Ein
Projekt des 3. Jahrgangs der Otto-Falckenberg-Schule München Premiere: 30. Oktober 2002 40 Vorstellungen in München, Studio der Otto-Falckenberg-Schule Gastspiel bei den Bayerischen Theatertagen in Hof 2003 Einladung zum Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender in Graz 2003 ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ a) 1. Im Osten vor der Wende.
Der Held ist 16: Fussball, Disco,
Klassenfahrt, die Bank auf dem Spielplatz, das zweitschönste
Mädchen
der Klasse, erste Alkoholexzesse, Trampen nach Rumänien, Leipziger
Messe, Einberufung zur Armee. Eine typische Ost-Jugend im
Schnelldurchlauf. Eine typische Jugend wie überall. 2. Eltem
lassen
sich scheiden. Die Brüder Peter und Ralf wachsen bei ihrer Mutter
auf.
Peter verliebt sich während der Tanzstunde in Adriana. Onkel
Breuer
kommt aus dem Knast und beginnt ein Verhältnis mit der Mutter.
Adriana
entscheidet sich nicht für Peter, sondern für seinen
älteren Bruder
Ralf. Peter macht Partys mit seinen Kumpels und einen Fluchtversuch in
den verheissungsvollen Westen. 3. Ein Mann hatte eine Frau und ein Kind
und eine Liebe. Am Ende lebt Niemand seine Liebe.
Drei Teile, die zusammen gehören. Zwei Erzählungen, die rasant vom Leben erzählen und sprachlose Szenen in der Schule und zu Hause. Es ist egal, wer wer ist. Es ist ein Lebensgefühl. Fritz Kater: b) Junge Menschen, Jugendliche zwischen 16 und 18, der letzte Sommer vor Tier Trauer des Erwachsensein, ein letztes Jahr der DDR. Sie erzählen von sich, jeder ist alleine mit sich urtd doch sind sie ein Chor, weil sie ein gemeinsames Thema haben, wechselnde Erfahrungen zu zweit machen: Sex und Liebe. Wer schläft mit wem und warum. Das ist oft peinlich, bisweilen komisch, aber immer lebendig. Sie warten, sie wollen weg, sie bleiben oder sie gehen. Alle müssen sich trennen. ich möchte schlafen und trinke ein Bier." In der Mitte des Triptychon eine Familiengeschichte ohne Vater, Schüler und Lehrer; Freunde, die Gruppe und die grosse Liebe. Eine richtige Geschichte mit Anfang und Ende; irgendwann und irgendwo im Osten vor der Wende. Ein alter Film (frei nach Motiven von Peter Lothars ;time stands still`). Irgendetwas muss passieren. "peter geht, adriana küsst ihn sie hat wohl auf ihn gewartet am fluss." Und irgendetwas passiert. Das Leben geht weiter, eine Schwelle ist übertreten worden. Das Ende. Der Westen. "er war diese 600 Kilometer von zu Hause weggefahren um in dieser fremden Stadt zu arbeiten nichts hatte sich verändert nichts ausser dass gebügelte Hemden nicht mehr peinlich waren sondern ungebügelte." Zwei Menschen. Die unbedingte Liebe. Eine romantische, eine grosse Geschichte, schnell und hart erzählt. zu Ende erzählt: "er nahm irgendetwas mit einen Walkman oder ein Video ein leben nun geheimwaffen / auf der strasse liefen kinder und eine kindergärtnerin an ihm vorbei sie sangen / lieder die er nicht kannte / der planet war erloschen." Wie lebe ich und warum Eigentlich sind es drei Stücke: 'A: Eine Jugend/Chor', 'B: Ein alter Film/Die Gruppe' und 'C: Eine Liebe. Zwei Menschen/Gruppe-Chor sind verschwunden oder ist können nicht mehr.' Gleichzeitig ist 'zeit zu lieben zeit zu sterben' der zweite Teil einer Trilogie, die noch keinen Titel hat. Ihr erster Teil hiess 'vineta (oderwassersucht)'. (Fritz Katers neues Stück ist der kurze elegante Pass in die Spitze hinter die Abwehrreihen der Kritik, die Tiefe und Komplexität immer nur bei Botho-Strauß-Figuren vermuten und nicht glauben können, dass auch Menschen, die man nicht mögen muss und mit denen man in aller Regel auch wenig zu tun hat, Würde besitzen und auf höchst komplexe Weise um Anerkennung kämpfen. Ihre eigenen Techniken des Glücks entwickeln. ich hoffe ich habe jetzt alle fragen zur genüge beantwortet / nehmt bitte eure hefte heraus wir schreiben als erstes einen aufsatz: / wie lebe ich und warum,") ~ ~ ~ ~ ~
Trauriger Osten
Honeckers verlorene Kinder. Mit dem Stück "Zeit zu lieben Zeit zu sterben" lebt sich der dritte Jahrgang der Münchner Otto-Falckenberg-Schule ein in jene Epoche, die längst vergangen, aber dennoch kein Klassiker ist. Es sind die 70er- und 80er-Jahre der DDR. Schauplatz: der wilde, traurige Osten Berlins, in dem die Jugendlichen zwischen Anarchie und Angepasstheit, zwischen Suff und Sex ihre pubertären Träume leben. Der einzige gemeinsame Nenner dieser etwa 15- bis 20-Jährigen ist die Liebe. Die kollektive Tristesse des Sozialismus und seine fröhlichen Nischen. Ein Lebensgefühl, das von den neun Schauspielstudenten sehr echt und wahr umgesetzt wird, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Probleme des Erwachsenwerdens, wenn auch unter anderen gesellschaftlichen Vorzeichen, doch immer und überall die gleichen sind. Autor des Stücks ist Fritz Kater - ein Pseudonym für den Regisseur Armin Petras. Frei nach Motiven des Films "Time stands still" von Peter Gothar hat er in einem offenbar autobiografischen Rausch sich die Szenen seiner Jugend von der Seele geschrieben. Und Regisseur Peter Kastenmüller hat sie mit erstaunlicher Tiefenkenntnis und Sinn für die groteske Realität jener Zeit szenisch sehr wirkungsvoll umgesetzt. Es lebe, dem Thema gemäß, auch in der Inszenierung das Kollektiv. Da wird im Chor gesprochen, geliebt und gelitten. Der Ausbruch in den Individualismus endet in den Salven eines Maschinengewehrs. Unter den Darstellern gibt es keinen, der herausragen würde. Alle spielen auf gleichem künstlerischen Niveau: Dorothea Lata, Eva-Maria Pichler, Melanie von Sass, Lilly Marie Tschörtner, Maximilian Brückner, Johannes Klama, Benjamin Mährlein, Johannes Suhm, Tobias Vandieken. Von ganz besonderem Reiz: die aus Umzugskartons gebaute Bühne (Michael Graessner) als Zeichen der Unbehaustheit. Insgesamt zwei flotte Theaterstunden, hautnah und jung, allerdings um ein paar lange Minuten zu geschwätzig. Sabine Dultz Nächste Vorstellungen: 6., 7., 12. November, Tel. 089/ 233 370 82, Dachauer Straße 114. Quelle: Münchner Merkur Kultur, 01.11.2002 --- Panik in Pappe Klar, an Schauspielschulen soll sich jeder ausprobieren und tun können, was er will, bevor der Ernst des Theaterlebens hereinbricht. Aber warum die neun Jungs und Mädels des dritten Jahrgangs der Otto-Falckenberg-Schule wollen sollten, was sie hier tun, bleibt ebenso ungewiß, wie gewiß ist, daß sie es nicht so genau wissen. "Für jimmi dean und die anderen ohne vater", lautet die romantische Widmung, die Fritz Kater, das Autor-Ego von Regisseur Armin Petras (Jahrgang 1964, 1970 mit den Eltern in die DDR eingewandert, 1987 auf eigene Faust rübergemacht in den Westen), seinem Ostalgie-Drama "zeit zu lieben zeit zu sterben" voranstellt. Der Bühnenraum, den Michael Graessner in das Studio der OFS gebaut hat, besteht aus zusammengeklebten Pappkartonwänden und hat den leicht ramponierten Charme einer Spielecke im Kindergarten. Regisseur Peter Kastenmüller (geboren 1970 in München) legt ganz im Sinne sozialistischer Ideale vor allem Wert auf Gleichberechtigung und läßt seine Schützlinge erstmal zum ausgiebigen Chorsprechen antreten, bevor sie ab und an in Rollen - Schüler, Lehrer, Mutter, Onkel - fallen oder im rührenden Impro-Stil - "hallo, ich bin die Saskia" - vom ersten Liebeskummer berichten dürfen. Alle stehen ständig unter Strom und rackern sich an irgendwelchen szenischen Aufgabenstellungen ab, dazu dröhnt es, von Punk bis Vivaldi, penetrant aus allen Boxen. Das Fatale an dem ganzen temporeichen Gezappel ist nur, daß es so gut wie gar nicht interessiert. Pollesch und Castorf lassen grüßen, sind aber meilenweit entfernt, und selbst die grandios verzweifeltste Jugend verliert irgendwann ihre Aura, wenn man sie dauernd mit dämlichen Comic-Mätzchen strapaziert. Immerhin eines haben die hoffnungsvollen Jungtalente zeigen können: daß sie kein Problem damit haben, zwei Stunden lang hemmungslos kindisch zu sein. Wirklich gesehen hat man dabei von ihnen nichts. Schade! Silvia Stammen Nächste Vorstellungen: 16., 23., 30. Januar; OFS-Studio am Leonrodplatz, Dachauer Str. 114, Vvk. Parkhaus Hildegardstr. 2, Tel. 233 370 00, Info 233 369 99 Quelle: Süddeutsche Zeitung, Münchner Kultur, 10.01.2003 ~ ~ ~ Einladung an die 21. Bayerische Theatertage Hof, 25. Mai - 9. Juni 2003 Vorstellung am 7. Juni 2003 um 20 Uhr im 'Studio'
Theatertreffen
deutschsprachiger Schauspielstudierender und 14. Bundeswettbewerb
zur Förderung des Schauspielnachwuchses des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland, Graz,
22. - 28. Juni 2003
Zeit zu lieben Zeit zu sterben von Fritz Kater
Studierende der
Otto-Falckenberg-Schule München:
Maximillian Brückner, Johannes Klama, Dorothea Lata, Benjamin Mährlein, Eva-Maria Pichler, Melanie von Sass, Johannes Suhm, Lilly Marie Tschörtner, Tobias Vandieken Regie: Peter Kastenmüller Zur Produktion: Wegen der nötigen Kürzungen beschränkte sich die Aufführung des 3. Jahrgangs hauptsächlich auf die Chorszenen des ersten Stückteils. Sie war außerdem für eine Arenabühne mit Publikumskontakt konzipiert. Nach der Premiere am 30. Oktober 2002 im Studio der Otto-Falckenberg-Schule wurde sie 40-mal gezeigt und gastierte auch bei den Bayerischen Theatertagen in Hof. Aufführungsrechte: henschel SCHAUSPIEL Theater-Verlag, Berlin 3.v.l.
Maximilian Brückner, 2. v.r. Tobias Vandieken ;
Photo: Friedemann Simon
Ob
Ossi oder Wessi: Mit sechzehn erlebt jeder die Welt ein bisschen
ähnlich. Irgendwie in der Gruppe und dennoch einsam. Die Zeit
scheint
still zu stehen. Nicht nur in der Ex-DDR. Jedes Mädchen und jeder
Junge
hat seine liebe Not mit der Schule und den Alten. Mit dem neuen
Körpergefühl und dem ersten Sex. Will raus aus der Enge und
dem Gefühl,
eingeschlossen zu sein: In der sozialen Ordnung (egal in welcher). In
der Familie und Clique. In seiner eigenen pickligen Haut. Die Mauer
verstärkte vielleicht nur noch die Sehnsucht nach Ausbruch und
Freiheit.
Immer wieder die Arme hochreißen. Der verzweifelte Versuch, sich freizufliegen. Der wiederholte Sprung nach oben zu den begehrten Büchern. Obwohl in der Gruppe und eingebunden in chorische Sequenzen - also oft nur auf die Stimme beschränkt - gelang es dem wunderbar aufeinander eingespielten Darsteller-Ensemble ausgezeichnet, über Körpersprache einzelne Charaktere zu erzählen. Katers dokumentarische Stakkato-Prosa ohne Punkt und Komma wirkte mit ihren verwirrend verschiedenen Anekdoten zwar etwas schwer verständlich, doch wurden sie direkt und humorvoll lebendig gemacht: Einerseits durch rhythmisch-musikalisches Strukturieren der Text-Partitur. Andererseits durch ihre komödiantisch-situative Auflösung in den auf Improvisationsarbeit basierenden Szenen. An die konnten sich die Älteren im Publikum noch gut erinnern. Und die Jungen sich in ihnen wiederfinden. |
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erstellt am 21. September 2009 von EFi |
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