Schnitt: Wir befinden uns im winterlichen Berlin. Alex Honk (Matthias Schweighöfer) wird nach der Theatervorstellung von seinen eher älteren Fans, die ihn irgendwie als zur ihren Familien gehörend behandeln, was er sich auch gerne gefallen lässt, um Autogramme gebeten. Nur heute Abend hat er es eilig, sein großer Bruder und Manager Jürgen (Detlev Buck) hat ein Vorsprechen für ihn organisiert. Aber die Rolle entspricht nicht so ganz seinen Möglichkeiten. Doch ein weiteres Castingangebot flattert ins Haus der chaotischen und chronisch klammen Honk-WG, aber Alex ist sich nicht sicher, ob er richtig liest: "Maria" ... Das Besetzungsbüro eines Hollywoodfilms war auf Alex' Webseite gestoßen und darauf finden sich nur Fotos in seiner Rolle im Theaterstück "Charleys Tante" - als ebendiese Tante.
Aber als der Film
beinahe abgedreht ist, kommt es wie es offenbar kommen muss - das
Geheimnis wird entblößt und Alex gefeuert. Und auch
Sarah ist für ihn nicht mehr zu erreichen.
Nein, auch dieses Mal wird das nichts, aber dann steht Weihnachten, das Fest der Liebe und Freude in der Türe, und zu solchen Zeiten ist plötzlich vieles möglich ... Bei Grillwürstchen, Kurzgebratenem, Tofuknackern und Dosenbier in der Wohnhöhle der Honks zieht sich die Kamera dann diskret zurück. Schnitt: Abspann - dieser greift die animierte Titelsequenz noch einmal auf und führt sie zum Ende. ~ Ende ~ Mein
Fazit:
Tja - Rubbeldiekatz ist lustig, schnell, abwechslungsreich, bunt, meist laut, nimmt sich aber Zeit für Zwischentöne, gibt nicht seine Figuren der Lächerlichkeit preis, nur manche ihrer Handlungen, ist gottseidank politisch nicht immer korrekt - sprich: der Film ist unterhaltsam und anschauenswert! Rubbeldiekatz hat auch bis in die kleinsten Nebenrollen eine hervorragende Besetzung, und den Schauspielern merkt man die Freude an der Arbeit an diesem Film an. Für Detlev Buck lassen sie sich auf Rollenexperimente ein, die unter einem anderen Regisseur leicht ins Unangenehme hätten abrutschen können. Aber er fängt sie mit leichter Hand wieder auf und leitet sie sicher durch die Absurditäten ihres Kosmos'. Auf einige der äußerst zahlreichen Close-Ups von Matthias Schweighöfer hätte auch ohne Einbußen am Verständnis des Film verzichtet werden können, und so viel seiner nackten Haut hätte ich jetzt auch nicht gebraucht (aber seine Fans werden sich darüber freuen), doch dann gab es Maximilian Brückner unter der Dusche zu sehen, und Maxi und ein Handtuch ergeben für mich eine gute Kombination. Aber das nur am Rande ... Anika Decker zeichnet zusammen mit Detlev Buck für das Drehbuch verantwortlich; sie hat diese Rolle extra für Matthias Schweighöfer geschrieben und er macht unter der Leitung von Detlev Buck seine Sache richtig gut. Er profitiert hier aber auch von der Spiellust seiner Mitspieler, ganz besonders von der bezaubernden Alexandra Maria Lara, den komödiantischen Fähigkeiten von Detlev Buck, Maximilian Brückner und Denis Moschitto, und von Maske und Kostüm. Sein Anblick im Brautkleid hat schon was! Maximilian Brückner und Denis Moschitto sind in ihren Rollen deutlich unterfordert; ihre Rollen als Brüder hat Detlev Buck nach eigener Aussage vor allem deswegen ins Drehbuch geschrieben, weil er als Einzelkind auch mal Geschwister haben wollte. Max von Thun bleibt leider nur die undankbare Aufgabe des Stichwortgebers für die Pointen, aber zumindest sieht er dabei gut aus. Ein paar kleine Besetzungsschmankerl gibt es aber auch, wie Modedesigner Guido Maria Kretschmer als Steward und in einer weiteren Miniaturrolle Sam Riley, Ehemann von Alexandra Maria Lara als Wagenmeister.
Die von Guido Maria Kretschmer für die Damen und für die Filme-im-Film entworfenen Kostüme sind wirklich spektakulär; die Bekleidung der Honks im Gegensatz dazu scheint wohl aus der Restekiste eines Third-Hand-Ladens oder aus dem Kostümabverkauf eines Theaterfundus' zu stammen. Die Idee für Maxis Aussehen in seiner Rolle als leicht verplanter Techniktüftler könnte seiner gelegentlich geäußerten privaten Unlust zum frisieren und rasieren entsprungen sein. Die Eisbärenmütze und der lila Ganzkörperskelettanzug mit Kapuze kleiden ihn erstaunlich gut - die Indianerperücke dagegen ist wahrlich gewöhnungsbedürftig.
Szenenbild / Ausstattung haben hervorragende Arbeit geleistet und Räume erstellt, die die Zuschauer gerne besser erkunden wollen. So viele Kleinigkeiten sind da zu finden, die die jeweiligen Charaktere unterstützen, oder wie in der Anfangssequenz - ein beinahe leeres und antiseptisches Haus in dem sich seine Bewohnerin nicht zuhause fühlen kann. Eine stimmige Lichtsetzung, wie zum Beispiel in der Deliriumsszene nach dem sehr feuchtfröhlichen Wintergrillen im Tiergarten, bei der ich schon verstehe, warum das Maxis Lieblingsszene ist, unterstützt das natürlich aufs Feinste.
Was mir allerdings unangenehm im Gehörgang blieb, ist die überreichliche Verwendung von mehr oder minder aktueller Popmusik in beinahe jeder Szene. Eine Unart, die in den meisten der aktuellen Filme um sich gegriffen hat. Wo bleibt der ruhige Moment, in dem höchstens ein dezenter orchestraler Score im Hintergrund läuft? Alles in allem - obwohl nicht so schön subversiv wie frühere Buck-Filme, und ganz abgesehen von der Tatsache, dass für die Darsteller der größeren Rollen aus versicherungstechnischen Gründen vor Vertragsunterzeichnung ein Besuch beim Arzt der Produktion obligatorisch ist, und somit Alex gar nicht engagiert worden wäre - bietet er einen Einblick in die Wahnwitzigkeit der Filmindustrie, und ist ein passender Film für den fröhlichen Mädelsabend, eher weniger ein Film für die unternehmungslustige Männerrunde. Ob ich ihn beim ersten Date sehen wollen würde, weiß ich jetzt nicht, aber Rubbeldiekatz bietet auf alle Fälle einen guten Einstieg in einen Ausgeh-Abend. Viel Spass! © EFi, November 2011
Screenshots:
EFi
Setphotos, soweit nicht anders vermerkt: Film1/Universal Pictures International/Boje Buck Produktion, Anne Wilk
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