Premiere:
24. Juni 2008, 26. Filmfest München
Offizielle Premiere: 19. August 2008 in München
Kinostart Deutschland: 21. August 2008
Kinokartenkäuferzahlen
Deutschland 2008: 229.483 Zuschauer = #19 der
deutschen Filme,
#100 der in Deutschland gespielten Filme ; Startwoche 61.484 Zuschauer
Kinostart Österreich: 5. Dezember 2008
Erstsendung: 19. Dezember 2009, Bayerisches Fernsehen
Einschaltquoten: 0,48 Mio Zuschauer / 10,1% Marktanteil
"Ich
kann kein Unrecht leiden. Ich kann mich nicht beugen, lieber geh' ich
selber zugrunde."
Mathias
Kneißl 1875
- 1902
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Die
Geschichte vom Mathias Kneißl, erzählt vom Rosi (dem
Marcus
H. Rosenmüller)
Besetzung:
Maximilian Brückner - Mathias Kneißl
Brigitte Hobmeier - Mathilde Danner
Thomas Schmauser - Gendarm Förtsch
Maria Furtwängler - Theresia Kneißl
Christian Lerch - Anton Wörndl
Andreas Giebel - Pfarrer Endl
Michael Fitz - Mathias Kneißl sen.
Florian Brückner - Alois Kneißl
Stefanie von Poser - Katharina Kneißl
Adele Neuhauser - Tante Martha Danner
Sigi Zimmerschied - Flecklbauer
Tilo Prückner - Schreiner Christof
Stephan Zinner - Edi Holzleitner
Simon Schwarz - Gendarm Grasser
Michael Kranz - Gendarm Hildebrand
Jürgen Tonkel - Kommandant Brandmaier
Hans Schuler - Schneiderbauer
Eisi Gulp - Georg Keylein
Lola Dockhorn - Mathilde Danner als Kind
Rosalie Thomass - Eleni, Edis Freundin
Isabella Brückner - Cilli Kneißl
Franz Xaver Brückner - Der Sauerkrautesser
Holger Kriechel - Gendarm Schalk
Martin Walch - Knecht Erwin
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Stab:
Regie: Marcus H. Rosenmüller
Drehbuch: Christian Lerch und Karin Michalke
Produktionsfirmen: Wiedemann & Berg Filmproduktion in
Koproduktion
mit dem Bayerischen Rundfunk
Produzenten: Max Wiedemann, Quirin Berg, Susanne Hildebrandt
Redakteur BR: Hubert von Spreti
Casting: Franziska Aigner-Kuhn
Produktionsleitung: Carli Morbach
Kamera: Stefan Biebl
Ton: Albrecht Harms
Szenenbild: Josef Sanktjohanser
Kostüm: Ute Hofinger
Maske: Nannie Gebhardt-Seele und Dorothea Goldfuß
SFX-Maske: Tommy Opatz
Licht: Stephan Rother
Schnitt: Georg Söring
Originalmusik: Gerd Baumann
Stuntkoordinator: Holger Kriechel
Standphotos: Meike Birck
Drehzeit: 18.09. - 01.11. 2007 ; 33 Drehtage, davon 32 mit Maxi
Budget: ca. 3,9 Mio €
Verleihförderung: FFF Bayern 80.000 €
Drehorte: München, Straßlacher Isarhöhen,
Landshut,
Ginghartinger Mühle, Museumsdorf Bayerischer Wald in Tittling,
Freisinger Gefängnis, Tschechien
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Prädikat "besonders wertvoll"
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Mathias und Alois Kneissl
(Maximilian und Florian Brückner) |
Die meisten Photos lassen sich durch
Anklicken vergrössern! |
Sommer 1892: Mathias Kneißl und sein jüngerer Bruder
Alois haben mal wieder die
Sonntagsschule g'schwanzt, also kommt die Obrigkeit, in der Person des
Gendarmen Förtsch (eines Franken) und des Dorfpfarrers in der
armseeligen Schachermühle vorbei, um die beiden abzuholen. Die
Buben sind aber nicht zu finden, weil sie das Versteckerlspiel perfekt
beherrschen.
Am Waldrand treffen die Herren auf die Kneißl-Eltern, Mathias
sen.
und seine Frau, die Theres Pascolini, denen es offensichtlich nach dem
Gottesdienstbesuch nicht heim pressiert hat. Förtsch kann
seine
Augen kaum aus dem Dekolleté der Kneißlin wenden,
und
deswegen entgeht ihm das Wesentliche: Das Gewehr, das der
Kneißl
grad vorher gekauft hatte und jetzt im Rucksack trägt.
Pfarrer und Gendarm |
Die Schachermühle |
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Die Kneissl-Eltern |
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Nachts wird der Drilling ausprobiert, doch die Polizei läuft
Wache
in den Wäldern und der Schreiner Anton Wörndl bekommt
Angst und flüchtet,
und so müssen der Vater, Mathias und Alois den gewilderten
Hirschen zurücklassen, um nicht erwischt zu werden.
Der Flecklbauer macht derweil der Mutter wieder mal ein unmoralisches,
aber lukratives Angebot, das sie wieder mal ausschlägt.
Dafür
willigt die Familie in einen Kircheneinbruch ein. Der ist auch
erfolgreich, doch am nächsten Morgen steht die Gendarmerie
samt
Pfarrer halt schon wieder im Haus und will das geraubte Kirchengut
zurückhaben. Auf der Flucht stürzt zuerst der Vater
vom
Mühlrad und wird von den wütenden Polizisten
erschlagen, und
dann die Mutter wegen Hehlerei verhaftet.
Der Vater ist tot, und die
Mutter wird gleich verhaftet werden |
Die kleine Cilli auf dem Arm
ihrer Schwester Katharina |
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Tante Martha kommt mit ihrer Tochter Mathilde aus der Stadt, um auf die
elternlosen Kinder Katharina, Mathias, Alois und Cilly aufzupassen. Die
Buben schwänzen nun ganz die Schule, wildern und
räumen die Ställe der Bauern der
Umgebung
aus, weil - von was sollten sie sonst leben? Tante Martha ist das gar
nicht recht und will die Kinder in die Stadt mitnehmen, aber die
weigern sich. Also bleiben sie allein zurück, und machen
weiter.
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Sicherheitseinweisung am
Drilling - ned daß no oam was passiert |
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Zur eigenen Kindheit
gebe es aber nur leichte Parallelen, sagt Maximilian Brückner.
"Ich war selten in der Schule. Aber so weit,
daß uns die
Polizei abgeführt hat, ist es nie gekommen."
Spielen müsse man eigentlich nicht so viel, wenn zwei
Brüder zwei Brüder mimen, erzählt Maximilian
Brückner. "Es ist einfach lockerer, wenn man den
anderen genau
kennt und man nicht irgendeinen Quengler neben sich hat."
Schlechte
Erinnerungen hat Bruder Florian Brückner nur an das
Festessen mit frisch geschlachtetem Schaf: "Ich hasse Schaf,
mußte aber die ganze Zeit kauen", erzählt
er.
Maximilian mußte darüber so lachen, daß er
fast nicht mehr spielen konnte. |
Interviews
während des Drehs im Museumsdorf
Bayerischer Wald in Tittling:
In einem kleinen Gespräch am Rande der Dreharbeiten zum
Räuber Kneißl ging es um die Frage, wie er das
Schauspielen sieht.
Maximilian Brückner meinte: "Wir sehen gerne
Menschen schwarz oder weiß. Aber das stimmt nicht, da die
meisten grau sind, das heißt sie haben ihre dunklen und ihre
hellen Seiten.
Diese beiden Seiten darzustellen ist wichtig. In diesem Zusammenhang
ist genauso entscheidend, wie der Regisseur, die Figur, die ich spiele,
interpretiert. Über den Räuber Kneißl gibt
es so viel zu sagen, daß man Filme in Fortsetzungen drehen
könnte. Damit gibt es eine Menge Möglichkeiten der
Interpretation, die nicht unbedingt der Realität entsprechen
müssen. Wichtig ist für mich, daß die
Filmgeschichte
schlüssig ist. Es ist schwer zu erklären, warum man
Schauspieler ist. Bei mir ist es auf jedem Fall die Freude am Spielen,
und ich bemühe mich, im Rahmen der Interpretation der
Geschichte, die Gedanken der Figur zu verstehen. Was der
Räuber Kneißl wirklich gedacht hat, das wissen wir
ja nicht."
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Vorne: Maximilian und
Florian Brückner
Hinten: Simon Schwarz, Kameramann Stefan Biebl, Maria
Furtwängler, Michael Fitz, Marcus H. Rosenmüller,
Michael Kranz |
Marcus H.
Rosenmüller im Gespräch
In "Räuber Kneißl" geht nicht um Kunstfiguren. Das
ist
Marcus H. Rosenmüller oder 'Rosi' wie ihn seine Freunde
nennen,
wichtig. "Ich will Heimat nicht als kitschig-heile Welt
darstellen,
sondern als ein überschaubarer Kosmos mit Brüchen,
der in
Bilderbuchlandschaft Geborgenheit, Nähe und Vertrauen bietet -
aber manchmal auch ziemlich eng ist und eine starke soziale Kontrolle
ausübt, die es vor allem jungen Menschen nicht leicht macht".
Der Reiz des Regionalen kommt bei den Menschen an. Eigentlich habe er
sich schon früh für historische Stoffe interessiert
und alles
gelesen und gesammelt, was er darüber in die Hand bekam,
erklärte Rosi im Gespräch. "Der Film ist
ein Drama, aber daß auch Liebe und Spaß darin
vorkommen, ist mir wichtig", meinte er weiter. "Bei
diesem Film habe ich meine Wunschschauspieler für die Rollen
bekommen und das freut einen sehr. Ein gutes Team und das
Zusammenwirken sind wichtig."
Aus: Räuber Kneißl - das Leben
einer Bayerischen Legende wird verfilmt |
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Die Bauern können die Verluste ertragen und zeigen sie auch
nicht
an. Am Land macht man das untereinander aus. Und manchmal ist das
Leben ohne Aufsicht dann doch ganz lustig.
Nach
Auskunft der Kostümbildnerin Ute Hofinger stand der Wurf in
den Misthaufen - mit Schweinemist - so nicht im Drehbuch. Der
wurde erst vor Ort in Tschechien beschlossen.
Unglücklicherweise war das Hemdchen ein originales
Einzelstück und ausserdem gabs kein heisses Wasser um es
zwischen
den einzelnen Takes richtig zu waschen. Aber der Florian war tapfer ...
Irgendwann langts
der Polizei dann doch, und sie kommen um die
Kneißl-Buam zu verhaften. In Notwehr erschießt der
Alois
zwei von ihnen und die Buam fliehen in die Wälder.
Maxi
und Florian haben darauf
bestanden
auch dann barfuß durch die Gegend zu rennen, wenn ihre
Füße gar nicht im Bild waren...und wenn's noch so
kalt
und der Boden
nicht angenehm zum Laufen war.
Aber sie
werden gefaßt, verhaftet und 1893 beide verurteilt. Mathias
ist zwar am Tod der Gendarmen unschuldig, gilt aber als
Mittäter. Alois stirbt
1897
im Gefängnis an Schwindsucht, und Mathias schwört als
er 1899
entlassen wird, daß er von nun an ein ehrbares und ehrliches
Leben als
Schreiner führen wird.
Zwar hat er Aufenthaltsverbot in München, doch einer seiner
Spezln
will nach Amerika auswandern, und das muß erst noch in der
Spelunke eines anderen Spezls, des Leitner Edis gefeiert werden. Dabei
kommt der Mathias auch an die später berühmten gelben
Schuhe.
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Mathias mit den gelben
Schuhen, Edi Leitner und seine
Eleni |
Mitten bei der Nacht sucht er dann die Wohnung seiner Familie, und
gerät dabei erst mal an eine arg abweisende schöne
junge Frau, die ihn wieder wegschickt, doch ihn mit "Hos'nscheisser"
verabschiedet. Daran
erkennt er zu seiner großen Freude Mathilde wieder, und das
Wiedersehen mit der ganzen Familie wird ausgiebig, feucht und lustvoll
gefeiert.
Mutter Kneissl, Mathilde,
Mathias und Tante Martha |
Der Mathias hat sich in die
Mathilde verliebt, und sie sich in ihn |
Mathias hat sich in Mathilde verliebt, und sie sich in ihn. Am Morgen
nach der ersten gemeinsamen Nacht am Küchenfußboden
erklärt er ihr, daß
er sobald er genügend Geld beinander hat nach Amerika will,
aber nur
mit ihr. Sie willigt ein mit ihm zu kommen. Aber erst mal muß
er Geld
verdienen - ehrliches Geld. Also kehrt er dahin zurück, wo er
herstammt: nach Unterweikertshofen. Er findet Arbeit beim
Schreinermeister Christof, beim Erneuern des Kirchengestühls
eben der
Kirche, die die Familie Kneißl vor vielen Jahren ausgeraubt
hatte. Der
Schreiner Anton Wörndl wird sein Kollege, der ihm nach langem
Überreden
auch ein Zimmer in seinem Häusl vermietet. Mathias borgt sich
vom
Schneiderbauern dessen neueste Errungenschaft - ein Fahrrad, und radelt
nach München, um Mathilde zu sich zu holen.
Bei der Szene
lassen George
Roy Hills Butch Cassidy und Etta Place schön
grüßen.
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Photo: © 20th
Century Fox, 1969. Paul Newman & Katharine Ross in "Butch
Cassidy and
the Sundance Kid" |
Mathias
hätt sich grad so schön eingelebt und seine Arbeit
wird gelobt, als beim Tanz im Wirtshaus der immer
noch giftige Gendarm Förtsch Mathilde aufs
Schändlichste beleidigt, und
Mathias ihm deswegen eine Watschn verpaßt.
Das wär ja nicht weiter
schlimm, weil den mag ja sowieso keiner, nur leider beleidigt er den
Pfarrer - ja genau, immer noch derselbe wie damals - dann auch noch.
Und der läßt das nicht durchgehen und erzwingt von
Christof die
Entlassung Mathias'. Kein anderer im Dorf will ihn einstellen, und auch
Mathilde muß schweren Herzens nach München
zurückkehren.
Das
Ersparte ist bald aufgebraucht, und vom Rest kauft er dem
Schweigerbauern das Fahrrad ab, weil der Leitner Edi ihm nach der
Entlassung aus dem Gefängnis von den reichen Hopfenbauern
erzählt hat,
die so einfach um deren Pfandbriefen zu erleichtern wären.
Der Hias kauft dem Schneiderbauern von seinem letzten Geld das bisher
immer nur geliehene Radl ab |
Hias und Edi nach erfolgreichem Beutezug |
Also
machen
sie noch einen Einbruch miteinander, damit endlich die Reisekasse
gefüllt wird, wobei der Edi sich um die Bäuerin
kümmert und der Hias um
die Pfandbriefe. Während sie in der Hallertau Radl fahren wird
in
München Eleni, Edis Freundin erstochen. Mit seinem Messer. Und
die
Polizei erwartet ihn schon. Sie prügeln schließlich
aus ihm raus, daß
er zwar einen Einbruch begangen hat, aber weit weg von
München, und es
dafür auch einen Zeugen gäbe, den Kneißl
Hias. |
Der Hias kommt ganz
glücklich in der Wohnung seiner Familie an, nur um in einem
Trauerhaus
zu landen, weil seine Schwester Katharina dabei ist, an Schwindsucht zu
sterben. Er kann grad noch Abschied von ihr nehmen, schon
stürmt die
Polizeimacht die Wohnung. Über den Balkon und Hinterhof kann
er
entkommen und flüchtet über den Odeonsplatz und die
Münchner Innenstadt
zurück aufs Land.
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Räuber und Gendarmen - Regisseur Marcus H.
Rosenmüller dreht am Odeonsplatz Szenen aus dem Leben des
Volkshelden Mathias Kneißl
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Gestern, zur Jahrhundertwende am Odeonsplatz: Pferdekutschen ziehen
gemächliche Bahnen zwischen Flaneuren, Blumenmädchen,
Maroniverkäufern und Gendarmen mit Pickelhauben. Man
trägt Kaiser-Wilhelm-Bart, Hut und bodenlange Röcke.
Und dann rennt Maximilian Brückner als Räuber
Kneißl hinter der Feldherrnhalle hervor. Ungläubig
schaut er sich um, erschöpft lässt er sich aufs
Pflaster fallen. "Schnitt,
gut, noch einmal alles auf Anfang.” Regisseur
Marcus H. Rosenmüller dreht die letzten, aufwendigen Szenen
für seinen Film über das Leben des bayerischen
Volkshelden. Auf seinem Plan steht das Motiv „reiches
Stadtbild” mit viel Brimborium, mehr als 100 Mitwirkenden und
noch einmal so vielen Zuschauern, die das Spektakel per Handykamera
festhalten. Mathias Kneißl hat gerade seine sterbende
Schwester in München besucht, wird von Gendarmen verfolgt und
landet zwischen wohlhabenden Bürgern.
Maximilian Brückner ist schon den ganzen Sonntagmorgen am
Rennen. Auf seinem Gesicht stehen Schweißperlen, aber die
sind nicht echt. "Alles
hingeschminkt”, sagt er, "ich
schwitze nicht, ich bin
topfit.” Das muss er auch sein. Nicht nur als
Boandlkramer im "Brandner Kaspar” am Münchner
Volkstheater, wenn der er an den Abenden vor und nach dem Dreh
katzengleich auf Christian Stückls Bühne turnt.
Sondern auch, weil ihm die Räuber-Rolle des von der Obrigkeit
Gejagten ein hohes Maß an Körperlichkeit abverlangt.
"Einmal hat
es mich sogar am Set umgehauen. Der Kreislauf!”,
berichtet Brückner. Ein anderes Mal tauchten sie ihn in ein
Güllefass, in dem allerdings ein Gemisch aus Kaffee und
Moorbad war. "Dreck und
Kälte machen mir nichts mehr aus”, sagt
Brückner. Den Kneißl hat er auch schon am
Volkstheater gespielt - in Christian Stückls Version ist er
ein armer Hund, der ums nackte Überleben kämpft.
Rosenmüllers
Räuberversion sieht Brückner dagegen als kraftvoll
und lebensbejahend, weniger sozialkritisch: "Kneißl ist ein Mann,
der sich nimmt, was er will, in einer Mischung aus Western, Road Movie
und Actionfilm.” Für diese Rolle war
Brückner erste Wahl. Rosenmüller sagt: "Für mich war seine
Besetzung Pflicht.” Viel mehr erzählen
kann der Regisseur nicht. Er hat nur so lange Zeit, wie es dauert, in
einer Umbaupause eine Mandarine zu schälen. Wie er seinen
Kneißl anlegt, umreißt er nur: "Er ist kein Robin Hood, aber
auch keiner, der seiner Lebtag jammert. In seinem Leben geht es einfach
wahnsinnig rauf und runter - das ist das dramaturgisch Wichtige
für mich”, sagt Rosenmüller
und muss wieder an die Arbeit – die im übrigen in
verblüffend entspannter Atmosphäre abläuft.
Ein Assistent ruft: "Alle,
die gerade kein Kind auf dem Arm haben, auf Position, bitte!”
Sonntag ist Familientag am Set. Die Lebenspartner und der Nachwuchs
sind zu Besuch. Rosenmüllers Tochter Fanny wird von Susanne
Hildebrand herumgetragen. Die Producerin hat im SZ-Archiv alles
über Kneißl nachgelesen. "Er
war kein Mörder,
aber so musste man ihn darstellen, um ihn hinrichten zu
können”, sagt sie. Wer so stirbt, ist
länger untot. Dennoch wäre es vor ein paar Jahren
kaum denkbar gewesen, dass der Volksmythos vom Bayerischen Fernsehen in
Auftrag gegeben und vielleicht sogar in die Kinos gebracht wird. Auch
der "Brandner Kaspar” wird zurzeit, von Joseph Vilsmaier,
verfilmt. Seit Rosenmüllers Kinoerfolg mit "Wer
früher stirbt, ist länger tot” sind
Produzenten offen für bayerische Figuren mit ewigem Leben.
Jochen Temsch, Süddeutsche Zeitung, 29. Oktober 2007
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Dem Flecklbauern will
der Mathias
die erbeuteten Pfandbriefe verkaufen,
doch auch der verrät ihn an die Polizei. Wieder kann er knapp
entkommen, doch dieses Mal erschießt er dabei zwei Polizisten. |
Der
Prinzregent wünscht sich seinen Kopf zum 80. Geburtstag, und
nun jagen
sie ihn wirklich, denn ganze Hundertschaften wurden angefordert und
sind ihm auf der Spur.
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Franz Xaver Brückner
als vorlauter
Sauerkrautesser im Wirtshaus, der von einem Spezl als Kneißl
verunglimpft wird |
Franz Xaver (vorne links im
Profil),
bekommt von seinem grossen Bruder Maxi erklärt, daß
der
Kneißl beim Flecklbauern durch den Kamin vor der Polizei
geflohen
war |
Aber er schafft es trotzdem in
Wirtshäusern
einzukehren, und den Wörndl Anton zu überreden, der
Mathilde Nachricht
zu bringen, wo sie ihn treffen soll, damit sie endlich auf Amerika
reisen können. Sein Unterschlupf ist ein einsamer Stadl auf
einer Wiese
bei Geisenhofen im Dachauer Land.
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Einmal noch entkommt er seinen
Häschern, im Odelbanzen durch die Hilfe eines Bauern, der ihm
danach
auch was trockenes Warmes zum Anziehen gibt. |
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Isabella Brückner als
Cilli
Kneißl |
Maxi
wollte unbedingt Kneißls berühmten Satz
vor der Hinrichtung sagen
"D' Woch'
fangt ja scho guat o" (Die Woche fängt ja schon
gut an),
aber Rosi wollte das nicht, und er drohte damit, er würde
selber
einen
Gastauftritt machen nur um das zu sagen oder er würde sich
sonst
was
dazu einfallen lassen, wenn Maxi nicht Ruhe gäbe.
Maxis jüngste
Schwester Isabella spielt im Film auch seine kleine Schwester und sie
haben ihn eingeladen doch beim Drehen ihrer ersten Szene zuzschauen.
Und da
sagte sie dann den Satz als Mathilde ihre Koffer packt um mit Mathias
nach Amerika zu reisen, und Maxi hat es hinter der Kamera fast vor
Überraschung zerlegt, wie es der Rosi mal so schön
erzählt hat. |
Mathilde
kommt, sie haben
sich endlich wieder und am nächsten Morgen brechen sie auf.
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Die Offiziere aus München |
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Nur,
Tante
Martha hat ihn für eine Belohnung von 1000 Mark verraten, und
die
Gendarmerie samt der Kompanie Unterstützung aus
München hat die Gewehre
schon im Anschlag.
Auch Förtsch drückt sich im
Hintergrund rum, immer
noch ganz neidig auf den unbändigen Freiheitsdrang vom
Kneißl. |
Er
wird niedergeschossen, und der Stadl begräbt ihn unter sich.
Aber im
Krankenhaus flicken sie den Hias wieder zusammen, nur um ihn besser vor
Gericht stellen zu können.
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Seine
Mutter
besucht ihn in
seiner
Zelle,
und bringt ihm einen Brief des Spezls, der es tatsächlich bis
Chicago
geschafft hatte. Er schreibt, daß es da noch viel schlimmer
wäre als
daheim und der Mathias bloß nicht herkommen soll. |
Sein
Gnadengesuch
wird abgelehnt, und so schreibt er seinen Abschiedsbrief an Mathilde.
Am
21. Februar 1902 wird Mathias Kneißl unter das Fallbeil der
Guillotine geschoben.
Förtsch, seines Feindes und Lebenszwecks beraubt, tut immer
noch Dienst
im selben Dorf, wo ihn jetzt die nächste Generation Lausbuam
aufs Korn
nimmt. Es hat sich also eigentlich nichts geändert ...
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Der
originale Kopf kam in die Anatomie nach München, wo ihn im 2.
Weltkrieg
eine Bombe zerstörte.
Die Nachbildung aus dem Film mit dem Gesicht vom
Maxi steht
jetzt
wohl zuhause
bei den Brückners, nachdem sie während der
Dreharbeiten den in einen
Erschöpfungsschlaf gefallenen Maxi beim Aufwachen zur Freude
des
Filmteams aufs beste erschreckt hatte.
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~ ~ ~ ~
Szenenphotos
zur Verfügung gestellt vom Verleih Movienet und DVD-Firma EuroVideo. Verwendung mit
freundlicher Genehmigung. Screencaps: EFi |
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DVD-Veröffentlichungstermin: 19.
März 2009
Sprache: Bairisch (Dolby Digital 2.0 Surround),
Bairisch (Dolby Digital 5.1)
Extras: Kapitel- / Szenenanwahl ; Animiertes DVD-Menü ;
DVD-Menü mit Soundeffekten ; Making Of ; Alternatives Ende ;
Hörfilm-Fassung für Blinde und Sehbehinderte ;
Hochdeutsche Untertitel ; Kinotrailer
Programmtips für "Wer früher stirbt ist
länger tot",
"Grenzverkehr" und "Selbstgespräche"
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2003 bis 2007 hat
Maxi den Mathias Kneißl unter der
Regie von Christian Stückl schon am Münchner
Volkstheater gespielt. Und sein Bruder Florian hat da schon
den Alois gespielt. Ausserdem waren damals auch noch Hans Schuler als
Vater Kneißl und Peter Mitterrutzner als Flecklbauer dabei.
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