Christian Stückl und das Münchner Volkstheater

Christian Stückl, geboren am 15. November 1961 in Oberammergau als Sohn einer Gastwirtsfamilie, gelernter Holzbildhauer und seit seiner Kindheit Theaterbesessen, war Assistent von Dieter Dorn an den Münchner Kammerspielen, dann Regisseur an diversen deutschsprachigen Theater- und Opernbühnen (u.a. in Frankfurt, Hannover, Köln, Wien, Salzburg) bevor er zur Spielzeit 2002/03 am 24. Oktober 2002 regieführender Intendant des Münchner Volkstheaters wurde. 2006 inszenierte er die Eröffnungsfeier der Fußballweltmeisterschaft in München in der Allianz-Arena (für die Choreographie des Schuhplattlers nach der Melodie des Max-Glaner-Marsches zeichnen Josef und Franz Staber und Dominikus Brückner von den Jungen Riederinger Musikanten verantwortlich, die auf einem überdimensionalen Heuwagen sitzend die Arena beschallten), und nach 1990 und 2000 war er 2010 zum dritten Mal Spielleiter der Passionsspiele von Oberammergau. Nach der dritten Vorstellung übernahm er ab Februar 2011 für einige Vorstellungen die Hauptrolle des 'Peachum' in seiner Neuinszenierung von Brechts "Dreigroschenoper", weil sich der eigentliche Darsteller eine Kehlkopfentzündung zugezogen hatte. Und er war wunderbar. Seinen Vertrag als Intendant hat er vorzeitig auch gleich bis 2015 verlängert. Im Juli 2011 wurde ihm dann der längst überfällige Bayerische Verdienstorden verliehen. Im März 2014 hat Christian Stückl die ihm vom Kulturreferenten Hans-Georg Küppers angebotene Verlängerung seines Vertrags bis 2020 akzeptiert. Die Vertragsverlängerung hatte Stückl jedoch vom künftigen Standort des Theaters abhängig gemacht. Das jetzige Gebäude, eine ehemalige Turnhalle, ist stark sanierungsbedürftig. Der Stadtrat ist auf der Suche nach einem neuen Standort inzwischen im ehemaligen Viehhof im Schlachthofviertel fündig geworden. Ebenfalls im März 2014 wurde Christian Stückl mit dem mit 10.000 Euro dotierten Theaterpreis der Landeshauptstadt München, der alle drei Jahre vergeben wird, für seine künstlerischen Leistungen und für seine Verdienste um die Theaterstadt München ausgezeichnet. Seitdem erhielt er zahlreiche weitere Ehrungen, u.a. den Bayerischen Verdienstorden, den Oberbayerischen Kulturpreis und den Oberbayerischen Integrationspreis. Im Juli 2018 verlängerte er seinen Vertrag als Intendant des Münchner Volkstheaters bis Ende der Spielzeit 2024/25. Im Juni und Juli 2019 sprang Christian Stückl als 'Portner' im "Brandner Kaspar und das ewig' Leben" ein, da sich Peter Mitterrutzner einer Operation unterziehen musste - und auch da brillierte er. Er wurde für die Passionsspiele 2020 zum vierten Mal als Spielleiter gewählt, die allerdings aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie auf 2022 verschoben werden mussten. Im November 2020 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Oberammergau verliehen.

Aus ihm dampft und raucht es, er ist ein schnaubendes Theatertier, sagte Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers über Stückl bei der Feier zum 25-jährigen Jubiläum des Volkstheaters am 4. Oktober 2008. Er habe ein untrügliches Gespür für Talente und Rohdiamanten, sagte Küppers. Kaum spielten sich die jungen Talente in Stückls Ensemble ein, werden sie von den Großen der Branche weggeschnappt.

Stückl über Stückl:
Und ein weiteres Mal werden Peter Simonischek und ich im "Jedermann" in Salzburg versuchen, den letzten Dingen des Lebens auf die Spur zu kommen. Vielleicht findet die aber nur der "Brandner Kaspar" im Volkstheater ... Irgendwie bin ich eben doch der Fachmann fürs Katholische.
Aus: Volksmund, Spielzeit 2007/08
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Stückl über Brittte Hobmeier (von 2002 bis 2005 am Volkstheater):
I woaß no de Brigitte Hobmeier. De hat sich vorm Vorsprechen beim Bäcker eine Quarktasche kaft. Und de kam auf die Bühne und wie die de Quarktaschen gessen hat, da hob i dacht "De muaß i hobn. De ist so guat, des war wirklich wunderbar." Oiso, des was sie gagt hat, des woaß i gar nimmer ganz genau, was die Texte da drunter waren. Aber alloa wie die die gessen hot, des komma ned bechreiben. Da war alles drinna. Wir sassen im Zuschauerraum, die hat uns mit der Quarktasche ang'macht. De hat uns zeigt mit der Quarktasche, daß wir ihr ziemlich an Buckl runterrutschen können. Alles war drinna, alles war in der Quarktasche drinna.
Brigitte Hobmeier - Maximilian Brückner

Christian Stückl und Maximilian Brückner
Und über Maximilian Brückner (seit 2002 Gast am Volkstheater):
Und des is aber ah so. Mei, da Maxi Brückner, der Tatortkommissar und bei uns spuit er an Boandlkramer. Des is manchmoi so, der steht auf der Bühne und schaugt di o und sogt fünf Sätze und da warn a drei foische dabei, aber die zwoa warn richtig und de warn b'sonders guat. Und dann host scho wieda oan gfunden. Und i hob total Lust g'habt mit eahm zu arbeiten.


Aus: Mensch Theile, BR3, 29. Mai 2009

Stückl über die Jungen Riederinger Musikanten (seit 2002 Gäste am Volkstheater):
Das erste Mal habe ich mit ihnen bei der Geierwally zusammengearbeitet. Die Initiative ist allerdings von den Riederingern ausgegangen, nicht von mir, sie haben mir gezeigt, wie anders - als ich es gewohnt war, man Volksmusik verwenden kann. Für mich war Bauerntheater, garniert mit Volksmusik, wenig interessant. Der Brückner Maxi - er war damals schon auf der Schauspielschule - hat mich nach Riedering zu seiner Produktion von Magdalena mitgenommen. Da waren lauter junge Leut' auf der Bühne, Schauspielerinnen und Schauspieler und Musikanten. Und das Krippenspiel vom Seppi Staber hab ich mir auch angeschaut und war begeistert vom Spiel der Laien. Dabei ist mir aufgefallen, wie Spielen und Musizieren zusammengehören können. Und ich hab mir gesagt: "Mit denen mach ich auch in München was!" Bei uns am Volkstheater muß jeder Musikant auch schauspielern können. Das tun die Riederinger in unnachahmlicher Weise - hier in München schaun sich auch viele Leute den Brandner Kaspar wegen den Riederingern an. Und es macht mir einen Riesenspaß mit ihnen zu arbeiten. Des war, glab i so a bissl Liebe auf den ersten Blick.
Aus: Sänger & Musikanten, 1/2010
Stückl und die Riederinger

Wer ist eigentlich dieser Christian Stückl?
Brigitte Hobmeier: Als ich mich an vielen Theatern bewarb, nach dem Faust-Projekt bei Peter Stein, meinte ein Kollege, hast du dich denn schon beim Volkstheater beworben? Da soll jetzt so ein wilder Hund anfangen zum Arbeiten. Ich hab' auf der Stelle eine Bewerbung hingeschickt, Und war total aufgeregt, als ich zum Vorsprechen kam, Ich dachte, Volkstheater, vielleicht was Bayerisches, denn Ruth Drexel, Stückls Vorgängerin, hat ja bayerische Stücke gemacht. Ich hab also die Bernauerin von Orff vorgesprochen, auf Bairisch, und dann noch eine Szene, wo eine Frau da sitzt und sich darüber auslässt, dass sie Konfitüre sagt und ihr Mann Marmelade und die Ehe darum die Hölle ist. Nach dem Marmeladenmonolog ist der Christian auf die Bühne gesprungen, hat mir die Hand hingehalten und gesagt: Mit dir möcht' ich arbeiten, magst da her kommen? Bei all meinen Vorsprecharien gab es nie so eine Begegnung mit einem Menschen. Das war ein schöner Augenblick, ich hab gar nicht mit einem Handschlag gerechnet.
Ich hab dann bei der Eröffnung seiner Intendanz die Geierwally gespielt. Es gibt da eine Szene, in der sie Geräuchertes aufschneidet, während einer ihrer Brüder mit einem Mädchen nach Hause kommt und sie das nicht will. Sie hatte keinen Satz zu sprechen, sollte all das nur in dem Schneiden ausdrücken. Bei einer Probe ist Christian auf die Bühne gestürmt und hat's vorgemacht. Und man hat wirklich alles gesehen: Die Eifersucht; das Fremde nicht zu wollen. Er ist ganz frei, hat eine überbordende Empathie für jede Figur und überhaupt keine Scham. Damit schafft er einen Raum, in dem man sich selbst auch nicht schämt. Er lässt alles zu, jede Spinnerei, aber er verlangt auch, dass man mit ihm in diesen Raum geht.
Der Christian braucht Leute um sich herum, die ihm Ja sagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er herum brüllt. Wenn jemand nicht mitmacht, ist er eher verzweifelt. Fragt: Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe das in den drei Jahren nie erlebt, dass er jemanden fertig gemacht hat. Natürlich ist er schon mal mit hängenden Schultern reingekommen, war müde und überarbeitet. Aber zehn Cappuccino und die Bühnenarbeit haben ihn wieder aufgerichtet, das ist sein Lebenselixier. Proben sind für ihn wie Kaffee.

Maximilian Brückner: Ich kenn' ihn seit 2002. Da hat die Bayerische Theaterakademie ein Seminar veranstaltet für Bairisch sprechende Schauspieler. Die tollsten Volksschauspieler und Regisseure waren da, mit denen wir arbeiten sollten: die Monika Baumgartner zum Beispiel oder der Franz Xaver Bogner. Ganz hinten im Eck stand einer, den hab ich nicht gekannt, mit riesengroßen Augen. Mit allen wollte ich arbeiten, nur nicht mit dem. Und was ist passiert: Mich haben sie ihm zugeteilt. Ja, Kruzinesn hab ich mir gedacht. Aber seitdem kriegt er mich nimmer los.
Was total bärig ist: Wenn er einem was vorspielt. Was ein bisserl schade ist: dass er immer an 20 verschiedenen Sachen gleichzeitig arbeitet. Das ist so viel geworden, dass man sich kaum noch außerhalb der Arbeit sieht. Aber der würde sterben, wenn er nicht mehr so viel arbeiten dürfte.
Der stirbt an allem, bloß nicht am Rauchen. Der hat viel Energie, der muss die verbrennen, und manchmal eben mit zwei Zigaretten gleichzeitig.


Illustrationen: Julia Pfaller

Aus: Volksmund, Spielzeit 2012/13
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Der Weltdorf-Theatermacher
Christian Stückl hat vui zvui Gfui - aber das Münchner Volkstheater hat er damit aus der Nische und in die weite Welt geführt

Christian Stückl ist ein sehr intensiver Mensch, das merkt man schon an der Art, wie er raucht. Er zieht nicht nur an der Zigarette, er saugt daran, manchmal mit einem so zischenden Inhalationsgeräusch, daß man den Lungenzug hört. Ungefähr so muß man sich den bayerischen Lockenkopf auch als Theaterleiter und Regisseur vorstellen: gierig alles auf- und in sich hineinsaugend, brennend, hingebungsvoll, unbedingt. Der Kettenraucher Stückl ist einer, der so arbeitet, wie er lebt: auf Lunge. Gesund ist das nicht, es hat ihn im letzten Jahr sogar die Galle gekostet, aber was ist in diesem Leben schon gesund? Das Theater ganz sicher nicht, weil das per se schon ein Virus ist.

Mit den Riederingern auf der Bayern-Schiene
Die Markierung, die "Radikal jung" auf der einen Seite des Spektrums setzt, bildet auf der anderen "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben", Kurt Wilhelms Kultstück vom Nicht-Sterben-Wollen eines bayerischen Schlitzohrs, das den Tod glaslweise mit Kerschgeist (vulgo Schnaps) abfüllt und ihm beim Kartenspiel 18 satte Lebensjahre abluchst, um am Ende doch noch ins katholische Bajuwaren-Paradies zu gelangen. Eine Art bayerischer "Jedermann". 25 Jahre lang stand er seit 1975 in Kurt Wilhelms Ur-Inszenierung am Bayerischen Staatsschauspiel auf dem Programm. In Stückls Neuinszenierung von 2005 erscheint er frischer, grüabiger und kultiger denn je, und wer bis jetzt kein Fan von ihm war, muss schon ein steinhartes Preußenherz haben, um nicht endgültig dazu bekehrt zu werden. Die Aufführung mit Alexander Duda in der Titelrolle und dem jungen Maximilian Brückner als Boandlkramer (hochdeutsch: Tod) ist am Volkstheater der absolute Publikumsrenner. Sämtliche Vorstellungen sind immer schon am ersten Vorverkaufstag für den nächsten Monat ausverkauft. Die Leute kommen aus dem Chiemgau und mit Bussen aus ganz Oberbayern angereist, gerne im Dirndl und im Lederhosen-Look.

Stückl gelingt genau die richtige Balance zwischen handfestem Komödienstadel und einer satirisch grell belichteten Gaudiburschen-Revue, zwischen krachertem Bauern- und barockem Welttheater. Die Waldszenen spielen vor einer fotorealistischen Baumstammkulisse, die Sauf- und Raufszenen in einer graugrünen Bauernstubenschachtel, die auch des Brandners Wohnstube ist, und das Entree zum Paradies ist auf Alu Walters herrlicher Bühne ein mit allerhand Kirchen- und Aktenkrempel vollgestopfter Hochaltar, an dem eine geschwungene Freitreppe hinauf zur Himmelspforte führt. Die Schauspieler, am Volkstheater oft von schwankender Qualität, sind im "Brandner" alle gut, und dass hier die Riederinger Musikanten in knappen Lendenschurzen als halbnackerte Engel posieren, sich dabei als rotzfreche Bengel gerieren und nicht zuletzt einen Schwulenhimmel zitieren, ist ein göttlicher Coup. Noch nie waren sie so saukomisch wie hier, wo ihnen die Weißwürste ("sausicios albos") schon mal im Mund stecken bleiben. Wie Stückl die fidelen Musikanten als Figuren integriert und all die Jäger, Wilderer und Preußen in Gruppen arrangiert, ist große Operette - das kann er einfach, nicht umsonst ist er Passions-Regisseur.

Geplant war dieser Erfolg nicht. Dass Stückl den "Brandner Kaspar" überhaupt inszeniert hat und 2003 auch schon die von Martin Sperr dramatisierte Geschichte vom "Räuber Kneißl" und in seiner ersten Spielzeit, gleich nach Shakespeare's "Titus Andronicus", den Bayern-Klassiker "Die Geierwally" von Wilhelmine von Hillern, liegt an einer Truppe junger bayerischer Volksmusiker, die Stückl 2001 in Riedering, Landkreis Rosenheim, kennenlernte. Maximilian Brückner, damals noch Schauspielstudent, hatte seinen Sommerkurs-Dozenten Stückl in sein Heimatstädtchen mitgenommen, wo er mit seinen Leuten ein Stück von Ludwig Thoma aufführte. Damals sah Stückl sie zum ersten Mal: einen Haufen Burschen samt ein paar Madln mit Posaunen, Flügelhörnern und Trompeten, allesamt großartige Volksmusik-Talente, als Kinderblasmusikensemble aufgebaut vom Staber Josef Anfang der neunziger Jahre - eine Eigeninitiative dreier Riederinger Familien, darunter die vom Brückner Maxi und seinen sieben Geschwistern. Wie lustvoll die aufgespielt haben! "Mit so hinpappte Hoor!" Stückl blitzt noch heute die Begeisterung aus den Augen, wenn er von dieser ersten Begegnung erzählt. Damals habe er sich gedacht: "Wos is'n des für a Bande? Die muss i hom!"

Einen Teil der Truppe, die ganz Jungen, hat er 2002 gleich in seinen "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen integriert. Und am Volkstheater baute er den jungen Blasmusikanten zuliebe dann doch eine klassische Bayern-Schiene ins Programm, angefangen mit der "Geierwally", die Stückl sozusagen um die Riederinger als musizierendes Stammtischvolk heruminszenierte - mit einer fulminanten Brigitte Hobmeier im Zentrum, die damals in ihrer ersten großen Rolle glänzte: nicht als zünftiges Dirndl von der Alm, sondern als eiskalte Domina am Rande des Abgrunds.

Trendsetter Volkstheater oder: das Kerschgeist-Wunder
Die "Geierwally" war ein Riesenerfolg, die bisher zweitbest besuchte Aufführung der Stückl-Intendanz, getoppt nur vom "Brandner Kaspar". Davon beflügelt, setzte Stückl beim "Räuber Kneißl" auf dasselbe Rezept: Blasmusikeinlagen der Riederinger und im Zentrum eine legendäre bayerische Figur, der Volksheld Mathias Kneißl, der schon zu Lebzeiten als 'bayerischer Robin Hood' gefeiert wurde. Maximilian Brückner spielte ihn so überzeugend als einen armen Hund, der aus reiner Not zum Räuber wird, dass er diese Rolle jetzt gleich noch mal übernimmt: in der Verfilmung des Stoffes durch den Regisseur Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt, ist länger tot"). Das Bayerische ist derzeit ja schwer im Kommen, und so wundert es nicht, dass Joseph Vilsmaier gerade den "Brandner Kaspar" fürs Kino verfilmt - mit Franz Xaver Kroetz in der Titelrolle und Michael 'Bully' Herbig als Boandlkramer. Da sage noch einer, Christian Stückl setze mit seinem Volkstheater keine Trends!

Die Begeisterung, die die Aufführung jedes Mal auslöst, hat ob des respektlosen Umgangs mit Glauben und Religion eines Abends auch Dionino Colaneri erfasst, den Rio-Chef der brasilianischen Kultur- und Volksbildungsorganisation Sesc, der daraufhin beschloss, die Inszenierung nach Rio de Janeiro einzuladen. Anfangs hat niemand daran geglaubt, doch im November 2006 gastierte der "Brandner Kaspar" tatsächlich in der brasilianischen Millionenstadt: in Original-Bairisch mit portugiesischer Übertitelung. Der Text wurde zuvor eigens ins Hochdeutsche übertragen, um ihn von dort in die Landessprache zu übersetzen. Der Film "Bayernhimmel überm Zuckerhut - Der Brandner Kaspar in Rio", den Petra Wiegers für das Bayerische Fernsehen gedreht hat, dokumentiert sehr schön die Kuriosität und den Erfolg dieser Unternehmung. Da sieht man die Riederinger Musikanten mit ihren Blechinstrumenten in Lederhosen an der Copacabana und schuhplattelnd auf dem Zuckerhut. Dass der "Brandner" weit jenseits des Weißwurstäquators in Rio funktioniert, ist entweder ein großes Kerschgeist-Wunder oder aber der letztgültige Beweis dafür, dass das Bajuwarentum Stücklscher Prägung ein völkerverbindendes Exportgut der Lebensfreude ist.

In seinem nächsten Projekt mit den Riederingern will Stückl das Bayerische nun aber wirklich nicht mehr bedienen, sondern sich in einer Textcollage rund um Siegfried und andere Helden in die deutsche Sagenwelt begeben. Aber es wäre ja wohl gelacht, wenn nicht auch in Siegfried ein waschechter Oberbayer steckte.
aus: Theater Heute, Januar 2008

Geworden ist es dann aber Henrik Ibsen's "Peer Gynt", in der beinahe hochdeutschen Textbearbeitung von Christian Stückl und Maximilian Brückner. Norwegen liegt halt doch irgendwie in der Nähe von Riedering ... Premiere war am 25. März 2008.

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Bühne des Volkstheaters am 'Tag der offenen Tür' am 4. Juli 2009. Die Beleuchtung ist eingerichtet für den "Brandner Kaspar" am nächsten Abend.
Anklicken zum Vergrössern. Photos: EFi
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Das Volkstheater ist eine der aufregendsten Bühnen Münchens.
Seit dem Amtsantritt des Intendanten Christian Stückl 2002 hat sich das Haus in der Brienner Straße ein modernes Profil verschafft. Junge Regisseure erhalten hier die Chance, ihre Werke zu inszenieren. Auch wenn heute noch Klassiker wie Büchner, Goethe, Brecht oder Shakespeare im Fokus stehen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Lesungen und Konzerten, die das Programm des Volkstheaters abrunden. Große Beachtung findet auch das 2005 ins Leben gerufene und im Volkstheater stattfindende „Radikal jung - Das Festival junger Regisseure“. Das jährliche Event bietet Nachwuchsregisseuren ein Forum, um ihre Arbeit einem größeren Publikum vorzustellen.
Das Volkstheater wurde in seiner heutigen Form im Jahr 1983 eröffnet und bietet Platz für 609 Besucher. Neben der großen Bühne hat das Haus im 1. Stock eine zweite Spielstätte, in der 120 Besucher Platz finden. Viele Veranstaltungen, vor allem Konzerte und Kabarettauftritte, gibt es im Foyer des Hauses.
Derzeit befindet sich das Haus in der Brienner Straße, doch im Jahr 2020 muss das Volkstheater aus der früheren Sporthalle wegen eines zu hohen Sanierungsaufwands ausziehen.
Quelle: münchen.de, das offizielle Stadtportal Münchens

AZ 19.12.2011 Bühne ohne Requisiten, Süddeutsche Zeitung, 17.12.2011

Miettragödie im Volkstheater, Abendzeitung München, 19.12.2011

Kein Platz für Kulissen?, Video - Schwaben & Altbayern aktuell, 22.12.2011

Vielleicht ein Drama, Süddeutsche Zeitung, 24.12.2011

Volkstheater-Zukunft: Neubau oder Ankauf?, tz, 23.5.2012

Spielstätte an der Brienner Straße - Drama um das Volkstheater, Süddeutsche Zeitung, 23.5.2012

Die Stadt lässt prüfen - Wo ist Platz fürs Volkstheater?, Abendzeitung München, 24.5.2012
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Die Spielzeit 2011/12 war betriebswirtschaftlich die erfolgreichste in der Intendanz Christian Stückl.
Wie man zugleich das jüngste Theater Münchens und das mit der größten Kontinuität sein kann, demonstriert das Volkstheater beinahe permanent. Am 25. November werden es zehn Jahre, dass Christian Stückl an der Brienner Straße stets gut gelaunt die Geschäfte führt. "Nicht im Geiste, aber auf dem Kopfe des Mannes macht sich das Vergehen der Zeit bemerkbar. Nach 10 Jahren Volkstheater-Intendanz habe er einige graue Haare mehr", scherzt er, wobei sein mitreißender Elan nicht nachgelassen hat.
In der 10. Spielzeit besuchten 110.479 Zuschauer die Vorstellungen des Münchner Volkstheaters. Darunter waren 27.782 Schüler und Studenten. Das entspricht einem Anteil von 25,14 %. Die Spielzeit 2011/12 endete am 15. Juli 2012 mit der 349. Vorstellung, das waren so viele Vorstellungen wie noch nie. 39 davon waren Gastspiele. Ebenso lag die Platzauslastung mit 86,2 % so hoch wie noch nie.
Für das Theater gibt es nun Planungssicherheit. Nachdem im vergangenen Jahr diskutiert wurde, ob die Spielstätte in der Brienner Straße verlassen werden muss, konnten die Verträge für die Lagerräume rund um das Haus doch verlängert werden. Dank höherer städtischer Zuschüsse seien nun alle Verträge bis zum Jahr 2020 unter Dach und Fach, sagte Stückl.
aus: dapd, Pressetermin München, Süddeutsche Zeitung und Abendzeitung München, 14.+15.9.2012

Das Münchner Volkstheater hat gestern sein Programm für die Spielzeit 2013/14 vorgestellt:
Csabar Polgár bestreitet die Eröffnung am 28. September mit "Julius Cäsar", frei nach Shakespeare. Acht Premieren stehen an, gewichtige Werke der Weltliteratur sind darunter: Abdullah Karaca setzt den "großen Gatsby" auf der Kleinen Bühne in Szene, ohne Leonardo DiCaprio, aber sicherlich einfallsreich (Premiere am 15. Oktober). Stückl inszeniert selbst zweimal, begibt sich mit "Ghetto", nach dem Stück von Joshua Sobol, in die Nazi-Zeit und taucht mit dem Projekt "Siegfried" in den deutschen Mythos ein. Und zum Spielzeitfinale hievt Simon Solberg "Moby Dick" auf die Bühne.
Die letzte Spielzeit war die besucherstärkste des Volkstheaters: 113.743 Zuschauer besuchten die 368 Vorstellungen in der letzten Saison, so viele wie noch nie, mit einer Platzauslastung von 84,1 %. 27 % davon sind Studenten und Schüler, also die Jugend kommt ins Haus, aber auch ältere Semester, und zwar in wachsender Zahl, obwohl es kein Abo gibt. Der "Brandner Kaspar" steht nach der 250. Aufführung bei 170.000 Besuchern und das Festival "Radikal jung" verzeichnete eine Auslastung von 95,4 %.
aus: Abendzeitung München, 14./15.9.2013, online + Print

Die Spielzeit 2014/2015 des Münchner Volkstheaters steht fest
Acht Premieren und zahlreiche Gastspiele sind in der Spielzeit 2014/15 im Münchner Volkstheater zu sehen. Neben bekannten Stücken wie "Kinder der Sonne", "Woyceck", "Kasimir und Karoline" und "Nathan der Weise" wird es im März auch eine Uraufführung geben, wie Intendant Christian Stückl am Freitag bekanntgab. Unter dem Titel "Siegfried" hat sich Autor Feridun Zaimoglu der berühmten Sagenfigur genähert, Stückl selbst wird Regie führen. "Es wird ganz spannend, das auf die Bühne zu bringen", sagte der Intendant. Das Stück war bereits für die vergangene Spielzeit angekündigt, dann aber verschoben worden. "Siegfried" ist eine Auftragsproduktion für Maximilian Brückner und die Riederinger. Premiere ist am 19.3.2015 (voraussichtlich).
aus: Abendzeitung München, 12.9.2014

Endlich gefunden und beschlossen: Ein neuer Platz für das Münchner Volkstheater - Christian Stückl zieht in den Viehhof.
Der Münchner Stadtrat hat sich für einen Umzug des Volkstheaters auf das Viehhof-Areal an der Tumblingerstraße ausgesprochen. Auf dem Gelände ist Platz für die bisher sehr beengten Neben- und Betriebsräume des Theaters. Auch eine zweite Bühne für 250 Zuschauer und ein gastronomischer Betrieb als Nachfolger des Volksgartens am ursprünglichen Standort ist vorgesehen. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer der jetzigen Spielstätte - einer umgebauten Sporthalle in der Brienner Straße, dem Bayerischen Fußballverband, endet am 31. Dezember 2020.
Quellen (u.a.): Abendzeitung München und Süddeutsche Zeitung, 17.12.2014

Interview mit Christian Stückl
... "Siegfried" von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel ist eine radikale Mythenzertrümmerung, ein Mordsspaß, derb, klug und eine Freude beim Lesen - vielleicht das nächste 'Kultvolksstück'. Vor zwei Jahren saßen der Herr Zaimoglu und ich beim Kaffee. Ich hatte eine Sehnsucht nach einem Auftragswerk, und fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, eine große deutsche Sagengestalt auf die Bühne zu bringen. Ursprünglich wollte ich mal wieder etwas mit Maximilian Brückner und den Riederingern machen. Dann hatte der Maxi aber einen schweren Bandscheibenvorfall [im Dezember 2014 und konnte daher auch von Januar bis März 2015 nicht spielen], wir mussten den Plan erst einmal beiseite legen und fingen an, in eine ganz neue Richtung zu denken. Wir haben viel Musik, aber das klingt nicht nach Wagner. Aber mit den Riederingern hätte es auch nicht nach Wagner geklungen. ... Irgendwann kommt man an dem Punkt, da sagt man sich: Jetzt bin ich schon so lange da, jetzt müssen wir mal neue Stücke erfinden, sonst müssen wir wieder von vorne anfangen. Premiere ist am 27. März 2015.
In einer Hinsicht bleibt ja doch immer alles gleich - der "Brandner Kaspar" feiert am 7. April sein zehnjähriges Jubiläum. Hätten Sie vor zehn Jahren gedacht, dass Sie in zehn Jahren das Stück immer noch spielen werden?
Stückl: Wir wollten ja damals ganz etwas anderes machen, nämlich mit den Riederingern zusammen die "Dreigroschenoper". Davor hatten wir ja "Räuber Kneißl" und "Geierwally" gemacht. Dann war Dieter Dorn ans Bayerische Staatsschauspiel gewechselt, und meinte in der Zeitung, ich sollte einen neuen "Brandner Kaspar" machen, der passe zum Volkstheater - die uralte Inszenierung war ja abgesetzt. Daraufhin schrieb ich Dorn einen Brief, er solle sich doch bitte um seinen Spielplan kümmern, aber nicht um meinen. Da war ich erst mal grantig.
Aber wie kam es dann doch zum "Brandner"?
Stückl: Wir waren in der Vorbereitung zur "Dreigroschenoper", hatten einen Musiker beauftragt, die Musik neu zu arrangieren. Und da sagte der Suhrkamp-Verlag: Wir dürfen nicht. Also, was sollten wir machen? Die Riederinger hatten sich Zeit genommen, die Schauspieler - da beschlossen wir, jetzt lesen wir ihn halt doch mal, den blöden "Brandner". Ja, und dann konnte ich mir gut vorstellen, dass der Maxi Brückner den Tod spielt, als junges Gegenbild zum Toni Berger, der den ja so lange gespielt hat. Ja, dann haben wir das halt gemacht. Dass es dann zehn Jahre werden würden, daran hat niemand gedacht. Jetzt haben wir bisher 280 Vorstellungen.
Vollständiges Interview von Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung, 26.3.2015

In der Spielzeit 2015/16 des Münchner Volkstheaters, dem Theater der Stadt München in der Briennerstraße 50, wird es 10 Premieren geben, zwei davon auf der Kleinen Bühne. Die Spielzeit wird am 24. September 2015 mit "Sein oder Nichtsein" von Nick Whitby nach dem Film von Ernst Lubitsch eröffnet. Mina Salehpour führt Regie.
11 Premieren gab es in der Spielzeit 2014/15 am Münchner Volkstheater. 110.041 Zuschauer besuchten das Münchner Volkstheater. Die Platzauslastung lag bei 84,8 % bei 353 Vorstellungen davon waren 65 Konzerte und Lesungen bei einer Auslastung von 93,9%. 26% der Besucher waren Schüler und Studenten. Das elfte Festival "Radikal jung" vom 18. April bis 25. April 2015, das seit 2011 auch internationale Arbeiten zeigt hatte bei 17 Vorstellungen eine Auslastung von 90 % und wurde von über 4000 Zuschauern besucht. Innerhalb einer Woche waren 11 herausragende junge Regisseure zu sehen, acht davon Uraufführungen.
aus: Pressemeldung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, 11.9.2015

Neues Münchner Volkstheater kommt aufs Viehhofgelände
Der Münchner Stadtrat hat sich heute mehrheitlich für den Neubau des Volkstheaters auf dem Viehhofgelände ausgesprochen
Lange wurde über dieses Projekt diskutiert: Ist ein Neubau für Münchner Volkstheater notwendig? Wie teuer wird er? Und wo soll er überhaupt entstehen?
Die Antworten haben das Kultur- und Kommunalreferat gegeben, der Münchner Stadtrat hat sich heute mehrheitlich ausgesprochen: Ja, der Neubau ist notwendig, wenn man das Volkstheater erhalten möchte. Der Mietvertrag der alten Spielstätte, die eigentlich nicht für einen Theaterbetrieb geeignet ist, läuft Ende 2020 aus. Nach dem Willen des Münchner Stadtrats soll das laut CSU-Ratsfraktion auf 110 Mio. bis 130 Mio. Euro und laut SPD-Ratsfraktion auf 130 Mio. Euro zuzüglich Risikoreserve taxierte Projekt bis 2020 fertig sein, mit der spätesten Aufnahme des Spielbetriebs bis zum September 2021. Als Standort wurde das dafür passende und charmante Viehhofgelände ausgewählt.
Stadtrat Richard Quaas, kulturpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion, sagte: "Das Konzept ist schlüssig und gut durchdacht. Wir bekommen einen funktionales, modernes und städtebaulich interessantes Theater auf dem Viehhof." Die Verwaltung wird nach diesem Beschluss einen Generalübernehmer beauftragen, das Projekt bis 2020 fertigzustellen. "Das ist zugegebenermaßen ein ambitionierter Zeitplan. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir keinen Interimsstandort suchen müssen und den Mietvertrag notfalls etwas verlängern können", so Quaas. "Es ist schon ein enormes Bekenntnis zur kulturellen Vielfalt Münchens, wenn die Stadt selbst ein Theater baut. Uns ist bewusst, dass wir Finanzierungsengpässe hätten, wenn wir alle anstehenden Kulturprojekte auf einmal realisieren würden. Daher haben wir uns dafür entschieden, das drängendste Projekt sofort zu beauftragen", so Stadtrat Richard Quaas weiter. "Wir gratulieren dem Intendanten Christian Stückl zum Neubau. Er hat sich immer mit viel Herzblut für das Projekt eingesetzt. Wir wünschen uns, dass er uns noch lange erhalten bleibt und dann im neuen Volkstheater Aufführungen inszeniert."
Quellen: Bayerische Staatszeitung, Immobilienzeitung und münchen.de, 15.6.2016

"Christian Stückl: Passion, Theater, Mensch" - Ein Portrait von Regisseur Christian Stückl und seine letzten Arbeiten
Es gibt Ausschnitte aus "Baumeister Solness" und den Proben dazu, einen Kommentar von Maximilian Brückner über seinen Regisseur und den Maxi in der Maske. Ausserdem erzählen Freunde und Kollegen über Christian Stückl und zum Schluß gibt es noch Probenausschnitte aus der Oper "Der fliegende Holländer" von Richard Wagner, die er für den heurigen Oberammergauer Theatersommer inszeniert hat.
Video, Sat1 Bayern, 8.7.2017 (24 Minuten)

So wird die 16. Spielzeit des Volkstheater-Intendanten: Stückls neue Stücke
In der neuen Saison, die im Haus an der Brienner Straße am 27. September 2017 mit der Premiere von William Shakespeares "Romeo und Julia" (Regie: Kieran Joel) eröffnet wird, inszeniert Christian Stückl zum ersten Mal ein Stück des Russen Anton Tschechow: Man läuft vor Tschechow immer ein bisschen davon, weil man sich fragt: Wie stellt man auf der Bühne Langeweile dar? In der "Möwe" stehen zum Glück alle unter Strom. Stückls Arbeit hat am 26. Oktober Premiere.
Für die zurückliegende Saison 2016/17 konnten der Intendant und Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers bei der Pressekonferenz erneut positive Zahlen vermelden. Die Platzauslastung lag bei 80,3 %, es wurden 106.122 Zuschauer gezählt. Als er angefangen habe, berichtet Stückl, seien rund 50.00 Zuschauer pro Jahr gekommen.
Für viel mehr Gäste ist sein Theater auch gar nicht ausgelegt - eine Kapazitätssteigerung gibt es erst im geplanten Neubau an der Zenetti-/Tumblingerstraße. Läuft alles nach Plan, wird das neue Volkstheater am Viehof mit der Spielzeit 2020/21 eröffnet.
aus: tz München, Druckausgabe S. 21 und Münchner Merkur, 16./17.9.2017

So soll das neue Münchner Volkstheater am Viehhof aussehen: Scan
Der Eingang liegt an der Tumblingerstraße, es soll ein Theater mit 600 Sitzplätzen bekommen, ein weiteres mit 200-250 Sitzplätzen und einen Multifunktionsraum für 100 Besucher. Ausserdem ist eine separate Gastronomie mit Biergarten geplant. Die Entwürfe für die Innengestaltung bekommt der Münchner Stadtrat kommende Woche zu sehen. Laut Plan soll der Betrieb in der neuen Spielstätte spätestens zur Spielzeit 2021/22 beginnen.
Quelle: tz München, Druckausgabe S. 10, 9./10.12.2017. Vollständiger Artikel auch in der online-Version der tz.

Bauprojekt: Auf fast 18 000 Quadratmetern enthält der Siegerentwurf der Planungsbürogemeinschaft um die Firma Georg Reisch aus Bad Salgau alles, was sich Intendant Christian Stückl und seine Mannschaft für ihr Volkstheater wünschen: Ein Baukörper trennt den Innenhof in einen Eingangsbereich und einen Biergarten. Der Besucher wird in einem Foyer mit einer großen geschwungenen Treppe im Zentrum empfangen. Von da gelangt er zum großen Saal mit wie bisher 600 Sitzplätzen und einer auf 430 Quadratmeter vergrößerten Bühne, die endlich über einen Turm mit Schnürboden verfügt.
Eine zweite Spielstätte als Werkraumbühne soll flexibel genutzt werden und 200 Zuschauern Platz bieten. Ein weiterer Multifunktionsraum mit 100 Plätzen soll für den Theaternachwuchs, Stückeinführungen und Lesungen genutzt werden. Die Werkstätten bekommen mehr Platz. Weil auch die Probenbühne auf dem Viehhof unterkommt, müssen Schauspieler und Regisseure nicht mehr durch die Stadt zum Nordbad pendeln, wo bisher eine Halle für jährlich 130 000 Euro angemietet ist. Die Gastronomie kann - wie gewünscht - unabhängig vom Theater betrieben werden. So soll der Komplex wie vorgesehen zu einem "Ort des alltäglichen Kulturlebens ohne Schwellenängste" werden.
Vor allem bei der "architektonischen und städtebaulichen Qualität" und bei der "technischen und funktionalen Qualität" vergab die Jury übereinstimmend die volle Punktzahl. Artikel in der Süddeutschen Zeitung, 11.12.2017

Entwurfsvideo für den Neubau des Volkstheaters auf dem Viehhofgelände.
Das neue Volkstheater am ehemaligen Münchner Viehhof wird nach Plänen der Stuttgarter Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei realisiert. Derzeit finden Abbrucharbeiten auf dem Gelände statt, die Baugrube soll ab August ausgehoben werden. Läuft alles nach Plan, wird der Neubau im Frühjahr 2021 an die Betreiber (i.e. Christian Stückl) übergeben. Bis dahin gibt's aber noch etwa 25 Premieren. Für den Bau mit Haupt- und Nebenbühne, Proberaum, Foyer, Werkstätten und Lager (und Gastronomie mit Biergarten) stehen knapp 18 000 Quadratmeter zur Verfügung. Geplante Kosten: 130,7 Millionen Euro.
Ausstellung der Entwürfe im Foyer des momentanen Volkstheaters vom 25.1. - 15.2., und vom 19.2. - 2.3. im Technischen Rathaus, Friedensstraße 40.
Quellen (u.a.): Abendzeitung München und Münchner Merkur, 26.1.2018

Christian Stückl bleibt bis Ende der Spielzeit 2024/25 (mindestens) Intendant des Münchner Volkstheaters:
Wir freuen uns! Christian Stückl unterzeichnet seine Vertragsverlängerung als Intendant des Münchner Volkstheaters bis Ende der Spielzeit 2024/25. Kulturreferent Hans-Georg Küppers würdigte die Arbeit, die Intendant Christian Stückl in den vergangenen Jahren geleistet hat, und sieht seine Arbeit als Garant für eine erfolgreiche Zukunft des Hauses.
Quelle: Münchner Volkstheater, 18.7.2018
Wir freuen uns mit!!!

Christian Stückl bleibt dem Münchner Volkstheater auch in den nächsten Jahren erhalten: Der Intendant verlängerte seinen Vertrag bis zur Spielzeit 2024/2025. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers gab er auch einen Ausblick auf kommende Herausforderungen. Seit 2002 ist Christian Stückl für die künstlerischen Geschicke des Münchner Volkstheaters verantwortlich, nun kommen sieben Jahre hinzu. Und das aus gutem Grund, denn wie Kulturreferent Küppers betonte, sei Stückls Arbeit ein Garant für eine erfolgreiche Zukunft des Hauses. Quelle: München.de

Christian Stückl bleibt Intendant des Münchner Volkstheaters. Am Mittwoch unterschrieb er seinen neuen Vertrag, der alte lief bis 2020. "Er ist dann länger als Helmut Kohl im Amt", sagte der Münchner Kulturreferent Hans-Georg Küppers. Im Gegensatz zu dem früheren Bundeskanzler sei Stückl aber immer neugierig und abwechslungsreich geblieben, "ein Theatervieh". Er habe es geschafft, "Bewährtes und Neues, Tradition und Zukunft" zu verbinden. "Das schaffen nicht alle." Stückl soll auch nach dem Umzug des Theaters in das Münchner Schlachthofviertel für Kontinuität sorgen. Quelle: PNP

Haltung, auch in Zukunft - Christian Stückl, der Intendant des Münchner Volkstheaters, hat seinen Vertrag bis 2025 verlängert.
Die eigentliche Sensation an diesem Vormittag ist, dass Christian Stückl nicht gleich zum Volkstheater-Intendanten auf Lebenszeit ernannt, sondern sein Vertrag nur um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Denn dass Stückl länger am Volkstheater bleiben würde, daran hegte vermutlich nicht mal er selbst Zweifel. Schon bei der Vorstellung der Pläne zum Neubau des Volkstheaters im Januar malte sich Stückl aus, wie er „mit Prozession und Schauwagen“ ins neue Theater einziehen wolle. Das Haus soll 2021 eröffnet werden - sein Vertrag galt damals aber offiziell nur noch bis 2020. Damals war schon klar: Stückl will bleiben. Die Stadtpolitik will auch, dass er bleibt, wenngleich gerade an dem Tag ein paar Politiker nicht sonderlich gut auf das Volkstheater zu sprechen sind, aber dazu später und auf der ersten Seite des Lokalteils.
So kamen am Mittwoch früh Kulturreferent Hans-Georg Küppers und Christian Stückl zusammen, um in aller Feierlichkeit den neuen Vertrag zu unterzeichnen. Neben Küppers hätte eigentlich Münchens 2. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) sitzen sollen, der aber nimmt Stückl sein politisches Engagement für die Demonstration #ausgehetzt am 22.Juli in München übel. Sollte Stückl 2025 eventuell nicht mehr weitermachen wollen, wird er 23 Jahre Intendant des Volkstheaters gewesen sein. „Und somit zwei Jahre weniger als Dieter Dorn an den Kammerspielen“, sagt er - wenn man dessen Zeit als Oberspielleiter dort hinzurechnet und seine zehn Jahre als Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels nicht mitrechnet. Sich von Dorn abzugrenzen scheint ihm wichtig, dabei hat Stückl für München doch längst eine völlig eigenständige Bedeutung entwickelt.
Stückl erzählt immer wieder gern davon, wie er das Haus 2002 übernahm. Damals steckte das Theater in der Brienner Straße in einer schweren Krise. Es herrschten nach dem bizarren Intermezzo von Hanns Christian Müller große Zweifel, ob das Volkstheater überhaupt von jemand anderem als der verehrten Mehrfach-Intendantin Ruth Drexel geführt werden könne. Der damalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude habe ihn ermutigt, es als Intendant zu probieren. Man kannte Stückl in der Stadt als Regisseur an den Kammerspielen und als Oberspielleiter der Oberammergauer Passion. Stückl schätzte zwar die Art bayerischen Volksschauspiels, für die Ruth Drexel stand, aber er wollte das Haus anders führen.
Mit Stückl kam dann Brigitte Hobmeier, kam der Verkaufsschlager „Brandner Kaspar“ und Maximilian Brückner, gab es einen erst einmal vogelwilden Aufbruch. Mit Stückl kam Dramaturg Kilian Engels und das Festival „Radikal jung“, das seit 2005 jährlich Produktionen junger Regisseure nach München einlädt und sich zu einem wichtigen Temperaturmesser des Theater-Nachwuchses entwickelt hat. 16 Jahre nach Stückls Dienstantritt ist das Volkstheater ein offenes Haus für junge Künstler, kaum einer der Schauspieler im Ensemble ist älter als Mitte dreißig. Es ist auch ein Haus, in dem sich junge Zuschauer wohl fühlen. Stückl gelingt scheinbar ohne Mühe, wofür andere Werbung machen müssen.
Kulturreferent Küppers nennt dann auch genau das, Stückls Talent, „Bewährtes und Neues, Tradition und Zukunft in Einklang zu bringen“ als wichtiges Argument für die Verlängerung. Vielleicht ist er auch einfach froh, für ein Haus in München zuständig zu sein, um das man sich überhaupt keine Sorgen machen muss, jetzt nicht und in der Zukunft auch nicht. Deshalb kriegt Stückl ja auch ein neues Theater, werden endlich die absurden Produktionsbedingungen an der Brienner Straße ein Ende finden. Besser kann man 130 Millionen Euro im Kultursektor kaum anlegen, die Stadt kriegt dafür erfolgreiche Kontinuität in neuem Glanz.
Stückl scheut sich nicht, politisch Haltung zu beziehen, auch das macht er ohne große Verrenkungen, er ist einfach so. So ist es für ihn selbstverständlich, dass am Volkstheater eine Platzanweiserin Kopftuch trägt, sein Hausregisseur einen türkischen Namen trägt und er selbst in Indien Theater macht. So ist die Welt, und so ist der Stückl, großartig. Und so unterstützt das Volkstheater zusammen mit den Kammerspielen die Demonstration gegen die „Politik der Angst“. Die CSU ist darüber alles andere als amüsiert, so bleibt bei der Unterzeichnung der Vertragsverlängerung der Stuhl neben Küppers leer auf dem Bürgermeister Josef Schmid (CSU) hätte sitzen sollen. Stückl schüttelt darüber nur grinsend den Kopf. Er wird noch Intendant sein, wenn Schmid nicht mehr Bürgermeister ist.
Von Christiane Lutz und Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung, online 18.7.2018 und print 19.7.2018, S. R18

In der vergangenen Spielzeit 2017/18 gab es insgesamt 10 Premieren. Das Haus wurde von 106.431 Zuschauern besucht. Die Platzauslastung lag bei 86,8%. Es wurden 357 Vorstellungen gezeigt, davon waren 71 Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen.
Das Festival „Radikal jung“ hatte bei 21 Vorstellungen eine Auslastung von 94,9% und wurde von über 5.500 Zuschauern besucht. Innerhalb einer Woche waren 13 Inszenierungen von jungen Regisseur_innen zu sehen.
aus: Volkstheater-Pressekonferenz zur Spielzeiteröffnung 2018/19, 13.9.2018

Rückblick auf die Spielzeit 2018/19:
Bei 11 Premieren wurde das Haus von 103.656 Zuschauern besucht. Die Platzauslastung lag bei 81,4%. Es wurden 351 Vorstellungen gezeigt, davon waren 79 Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen.
Das Festival „Radikal jung“ hatte bei 26 Vorstellungen eine Auslastung von 93,3% und wurde von über 4.700 Zuschauern besucht. Innerhalb einer Woche waren 15 Inszenierungen von jungen Regisseur_innen zu sehen.
aus: Volkstheater-Pressekonferenz zur Spielzeiteröffnung 2019/20, 12.9.2019

Volkstheater voll im Plan - Neubau am Schlachthof wächst:
Läuft alles wie geplant, wird das Gebäude im April/Mai 2021 von der Firma Georg Reisch ans Theater übergeben. Voraussichtlich im Oktober zum Start der Saison 21/22 soll sich zum ersten Mal der Vorhang heben. Im Blog "Volkstheater Neubau" berichtet das Haus über die Baufortschritte.

Die Spielzeit 2019/20 wurde ab 11. März 2020 in allen Theatern und Opernhäusern Deutschlands eingestellt. Auch die Passionsspiele in Oberammergau wurden auf 2022 verschoben. Hintergrund ist die dynamische Verbreitung des Corona-Virus, die unterbrochen werden soll.

Aus der Pressekonferenz von Christian Stückl und dem Münchner Kulturreferenten Anton Biebl am 6. Mai 2020: Mit den Beschäftigten und dem Betriebsrat des Münchner Volkstheaters wurde vereinbart, die Spielzeitpause des Hauses vorzuziehen. Das Theater bleibt bis zum 14. Juni 2020 geschlossen, ab dem 15. Juni soll der Probenbetrieb wieder aufgenommen werden. Es sollen fünf Premieren parallel vorbereitet werden, die einen flexiblen und auf die Situation anpassbaren Spielplan ermöglichen. Diese Inszenierungen für die sogenannte neue Normalität werden von den Regisseur*innen Simon Solberg, Sapir Heller, Mirjam Loibl, Abdullah Kenan Karaca und Christian Stückl entwickelt. Die erste Premiere könnte mit Beginn der Sommerferien Ende Juli stattfinden. Bis auf Weiteres sind aber keine Vorstellungen vom  "Brandner Kaspar und das ewig' Leben" möglich.
Video der vollständigen Pressekonferenz, 6.5.2020 / Textquelle, 15.5.2020
Dass Christian Stückl leidenschaftlich für das Theater brennt, hat man schon lange gewusst. Aber am Mittwochmorgen um 11 Uhr, bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz unter dem Titel "Wir haben einen Plan", legte der Volkstheater-Chef eine Rede hin, die so viel Feuer hatte, entfacht von einer originellen wie einfachen Idee, dass sie mindestens in die Theater-Annalen eingehen wird. Er erklärt die Saison an seinem Haus für beendet. Dafür kommt er früher zurück. [...] Dass es eines ausgeklügelten Hygiene-Konzepts bedarf und die Zuschauerzahl begrenzt werden muss, ist Stückl klar. Von den 600 Sitzplätzen im großen Haus lassen sich, wenn man jede zweite Reihe herausbaut und die Leute auf Abstand sitzen, rund 100 besetzen. Was zwar wirtschaftlich nicht toll sei: "Aber lieber vor 100 spielen als gar nicht." Zudem kann Stückl sich vorstellen, dass manche Inszenierung, falls sie eine oder eineinhalb Stunden dauert, zweimal am Tag gespielt werden könnte. Und natürlich müssen die Inszenierungen "Corona-tauglich" sein, also: Sicherheitsabstand zwischen den Spieler*innen. [...] Und er hat für diesen fulminanten Auftritt auch das richtige Fazit: "Wir lassen uns nicht aufs Trockeneis legen. Ich will selbst dampfen."
Vollständiger Artikel von Michael Stadler in der Münchner Abendzeitung, 6.5.2020, 17:14 Uhr
So will Christian Stückl den Bühnenbetrieb wieder aufnehmen: "Ich will auf die Bühne zurück!" Gestern hielt Regisseur Christian Stückl ein packendes Plädoyer für leibhaftiges Theater. Auch einen Plan für die baldige Wiedereröffnung des Münchner Volkstheaters legte er vor. Das überzeugt und lässt hoffen. "Vielleicht wird es ja fad, was wir zeigen wollen", sagt Christian Stückl zwischendrin mal. Aber wenn das, was das Münchner Volkstheater plant, nur halb so mitreißend wird, wie das Schauspiel, das er bei dieser Pressekonferenz selbst bot, dann wird es sensationell.
Vollständiger Artikel (mit Ton) von Christoph Leibold auf BR24, 7.5.2020, 10:42 Uhr
So könnte Theater "Corona-tauglich" werden: Christian Stückl, der Intendant des städtischen Münchner Volkstheaters, will "sich nicht auf Trockeneis legen lassen", er möchte selber dampfen. Anton Biebl, der Kulturreferent der Stadt München, kann die Formulierung "auf Sicht fahren" nicht mehr hören, wenn man nicht mehr wisse, wohin man schauen kann. Theater ist momentan nicht möglich, in offiziellen Verlautbarungen der Politik steht die Kultur derzeit an letzter Stelle, nach Fahrschulen und Biergärten. Das haben sich Biebl und Stückl nun sieben Wochen lang angeschaut - und stellten darum nun in München gemeinsam ein Konzept vor, wie man in Zeiten von Corona wieder Theater machen könne. Ein Konzept übrigens, von dem die Bayerische Staatsregierung aus der Zeitung erfahren wird. Und sich dann damit auseinandersetzen muss.
Vollständiger Artikel von Egbert Tholl und Reinhard J. Brembeck in Süddeutsche Zeitung, 8.5.2020, 7:45 Uhr

Christian Stückl hat einen Corona Plan
Ich habe eine gute Nachricht für alle Freunde des Volkstheaters: wir werden wieder spielen!
Am 24. Juli beginnt unsere neue Spielzeit. Es wird die letzte Spielzeit im alten Haus sein und sie wird bis Mai 2021 daueren. Danach ziehen wir um ins neue Haus.
Wegen Corona nimmt unsere ganze Belegschaft ihren Sommerurlaub schon im Frühjahr. Wegen Corona organisieren wir ein Sommertheater im Innenhof. Es wird kleine Konzerte geben, Lesungen und Vorstellungen für Kinder. Ebenfalls wegen Corona bauen wir im großen Saal jede zweite Sitzreihe aus und geben nur für jeden dritten Platz Karten aus. So bekommen wir allerhöchstens hundert Menschen hinein, aber auch für diese hundert lohnt es sich, Theater zu spielen.
Damit wir wieder öffnen können, werden wir ein Hygienekonzept erstellen und es vom Gesundheitsamt genehmigen lassen. Es wird nicht nur unser Publikum schützen, sondern auch unsere Schauspielerinnen und Schauspieler, die sich auch auf der Bühne nicht mehr so nahe wie sonst kommen dürfen. Was wir spielen werden, sage ich noch nicht. Corona wird wohl in allen unseren fünf neuen Produktionen eine Rolle spielen, aber es wird nicht zentrales Thema sein. Wir sind ja nur noch von Corona umgeben, irgendwann reicht es auch mal.
12.5.2020
Quelle: "Volkstheater Neubau", Ausgabe 5, Mai 2020

Ab 24. Juli 2020 eröffnet die neue Spielzeit! 5 Wochen mit 5 Premieren der Regisseur*innen Christian Stückl (24.7.), Sapir Heller (29.7.), Mirjam Loibl (7.8.), Simon Solberg (14.8.) und Abdullah Kenan Karaca (26.8.), vielen Konzerten und Kinderprogramm von und mit den Autoren, Komponisten und Schauspielern Heinz-Josef Braun und Stefan Murr. Geplant ist ein Sommerspielbetrieb bis 13. September mit Vorstellungen im Innenhof und im großen Saal des Volkstheaters mit Konzerten, Lesungen, Diskussionen und einem Kinderprogramm. Bis auf Weiteres aber kein "Brandner Kaspar und das ewig' Leben".
Video der Pressekonferenz am 2. Juli 2020 zur Verkündung des Sommerspielplans

"Bald ist's fertig - Das neue Volkstheater". Poster und Artikel von Sigi Müller mit Baustellenfotos in der Abendzeitung München vom 9.11.2020

Ortstermin Baustelle - So wird das neue Münchner Volkstheater: In Zeiten zugesperrter Bühnen ist es durchaus ungewöhnlich, zur Abwechslung über die Eröffnung eines Theater-Neubaus zu berichten. Rund fünf Monate vor der geplanten Fertigstellung des Neubaus des Münchner Volkstheaters fand heute eine Baustellenführung mit Oberbürgermeister Dieter Reiter und Intendant Christian Stückl sowie einer Gruppe von Journalisten statt. „Das Münchner Volkstheater hat ein zahlreiches und treues Publikum, das sich mit mir auf die Fortsetzung des Spielbetriebs und auf den Neubau freut. Das neue Gebäude ist imposant und einladend zugleich.“ (OB Dieter Reiter)
„Trotz der Pandemie sind die Bauarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Viehhofs im Zeit- und Kostenplan. Ab Mai 2021 beziehen wir den neuen Ort und bereiten die Premieren im Herbst vor. Im Oktober 2021 planen wir die Eröffnung des neuen Hauses und die Aufnahme des Spielbetriebs im Schlachthofviertel. Wir freuen uns schon sehr!“
Quellen mit Fotos: Münchner Volkstheater auf Facebook (1), Münchner Volkstheater auf Facebook (2), BR24 und Münchner Merkur, 17. - 20.11.20

Baustelle Volkstheater: So sieht es aus in Deutschlands modernstem Bühnenbau
135 Millionen Euro kostet der Bau, der am 15. Oktober 2021 mit einer Festwoche seine Tore öffnen wird [so es die Coronazahlen zulassen]. In der Spielzeit 2021/2022 sollen insgesamt 13 neue Produktionen entstehen. Derzeit sind es etwa zehn Inszenierungen pro Spielzeit. Zwei der jungen Regisseure, mit denen Intendant Christian Stückl die Eröffnungswoche Mitte Oktober bestreiten will, stehen bereits fest: der 1987 in Berlin geborene, deutsch-koreanische Dramatiker Bonn Park und Jessica Glause. Vollständiger Artikel mit Fotos in der Münchner Abendzeitung, 30.11.20

Das neue Münchner Volkstheater an der Ecke Tumblinger-/Zenettistraße - nur von außen, da noch Baustelle, dafür im Regen: Meine Fotos vom 6.5.21

Am 24. Juli 2020 eröffnete die Spielzeit 2020/21 mit Vorstellungen auf der Bühne im Garten. Im Oktober 2020 fanden die Vorstellungen Corona-konform wieder im grossen Theatersaal statt. Zwischen November 2020 und Mai 2021 war wegen der 2. Covid-19 Infektionswelle Vorstellungsstopp. Es ist die letzte Spielzeit im alten Haus in der Briennerstraße und sie wird bis 20. Juni 2021 dauern. Für Oktober 2021 ist die Eröffnung des neuen Hauses und die Aufnahme des Spielbetriebs im Schlachthofviertel (Ecke Tumblinger-/Zenettistraße) geplant. Seit der Vorstellungsabsage im März 2020 kein "Brandner Kaspar und das ewig' Leben" mehr im alten Haus, aber am 4. und 5. Juli 2021 als Open-Air am Königsplatz in der Reihe "Theatersommer - Bayern spielt".

Countdown! Noch zehn Tage
Seit 1983 gibt es das Münchner Volkstheater am Stiglmaierplatz. Am 24. Oktober 2002 eröffnete unser Intendant Christian Stückl das Münchner Volkstheater. Nach genau 18 Jahren und 239 Tagen in diesem Haus findet am 20. Juni 2021 die letzte Vorstellung in der Brienner Straße statt. Und jetzt: ziehen wir um!!! Wir werden unsere umgebaute Turnhalle verlassen und in die Tumblingerstraße ziehen - in ein niegelnagelneues Theater! Unsere Freude ist riesig aber ein bisserl wehmütig samma schon auch. Servus altes Haus!Münchner Volkstheater auf Facebook, 10.6.21


Blick vom "Haus des Fußballs" an der Brienner Straße in den Innenhof auf den Eingang des Volkstheaters und das Restaurant "Techtelmechtel" (re.). © Astrid Schmidhuber, Münchner Merkur

Fotos: Volkstheater (1.), EFi, 10. Juni 2021

"Adieu, altes Haus!" Abschied vom Münchner Volkstheater - aus den Erinnerungen der tz-Kollegen
Morgen Sonntag, 20. Juni 2021 fällt mit "Macbeth" der letzte Vorhang über die Ära des Münchner Volkstheaters an der Brienner Strasse 50. Im Sommer zieht Intendant Christian Stückl samt Team an die Tumblingerstraße. Eröffnet wird das neue Haus dort am 15. Oktober 2021.
"Der Chef als Kirchenfürst" - Christian Stückl sprang 2007 als Kirchenfürst in seiner eigenen Produktion von Schillers "Don Karlos" ein. Der Abend stand für vieles: Für eine in engster Verbundenheit lebende Theaterfamilie, bei der Papa sich notfalls selbst ins Geschehen wirft. Für einen Mann, dessen kritisch-lodernde Religiosität sich nicht mit den Orthodoxen deckt. Und für einen Intendanten, der so spielwütig ist, dass er am liebsten noch die Requisiten selbst darstellen würde. Markus Thiel, Musikredakteur. Aus: tz München, 19./20.6.2021, Druckausgabe S. 25, Kultur & TV
Die Inszenierung von "Don Karlos" habe ich gesehen, aber mit der regulären Besetzung, dafür habe ich Christian Stückl 2011 in der Hauptrolle des 'Peachum' in seiner Inszenierung von Brechts "Dreigroschenoper", und 2019 als 'Portner' im "Brandner Kaspar und das ewig' Leben" erleben dürfen. Zum Niederknien 😃 EFi

Christian Stückls schwerstes Stück: Umzug der Superlative in München – nach jahrelanger Arbeit öffnen sich bald über 600 Türen beim Münchner Volkstheater
Kisten packen, Kartons schleppen, Chaos ertragen und ja nicht den Überblick verlieren. Jeder, der schon mal einen Umzug mitgemacht hat, weiß, wie anstrengend so ein Ortswechsel ist. Wie groß muss dann erst der Aufwand sein, wenn ein ganzes Theater umzieht?
Christian Stückl, Chef des Volkstheaters, wuppt genau so einen Umzug derzeit – und wirkt dabei noch ganz entspannt. Theater um die Theaterumsiedelung? Bloß nicht – auch wenn das Unterfangen riesig ist, heißt es: den Überblick behalten! „Das geht schon“, sagt Carsten Lück.
Beim Technik-Chef des Volkstheaters laufen seit sechs Jahren alle Fäden in Sachen Neubau zusammen. Bei ihm – wie auch bei Stückl – ist die Freude über das Geschaffte und vor allem die Vorfreude auf das neue Domizil spürbar groß.
Am 15. Oktober steht die Eröffnung an der Tumblingerstraße im Herzen Münchens* an. Am alten Standort an der Brienner Straße werden derweil noch Umzugskisten gepackt. Die Requisite räumt als Letztes ihre unzähligen Utensilien und Kostüme zusammen. Extrem wichtig ist, die Kisten detailliert zu beschriften. Damit im neuen Theater alles an die richtige Stelle kommt.
„Wir können endlich alles an einem Standort unterbringen“, sagt Stückl erleichtert, als er neben den Kartons mit der Garderobe vom Erfolgsstück Brandner Kaspar steht. Klar, die 38 Jahre an der Brienner Straße will keiner missen. Auch wenn dort alles ein bisschen komplizierter war. „Wir hatten Probebühnen am Nordbad und in der Zenettistraße. Unsere Bühnenbilder befanden sich in der Stadt verteilt in Containern. Pro Aufführung mussten wir immense Lieferwege auf uns nehmen“, erklärt der 59-jährige Oberammergauer.
Im Neubau mit der roten Ziegelfassade, die sich gut ins Schlachthof-viertel einfügt, ist in den vergangenen drei Jahren das modernste Theater Deutschlands entstanden. Herzstück: die Hauptbühne mit dem fast 30 Meter hohen Turm, der sich vom Keller über neun Stockwerke erstreckt. „Im Moment arbeiten wir noch an der Bühnentechnik“, sagt Stückl. Und das Leuchten in seinen Augen lässt erahnen, wie sehr die Konstruktion ein Traum für jeden Regisseur ist.
Neben und hinter der Hauptbühne befindet sich je ein Seitenraum, verdeckt durch eiserne Vorhänge. „Dort bereiten wir weitere Bühnensets vor, die dann im richtigen Moment auf das Hauptpodium gefahren werden“, erklärt Stückl begeistert. Noch etwa zwei Wochen werden laut Technik-Chef Lück die Arbeiten an der Bühne dauern. Dann geht es für das Team darum, sich an die neuen Möglichkeiten zu gewöhnen und die Abläufe einzuüben.
Bis zur Eröffnung am 15. Oktober hängen statt der Plakate für die aktuellen Inszenierungen noch Porträts an der Hauswand. „Das sind unsere festen Ensemblemitglieder. Eigentlich sind es 22, aber einer ist nicht zu sehen, der ist zu spät dazugestoßen“, sagt Stückl mit einem Lachen. Das erste Programm fürs funkelnagelneue Theater wird am 9. September vorgestellt, bereits Ende August ist die Theaterkasse wieder besetzt.
Bis es losgehen kann, heißt es: Endspurt auf der Baustelle. Angesichts der Arbeit der letzten drei Jahre schnauft Lück durch. „Das war schon enorm.“ Die Zahlen sprechen für sich: So flossen 2900 Wagenladungen Beton in das neue Haus, 5000 Meter Starkstromkabel wurden verlegt. Es gibt 600 Türen! Die Nutzfläche hat sich im Vergleich zum Vorgängerbau mit 11.200 Quadratmeter fast verdoppelt, insgesamt umfasst das neue Theater knapp 26.000 Quadratmeter.
Wie man eine so gewaltige Fläche organisiert bezieht? „Wir haben uns Hilfe geholt“, verrät Lück. Mit den Umzugsprofis geht es voran, Stück für Stück ins neue Spielortglück.
(Benedikt Strobach / Nadja Hoffmann) - Artikel in der tz München, 17.8.2021, online mit 2 Fotos, und in der Druckausgabe, S. 3 mit 5 Fotos

Toi Toi Toi: Ein Neues Haus für das Münchner Volkstheater
Nach einem europaweiten Vergabeverfahren mit integriertem Architektenwettbewerb wurden Lederer+Ragnarsdóttir+Oei zusammen mit der Baufirma Georg Reisch als Generalübernehmer mit dem schlüsselfertigen Bau des Theaters beauftragt. Pünktlich nach Zeitplan zu den Theaterferien 2021 waren nach knapp drei Jahren die Bauarbeiten abgeschlossen; dabei wurde auch der Kostenrahmen exakt eingehalten. Auf dem Gelände des ehemaligen Viehhofs im Schlachthofviertel ziehen jetzt die Theaterschaffenden um Intendant Christian Stückl in ihr neues Haus. Auf drei Spielstätten – der Hauptbühne, einer Studiobühne und einer Probenbühne – steht ihnen modernste Technik zur Verfügung [...] Die Freude, mit der das Gebäude entstanden sein muss, ist ohne Zweifel sichtbar. Am 15. Oktober öffnen sich die Türen in der Tumblinger Straße zur Spielzeiteröffnung im neuen Haus. Toi Toi Toi!
Vollständiger Artikel von Barbara Zettel im Architekturmagazin Detail mit zahlreichen Fotos und den Bauplänen, 23.8.2021
Englischsprachige Fassung "Break a Leg: a New Home for Munich’s Volkstheater"

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Die Schauspielerwand vorm Eingang zum Volkstheater in der Brienner Strasse ~ ~
Fotos: Gabriele Neeb - Anklicken zum Vergrössern

Click to enlarge Click to enlarge Click to enlarge Spielzeit 2008/09

Spielzeit 2009/10 Click to enlarge Click to enlarge Click to enlarge

Spielzeit 2010/11 Click to enlarge Click to enlarge Click to enlarge


Click to enlarge Spielzeit 2011/12
"Tanz"

Spielzeit 2012/13
"Protest"
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Spielzeit 2017/18
Fotos: EFi


Das neue Haus im Schlachthofviertel

Münchner Volkstheater – jetzt Ecke Tumblinger-/Zenettistraße, Tage der offenen Tür am 10.+11.9.2021
Am Samstag, 11.9. gingen mittags die Warteschlangen der Interessierten vor beiden Zugängen am Haus entlang und wieder zurück; ich bekam erst einen Termin für die 16:20 Führung, also konnte ich vorher die Riederinger Musikanten begrüßen und ihnen zuhören. Die Gruppen bestanden mittags noch etwa 20 Personen, nachmittags waren es jeweils mindestens 100 Personen, aber trotzdem war meine Führung durch Markus Weinkopf, den Vorsitzenden der Freunde des Volkstheaters informativ, und die Hinterbühne, die Seitenbühne und die diversen Werkstätten besichtigen und sich auch mit den Mitarbeitern dort unterhalten zu können hat richtig Lust auf die offizielle Theatereröffnung gemacht. Toi, toi, toi! ..... Meine Fotos


In der BR-Sendung über Christian Stückl: "Meine große Passion" gibt es etwa ab Minute 35 Maximilian Brückner und die Riederinger Musikanten im Interview auf einer Führung durchs neue Haus in der Tumblinger Straße - noch vor den Tagen der offenen Türen im September 2021, mit Ausschnitten aus den Inszenierungen vom "Brandner Kaspar" (2005), "Peer Gynt" (2008), der "Geierwally" (2002) und ihrer Reise nach Indien 2014 mit einem Auftritt mitten in Mysore, wohin sie Christian Stückl von seinem Preisgeld vom Theaterpreis der Landeshauptstadt München eingelden hatte.

Die ganze Sendung in der BR-Mediathek

Screencaps: EFi








Endlich ein eigenes Haus fürs Münchner Volkstheater. Intendant Christian Stückl sperrt seinen Neubau auf und startet die Spielzeit. Nach Jahrzehnten in einer ehemaligen Turnhalle hat das beliebteste Theater in München nun ein angemessenes Zuhause. Ein Rundgang. Video von Capriccio, 14.10.2021

Münchner Volkstheater startet mit zwei Uraufführungen im Neubau. Pünktlich fertig und dabei noch nicht einmal teurer als geplant: Der Neubau des Volkstheaters in München zeigt, dass die öffentliche Hand auch ohne Kostenexplosion bauen kann. Jetzt wird die Bühne mit drei Premieren zum Leben erweckt. AZ München, 14.10.2021

Zwei Jahre ohne Theaterbesuch haben ein Ende! Heute, am Donnerstag 14. Oktober die öffentliche Generalprobe vor der morgigen Premiere, die ist dann nur für geladene Gäste.
Nachdem Impfnachweise und Ausweise geprüft waren, gabs ein blaues Bändchen ums Handgelenk, und dann konnten die Masken ab. Ein ungewohntes Gefühl.
Vorm Eingang tigerte Christian Stückl auf und ab, und da wünschte ich ihm „toi, toi, toi“ fürs Theater, den heutigen Abend und die morgige Premiere, was er ergänzte mit „und auch für die übrigen Premieren“.
Vor der Bühne im Saal 1 hing ein roter Samtvorhang – sehr eindrucksvoll, da er über die ganze Breite ging. Es roch noch nach Holz, frischer Farbe, neuen Sitzen und hoffnungsvoller Erwartung. Christian Stückl kam vor die Bühne und wurde von heftigem Applaus am Reden gehindert. Dann erklärte er uns, dass er so sehr aufgeregt wäre und sich aber sehr freuen würde, dass es endlich los ginge. Von gelösten Problemen mit der streikenden Drehbühne erzählte er noch. Dann beglückwünschte er uns 300 Zuschauer (mehr waren Pandemiebedingt nicht erlaubt), dass wir die echten Premierengäste wären, wenn auch ohne die Reden.
Der Vorhang öffnete sich – und alles war rosa – um nicht zu sagen pink. Bühnenbild, Thron, Badewanne, Kostüme und Bühnenlicht. Der rosa Prospekt fuhr hoch in den neuen Bühnenturm, und die Drehbühne setzte sich in Bewegung. "Edward II." von Christopher Marlowe (einem Zeitgenossen und Konkurrenten von William Shakespeare), in einer neuen deutschen Übersetzung, in der Regie von Christian Stückl wurde gegeben. Knappe zwei Stunden ohne Pause, und wie bei allen Marlowe-Stücken zieht sich das Ende. Aber es war durchaus beeindruckend – und nackte Haut gabs auch.
Nach der Generalprobe verbeugen sich die Schauspieler nicht und eigentlich wird auch nicht applaudiert, aber daran haben wir uns dieses Mal nicht gehalten. Es gab langanhaltenden Beifall, aber nicht nur für Schauspieler und Inszenierung, sondern auch – und vor allem – fürs neue Haus. EFi, 14.10.2021

Münchner Volkstheater startet Saison in Neubau. Die Stadt München gibt ihrem Volkstheater eine neue Bühne. Aus einer früheren Turnhalle geht es nun in einen modernen Theaterbau. Das Interesse des Publikums ist groß. AZ München, 15.10.2021

Mit "Edward II." von Shakespeares Rivalen Christopher Marlowe wird heute das neue Volkstheater eröffnet. Ein Gespräch mit dem Intendanten Christian Stückl, der auch Regie führt. AZ München, 15.10.2021


Christian Stückl auf der grossen Bühne
Alle Fotos: Gabriela Neeb

Rechts Christian Stückl, daneben sein Vater Peter, in der Mitte die Mama, mit grünem Hut der Staber Sepp, und im Hintergrund - auch mit Hut seine Schwester Agnes, beide von den Riederinger Musikanten.
Münchner Volkstheater: „Das war die Eröffnung! Danke, dass Ihr da wart. Wir sind immer noch ganz beseelt von dem wunderschönen Eröffnungsabend mit Euch! ✨ ❤“ Mehr Fotos, 16.10.2021

Am Donnerstag ,14. Oktober gab es die öffentliche Generalprobe von "Edward II." mit nur etwa 300 Zuschauern vor der offiziellen Premiere mit geladenen Gästen am folgenden Abend.
Erste Premiere am Freitagabend mit "Edward II." Vorhang auf im Viehhof: So war die Eröffnung des Münchner Volkstheaters. tz München, 16.10.2021
Münchner Volkstheater: Kritik zur ersten Premiere im neuen Haus - Verbotene Liebe: "Edward II." tz München, 16.10.2021
"Edward II.": Pinke Premiere für das neue Münchner Volkstheater. BR, 16.10.2021

Um 20 Uhr eröffnete die Austro-Pop-Band Granada die Bühne 2 mit einem Konzert. Die Musik zur Premierenparty kam dann von The Hidden Keys.
Eröffnung des neuen Volkstheaters: Strahlen, Grinsen, Staunen. Bei der Eröffnungsvorstellung des neuen Münchner Volkstheaters sind die Gäste entzückt vom neuen Gebäude im Schlachthofviertel. Und auch die Darbietung auf der Bühne überzeugt. Süddeutsche Zeitung, 16.10.2021
Ein glücklicher Intendant und eine rauschende Party nach der Premierenvorstellung - die Eröffnung des neuen Volkstheaters in Bildern. Süddeutsche Zeitung, 17.10.2021

Die zweite Premiere am Samstag, 16. Oktober: Ein schauriger Blick in die Zukunft. Mit "Unser Fleisch, unser Blut" weihen Jessica Glause und ihr Team die Bühne 2 im Volkstheater ein. AZ München, 18.10.2021

Die dritte Premiere am Sonntagabend des Eröffnungswochenendes: Postfaktisches Musical. Der Dramatiker Bonn Park inszeniert sein Stück "Gymnasium" im neuen Volkstheater. Mit "Gymnasium", eine "Highschool-Oper", wird im Volkstheater wirklich Neuland betreten. Zum ersten Mal steht ein veritabler Orchestergraben zur Verfügung, der von zehn Studierenden der Philharmonie-Akademie besiedelt wird. AZ München, 18.10.2021

"Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" gibt es am 30. + 31. Oktober 2021 das erste Mal auf der Bühne 1 (der grossen mit 600 Plätzen) zu sehen.

Bei der Pressekonferenz am 8.9.2022 stellten Anton Biebl, Kulturreferent der Landeshauptstadt München, und Intendant Christian Stückl das Programm und alle Premieren der neuen Spielzeit 2022/23 vor: 22.9. Die verlorene Ehre der Katharina Blum, Regie: Philipp Arnold, Bühne 1; 25.9. Pussy Sludge (DSE), Regie: Mirjam Loibl, Bühne 2; 28.10. Feeling Faust, Regie: Claudia Bossard, Bühne 1; 25.11. Die Brüder Karamasow, Regie: Christian Stückl, Bühne 2; 2.12. hildensaga. ein königinnendrama, Regie: Christina Tscharyiski, Bühne 1; 12.1.23 8 1/2 Millionen, Regie: Mathias Spaan, Bühne 2; 27.1. Alles ist aus, aber wir haben ja uns (Unterwasser) (UA), Regie: Bonn Park, Bühne 1; 24.2. Eine neue Inszenierung, Regie: Christian Stückl, Bühne 1; 23.3. Revolution, Regie: Philipp Arnold, Bühne 2; 25.5. europa flieht nach europa, Regie: Anna Marboe, Bühne 2; 9.6. Ein neues Stück, Regie: Nele Stuhler, Jan Koslowski, Bühne 1. Quelle
Am letzten Oktoberfesttag, Montag, 3. Oktober 2022 wird es auch wieder einen "Wiesn-Brandner" geben.

Christian Stückl bleibt bis Ende der Spielzeit 2029/30 (mindestens) Intendant des Münchner Volkstheaters:
Wir freuen uns! Eben haben wir erfahren: Der Vertrag unseres Intendanten Christian Stückl wurde bis Ende der Spielzeit 2029/2030 verlängert. Dies hat der Aufsichtsrat des Münchner Volkstheaters in seiner heutigen Sitzung einstimmig beschlossen. Quellen: Münchner Volkstheater auf Instagram und Facebook, 25.7.2023

Christian Stückl bleibt bis Ende der Spielzeit 2029/2030 Intendant des Münchner Volkstheaters. Dies hat der Aufsichtsrat des Münchner Volkstheaters in seiner heutigen Sitzung einstimmig beschlossen. Stückls bisheriger Vertrag lief bis 2025 und verlängert sich somit um weitere fünf Jahre.
Christian Stückl ist seit 2002 Intendant des Münchner Volkstheaters und hat dieses in den letzten Jahrzehnten sehr erfolgreich betrieben, unter anderem durch die Ausrichtung des Festivals „Radikal Jung“ und eine verstärkte Öffnung hin zu einem jüngeren Publikum. Ebenfalls ein Erfolg seines Wirkens ist der Neubau des Volkstheaters, der unter schwierigen Bedingungen im Kosten- als auch Zeitplan 2021 fertiggestellt wurde. Die Auslastung des Theaters lag in der vergangenen Spielzeit (2021/22) bei 88 Prozent und mittlerweile sind die Besucher*innenzahlen fast auf dem hohen Vor-Corona-Niveau angelangt.
Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Aufsichtsratsvorsitzende des Volkstheaters: „Ich freue mich sehr über die Vertragsverlängerung mit Christian Stückl. Das Volkstheater ist bei den Münchnerinnen und Münchner sehr beliebt, und das ist das Verdienst von Christian Stückl. Die Inszenierungen sind experimentierfreudig ohne abgehoben zu sein. Das Volkstheater wird seinem Namen gerecht, und das ist das größte Lob, das man unserem städtischen Haus aussprechen kann. Christian Stückl und das Münchner Volkstheater – das passt einfach. Ich freue mich, dass wir diese Erfolgsgeschichte fortsetzen.“
Kulturreferent Anton Biebl: „Christian Stückl und sein Team schaffen es, das Volkstheater stets weiterzuentwickeln. Die Zusammenarbeit mit vorwiegend jungen Theaterschaffenden, für die Diversität ganz selbstverständlich ist, zeichnet das Programm des Volkstheaters aus. Immer wieder entdeckt Stückl neue Talente, die er fördert und denen er eine Bühne gibt. Der Theaterpreisträger der Stadt verbreitet eine ansteckende Leidenschaft – er hat sich dem Theater mit seiner gesamten Persönlichkeit verschrieben.“
Christian Stückl: „Gemeinsam mit vielen Beteiligten ist es gelungen, ein neues Theater zu bauen. Ich freue mich sehr, es über die Startphase hinaus künstlerisch verantworten zu dürfen. Für das große Vertrauen, das mir all die Jahre entgegengebracht wird, bedanke ich mich.“
Quelle: Rathaus Umschau 140/2023, 25.7.2023

Interview mit Christian Stückl: "Ich habe immer an Veränderungen geglaubt" (oder: Ein Mann, ein Ort)
Christian Stückl soll bis 2030 Intendant des Volkstheaters bleiben. Dann wird er fast drei Jahrzehnte lang die Münchner Theaterszene geprägt haben. Grund genug, um über das zu reden, was geht und was bleibt.
Die Sommerpause hat begonnen, deswegen stört die Baustelle vor dem Volkstheater nicht. Auf dem Vorplatz steht großes Gerät, Erneuerungen an der Pflasterung. Drinnen im Theater ist es weitgehend leer. Für Intendant Christian Stückl endet gerade die zweite Spielzeit im neuen Haus, seine 21. insgesamt am Volkstheater. Und er soll noch bleiben – sein Vertrag wurde soeben bis 2030 verlängert, da wäre er dann 28 Jahre Intendant. So lange wie Dieter Dorn an den Kammerspielen und dem Residenztheater zusammen. Seit mehr als vier Jahrzehnten prägt er zudem die Passionsspiele in Oberammergau. Ein guter Moment, um mit dem heute 61-Jährigen über Neuanfänge, Veränderungen, Zukünftiges und Vergangenes, eben über Zeit zu sprechen.
SZ: Herr Stückl, wie ist es, wenn Sie an die Zukunft denken und jetzt eigentlich schon wissen, wo Sie in fünf Jahren stehen werden?
Christian Stückl: Meine Position in fünf Jahren ist klar. Aber durch Corona und auch durch das Alter werfen sich viele neue Fragen auf. Man möchte an der Zeit dranbleiben, an dem, was passiert. Und das ist nicht einfach, auch nicht, die richtigen Fragen zu stellen: Was ist das Wichtigste? Was bewegt uns im eigenen Umfeld? Was bewegt uns weltweit? Mit was kann man im Theater reagieren, auf die Zeit antworten? Und man merkt, es wird immer schwieriger, je älter man wird.
SZ: Warum wird es schwieriger?
Weil du spürst: Mit 18 hat es Spaß gemacht, „Stoppt-Strauß“-Plaketten zu tragen und nach Wackersdorf zu fahren. Und dann merkt man, die ganzen Überlegungen und die Proteste von damals, die haben überhaupt nicht gefruchtet. Natürlich verändert sich die Welt. Trotzdem hat man das Gefühl – besonders wenn du das Klima anschaust – dass da fast gar keine Bewegung mehr drin ist. Je jünger du bist, umso mehr möchtest du die Welt verändern. Je älter du wirst, umso mehr merkst du, wie unbeweglich die Welt eigentlich ist. Das ist das Schwierige am Älterwerden. Ich möchte aber trotzdem jede Frage in die Welt schreien.
SZ: Wo spüren Sie das Schwierige denn?
Ein Beispiel: Früher war für mich Kirche ein wahnsinnig wichtiger Punkt, und ich habe mich extrem viel damit beschäftigt. Ich habe viel über Religion geredet. Und heute denke ich mir: Da ist nichts, da ist keine Bewegung mehr drin in der Kirche. Die geht kaputt.
SZ: Aber braucht man nicht gerade als Theatermensch den Glauben an die Veränderbarkeit der Welt?
Ja. Den lasse ich mir auch nicht nehmen. Ich möchte die Fragen hinausschreien. Trotzdem ist da das Gefühl: Schrei nicht so laut, es wird sich so oder so nicht verändern.
SZ: Das klingt pessimistisch.
Na ja, egal wie, ich habe immer an Veränderungen geglaubt. Ob es in Oberammergau war, ob es hier in München war. Heute steht hier ein neues Volkstheater. Die Stadt hat in den 2000er-Jahren nicht geglaubt, dass das Volkstheater eine Zukunft hat. Ich schon. Und ich habe gesagt, wir bauen irgendwann eins. Und da steht es jetzt auch. Ich glaube an Veränderungen, aber man merkt, wie schwierig sie sind, wie unerträglich schwierig sie sein können. Ich befasse mich zum Beispiel seit 40 Jahre mit Fragen zum Antisemitismus. Und in der Corona-Zeit ploppte der plötzlich wieder so hoch. Man denkt sich, wie unglaublich schwerfällig diese Sachen sind. Wie sehr sie in den Köpfen der Leute drinhocken und immer wieder hochkommen. Eine Haltung, wie sie die AfD jetzt hat – man glaubt es nicht. Man weiß auch nicht, was man machen kann, und läuft sehenden Blickes da hinein.
SZ: Kommen wir zu Ihrem Anfang 2002: Empfanden Sie den Start damals als schwierig?
Vor 21 Jahren sollte das Volkstheater eigentlich geschlossen werden. Aber dann hat die Stadt sich doch entschlossen, es noch einmal ein bisschen weiterzuführen. Also bekam ich einen Fünf-Jahres-Vertrag, aber mit einer Ausstiegsklausel nach drei Jahren, falls wir das Haus nicht mehr hochbekommen. Ich wollte dem Volkstheater ein neues Profil geben. Rückwirkend muss man sagen: Die ersten fünf Jahre ging es nur darum, das Haus auf die richtigen Gleise zu setzen, aus den roten Zahlen rauszubringen. Das ist relativ schnell gelungen. Schon in der ersten Spielzeit sind die Zuschauerzahlen bei mir nicht eingebrochen – was bei einem Wechsel leicht sein kann – sondern leicht gestiegen. Und dann stiegen sie kontinuierlich weiter.
SZ: Was ist denn der größte Unterschied von 2002 im Vergleich zu heute?
Der größte Unterschied ist: Ich habe am Anfang aus einer großen Not heraus gehandelt. Das Resi und die Kammerspiele waren die beiden großen Theater, das Volkstheater stand ganz am Rand. Das hat man ganz stark an den Subventionen gemerkt. Die zwei haben 33 Millionen damals schon gekriegt, wir vier Millionen. Aus dieser Not habe ich eine Tugend gemacht. Ich habe gesagt: Okay, die großen Schauspieler kann ich mir nicht leisten. Mein Verwaltungsdirektor meinte: Du nimmst einen Star und zehn billige. Das ist aber nicht meine Herangehensweise. Also habe ich total auf die guten, jungen gesetzt.
SZ: Das haben Sie ja beibehalten.
Wir sind auf einem richtig guten Niveau, ich mag das total gern, dass die Schauspieler sich alle vier Jahre wieder verändern. Dass du das Gefühl hast, da ist immer ein Fluss drin. Wir stellen sie ein, wenn sie ganz frisch von der Schule kommen. Nach drei, vier Jahren überlegen alle, ob sie wechseln. Da ist eine automatische Fluktuation drin. Und das finde ich bis heute total gut und richtig, und ich möchte das auch gar nicht umstellen.
SZ: Das Ensemble in München und auch in Oberammergau ist jung. Bleibt das eine ewige Frischekur für Sie?
Ich mag das total gern, mich mit Jüngeren auseinanderzusetzen. Aber es muss schon auf einer Ebene bleiben, auf der man selbst weiß, wie alt man ist. Wenn man ein überreifer Apfel ist, der nicht vom Baum runter will, ist es ja auch nicht so spannend. Ich kann mit meinem Alter ganz gut umgehen. Als wir jung waren, hat keine Party lang genug dauern können. Heute denke ich: Ach komm, ich verpasse nichts, wenn ich nicht dabei bin.
SZ: Was hat die Zeit denn nicht verändert?
Ganz wenig ist gleich geblieben. Ich glaube, du kannst froh sein, wenn du bestimmte Freunde über diese lange Zeit behältst. Grundsätzlich ist kein Jahr wie das andere. Und ich hasse eines: Copy and Paste. Ich hasse es, wenn beispielsweise in unserem Programm fünfmal der gleiche Fehler steht, weil er jedes Mal kopiert wurde. Aber grundsätzlich kann ich kein Jahr mit dem anderen vergleichen. Es kommt immer anderes: dieser Bau, Corona, immer wieder neue Schauspieler.
SZ: Wenn Sie bis 2030 bleiben, sind die 28 Jahre Intendant in München. Zusammen mit Dieter Dorn dann sicher einer von Münchens prägenden Intendanten.
Es ist schon eine lange Zeit. Ich glaube auch, dass ich hinterher sagen kann, ich habe einiges geschaffen, und wenn man auf das neue Haus schaut: auch Bleibendes. Und ich glaube, ich habe die Theaterlandschaft in München schon auch mitbeeinflusst. Aber was dann bleibt, das wird Jahre später bewertet. Da sieht man, wie prägend es wirklich war.
SZ: Ohne Sie gäbe es den Volkstheater-Neubau nicht. Was kann da noch kommen, was haben Sie noch für Ziele?
Ich glaube, ich mache mir auch da keine Pläne. Ich fahre jetzt nach Indien, da habe ich einmal gearbeitet, und ich weiß, ich würde da gerne noch einmal arbeiten. Ich würde auch gerne die Inder mit nach München bringen. Ich finde es auch spannend, dass die Stadt in keinem städtischen Betrieb einen Betriebskindergarten hat. Wir haben jetzt ein Pilotprojekt für einen Betriebskindergarten. Hinzu kommt, gerade in dem Neubau fällt es mir extrem auf, wie viel Zeit das Theater leer steht. Da frage ich mich, ob wir nicht über den Abend hinaus die Verpflichtung haben, die Leute viel stärker ans Theater heranzuführen. Wie kriegt man das hin, dass das Haus auch am Tag lebt und dass da drinnen am Tag etwas passiert? Ich glaube, wir sind mit dem Theater nie am Ende. Man kann immer weiter denken. Aber: Ich werde nicht noch einmal so ein Haus hinstellen (lacht).
SZ: Was macht die lange Zeit in dieser Aufgabe mit einem?
Das kann man wahnsinnig schlecht selbst bewerten. Andere können dich leichter beobachten. Man beschäftigt sich ja nicht mit sich selbst, wenn man das macht.
SZ: Reagiert man anders auf die Gegenwart mit zunehmender Berufserfahrung?
Für mich ist es schon immer wichtig, dass ich auf Themen reagiere, die in der Luft liegen. Zum Beispiel bei „Julius Caesar“ jetzt in Oberammergau, die ganze Kriegsthematik darin, die liegt ja in der Luft. Manchmal will ich aber auch etwas ganz Ruhiges machen, einfach nur ein Stück. Jetzt mache ich beispielsweise zu Beginn der Spielzeit einfach eine Komödie von Shakespeare.
SZ: Wie sieht es denn in Oberammergau aus, wollen Sie Ihre fünfte Passion inszenieren?
Letztlich bestimmt das bei uns der Gemeinderat. Ich hätte noch einmal Lust. Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen. Ich habe da viel Zeit und Energie hineingesteckt. Natürlich überlege ich, wer wird das einmal nach mir machen. Aber ich bin sicher, dass die oder der Nachfolger schon kommen wird. Die ganz Jungen, die sind richtig gut da draußen, die sind richtig lebendig dabei, und ich merke, wie manche mich genau beobachten. Und ich hoffe, dass sich da etwas entwickelt.
SZ: Können Sie sich eigentlich eine Zeit ohne Theater vorstellen?
Mein Leben hier und jetzt und heute ist schon sehr stark geprägt von Theater. In Indien zum Beispiel ist man plötzlich in einem total anderen Umfeld. Da schaut dir die Armut manchmal so zu den Augen hinein, dass dir schwindelig wird. Da denke ich mir schon, es gibt noch wichtigere Sachen als das Theater. Aber es ist ein innerer Kampf, zu sagen, jetzt konzentriere ich mich auf etwas anderes. Aber ich glaube, es ist auch nicht verkehrt. Ich beobachte viele in meinem Alter, denen es langweiliger ist als mir. Und mir ist überhaupt nicht langweilig.
Interview von Yvonne Poppek für Süddeutsche Zeitung, 4.8.2023

Christian Stückl hat am 14. September die Spielzeit 2023/24 an seinem Münchner Volkstheater vorgestellt. Dabei fand der Intendant auch klare Worte zum Skandal um Hubert Aiwanger.
Klar, der Skandal um das menschenverachtende Flugblatt aus dem Hause Aiwanger treibt sie auch am Münchner Volkstheater um. Ganz besonders hier. Denn Intendant Christian Stückl und sein Team legen seit vielen Jahren großen Wert auf die Erinnerung an die Schoah – der „Tag der Quellen“ und die „Gespräche gegen das Vergessen“ sind nur zwei Beispiele für das Engagement der städtischen Bühne. Beide Veranstaltungen wird es auch in der Saison 2023/24 geben, sie sind heuer für 8. November 2023 angekündigt. Wie kann und sollte Erinnerungskultur aussehen, wenn die letzten Zeitzeugen des Nazi-Terrors und der Vernichtung des europäischen Judentums gestorben sind? Diese Frage treibt Stückl um, wie er bei der Vorstellung der neuen Spielzeit erklärt: „Es ist wichtig, dass wir darüber reden. Dazu muss man sich nur den Fall Aiwanger anschauen. Ich kann nicht verstehen, warum der noch im Amt ist.“ [...]
Es sind elf Premieren (darunter zwei Uraufführungen), die in der neuen Spielzeit am Volkstheater herauskommen.[...]
Wie berichtet, wurde Stückls Vertrag gerade bis 2030 verlängert; auf die zurückliegende Spielzeit blickt er zufrieden: „Es ist uns relativ gut gegangen.“ Die Auslastung lag 2022/23 im Schnitt bei 82 Prozent; etwa 130 000 Menschen haben die rund 380 Veranstaltungen des Hauses im Schlachthofviertel besucht. Zum Vergleich: Am einstigen Standort an der Brienner Straße kamen pro Saison etwa 100 000.
Die Eintrittspreise am Volkstheater bleiben – trotz allgegenwärtiger Teuerungen – übrigens unverändert; auch in der Spielzeit 2023/24 kostet keine Karte mehr als 39 Euro. „Preiserhöhungen sind im Augenblick nicht dienlich“, ist Stückl überzeugt. Schließlich sollen möglichst viele Leute ins Theater gehen und sich dort überraschen lassen.
Von Michael Schleicher, Münchner Merkur, 15.9.2023

Christian Stückl: "In zwei Jahren droht dem Volkstheater die Insolvenz"
Volkstheater-Intendant Christian Stückl warnt eindringlich vor den hohen Einsparungen, die der Kultur bevorstehen – und stellt einen Spielplan mit 13 Premieren vor, die die Rolle des Theaters für Demokratie und Gesellschaft untermauert.
Für Christian Stückl kommt die Kunst vor den Finanzen, das ist bei einer Pressekonferenz zur kommenden Spielzeit 2024/25 ganz klar. So stellen er und sein Team im Foyer des Volkstheaters zunächst mal das Programm der nächsten Saison vor. Aber man spürt bei Stückl eine Unruhe, die sich später in einer ausführlichen Rede entlädt, bei der er auch von einem drohenden "Kahlschlag der Kultur" spricht.
Denn es braucht natürlich Geld, um die Kunst zu finanzieren. Das ist ebenfalls ganz klar. Wobei: Dem Münchner Stadtrat ist es offenbar nicht ganz klar, denn er plant - weitere - massive Kürzungen für die städtischen Theater, inklusive Kammerspiele und Freie Szene, die man nicht für möglich halten möchte.
Doch zunächst mal: die Kunst! Das Volkstheater startet am 26. September 2024 in die nächste Saison [...] Das angesichts eines klaffenden Haushaltslochs gespart werden muss, möchte Stückl gar nicht von der Hand weisen. Nur sind die Entscheidungen der Stadt so kurzfristig und massiv, dass er die Abläufe in seinem Haus kurzerhand umstrukturieren müsste, inklusive mehrfache Kündigungen, um irgendwie weitermachen zu können. Zudem "werden wir überproportional gezwungen zu sparen", sagt Stückl und meint dabei nicht nur sein eigenes Theater, sondern auch die anderen, ja, die Kultur insgesamt.
"Die Stadt wusste bei diesem Haus, auf was sie sich einlässt", sagt Stückl, weist dabei auf die erhöhten Kosten hin, die der Neubau mitsamt Technik und erweitertem Team nun mal, auch für die kommenden Spielzeiten, mit sich bringt. Ein Neubau übrigens, der innerhalb des veranschlagten Zeit- und Kostenplans im Schlachthofviertel errichtet wurde und das Publikum von Beginn an magnethaft anzog. Über 80 Prozent Auslastung hatte das Volkstheater im letzten Jahr, 130 000 Zuschauer kamen, Tendenz steigend. Das Haus läuft also gut, so Stückl, "und jetzt passiert plötzlich etwas und nicht nur uns."
Die Rücklagen sind aufgebraucht Den jährlichen Betriebsmittelzuschuss von 18,25 Millionen Euro greift die Stadt zunehmend an: Zunächst musste das Volkstheater im letzten Jahr die Tariferhöhungen, die normalerweise die Stadt übernimmt, selbst erwirtschaften. Das sind 1,2 Millionen Euro, die das Haus nur deshalb übernehmen konnte, weil es aufgrund seiner Erfolge auf Rücklagen zurückgreifen konnte.
Zudem teilte die Stadt nun Stückl mit, dass weitere 1,7 Millionen Euro eingespart werden müssen. Sprich: Insgesamt sollen dem Volkstheater in dieser Saison 2,9 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen. "Das ist nicht möglich!", sagt Stückl und ergänzt später, dass er, wenn es in dem Stile weiter gehe, in eineinhalb bis zwei Jahren womöglich Insolvenz anmelden müsse, da das Volkstheater eine GmbH ist und Schulden von der Stadt nicht aufgefangen werden.
Erhöhte Eintrittspreise sind keine Lösung. Um den Fehlbetrag so wettzumachen, müsste jedes Ticket, auch für Schüler, um 20,50 Euro erhöht werden, bemerkt Stückl. Die Ausgaben sind in den letzten Jahren sowieso schon beachtlich gestiegen. Allein die Materialkosten für die Bühnenbilder, die für die Saison-Premieren gebaut werden, beträgt rund 500 000 Euro. Wie stellt sich die Stadt das also vor, fragt man sich: Das in Zukunft nur noch auf leeren Bühnen mit ein, zwei Personen gespielt wird?
"Wir brauchen das Geld. Wir geben es nicht unnütz aus!", sagt Christian Stückl. Und zeigt Verständnis für das Dilemma des Stadtrats: "Ich habe selbst im Gemeinderat von Oberammergau gearbeitet". Beruhigt sich selbst: "Wir stehen nicht vor einem Abgrund". Der Stadtrat gab ihm die Zusage, dass er das Volkstheater nicht pleitegehen lässt. Angesichts der Sparpläne kann es einen dennoch nur gruseln. Den kulturellen Kahlschlag, der sich da anbahnt, kann die Stadt München nun wirklich nicht wollen.
Von Michael Stadler, AZ München, und von Yvonne Popek, Süddeutsche Zeitung, 13.9.2024

Die geplanten Millionenkürzungen gefährden die städtischen Theater Münchens. Kammerspiel-Intendantin Barbara Mundel und Volkstheater-Intendant Christian Stückl über ein drohendes Aus – und die Absicht zu kämpfen.
„Demokratie ist Kultur. Theater wird von Menschen für Menschen gemacht. Die Haushaltslage der Stadt ist angespannt, aber das Volkstheater und die Kammerspiele sind mit den ihnen anvertrauten Geldern sehr verantwortlich umgegangen. […] Diese Summen bedeuten das Aus für die Kammerspiele. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand wirklich will.“ Barbara Mundel
„Warum ausgerechnet wir so überproportional einsparen müssen, ist nicht nachvollziehbar. […] Ich habe vor der Saison-Pressekonferenz das Personal zusammengerufen und informiert. Ich habe versucht, die Ruhe zu halten und zu sagen: Ihr wisst, ich werde für Euch kämpfen, ich werde für die Erhaltung des Theaters kämpfen.“ Christian Stückl
Zum Interview von Yvonne Poppek für Süddeutsche Zeitung, 9.10.2024

Seite erstellt am 17. Februar 2010 von EFi ,
zuletzt ergänzt am 14. Oktober 2024
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