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Photos © AP
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Premiere
2004: Samstag, 24. Juli 2004, 17:30 Uhr - Spielstätte:
Großes Festspielhaus
Besetzung
2004:
Rudolf Wessely - Gott der Herr / Ein armer Nachbar
Jens Harzer - Tod
Peter Simonischek - Jedermann
Jennifer Minetti - Jedermanns Mutter
Tobias Moretti - Jedermanns guter Gesell / Teufel
Anton Burkhart - Ein Schuldknecht
Susanne Schäfer - Des Schuldknechts Weib
Veronica Ferres - Buhlschaft
Johann Christof Wehrs - Der Hausvogt
Maximilian Simonischek - Der Koch
Oswald Fuchs - Dicker Vetter
Achim Buch - Dünner Vetter
Maximilian Brückner - Mammon
Elisabeth Rath - Gute Werke
Elisabeth Schwarz - Glaube
Gerald Koblinger - Knecht
Riederinger Kinder - Die Spielansager
Die Tischgesellschaft: Vessela Dukova, Margarete Ederer,
Beth Jones, Elisabeth Lauterbrunner, Elena Litvinenko,
Christine Meislinger, Ruth Paskert, Johanna Visser,
Christine Walther, Stefan Adamski, Walter Fischer, Vesselin
Hristov, Apostolos Kallos, Daniel Kranawitter, Josef
Oberauer, Peter Ringler, Johann Schartner, Bernhard
Schiedermayr
Ars Antiqua Austria
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Stab:
Inszenierung: Christian Stückl
Bühne und Kostüme: Marlene Poley
Musik: Markus Zwink
Musikalische Leitung: Gunar Letzbor
Lichtdesign: Tobias Löffler
Mammon (Maximilian Brückner)
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Weitere Aufführungen (Spielstätte Domplatz, bei schlechtem Wetter
Großes Festspielhaus):
25. Juli 2004, 17.30 Uhr ; 26. Juli 2004, 20.30 Uhr ; 5. August
2004, 17.30 Uhr ; 8. August 2004, 17.30 Uhr ; 12. August 2004, 20.30
Uhr ; 15. August 2004, 20.30 Uhr ; 18. August 2004, 17.00 Uhr ; 21.
August 2004, 17.00 Uhr ; 24. August 2004, 17.30 Uhr ; 27. August
2004, 20.30 Uhr
Spiel mit dem Tod
Auch in diesem Jahr wieder das absolute Highlight, das Salzburger
Erfolgsstück: "Jedermann". Die elf Vorstellungen auf dem Domplatz
sind längst ausverkauft und sogar hoffnungslos überbucht. Peter
Simonischek spielt wieder den "Jedermann", seine Buhlschaft ist zum
letzten Mal Veronika Ferres - lebenslustig, erotisch. Hugo von
Hofmannsthals Stück vom Leben und Sterben des reichen Mannes ist
eine nicht enden wollende Erfolgsgeschichte.
"Hofmannsthal hat sich manchmal gewünscht, dass er so gespielt
wird wie in Oberammergau", sagt Christian Stückl, "aber
das war ein Traum von ihm, der nie erfüllt werden wird, denn sonst
müsste man den 'Jedermann' ja mit Laien machen. Die Leute mögen so
etwas wie eine Tradition. Wenn man merkt, es ist eine Tradition,
liebt man es auf irgendeine Weise, auch wenn man es oft von sich
wegschiebt", glaubt der Regisseur.
Dieses Stück läßt keinen kalt
"Peter Simonischek, der jetzt den Jedermann spielt und irgendwann
den Tod gespielt hat, sagt, er hat es noch bei keinem Theaterstück
erlebt, dass die Leute in dem Moment, in dem der Tod auftritt, so
still und so ruhig werden", erzählt Stückl. "Es ist ganz
komisch, dass die Leute es doch so an sich herankommen lassen."
Jedermann - diese sonderbare Mischung aus Kitsch und Konvention
lässt keinen kalt, heißt es bei Kritikern.
Maximilian Brückner spielt den Mammon: Geld regiert die Welt - das
passt doch gut zu Salzburg. "Eine Allegorie ist einfach keine
Person, sondern irgendwas, das es gar nicht gibt. Geld ist einfach
phantastisch zu spielen, weil man einfach jede Möglichkeit hat,
der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt", beschreibt der
Schauspieler diese Herausforderung.
Nie war Mammon, der personifizierte Reichtum, so sexy wie heute: als
Rokoko-Strichjunge mit Tanga und goldbepudertem Po, gespielt von
Maximilian Brückner. Publikum und Kritik finden den Dämon aus
München einfach "hinreißend".
Jedermann für Jedermann: Was das archaische Volksstück gerade in
Salzburg so populär macht, könnte der Gegensatz sein: Je reicher und
schöner das Publikum, desto lieber besinnt es sich vielleicht auf
das eigene Ende: ganz prominent - auf dem Domplatz in Salzburg.
Quelle: Kulturzeit extra
Isabella Brückner - Rudolf Wessely(?) |
Jennifer Minetti - Peter Simonischek |
Veronica Ferres - Achim Buch - Peter
Simonischek |
Veronica Ferres - Peter Simonischek |
Elisabeth Schwarz - Tobias Moretti |
Peter Simonischek - Jens Harzer |
Sterben
im
Trockenen
Wegen eines Tiefs aus Bayern musste die Premiere von
"Jedermann" ins Große Festspielhaus: Ohne Domfassade, doch
in selten zu erlebender Intensität.
Der Mann, der das Große Festspielhaus betrat, auf die
schwarz ausgeschlagene Bühne blickte, wo eine einsame
Heiligenstatue stand, kopfschüttelnd etwas von einem
"Gesamtkunstwerk" murmelte und wieder ging, dieser Mann war
die Ausnahme. Tausende andere nahmen es hin, dass Hugo von
Hofmannsthals "Jedermann" bei der Premiere am Samstag nicht
im Freien gespielt werden konnte. Der Mann wollte eben nicht
auf die Dom-Fassade verzichten, nicht auf die flatternden
Tauben und auf die in großer Höhe den Domplatz querenden
Flugzeuge.
Ein über Bayern hereinziehendes Tief, so erklärte es
Regisseur Christian Stückl vor Beginn der Aufführung, ließe
es ratsam erscheinen, nicht draußen zu spielen. Er bedauerte
es zutiefst und kündigte an, dass die Schauspieler ihr
Doppeltes geben würden. Das war nicht bloß dahergesagt: Eine
in diesem Ausmaß selten zu erlebende Intensität
kennzeichnete die Premiere.
Christian Stückl hat offensichtlich an seiner Inszenierung
weitergearbeitet, so dass sie noch stärker und überzeugender
wirkt. Er versteht sein Handwerk. Allein der Einfall, eine
Kindertruppe einzusetzen, die für einen parodierenden
Einstieg sorgt, und im Lauf des Spiels entscheidende
Übergänge mitgestaltet, zeugt von einer bemerkenswerten
Theaterpranke.
Aber auch die Art, wie er einerseits turbulente Aktion
entfaltet und andrerseits Gedankliches nicht zu kurz kommen
lässt (und das alles auf der Basis eines doch sperrigen
Textes), kann nicht genug gelobt werden.
Er kann von einem verlässlichen Kraftzentrum für seine
Inszenierung ausgehen: Das ist die Souveränität und der
Nachdruck, mit dem Peter Simonischek den Jedermann
gestaltet. Er ist nicht nur der Hauptcharakter einer alten
Moralität, er hat auch zeitgemäße Züge und kann damit das
Publikum von heute beeindrucken.
Die sinnliche Komponente ist in Stückls Inszenierung
wichtig. Daher darf Veronica Ferres, die Buhlschaft, auf dem
Rücken liegend mit ihren schönen Beinen in der Luft
strampeln.
Und der Regisseur zieht aus einzelnen Szenen die
größtmögliche Wirkung. So etwa wird der Abschied des Guten
Gesellen, den Tobias Moretti spielt, von Jedermann nach dem
Auftritt des Todes zu einem Kabinettstück subtiler Komik.
Moretti glänzt auch in seiner zweiten Rolle, in der des
Teufels, der nur zu einem geringen Teil eine harmlos,
volkstümlich-lustige Figur ist, denn vor allem erscheint er
auf seinen Bocksfüßen als Dämon, als Verkörperung des
Widerwärtigen.
Einiges kommt einem neu vor. Dauerte die Szene am Ende der
Tischgesellschaft, das Feilschen mit dem Tod, immer schon so
lang? Der Tisch ist zerbrochen, Jedermann und der Tod
vertiefen sich in ein ernsthaftes Gespräch. Nach dem
lärmenden Fest wirken diese Minuten besonders intensiv. Es
sei nicht verschwiegen, dass Jedermanns Bekehrung und
Errettung den Regisseur vor unlösbare Schwierigkeiten
stellt. Immerhin widersteht Stückl der Verführung zum
Kitsch.
Es gibt wieder einige Umbesetzungen:
Elisabeth Schwarz als Glaube zu engagieren, war ein guter
Griff. Diese kleine Person steht nicht statuenhaft da,
sondern huscht gelenkig über die Bühne und tut etwas gegen
die Plagen dieser Welt. Die Stimme sagt, dass man ihr
vertrauen kann.
Einen neuen Mammon gibt es auch: Maximilian Brückner ist
eine obszöne, doppelgesichtige Glitzergestalt. Denn
einerseits gibt er sich zugänglich und verspielt,
andererseits zeigt er Jedermann seine Brutalität.
Rudolf Wessely tauchte in den vergangenen Jahrzehnten immer
wieder im "Jedermann"-Ensemble auf. Diesmal ist er der
Rabbi, als den Stückl "Gott den Herrn" im Spiel zeichnet.
Die Figur ist strenger konturiert, als sie es noch vor zwei
Jahren war. Dieser Gott geht unter die Menschen, er greift
ein, wird verspottet, behält aber stets seine Würde. Er ist
auch der Arme Nachbar, an dem sich Jedermann schuldig macht,
indem er ihn mit einer kleinen Münze abfertigen möchte.
Von Bekannten und Freunden wird man nach der Aufführung fast
wie nach einer überstandenen Krankheit bemitleidet. "Wie
schade, dass nicht heraußen gespielt werden konnte." So groß
aber ist der Schaden nicht. Das Glockenläuten erklingt auch
im Festspielhaus, und die Jedermann-Rufe ertönen drinnen
nahezu ebenso schauerlich wie draußen.
© Werner Thuswaldner, Salzburg (SN/APA)
Quelle: Salzburg.com, 26. Juli 2004
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Fernsehaufzeichnung: 21. Juli, 12., 15., 27. August 2004
Regie: Kurt Liwehr
Fernsehpremiere: ORF 4. September 2004 ; 3sat 25. März 2005
VÖ: 19.11.2004 |
Jedermann kennt Jedermann - Hofmannsthals "Spiel
vom Sterben des reichen Mannes" ist Kult. Seit es 1920 das
erste Mal auf dem Domplatz in Salzburg gegeben wurde,
nimmt das Schauspiel einen zentralen Platz bei den
Salzburger Festspielen ein. Stars reißen sich darum einmal
den Jedermann, die Buhlschaft, den Teufel spielen zu
dürfen. Von 2002 an waren es mit Peter Simonischek,
Veronica Ferres und Tobias Moretti die populärsten Bühnen-
und Filmschauspieler aus Österreich und Deutschland. Und
der junge Schauspieler Jens Harzer konnte in der Rolle des
Tod seinen Durchbruch erringen.Trotz des ungebrochenen
Interesses - die Vortstellungen sind eigentlich immer
ausverkauft - gab es bisher keine vollständige
Aufzeichnung des Kultstückes. Mit der vorliegenden DVD
kann nun jeder die Geschichte um das verlorengegangene und
wiedergefundene Seelenheil des reichen Jedermann erleben -
live von den Salzburger Festspielen, wo der Mythos des
Kultstücks geboren wurde. "Komödiantisch, erotisch,
volkstümlich...", beschrieb die Wiener Zeitung die hier
aufgezeichnete Interpretation vom Sommer 2004, in der auch
das "Dream-Team" Simonischek, Ferres und Moretti das
letzte Mal zu sehen war.
DVD Extras: Die Produktion ; Der Regisseur im Gespräch ;
Das Salzburger Land. Laufzeit: 2:17:00 |
W-VÖ: 6.6.2011 |
Peter Simonischek - Maximilian Brückner
(Photo © Andreas Schaad/AP) |
Peter Simonischek - Maximilian Brückner
(Photo © Andreas Schaad/AP)
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"... Der Maximilian Brückner hat mit mir in Salzburg den
'Jedermann' gmacht, da war er der Mammon. Da habn am Anfang a alle
gsagt, wia konn ma so an Junga, des war ja a oiwei so a großa,
dicker Fester, der da in der Truhe drin gsteckt ist, und da Maxi
war irgendwie a ganz Junger der aus der Truhe raus gsprunga is und
so schnell wia's Geld is er davon glaffa ..." Christian
Stückl, im Frühjahr 2005
"Geld, das ist doch nichts Schweres, hat der Christian Stückl zu
mir gesagt. Das ist schnell, läuft dir durch die Finger. Es gehört
dir nie und verarscht dich bloß". Aus dem altersschweren
Dämon, wie ihn Brückner-Vorgänger verkörperten, ist deshalb bei
Stückl ein "Rokoko-Strichjunge" geworden - sexy, mit Tanga und
goldbepudertem Hintern. "Die Idee fand ich super, aber ich hab'
schon auch geschluckt." Maximilian Brückner, im Sommer 2005
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Premiere
der
Wiederaufnahme 2005: Montag, 25. Juli 2005, 17:30 Uhr -
Spielstätte: Domplatz
Besetzung
2005:
Karl Merkatz - Gott der Herr / Ein armer Nachbar
Ulrike Folkerts - Tod
Peter Simonischek - Jedermann
Bibiana Zeller - Jedermanns Mutter
Tobias Moretti - Jedermanns guter Gesell / Teufel
Arthur Klemt - Ein Schuldknecht
Susanne Schäfer - Des Schuldknechts Weib
Johann Christof Wehrs - Der Hausvogt
Olaf Weissenberg - Der Koch
Nina Hoss - Buhlschaft
Heinz Zuber - Dicker Vetter
Achim Buch - Dünner Vetter
Maximilian Brückner - Mammon
Elisabeth Rath - Gute Werke
Elisabeth Schwarz - Glaube
Gerald Koblinger - Knecht
Riederinger Kinder - Die Spielansager
Die Tischgesellschaft: Vessela Dukova, Margarete Ederer,
Beth Jones, Elisabeth Lauterbrunner, Elena Litvinenko,
Christine Meislinger, Ruth Paskert, Johanna Visser,
Christine Walther, Stefan Adamski, Walter Fischer, Vesselin
Hristov, Daniel Kranawitter, Josef Oberauer, Peter Ringler,
Johann Schartner, Wolfgang Schneider, Josef Schörghofer
Ars Antiqua Austria
|
Stab:
Inszenierung: Christian Stückl
Leitung: Martin Kušej
Regie der Wiederaufnahme: Henning Bock
Bühne: Marlene Poley
Kostüme: Marlene Poley, Dorothea Nicolai
Musik: Markus Zwink
Musikalische Leitung: Gunar Letzbor
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Weitere Aufführungen:
27. Juli 2005, 20.30 Uhr ; 3. August 2005, 20.30 Uhr ; 4. August
2005, 20.30 Uhr ; 9. August 2005, 20.30 Uhr ; 15. August 2005, 17.30
Uhr ; 24. August 2005, 17.00 Uhr ; 29. August 2005, 16.30 Uhr ; 30.
August 2005, 16.30 Uhr ; 31. August 2005, 16.30 Uhr
Der Sensenmann ist eine Frau
Wenn am 25. Juli die Salzburger Festspiele 2005 traditionell mit dem
"Jedermann" eröffnet werden, darf das Publikum zwar keine radikal
neue Inszenierung erwarten, aber zumindest viele neue Schauspieler
in der drei Jahre alten Regiearbeit von Christian Stückl. In dem
seit 85 Jahren in Salzburg bewährten Mysterienspiel vom Leben und
Sterben des reichen Mannes gibt es aus Sicht von Regisseur Henning
Bock die "wohl entscheidendste Neubesetzung": Der Tod wird erstmals
in der Salzburger Geschichte von einer Frau gespielt.
TV-Kommissarin Ulrike Folkerts verkörpert die Rolle in kaltem Silber
und ohne Haar auf dem Schädel. Nina Hoss wird Veronica Ferres als
Buhlschaft ersetzen - und versuchen, dem Vergleich mit ihrer
Vorgängerin Stand zu halten. "Wir haben versucht, mit Nina Hoss
gegenüber Ferres eine mädchenhaftere, naivere und reinere
Buhlschaft zu erarbeiten. Nina Hoss wird aber auch eine Frau
verkörpern, die genau weiß, was sie will, und sich dafür nicht
schämt", sagt der Regisseur, der von Schauspielchef Martin
Kušej mit der Überarbeitung der Stückl-Inszenierung beauftragt
wurde. "Ich würde wohl auch Nein sagen, wenn mich meine
Partnerin aufordern würde, sie in den Tod zu begleiten", so
Bock. "Es ist ein Glücksfall, dass uns diese schöne, prominente
und begabte Frau ins Netz gegangen ist."
Leichter, humorvoller, weniger melodramatisch
Neu besetzt ist zudem die Rolle von Jedermanns Mutter: Anstelle von
Jennifer Minetti wird sich Bibiana Zeller um das Seelenheil des
leichtfertigen Lebemanns sorgen, nur, so Bock, "leichter,
humorvoller und weniger melodramatisch". Auch dem neuen Gott und
armen Nachbarn Karl Merkatz haben Kušej und Bock versucht,
Leichtigkeit und Kindlichkeit mitzugeben, "schließlich ist der
liebe Gott bei Hofmannsthal auch für die Kinder und das schöne
Wetter zuständig", meint Henning Bock.
"Ich wollte die neuen Schauspieler so in die Regie einzubauen,
dass das Wesen der Stückl-Arbeit erhalten bleibt, und doch die
Neuen ihren besonderen Fähigkeiten und Eigenheiten entsprechend
individuell zur Geltung kommen können", erklärt der Regisseur.
"Die Personenregie würde ich also unter dem Strich als halb-neu
bezeichnen. Dumm wäre es gewesen, die neuen Schauspieler zu
zwingen, genau wie die alten zu agieren."
Quelle: Kulturzeit, 22.7.2005
Die Riederinger Kinder (u.a. Franz-Xaver,
Susanne und Isabella Brückner) |
Tobias Moretti - Karl Merkatz - Peter
Simonischek |
Peter Simonischek - Nina Hoss - Ars Antiqua
Austria |
Nina Hoss - Peter Simonischek - Ulrike
Folkerts |
Maximilian Brückner - Peter Simonischek |
Maximilian Brückner - Peter Simonischek |
Photos: © Clärchen
Baus-Mattar & Matthias Baus, Salzburger Festspiele 2005
"Jedermann": Blitzende Zähne
statt wogender Busen
Mysterienspiele sind wie Gulasch: Aufgewärmt schmecken sie meist
besser. Das gilt auch und gerade für den Salzburger "Jedermann",
selbst wenn das letzte Gericht aus Wettergründen statt auf dem
Domplatz im Großen Festspielhaus serviert wird.
Schauspieldirektor Martin Kusej leitet die Wiederaufnahme von
Christian Stückls Inszenierung aus dem Jahre 2002, Regie führt
allerdings laut Programmheft Henning Bock. Etwas kompliziert,
gewiß. Das Luxusfestival kann sich bei der Hofmannsthalschen
Moralität vom Sterben des reichen Mannes eben mehrere Köche
leisten. Doch Publikum und Medien zeigen hier seit eh und je
weniger Interesse für die ästhetische Qualität der Aufführung
als für die paradierenden Stars. Wer verendete virtuoser? Curd
Jürgens oder Klaus Maria Brandauer, Gert Voss oder Helmut
Lohner? Noch stärker erregt die jeweilige Inhaberin einer
tragenden Nebenrolle die Gemüter. Sie hat keinen Namen, nur eine
Funktion und heißt in Hofmannsthals altertümelndem Deutsch
schlicht und einfach "Buhlschaft". Für sie ist die Bühne vor
allem Laufsteg, um ewig junge Männerfantasien vorzustellen und
zu bedienen. Die Ansprüche sind die höchsten nicht. Pralle
Brüste und ebensolches Gesäß reichen in der Regel. Damit ist das
Klischee vom barocken Prachtweib - schön wie die Sünde -
erfüllt. Nina Hoss hat es diesbezüglich, zumindest verglichen
mit ihrer Vorgängerin im lasziven Amt, Veronica Ferres,
schwerer. Wogenden Busen muß sie durch strahlende Zähne
ersetzen. Aber die kühle Blonde mit dem frisch erworbenen
Spitznamen "Coolschaft" macht ihre Sache sehr ordentlich,
darstellerische Gipfelstürmerei erwartet niemand von ihr.
Die zweite spektakuläre Neubesetzung erweist sich als
unergiebiger. "Tatort"-Kommissarin Ulrike Folkerts mimt den Tod,
was als Pointe ganz hübsch klingt: Der Sünder wird verhaftet und
ins Jenseits abgeführt. In der Praxis freilich zeitigt die
Geschlechtsumwandlung keine besondere Wirkung. Madame la Mort
ist um nichts unheimlicher als ihr männlicher Kollege, im
Gegenteil.
Positiv überrascht Peter Simonischek in der Titelpartie. Er
verzichtet nun auf kraftmeierndes Röhren und überdimensionale
Gesten, aus dem Popanz Jedermann wird ein Mensch.
Ein Fortschritt ist zudem Maximilian Brückner als glitzernd
schwuler Mammon: Wenn schon Tunte, dann richtig.
Mittlerweile glänzend, auch ohne Flitter: Tobias Moretti in
Personalunion von "gutem Gesellen" und Teufel. Das Fiese nimmt
man ihm ebenso ab wie das Ordinäre. Dieser Höllenkauz von echtem
Schrot und Korn hat, was den anderen Figuren fehlt: Geist und
Witz. Rechtens empört er sich über den göttlichen Raub seiner
legitimen Beute: Nie war eine Bekehrung verlogener als diejenige
des plötzlichen Büßers. Unverändert blieb leider Christian
Stückls finaler Friedhofskitsch mit schwarz geflügeltem
Totenengel. Kein Wunder, daß dem Teufel dabei schlecht wird. Er
reagiert artgemäß: Er kotzt nicht, er scheißt.
Quelle: U.We, Die Welt, 27.7.2005
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Premiere
der
Wiederaufnahme 2006: Sonntag, 23 Juli 2006, 17:30 Uhr
- Spielstätte: Domplatz
Besetzung
2006:
Karl Merkatz - Gott der Herr / Ein armer Nachbar
Ulrike Folkerts - Tod
Peter Simonischek - Jedermann
Bibiana Zeller - Jedermanns Mutter
Norman Hacker - Jedermanns guter Gesell / Teufel
Arthur Klemt - Ein Schuldknecht
Susanne Schäfer - Des Schuldknechts Weib
Johann Christof Wehrs - Der Hausvogt
Olaf Weissenberg - Der Koch
Nina Hoss - Buhlschaft
Heinz Zuber - Dicker Vetter
Achim Buch - Dünner Vetter
Maximilian Brückner - Mammon
Elisabeth Rath - Gute Werke
Elisabeth Schwarz - Glaube
Florian Denk - Knecht
Riederinger Kinder - Die Spielansager
Die Tischgesellschaft: Vessela Dukova, Margarete Ederer,
Beth Jones, Elisabeth Lauterbrunner, Elena Litvinenko,
Christine Meislinger, Ruth Paskert, Johanna Visser,
Christine Walther, Stefan Adamski, Walter Fischer,
Daniel Kranawitter, Georg Kreuzbauer, Josef Oberauer,
Peter Ringler, Johann Schartner, Wolfgang Schneider,
Josef Schörghofer
Ars Antiqua Austria
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Stab:
Inszenierung: Christian Stückl
Leitung: Martin Kušej
Regie der Wiederaufnahme: Henning Bock
Bühne: Marlene Poley
Kostüme: Marlene Poley, Dorothea Nicolai
Musik: Markus Zwink
Musikalische Leitung: Gunar Letzbor
Peter Simonischek - Maximilian
Brückner
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Weitere Aufführungen:
24. Juli 2006, 17.30 Uhr ; 25. Juli 2006, 20.30 Uhr ; 31. Juli
2006, 20.30 Uhr ; 5. August 2006, 17.30 Uhr ; 6. August 2006,
17.30 Uhr ; 14. August 2006, 17.30 Uhr ; 17. August 2006, 17.30
Uhr ; 22. August 2006, 17.00 Uhr ; 25. August 2006, 20.30 Uhr ;
28. August 2006, 16.30 Uhr ; 29. August 2006, 16.30 Uhr
Viel Applaus für Peter Simonischek und Nina Hoss beim
"Jedermann"
Mit Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel "Jedermann" hat im
Jahr 1920 die Geschichte der Salzburger Festspiele begonnen. So
eröffnete das Stück auch das künstlerische Programm der 87.
Salzburger Festspiele am Abend des 23. Juli 2006. Bei
strahlendem Wetter drängte sich viel Prominenz am Domplatz.
Peter Simonischek spielte zum fünften Mal den reichen Prasser
Jedermann, die "Buhlschaft" an seiner Seite gab wie im Vorjahr
die deutsche Schauspielerin Nina Hoss.
Vor der malerischen Kulisse des Salzburger Doms beeindruckte
Simonischek in der Hauptrolle, der jedes Mal mit dieser Rolle
wächst. Nina Hoss, die zuletzt mit dem Film "Die weiße Massai"
von sich reden machte, verkörperte die Buhlschaft mit eher
zurückhaltender Erotik. Ulrike Folkerts als weiblicher Tod gab
dem Jedermann-Spiel um Geld oder Glauben einen zusätzlich
weiblichen Akzent. Den komödiantischen Teil dieser starken
Frauenfiguren ergänzte Bibiana Zellner als "Jedermanns Mutter"
überzeugend. Neu dabei war in diesem Jahr Norman Hacker in der
Rolle des guten Gesellen und des Teufels. Er löste Tobias
Moretti ab.
Die diesjährige Inszenierung war eine Wiederaufnahme des
Vorjahres unter Christian Stückl unter der Leitung von Henning
Bock. Das Premierenpublikum applaudierte lange und anhaltend.
Bravo-Rufe gab es für Simonischek und Nina Hoss.
Quelle: Kulturzeit, 24.7.2006
Karl Merkatz - Ulrike Folkerts -
Riederinger Kinder
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Norman Hacker - Peter Simonischek
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Nina Hoss
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Nina Hoss (Photo © AP)
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Norman Hacker
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Ulrike Folkerts (Photo © AP)
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Photos: ©
Clärchen Baus-Mattar & Matthias Baus, Salzburger Festspiele 2006
Muskeln für Mammon
"Jedermann" ist eine eigene Welt. Ob im Haus oder
auf dem Domplatz gespielt wird, ist nur eine Frage.
Hinter den Kulissen im Freien ist vieles anders.
Gestern, Dienstag, 29. August, hieß es zum letzten
Mal in diesem Jahr für Produktionsleiterin Irene
Girkinger und das Team des "Jedermann": "Drinnen
oder draußen?" Diese Frage wird immer erst zwei
Stunden vor Vorstellungsbeginn entschieden. Da haben
- bei schönem Wetter oder schon in Zweifelsfällen -
die Vorbereitungen von Technik und Bühnenarbeitern
auf dem Domplatz längst begonnen.
Regnet es nicht, so haben dort auch Irene Girkinger
und ihre Kollegen von der Inspizienz noch einige
Wege vor sich: Sind alle Türen zwischen der Residenz
und dem Dom als "Hinterbühne" offen, die
Wellblechtore zum Kapitelplatz hin ordentlich
fixiert? Kulisse und Zuschauerränge müssen
behördlich abgenommen werden - wie vor jeder
Vorstellung üblich.
Noch ganz wichtig: Steht auf dem Residenzplatz (und
allen anderen relevanten Orten) Mineralwasser für
Mannschaft und Schauspieler parat? Bis zu zwölf
Paletten à 24 Halbliterflaschen werden pro
Vorstellung von den insgesamt rund 150 Beteiligten
konsumiert.
Vier Männer heben Mammon aus der Kiste. Besonders
geschwitzt wird aber nicht nur auf, sondern ebenso
unter der Bühne. Hier, im niedrigen Kreuz-und-Quer
aus Metallgestängen, wartet eine Hand voll
Bühnentechniker auf ihren Einsatz während der
Vorstellung.
Da ist - mehr noch als im Großen Festspielhaus -
Muskelarbeit gefordert. Die Bühnenteile werden
manuell auseinander geschoben und auch "Mammon"
Maximilian Brückner hilft keine Hydraulik aus
Jedermanns Geldkiste.
Eng geduckt wartet er mit seinen Helfern auf den
Auftritt. Vier junge Männer katapultieren ihn dann
mittels einer Holzplatte in die Höhe. Zurück geht es
den umgekehrten Weg, Brückner sinkt auf ein
bereitgehaltenes Polster. Vor einigen Vorstellungen
haben ihm die Techniker hier unten zur Belohnung
gleich ein Flascherl Bier gereicht.
Wenn das Publikum am Ende applaudiert, beginnt der
eineinhalbstündige Rückbau. Irene Girkingers
Arbeitstag ist da fast um: Die Schauspieler in die
passenden Busse zum Rücktransfer ins Festspielhaus
lotsen ("Tod" und "Teufel" müssen wegen ihrer
Kostüme aufrecht stehen), das Publikum vom Stürmen
der Treppe abhalten, dann ist es geschafft.
Für heute und diese Saison. Übrigens: Beim Abschied
gab es schönes Wetter.
© Michael Brommer, Salzburg (SN).
Quelle: Salzburg.com, 30. August 2006
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Photo:
©
Bernhard Hartl
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Peter Simonischek (Jedermann 2002 - 2009)
Abschiedsrede an das Ensemble: Das 'Jedermann' Orakel |
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