berlin in jenen unzähligen Filmen aus der Phase der schnellen Hauptstadtwerdung. Die Stadtansichten überstürzen sich, die Menschen huschen im Zeitraffer über weite Brachen, die Wolken ziehen am blauen Himmel flugs vorüber, und in diesen Bildern scheinen nicht nur die Köpfe der Schauspieler wie in einem Variété auf, es ist zwischen sie auch eine vergilbte Szene aus der fernen Vergangenheit montiert, die für die Erinnerung eines fundamentalen Verbrechens später essenziell sein wird. Und während das Navi Hauptkommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), dessen Wohnung unter Wasser steht, noch in die Irre führt auf dem Weg in die provisorische Bleibe im Münchner Westend, gräbt ein Bagger um die Ecke bereits eine Leiche aus. Die Kamera zoomt sich kreuz und quer in Sackgassen und Einbahnstrassen hinein und schwenkt schliesslich in die Totale einer bayrischen Metropole, die für einmal weniger Herz zeigt, sondern sich als schnelllebiger Grossstadtdschungel voller Hindernisse, korrupter Baulöwen und Leichen im Keller erweist. Ein schönes Blutbad Der Tote übrigens stellt sich als vermisster Sohn des wohlhabenden Holzer-Clans heraus. Weibliches Oberhaupt ist Magda Holzer (Erni Mangold), eine ehemalige Zirkusprinzessin, die als Calamity-Jane einst mit einer Scharfschützen-Nummer Berühmtheit erlangte. Heute wacht sie mit der Koketterie verblichener Schönheit und einer Verwegenheit, die an die legendäre Barbara Stanwyck in "Forty Guns" gemahnt, über ihr beeindruckendes Anwesen am Isar-Ufer und eine ziemlich albtraumhafte Familie. Die zwei ungleichen Söhne haben sich, wie nach und nach herauskommt, die laszive Liz (umwerfend: Meret Becker) brüderlich geteilt, bis eben der eine nun tot in einem Loch endete. Kurz bevor Florian Holzer verschwunden war, hatte es einen heftigen Streit gegeben. Das wäre schon ein Motiv, aber Leitmayrs Kollege Ivo Batic vermutet einen Raubmord. Grafs Kriminalgeschichte beginnt episodenhaft, die Ermittler tauchen ab in eine von Immobilien-Hype und Event-Management gezeichnete Welt des schönen Scheins und der grossen Habgier. Allmählich setzt sich das Puzzle zusammen. Die Korruption ist bis in die Stuben des Baureferates auszumachen, und die Holzerschen Besitztümer zeigen ein wackliges Fundament, dessen düstere Entstehungsgeschichte ins deutsche Nachkriegsjahr 1947 zurückreicht. Grafs ästhetisch ambitioniertes Fernseh-Kino, das überbordende Einfälle und überraschende Pointen pflegt, mag nicht nach jedermanns Geschmack sein. Es hält aber jedenfalls nichts von TV-Polizisten, die ständig am Wurststand stehen und faule Witze reissen. Lieber schickt es den aus Kroatien stammenden Batic in den Spielsalon, wo er national gestimmten Ex-Jugoslawen zeigt, dass er die gleiche Sprache sprechen kann, wenn es sein muss. Am Ende hält dieser Fall für Batic und Leitmayr einen Selbstmord, einen Totschlag, eine unterlassene Hilfeleistung und eine längst vergessene Leiche bereit. Grafs Krimi weist weg von der Realismusdebatte, ob Polizeiarbeit nun in Wirklichkeit so oder anders abläuft, hin zu jenen klassischen Elementen des Genres, die Gut und Böse verschwimmen liessen, bevor die Quoten diesem die harten Züge ausgetrieben haben. Das Plädoyer für die Lust am Verbrechen darf konsequenterweise in einem grossen Blutbad enden. Quelle: Claudia Schwartz, Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2013 Tatort aus München: So war "Aus der Tiefe der Zeit" Der ARD-Krimi "Aus der Tiefe der Zeit" am Sonntagabend: Dominik Grafs Westend-"Tatort" war eine Herausforderung für den Zuschauer. Puh, das war eine echte Herausforderung für den Zuschauer. Schon bei der mit einer Konferenzszene parallel geschnittenen Westend-Parkplatzsuche von Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) war klar, dass Regisseur Dominik Graf für den "Tatort: Aus der Tiefe der Zeit" stilistisch in die Vollen gehen würde. Bis zur letzten Drehbuchvolte von Bernd Schwamm, die die Geschichte um städtische Korruption und die aktuelle Gentrifizierung im Westend noch zurück in die Nazizeit führt. Schwamm und Graf, die schon vor Jahrzehnten gemeinsam "Fahnder"-Folgen drehten, haben keine Lust auf Sonntagabendroutine und und machen aus dem "Tatort" eine Betrachtung der Münchner Architektur mit viel Wut über die Zerschlagung der letzten gewachsenen Strukturen. Kein Wunder, dass auch das Ledigenheim im Westend seinen würdigen Auftritt bekommt. Warum aber diese uralt-Ticks mit dem Kommissar und dem Kaffee? Warum muss Erni Mangold, großartig als alte Kunstschützin Magda Holzer, ihren Sohn (Martin Feifel) und die Schwiegertochter (Meret Becker), mit dem Gewehr im Garten der Pullacher Villa bedrohen? Der Lust aufs Überdrehen unterwirft sich auch Maximilian Brückner als schwuler Szene-Friseur. Schade nur, dass der wichtige Zorn auf den Münchner Wohnwahnsinn in der etwas aufgesetzten Skurrilität des "Tatort" leicht verschüttet geht. Quelle: Volker Isfort, AZ München, 27.10.2013 Spekulanten-Panorama Der "Tatort - Aus der Tiefe der Zeit" blickt böse wie Lion Feuchtwanger auf München Der Tatort "München" ist, ganz wie im richtigen Leben, eine Großbaustelle. Von einem Bauloch zum nächsten wurschteln sich Leitmayr & Batic (Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec) durch Schotter, Staub und erpresserische Eine-Hand-wäscht-die-andere-Dialogfetzen aus der Bau- und Investor-Branche und durch das Spekulanten-Panorama der unbezahlbaren Stadt, wie wir sie kennen und hasslieben: "Aus der Tiefe der Zeit" (Buch: Bernd Schwamm, Regie: Dominik Graf, ARD/BR) - und wenn auch noch Urgroßvaters Zirkus-Milieu und Charakter-Erbe in den Besitzständen nistet, dann steigen die Kommissare bald auf einem mächtigen Schuttberg von Neureich und Altkorrupt herum. Erni Mangold scheucht als Ex-Kunstreiterin vom Zirkus Krone ("Calamity Jane") Personal und Anverwandte durch die Altlasten - was die Münchner Verbrecher-Idylle zusehends verworrener macht, aber auch spannend und ziemlich touristenfeindlich. So bekommt das Vorhersehbare am regionalen Tatortgewerbe ein paar Giftköder verpasst, und der Krimi ist so ungemütlich wie ein Miethai-Inserat für ein neues Luxusloft überm Altstadt-Leichenkeller. Von ganz weit her der böse Blick auf das Feuchtwanger-München. Quelle: Ponkie, AZ München, 28.10.2013, Druckausgabe S. 18 - - - Trivia: Und wer richtig gut zugehört hat, hat vielleicht bemerkt, dass Maximilian Brückner ausser dem Hem Staufacher noch für eine 2. Rolle zuständig war! Aus einer Mail vom Regisseur Dominik Graf dazu: "...Wir hatten grossen Spaß, das Layout für den Schnitt mit Max und mit Martin Feifel zu machen...Max' Stimme als "Florian Holzer" auf der Tonbandaufnahme war so überzeugend, dass das Ganze so übernommen wurde..." "Crime Scene: From the Depth of Time" - Graf’s latest Crime Scene, his first in 18 years, is loosely based on Edgar Allan Poe’s “The Fall of the House of Usher.” |
Seite
zuletzt ergänzt im Oktober 2013 von EFi |
- weitere Tatort-Episoden - |