Maxi über Maxi (im Lauf der Jahre) Geheimtipp München, 24.10.2020 Wir hatten die Ehre Schauspieler Maximilian Brückner zu treffen. Was den sympathischen Schauspieler an bösen Rollen fasziniert, wie in seine Mühle im idyllischen Chiemgau zur Ruhe bringt und ob er nach seiner Rolle in "Oktoberfest 1900" von den Münchner Wirten noch bedient wird - hat er uns im Geheimtipp Vodcast verraten. Auf YouTube und auf Facebook.
--- Süddeutsche Zeitung, 8. Oktober 2017 #7TAGE7SONGS Von Heimatmusik bis Harry Styles: Der Schauspieler Maximilian Brückner verrät seine sieben Lieblingslieder, für die er auch schon mal auf seine Gage verzichtet. #1 »Lasset uns das Leben genießen« von den Jungen Riederinger Musikanten Bei den Jungen Riederingern bin ich das erste Mal mit Musik in Kontakt gekommen. Als Teenager war es ein Riesenvorteil in dieser kleinen Blaskapelle zu spielen: Man konnte lange wegbleiben, ohne dass die Eltern sauer waren und hat schon ein bisschen Geld verdient. Außerdem sind meine besten Freunde, zwei meiner Brüder und eine meiner Schwestern Mitglieder. Ich selber bin kein großartiger Tubist, aber ab und zu spiele ich noch zuhause. Es ist kein kompliziertes Instrument. Wenn man es einmal raus hat, kann man jederzeit jemanden auf der Tuba begleiten. Die Jungen Riederinger sind auch am Münchner Volkstheater dabei, wenn wir Stücke wie »Brandner Kaspar und das ewig’ Leben« spielen. Nach ungefähr zwanzig Jahren haben sie jetzt endlich ihre erste CD veröffentlicht und da ist »Lasset uns das Leben genießen« drauf. Ich verbinde sehr viel mit dem Lied. #2 »What A Wonderful World« von Sam Cooke Wenn einen mit 16 Jahren die Emotionen und die Hormone völlig übermannen, dann kann man sich zu diesem Lied wahnsinnig gut in Liebeskummer suhlen. Bei der Aufnahmeprüfung für die Schauspielakademie sollte ich ein Mädchen vor der ganzen Schule verliebt ansingen. Ich habe mich für »What A Wonderful World« entschieden, weil es das einzige Lied war, dessen Text ich auswendig konnte. Das verliebte Vorsingen hat wahnsinnig gut funktioniert, weil ich so aufgeregt war, dass es perfekt gepasst hat. Der Song hat also maßgeblich zu meiner Aufnahme an der Akademie beigetragen. Ich kannte den Song schon als kleiner Junge, weil mein Vater immer so alte Klassiker gehört hat. Während jeder Urlaubsreise hatte er eine Kassette dabei. Die konnte man nach 14 Tagen oder drei Wochen Urlaub komplett in- und auswendig. Normalerweise kann man solche Sachen ja dann eigentlich nicht mehr hören, aber ich mag diese Lieder heute alle noch. Ich habe sieben Brüder und Schwestern, deswegen brauchten wir immer einen Jeep für die Urlaubsfahrten. Da haben wir dann hinten alle Sitze umgelegt, auf dem Boden lagen noch ein Schlauchboot und das Gepäck. Da wurden dann Decken drübergelegt und alle Kinder setzten sich drauf. Heute wäre das unmöglich, so kommt man durch keine Polizeikontrolle. Früher war das völlig normal. #3 »Ol’ 55« von Tom Waits Auf der Schauspielschule hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit ganz anderen Liedern. Tom Waits liebe ich von vorne bis hinten. Sein Album »Closing Time« habe ich mir in München gekauft und es dann zuhause meinem Bruder vorgespielt. Er fand »Ol’ 55« so toll, dass ich es zu seinem Hochzeitslied gemacht habe. Mein Bruder und ich haben zusammen geheiratet. An dem Tag habe ich der Band gesagt, dass sie »Ol’ 55« für ihn und seine Frau spielen sollen. #4 »Bei der Lindn« von Riederinger Sänger Ich wohne noch in meiner Heimat, aber dieses Jahr war ich sehr viel unterwegs. Gerade bin ich in Berlin und drehe einen Zweiteiler fürs ZDF über die RAF, »Der Mordanschlag«. Ich bin der leitende BKA-Ermittler. Und manchmal, wenn ich dann Heimweh habe, höre ich mir die alten Riederinger Sänger an. Es ist schwer, an die Aufnahmen von denen zu kommen. Aber ich habe für den Bayerischen Rundfunk mal etwas gemacht und als sie mich bezahlen wollten, habe ich gesagt: Nein, ich will alle Aufnahmen, die ihr habt von den alten Riederinger Sängern. Das war der Deal. Statt einer Bezahlung bekam ich dann zwei CDs mit Liedern, die es nur im Archiv vom BR gibt. #5 »Requiem« von Wolfgang Amadeus Mozart Es gibt keine CD, die mich mehr beruhigt als das »Requiem«. Es ist auch zum Einschlafen hervorragend. Es bringt einen so runter. Als wir für das ZDF den Reformationsfilm »Zwischen Himmel und Hölle« gedreht haben, habe ich das Stück extra rausgesucht. Natürlich kann man Mozart überhaupt nicht zeitlich in Einklang mit Luther bringen, aber es gibt einem das passende Gefühl mit. Ich mochte schon immer Kirchenmusik, ich mag den kirchlichen Raum – unabhängig von dem, was dort gesagt wird. Das steht auf einem anderen Blatt. Wir haben schon als Kinder mit der Blaskapelle an den hohen Feiertagen in der Kirche musiziert. Ich mochte es damals schon wahnsinnig gerne ganz oben auf der Empore bei der Orgel zu sitzen. Meistens schalte ich dann ab und denke über mein Leben nach. Ich bin zwar nicht erzkatholisch, aber man kann sich der Kirche hier nicht entziehen, sie durchströmt die ganze Kultur. Trotzdem habe ich meine Schwierigkeiten mit gewissen Auslegungen und Abläufen. #6 »Sign of the Times« von Harry Styles Als ich das erste Mal beim Surfen am Eisbach in München war, lief es ganz gut. Danach bin ich ins Auto gestiegen und dann ging dieses Lied los. Mittlerweile ist es zu einem Ritual geworden: Immer, wenn ich zum Eisbach fahre, höre ich es. Ich liebe »Sign of the Times« einfach, es ist perfekt. Ich finde es faszinierend, dass Harry Styles vorher in einer Boyband gesungen hat und dann so einen Song raushaut. Sonst bin ich bei der aktuellen Musik ja ziemlich raus. Meine anderen Lieblingslieder sind alle aus grauen Vorzeiten. Ich muss gestehen, dass ich wahnsinnig viel Deutschlandfunk oder Bayern2 höre, wenn ich unterwegs bin. Das läuft bei mir den ganzen Tag, viel mehr als Musik. #7 »The Wind Cries Mary« von Jimi Hendrix Ich liebe diese Gitarre, wenn Jimi Hendrix seine Stücke zerfetzt. Mit 16 Jahren, als ich das erste Mal auf Jimi Hendrix gestoßen bin, dachte ich: Ich muss das jetzt hören, weil es ganz wichtig ist für meinen Werdegang, für meine Persönlichkeit. Ich bin nie mehr von ihm weggekommen. In der Musik liegt einfach alles drin: Punk, Rock, Blues und dazu ganz wenig Stimme. Heutzutage habe ich Schwierigkeiten andere Lieder zu hören, weil die alle so verzerrt sind. Dann wird noch ein Filter über den Gesang gelegt. Wenn der Strom ausgehen würde, könnten die gar keine Musik mehr machen. Quelle: SZ-Magazin, Sarah Obertreis --- Süddeutsche Zeitung, 14. Juli 2016 Unter der Rubrik "Formsache" fragt die SZ jede Woche Menschen nach ihrer Affinität zum Sport. Künstler, Politiker, Wirtschaftskapitäne - bloß keine Sportler. Wäre ja langweilig. Am 14. Juli gab's das Gespräch mit Maximilian Brückner.
Maximilian Brückner: . . . der bessere Weg, Konflikte zu lösen. SZ: Ihr aktueller Fitnesszustand? Gut. SZ: Felgaufschwung oder Einkehrschwung? Nach dem Felgaufschwung kommt der Einkehrschwung. SZ: Sportunterricht war für Sie? Diskutabel. SZ: Ihr persönlicher Rekord? Ich arbeite dran. SZ: Stadion oder Fernsehsportler? Crashtest-Dummy. SZ: Bayern oder Sechzig? Wer ist noch mal wer? SZ: Ihr ewiges Sport-Idol? Mein Bruder, der A . . . (Neid). SZ: Ein prägendes Erlebnis? Der Festakt zur Eröffnung der Special Olympics in München 2012. SZ: In welcher Disziplin wären Sie Olympiasieger? Dinge zu verlieren!!! SZ: Mit welcher Sportlerin/welchem Sportler würden Sie gerne das Trikot tauschen? Felix Neureuther. Quelle: SZ.de ---
--- FOCUS-Online, 14. Oktober 2013 Ex-"Tatort"-Kommissar
in
"Spieltrieb" - Maximilian Brückner: "Wir streiten,
bis sich die Balken biegen"
In Bayern hat er mehr als 250 Mal dieselbe Theaterrolle gespielt (den Boandlkramer), im Saarland war er der jüngste Ermittler im "Tatort". Jetzt wird Maximilian Brückner in "Spieltrieb", einer Verfilmung des Romans von Juli Zeh, von einer Schülerin zum Sex gezwungen. Im FOCUS-Online-Interview erzählt er, was ihn in seiner Jugend beschäftigt hat. FOCUS Online: Herr Brückner, "Spieltrieb" handelt von Figuren, die auf der Suche sind nach sich selbst. Wie war das bei Ihnen als Teenager? Maximilian Brückner: Ich war alles andere als ein Existenzialist. Ich war ein totaler Träumer. Das macht es einfacher. FOCUS Online: Wieso? Brückner: Wenn du ein Träumer bist, baust du dir deine eigenen Welten. Deshalb bin ich wahrscheinlich auch Schauspieler geworden. Mit zehn Jahren habe ich mir ein Kostüm umgehängt, bin auf dem Skateboard rumgefahren und dachte, ich bin Batman. Damit hört man nicht einfach auf. Ich bin immer noch ein Tagträumer. Damit komme ich ganz gut durchs Leben. FOCUS Online: Sie flüchten vor der Realität? Brückner: Wenn man eine so tolle Kindheit hatte wie ich, in einer Großfamilie, in der alles stimmt, wirst du lange Zeit nicht mit dem harten Leben konfrontiert. Ich bin sehr behütet aufgewachsen, da war Zeit zum Träumen. Irgendwann wird das natürlich anders. Aber bei mir ging das alles allmählich. Ich bin nicht wie die Figur Ada mit 16 mit dem Hammer vor den Kopf geschlagen worden: So ist die Realität. FOCUS Online: Sie scheinen für sich ganz gut zu wissen, was richtig oder falsch ist im Leben. In "Spieltrieb" testen die Figuren die Grenzen der Moral aus. Wie ist das bei Ihnen, sind Ihnen Werte wichtig? Brückner: Ja sicher. Allein schon die Tatsache, dass wir acht Kinder sind und uns sehr gut verstehen - da brauchte es ja ein gewisses System. FOCUS Online: Was haben Ihre Eltern gemacht? Brückner: Keine Ahnung. Es gab natürlich Regeln. Aber das habe ich nie als etwas Einschränkendes empfunden. Es war halt so. Bei fünf Buben braucht es auch Regeln. Meine Mutter hat uns nie vermittelt, dass sie uns als Last empfindet und auch immer nebenher gearbeitet. FOCUS Online: Haben Sie nie mal die Sau rausgelassen und gesagt: Das ist mir alles zu eng? Brückner: Das mache ich in meinem Beruf. Ich habe immer ein Ventil. Aber meine Brüder sind da auch nicht anders. Klar lassen wir beim Weggehen mal die Sau raus. Aber die Grenze ist immer dort, wo man einen anderen einschränkt. FOCUS Online: Haben Sie Ihren Geschwistern als Ältester auch mal gesagt, was sie tun oder lassen sollen? Brückner: Früher schon, aber nicht mehr, seit wir alle ein gewisses Alter haben. Wir haben sehr unterschiedliche Qualitäten und schätzen das sehr aneinander. Trotzdem singen wir nicht nur „Heitschibumbeitschibumbum“ und sind glücklich. Wir streiten uns auch, dass sich die Balken biegen. FOCUS Online: Familie ist Ihnen wichtig? Brückner: Ich habe mal einen älteren, sehr, sehr guten Schauspieler nach dem Auftritt beobachtet. Er hat sich ganz allein betrunken und das jeden Abend. Mit ihm hätte ich nicht tauschen wollen. Es ist eine Frage, wo du deine Schwerpunkte setzt. Mir ist da klar geworden: Lieber spiele ich bloß halb so gut oder so, dass es langt (grinst), habe aber Familie und Freunde. FOCUS Online: Würden Sie eigentlich wieder mal in einem "Tatort" mitspielen? Brückner: Hab ich gerade gemacht. Ich durfte bei Dominik Graf eine kleine Rolle im München-"Tatort" spielen. FOCUS Online: Ihre langjährige Verpflichtung beim SR ging im Ärger auseinander. Trotzdem hat nur Gregor Weber seinen Ärger öffentlich geäußert. Warum schweigen Sie zu diesem Thema? Brückner: Gregor ist aus dem Saarland, aus Saarbrücken. Er kennt die Gemengelage seit Jahrzehnten. Es war ihm ein Bedürfnis, etwas zu sagen. Interview: Sandra Zistl --- mobil 08/2011, Magazin der Deutschen Bundesbahn, Seite 9
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--- Volksmund Nr. 4, Spielzeit 2009/10, Münchner Volkstheater --- MUCS, 9. München-Magazin der Jungen VHS, Frühjahr/Sommer 2009
1. Mit 17, bist du damals schon auf der Bühne gestanden? Mit dem Trachtenverein haben wir ein Hirtenstück aufgeführt - im Residenztheater. 2. ..., hast du zu der Zeit schon gewußt, daß du die Bühne zum Beruf machen willst? Nein. Ich habe die Schauspielerei nicht für einen Beruf gehalten. Damals wollte ich Medizin studieren. 3. ..., und wie lief es in der Schule? Ich war selten da und bin durchgefallen. 4. ..., welche Platten drehten sich auf deinem Teller? Bon Jovi und Bryan Adams. 5. ..., was war zu dieser Zeit dein Lieblingskleidungsstück? Jeans und ein weißes Hemd - Klamotten waren mir eher wurscht. 6. ..., welche Parole hast du an die Wände geschrieben? Wir haben mit der ganzen Klasse ein Banner aus dem Fenster gehängt, auf dem "Viva 11a" stand - ein Bekenntnis zum Klassenzusammenhalt. Hinterher haben wir alle Verweise bekommen. 7. ..., mit welchem Schülerjob hast du dir dein Taschengeld aufgebessert? Ich hab in einer Zimmerei gearbeitet. Und mit der Tuba hab ich Blasmusik gespielt - dafür gab's auch Geld. 8. ..., und wofür hast du dein Geld ausgegeben? CDs und Surfen. 9. ..., welche Tabus hast du gebrochen? Bayerisch geredet, obwohl Hochdeutsch als cooler gegolten hat. 10. ..., was war für dich der abscheulichste Ort in München? Ich bin auf dem Land großgeworden und lebe dort nach wie vor. Ich bin einfach kein Stadtmensch - mir hat es insgesamt nicht gefallen. So viel Dreck und Lärm und wenn man das Fenster aufmacht, schaut man auf die nächste Betonwand ... 11. ..., hast du trotzdem einen Lieblingsplatz in München? Das Volkstheater! 12. ..., was tatest du um Mädels kennenzulernen? Tanzen. In der Gegend gab's immer wieder Zeltfeste, wo bayerische Musik gespielt wurde. Da konnte man die Mädels zum Tanz auffordern. 13. ..., wie hast du gegen deine Eltern rebelliert? Rebellion ist nicht mein Stil. Ich finde, man sollte für alles offen sein. Jugendliche, die immer gleich gegen irgendwas sind, finde ich komisch. Klar gab's Streitereien damals - aber die Rebellionsmasche ging mir auf den Keks. 14. ..., was hat dir das Leben auf dem Land lebenswert gemacht? Meine Freunde natürlich, die Menschen dort. Und die Landschaft. 15. ..., und was hättest du dir von einer Jugend in der Stadt versprochen? Die Frauen hätten mich interessiert. Und es gab mehr Möglichkeiten zum Weggehen. 16. ..., was hättest du damals gerne verändert? Natürlich die Welt ... Nein, schon so lange her. (Nach langem Überlegen:) Einen Unfall, der zu der Zeit passiert ist. 17. ..., hast du je darüber nachgedacht München [???] zu verlassen? Ach, ich bin so viel unterwegs. Ich bin immer wieder froh, wenn ich heimkomme. ---
Wie spontan ist Maxi Brückner? Aus: Stars & Hits, Bayerischer Rundfunk B3 vom 27. Juli 2008, mit Thorsten Otto "Sekt oder Selters" - Bitte eine Antwort und eine kurze Begründung dazu: Thorsten Otto: Bayrisch oder Hochdeutsch? Maxi Brückner: Bayrisch. Weil i ja Bayer bin. TO: Theater oder Film? MB: Des ist gemein, des konn i ned sogn. I mog beides. Des konn i ned sogn. Da muaß i song beides. TO: Einen Joker hast! TO: Riedering oder München? MB: Riedering. Weil i do dahoam bin und weil i ned so der Stadtmensch bin. TO: Volksheld oder Elfenbeinturm? MB: Elfenbeinturm. Weil i des saucool find. Des hab i scho immer megn, so Fantasiesachen. I woaß scho, des is wahnsinnig peinlich, i bin ja ned sehr geschmacklos, oiso. TO: I find des super! MB: Ja. TO: Rollendes ‘R’ oder Zäpfchen-‘R’? MB: Wos isn a Zäpfchen-'R’? TO: Wenn mas nicht rollt. MB: Des bin ich Zäpfchen-'R’. Weil ich hob an bayrischen Sprachfehler, ich konn as 'R’ ned rollen. Des is a Riesenvorteil fürs Hochdeutsch immer gwen, aber i konns ned. Na, i konns ned. Geht ned! TO: Und nie beim Sprechtraining versucht es hinzukriegen? MB: Na, des woitns mir ja abtrainieren. Das war ja ein Riesenvorteil dass is ned ghabt hob. TO: Wie kann des passieren als Riederinger? MB: Keine Ahnung. Genetischer Defekt wahrscheinlich. TO: Unterwegs sein oder Ankommen? MB: Ahm, ankommen und dann wieder unterwegs sein. Ankommen um unterwegs zu sein. TO: Volksmusik oder Techno? MB: Volksmusik! TO: Weil? MB: Ohne Kommentar. Des brauch i ned kommentieren. TO: Disziplin oder Schlendrian? MB: Ha! Ha, des is ja so was von - ahm - jetzt bin i so was von spontan. Schlendrian wahrscheinlich eher. TO: Kannst du richtig faul sein? MB: Ja. Bei mir is ja immer so des Problem wenn i dann irgendwas mach, bin i sehr dahinter und gib ois. Und dann bin i die faulste Sau auf Erden. Oiso i sog ja, der Mensch is ja immer schwierig. I hob j so vui Sachen - verein ich in mir, die überhaupt nicht z’samm passen. Eigentlich alle Sachen die da [im Manuskript] drin stehen. TO: Deswegen bist du wahrscheinlich auch so ein guter Schauspieler. MB: Na, i woaß ned. Ma muaß oans dazu sagn ohne zu kokettieren: I hob wahnsinnig vui Glück ghabt. Da ghört vui Glück dazu. Es gibt sehr vui guade Schauspieler auch, de vielleicht ned de Chance ghabt hobn, und wenn ma dann die Chance hod und sich amoi Sachen auswählen darft, dann muaß ma, find i, a die Verantwortung ham, gut auszuwählen und dann ned alles zu machen. TO: Aber man muss die Chance auch nutzen. Es gibt Menschen die haben Chancen im Leben, nutzen sie aber nicht. MB: Ja, des stimmt. Ich habs versucht zu nutzen. Bis jetzt zumindest. TO: Wer weiß, wie’s weiter geht. MB: Grad bei diesem Beruf. Deswegen betracht i des mit wahnsinniger Vorsicht. Oiso i frei mi dass des ois so laft, aber ganz trau i dem Ganzen ned. Des ist sehr schnelllebig und es gibt andere. Des konn sich sehr schnell ändern. Deswegen betrachte ich des Ganze aus einer gewissen Distanz. TO: Dann geht’s weiter mit: Fortschritt oder Tradition? MB: Fortschritt. Die Tradition, die brauchts um den Fortschritt zu machen. TO: [Dieter] Wedel oder [Marcus H.] Rosenmüller? MB: (lacht) Rosi. Da kimm i ja fast ned aus! Tschuldigung, Herr Wedel! Weil da Rosi - ja weil mir so vui Schmarrn gmacht ham. Mit dem Herrn Wedel, ist des einfach ein anderes Alter. TO: Mit dem kann man nicht so viel Schmarrn machen? MB: Doch, konn ma a vui Schmarrn macha. Ma glabt des gar ned. Aber ist natürlich a Altersfrage wahrscheinlich. TO: Der Dieter Wedel hat dir ja ein großes Kompliment gemacht: "Man muss dankbar sein, dass es solche Talente wie den Maximilian gibt." MB: Ha - i woaß gar ned was i dazu sogn soi! Des gfreit mi wahnsinnig. Des geht runter wie Öl. I woaß ned - Danke! TO: Es ehrt dich, dass du so bescheiden bist. Sag halt einfach Danke. MB: Is ja schee, was soi dazu sogn? TO: Und dann steigern wir das Ganze noch: George Clooney oder Maximilian Brückner? MB: George Clooney. TO: Was??? MB: Weil der’s immer schafft mit einem Typen - den schauts hoit gern o. I muaß schaun, dass i mi immer wandel, aber des find i immer fazinierend. Es gibt Schauspieler, de spuin immer wieder so des Gleiche in eine Richtung. TO: Clint Eastwood, zum Beispiel. MB: Ja, dem schaust wahnsinnig gern zu. Aber des ist auch eine Riesenkunst, find i. Der [George Clooney] hat so eine Selbstironie, des mag i. TO: Die Selbstironie, hast du die auch? MB: Ja. TO: Kannst Du über dich lachen? MB: Ja unbedingt, das ist das Allerwichtigste. MB: Wenn ich ein Vorbild habe, des hab ich schon a paar Mal gsagt in Interviews, dann ist das der Ulrich Tukur. Des ist nämlich genau der Typ von Schauspieler, der an unglaublichen Charme hat. Er ist ein unglaublicher Schauspieler! Des Guate an dem Beruf und allen Interviews ist, du lernst an Haufa über dich selbst. Aber i geh hier raus nach dem Interview und sag: "Schee wars", und laß des genau da liegen wo’s in dem Raum war. Und nimm des ned mit und denk: "Wow, ich bin hier der Coolste", und marschier damit raus. I hab hoit des Pech ghabt und des Glück, dass i hoit nix anders konn ois a bissl rumspuin und auf der Bühne rumhupfen. A Schauspieler besteht, glab i, aus Egozentrik, Narzissmuss, Exhibitionismus, Eitelkeit, des ist so a Paarung. Weil, wer stellt sich sonst auf die Bühne und macht sich zum Helden oder Deppen für alle? --- Polylux - August 2007
--- ZEIT Campus -
19. Juli 2007
In der Mensa mit ... Maximilian Brückner - "Andere machen halt Bauchtanz" Als "Tatort"-Kommissar ermittelt Maximilian Brückner im Saarland, beim Mensa-Besuch mit ZEIT Campus spricht er über Schuhplattler, Trachtenhüte und über die Unverschämtheit, berühmt zu sein "Servus", ruft Maximilian Brückner und schüttelt einem mit festem Druck die Hand. Er trägt verwaschene Jeans, und als er den schlichten, dunkelblauen Wollpulli über den Kopf zieht, rutscht das T-Shirt darunter bis zur Stirn hoch. "Oh, Entschuldigung", grinst er und fährt sich mit den Händen durch die blonden Locken. Der 28-Jährige hat an der Otto-Falckenberg-Schule in München das Schauspielern gelernt und in Filmen wie Männer wie wir, Sophie Scholl und Wer früher stirbt, ist länger tot mitgespielt. Aktuell sieht man ihn in der bayerischen Bob-Komödie Schwere Jungs. Seit vergangenem Herbst ermittelt er als jüngster Tatort- Kommissar aller Zeiten im Saarland und soll auf der Berlinale Anfang Februar als deutscher "Shooting Star" vorgestellt werden. Außerdem spielt er seit 2002 am Volkstheater München und hat an diesem Tag seinen 80. Auftritt als "Boandlkramer" im volkstümlichen Brandner Kaspar. "Ab fünf Uhr werde ich hibbelig, dann spiele ich noch ein bisschen Tuba", sagt er. "Bis dahin habe ich alle Zeit der Welt." ZEIT Campus: Nervt es Sie, immer als der nette Junge vom Land beschrieben zu werden, der "Mann vom See" oder "Kommissar Lausbub", der mit seinen Geschwistern auf dem Bauernhof wohnt und am Volkstheater spielt? Maximilian Brückner: Ach, jeder versucht mich in irgendwas reinzustecken. Aber ich will da keine Show draus machen: Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wenn ich von Trachtenverein und Schuhplattlern rede, ist das was ganz Normales bei uns. ZEIT Campus: Deshalb pendeln Sie jeden Tag von Riedering bei Rosenheim nach München? Brückner: Jeden Tag, morgens früh rein und abends raus. ZEIT Campus: Und das lohnt sich? Brückner: Ja, für mich schon. Vielleicht nicht finanziell, aber für mein Gemüt lohnt es sich auf alle Fälle. Riedering ist der schönste Fleck der Welt; ich wohne am See und bin in zehn Minuten beim Berg, Ski fahren oder paddeln. Mein Gott, wir haben jetzt auch schon fließend Wasser, Strom und Internet da draußen! Und kulturell wird auch was geboten. Das hält mit der Stadt locker mit! ZEIT Campus: Schuhplattler zum Beispiel? Brückner: Das denken Sie! Wir haben ganz tolle Opern da draußen, die sind immer ausverkauft. In Riedering inszeniere ich ein Stück, das versuche ich jedes Jahr zu machen. Und ich reise sehr viel, mich interessiert das Ausland wesentlich mehr als Deutschland! Ich würde zum Beispiel auf der Stelle zwei Jahre in Argentinien leben wollen. Aber zwei Jahre in München? Das müsste nicht unbedingt sein. ZEIT Campus: Dann müssen die drei Jahre an der Schauspielschule in München hart gewesen sein? Brückner: Ich hatte eine ganz kleine Wohnung, ich hab dann immer in der Schule geduscht und gebadet. Ich war das erste Mal wirklich weg von zu Hause. Aber ich musste in München wohnen, um den Dialekt wegzukriegen. Ich hatte ja vorher kein Wort Hochdeutsch gesprochen. Gar nichts, nur tiefstes Bayerisch. ZEIT Campus: Und, war's hart, den Akzent wegzukriegen? Brückner: Zwei Jahre hat es gedauert. Aber wenn mein Lehrer mich jetzt hören würde, dann würde er sagen: Ich geb's auf. ZEIT Campus: Theater und Trachtenverein scheinen ja besser zusammenzupassen, als man immer dachte. Brückner : Klar, das geht total zusammen. Kultur wird bei uns noch gelebt, das ist nicht so ein Ding fürs Museum. Ich weiß, dass das nördlich von München keiner richtig versteht. Das ist auch okay, aber ich will mich nicht verstecken müssen. Ich hab eins gelernt: Man darf sich nie für seine Wurzeln schämen. Andere machen halt Bauchtanz, ich spiele Tuba und gehe mittwochs zum Schuhplattler. ZEIT Campus: Und sonntags in die Kirche? Brückner: Seltener, als ich möchte, eigentlich nur an den hohen Feiertagen. Ich mag die Atmosphäre, den Weihrauch, ich sitze immer ganz oben, auf der Empore, wo die Orgel ist. Da kannst du zuhören oder auch nicht; hast Zeit, mal nachzudenken, das hat man die ganze Woche über nicht. ZEIT Campus: Ist ja auch ein bisschen wie im Theater, oder? Brückner: Natürlich ist es wie Theater. Das ist mir erst später klar geworden. Aber das ganze Leben ist Theater, irgendwie spielen wir alle unsere Rolle. ZEIT Campus: Und welche ist Ihre? Brückner: Am Anfang war ich immer dieser Typ schüchterner, verkrampfter Mann, der mit Weibern nicht so kann. Jetzt spiele ich aber auch andere Typen. Ich liebe alle Rollen, egal, ob Stalin oder Jack the Ripper, und ich würde wahnsinnig gerne mal einen Massenmörder spielen. ZEIT Campus: Und die absolute Lieblingsrolle? Brückner : Spiderman. Ich mag Arthouse-Kino, aber ich liebe genauso Blockbuster - Casino Royale, The Departed, das sind großartige Filme. ZEIT Campus: Außerdem natürlich der "Tatort"? Brückner: Den schaue ich eigentlich nie. Fernsehen ist doch nichts gegen den Genuss, im Kino vor der Leinwand zu sitzen, mit einer Riesenportion Popcorn. ZEIT Campus: Mögen Sie Ihre Rolle als "Tatort"-Kommissar Franz Kappl trotzdem? Brückner: Das ist ein ehrgeiziger Spießer, echt nicht mein Typ! Manchmal kriegen wir ja die Klamotten fast umsonst, wenn der Film fertig ist, von diesem Typen habe ich nichts genommen, diese Lederlackschuhe, diese Jeans, diese Hemden, nee! ZEIT Campus: Sie mögen es nicht so schick? Brückner: Nein, ich lege immer weniger Wert auf Klamotten. Trotzdem war ich gestern beim Hutmacher und hab mir einen Trachtenhut machen lassen, aus grünem Velours, mit einem dünnen Band, eine Mischung aus einem städtischen und einem ländlichen Hut. ZEIT Campus: Und wozu trägt man den? Brückner: Zur Lederhose oder zum Trachtenanzug. ZEIT Campus: Oder zum Anzug? Brückner: Nein, nein! Ich hab zwei Anzüge, die sind meine Arbeitsanzüge, wie ein Blaumann für den Handwerker. Die hängen, geschützt vor Motten, im Speicher, und ich ziehe sie an, wenn es sein muss. ZEIT Campus: Klingt ziemlich bescheiden. Brückner: Ach, dir wird immer suggeriert, was du alles brauchst, aber ich brauch überhaupt nix. ZEIT Campus: Überhaupt nichts? Brückner: Also, na gut: Was ich brauche, sind ein Kajak, ein Gleitschirm, ein Kite. So was brauche ich, ganz dringend. ZEIT Campus: Wie viel Zeit bleibt dafür? Brückner: Genügend, die nehme ich mir einfach, und es geht ja. Ich hab das gut im Griff, bin wahnsinnig oft zu Hause. Damit darf man nicht aufhören. ZEIT Campus: Man muss ja auch mal abschalten bei so viel Erfolg: Gerade mal vier Jahre sind Sie mit der Schauspielschule fertig, und jetzt werden Sie schon von Regisseuren wie Dieter Wedel als neues Ausnahmetalent gefeiert. Brückner: Ja, ich darf Theater spielen mit zwei meiner besten Freunde, meinen beiden Brüdern. Ich darf fürs Fernsehen drehen, und ich mache Kino. Das ist eine Unverschämtheit; wenn ich's aufzähle, wird mir fast schlecht dabei. ZEIT Campus: Sie haben sieben Geschwister, zwei davon schauspielern inzwischen auch. Da scheint etwas in den Genen der Brückners zu liegen. Brückner: Das fragt sich mein Vater auch! Meine Brüder machen das nur zum Spaß, der Florian ist Sanitäter und der Franz Xaver Elektriker, der war drei Monate auf der Schauspielschule, dann hat er gesagt: Ich hab keine Lust mehr, und ist gegangen. ZEIT Campus: Aber Ihnen war immer klar, dass Sie Schauspieler werden wollen? Brückner: Nein, überhaupt nicht. Das hat sich so ergeben. Ich bin als Kind in den Trachtenverein gekommen, wie das halt so bei uns ist. Da haben wir ein Hirtenstück einstudiert und aufgeführt, in Salzburg, Rosenheim und München. Als kleine Burschen oben auf der Bühne, das war für uns ein Spaß, wir durften weg von zu Hause und nachts aufbleiben bis um zwei. Aber eigentlich wollte ich das nicht zum Beruf machen, sondern Medizin studieren. Doch dann hat mein Vater was über die Otto-Falckenberg-Schule in der Zeitung gelesen, und meine Mutter hat gesagt: Hier haste 50 Mark, probiers doch mal. ZEIT Campus: Andere Eltern wären froh, wenn ihre Kinder Medizin studieren wollen. Brückner: Ja, das habe ich mir auch gedacht. Meine Eltern sind wirklich nicht superliberal. Eher so ganz normal. Das war vielleicht so ein Scherz mit der Schauspielschule, da muss ich sie mal fragen! ZEIT Campus: Blöd, dass Sie angenommen wurden. Brückner: Ja, allerdings! ZEIT Campus: Und dann noch mit einem bayerischen Hirtenstück. Brückner: Ich konnte ja kein Wort Hochdeutsch, da blieb mir nicht viel übrig. Ich hab mein Hirtenstück vorgetragen: "Dass i vom Chiemgau kim, das wisst's ja schon eh gwiss..." und so weiter. Die haben gar nichts verstanden, die ersten Schüler fingen an zu lachen, ich wurde immer wütender, hab mich immer mehr reingesteigert. Irgendwann mussten auch die Lehrer lachen; und ich dachte nur noch: Das ist ja wirklich das Allerletzte hier. Dann habe ich noch den Woyzeck vorgespielt, und in der Mitte haben sie gesagt: Danke, das war's. Und ich dachte mir: Ja, das weiß ich auch, dass es das war. Dann bin ich gegangen. ZEIT Campus: Geklappt hat es ja anscheinend trotzdem. Brückner: Ja. Obwohl ich erst zwei Tage vor dem Auftritt angefangen habe, die Texte zu lernen. Da war ich noch Zivi und habe den alten Omas, die ich betreute, das Textbuch in die Hand gedrückt. Sie haben mitgelesen oder den Gegenpart gespielt, das war sehr lustig. Es gibt drei Auswahlrunden an der Schauspielschule, und von der zweiten Runde an wollte ich es dann wirklich schaffen, vor allem damit ich sagen kann: Nee, ich hab doch keinen Bock. Pure Eitelkeit. Manchmal will man Sachen nur haben, um dann sagen zu können: Ich will sie gar nicht haben. Das habe ich manchmal ganz ausgeprägt. ZEIT Campus: Mit was denn noch? Brückner: Ach, mit Mädchen manchmal. Das hat man doch ab und zu, oder? ZEIT Campus: Sieht so aus, als würden Sie eine ganze Menge haben wollen: Theater, Fernsehen, Kino. Brückner: Klar, ich bin schon ehrgeizig. Aber bei mir ist es so: Wenn ich was mache, dann volle Kanne. Und danach ist es mir auch wieder völlig wurscht. ZEIT Campus: Ganz schön steile Karriere für einen, dem alles wurscht ist. Brückner: Ja, stimmt schon. Aber Karriere ist mir nicht wichtig. Was bringt mir die Karriere, wenn zu Hause keine Familie wartet? Ehe ich die Familie aufgebe, würde ich eher den Job hinwerfen. Ich hab ja nichts davon, auf der Bühne geliebt zu werden, und dann ist danach keiner zu Hause, der auf dich wartet. Selbst wenn mal alle sagen: Der kann gar nicht spielen, weg mit dem - dann habe ich noch immer eine Familie, die mich auffängt. ZEIT Campus: Die Gefahr des Abhebens droht nicht? Brückner: Nein, überhaupt nicht. Ich war vorher schon verwurzelt, in dieser Landschaft, dieser Region, dieser Kultur. Oft war die Schauspielerei harte Arbeit, manchmal ging es leichter, wo ich nicht wusste: Wieso habe ich das jetzt verdient? Aber das Abheben passiert gar nicht. Ich geh hier hin, mach meine Arbeit, und dann verschwinde ich wieder. Ich bin eher so ein Eigenbrötler, ich kann mich einordnen, aber ich gehe zum Beispiel beim Drehen abends mit keinem was trinken, sondern meistens ins Hotelzimmer, ein Bier trinken, lernen, lesen. Der ganze High-Society-Kram interessiert mich auch nicht, ich mag dieses Bussi-Bussi nicht. Ich strecke den Leuten zur Begrüßung immer die Hand hin. ZEIT Campus: Und wie reagieren die? Brückner: Irritiert. Aber ich schau jemandem bei der Begrüßung lieber in die Augen. ZEIT Campus: Da muss die Berlinale ja ein Horror werden? Brückner: Nein, darauf freu ich mich sogar. Das ist toll, da "Shooting Star" zu sein. Aber ich hab mich auch schon ziemlich oft vor solchem Kram gedrückt. ZEIT Campus: Wie haben Sie denn auf die Nachricht reagiert, jetzt nach Franka Potente, Daniel Brühl und Jürgen Vogel deutscher "Shooting Star" auf der Berlinale zu sein? Brückner: Ich war in Rio, wir sind in Lederhosen den Zuckerhut raufgefahren, da krieg ich den Anruf. ZEIT Campus: Und? Brückner: Ich hab jedem ein Bier ausgegeben, oben auf dem Zuckerhut. Interview: Juliane von Mittelstaedt ---
--- Berliner
Morgenpost - 13. Februar 2007
Drei Fragen an Shooting Star Maximilian Brückner Berliner Morgenpost: Sie sind deutscher Shooting Star! Dabei haben Sie in Interviews alles getan, um ja nicht als Star dazustehen, trotz der Oscar-Nominierung von "Sophie Scholl". Maximilian Brückner: Ich habe mit dem Begriff 'Star' Probleme. Auch wenn ich das jetzt genieße: Interviews geben, Menschen treffen. Das ist eine Seifenblase, wenn auch eine sehr schöne. Ich spiele jetzt mal vier Tage lang diese völlig andere Rolle, und dann erdet mich meine Familie wieder. BM: Woher kommt es, dass Deutsche Probleme mit dem Star haben? MB: Kann sein, dass wir die Mentalität dazu nicht besitzen. In den USA ist das ein eigener Industriezweig, da wirst du von klein auf zum Star aufgebaut. In Deutschland wird man höchstens prominent. BM: Sind die Shooting Stars-Treffen wirklich wie eine große Familie, wie manche behaupten? MB: Ja, und das sage ich jetzt nicht nur, weil man nett über seine Kollegen reden muss. Ich habe mir die Filme der anderen angeschaut, ich meine, was die leisten! Jeder hier hat Riesenrespekt vor dem, was der andere kann. Und man erfährt, wie gut es einem im eigenen Film-Land geht: Manche Länder produzieren nur drei, vier Filme pro Jahr. --- Der Tagesspiegel - 12. Februar 2007 Maximilian Brückner, Schauspieler Befragt von Beatrix Schnippenkoetter WAS ICH MAG 1. Beim Aufwachen: Die Dusche. 2. Zu Hause: Normalität. 3. Am Schauspielern: Mich zu verkleiden. 4. Beim Drehen: Dass man viel rumkommt. 5. Im Kino: Unbemerkt wieder gehen zu können, wenn's mir nicht gefällt. 6. Am deutschen Film: Dass er wieder am Kommen ist. 7. An den Shootingstars: Das "European" davor. 8. An den Filmfestspielen Berlin: Den Rummel. 9. An Berlin: Den Bären. 10. An Deutschland: Die Fußball-WM ’06. 11. Und sonst ...: Den Kinofilm "Wer früher stirbt, ist länger tot". 12. Ein Satz, den ich gerne öfter hören würde: "Da kenne ich mich nicht so aus, da halt ich lieber die Klappe". WAS ICH NICHT MAG 1. Beim Aufwachen: Allein aufwachen. 2. Zu Hause: Dass bei uns zurzeit zu wenig Schnee liegt. 3. Am Schauspielern: Jedes Mal dieses furchtbare Lampenfieber. 4. Beim Drehen: Hotelzimmer. 5. Im Kino: Leute, die sich unterhalten und zu laut ihr Popcorn mampfen. 6. Am deutschen Film: Bin eigentlich ganz zufrieden damit. 7. An den Filmfestspielen Berlin: Die Anreise – ich komme aus Bayern. 8. An Berlin: Dass einem der Bahnhof auf den Kopf fällt. 9. Und sonst: Klimawandel. 10. Ein Satz, den ich nie wieder hören will: "Sie sind doch der Vorzeige-Bayer ..." --- FOCUS Nr. 42 (2006) - 16. Oktober 2006 Fragebogen Maximilian Brückner Der Schauspieler über Goya, Geheimratsecken und hübsche Mädchen mit Herz. Was gefällt Ihnen an sich besonders? Wenig. Welches politische Projekt würden Sie beschleunigt wissen wollen? Frieden im Nahen Osten. Was treibt Sie an? Neugierde. Wem würden Sie mit welcher Begründung einen Orden verleihen? Gerhard Polt, weil der ihn sofort zurückgibt. Auf welche eigene Leistung sind Sie besonders stolz? Dass ich mich überhaupt zeugen ließ. Als Kind wollten Sie sein wie ...? Spider Man. Wie können Sie am besten entspannen? Zu Hause bei meiner Familie. Was ist für Sie eine Versuchung? Jedes hübsche Mädchen mit Herz, Hirn und Humor. Was war Ihr schönster Lustkauf? Mein Gleitschirm. Welches Lied singen Sie gern? "Oane geht no, oane geht oiwei." Natürlich ganz leise mit meinen Brüdern auf dem Heimweg vom Oktoberfest. Schenken Sie uns eine Lebensweisheit ... Hüte dich vor Schmeichlern. Für welchen Maler würden Sie viel Geld ausgeben? Für einen Goya. Wo hätten Sie gern Ihren Zweitwohnsitz? In Castel Gandolfo. Was können Sie besonders gut kochen? Tee. Was wäre Ihre Henkersmahlzeit? Mamas geniale Fleischpflanzerl. Oder hochdeutsch: Buletten. Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Derzeit nur mit mir. Hier können Sie drei Bücher loben ... Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray, Gabriel García Màrquez: Hundert Jahre Einsamkeit, Michail Afanasjewitsch Bulgakow: Der Meister und Margarita. Wo bleiben Sie beim Zappen hängen? Regelmäßig mit dem Honigbrot an der Fernbedienung. Wo zappen Sie immer weg? Beim "Dilettanten-Stadl" und Stoiber-Reden. Ihre Lieblingsschauspielerin? Keira Knightley. Ihr Lieblingsschauspieler? Gérard Depardieu. Ihre Lieblingsfigur in der Geschichte? Leonardo da Vinci. Was sagt man Ihnen nach? Einen Dickschädel. Was mögen sie an sich gar nicht? Meine wachsenden Geheimratsecken. ZUR
PERSON:
"Tatort"-Jungkommissar "Schülerlotse aus Bayern" - so verspottet sein Kollege Stefan Deininger Brückner als Hauptkommissar Franz Kappl am Sonntag [15. Oktober 2006] in seinem ersten Tatort "Aus der Traum". Vielseitigkeit ist Brückners Arbeitsprinzip: Im Salzburger "Jedermann" spielte er den Mammon, mit Dieter Wedel drehte er als Jurist, im Kino ist er zu sehen in "Wer früher stirbt, ist länger tot". Der aktive Schuhplattler, 1979 als erstes von acht Kindern geboren, lebt mit zwei seiner Brüder auf einem Bauernhof in Oberbayern. --- Die Welt - 14. Juni 2005 "Bloß nicht verbiegen lassen". Ob als "Mammon" oder "Boandlkramer": Die Kritik feiert den Jungschauspieler Maximilian Brückner. Er selbst nimmt den Erfolg gelassen Von Hermann Weiß Neulich beim Maßkrugspülen auf dem Dorffest in Baierbach hatte er noch Reste von Goldlack an den Nägeln: Spuren seiner Bühnenexistenz als "Mammon", als personifizierter Reichtum, beim "Jedermann" in Salzburg. "Ah, da schau her", sagten die Burschen aus dem Ort, steckten die Köpfe zusammen und feixten: "Unser arbeitsloser Schauspieler!" Ein anderer hätte in dieser Situation vielleicht gesagt, wie es wirklich ist - daß sie hinter ihm her sind wie der Teufel, die Theaterleute und die vom Film. Daß es längst so weit ist, daß er sich überlegen muß, was er macht, welche Rollen er annimmt und welche nicht. Maximilian Brückner aber hat sich die Baseballmütze in den Nacken geschoben - was den lustigen Effekt hat, daß die Haare sofort nach allen Richtungen stehen - und mit den Schultern gezuckt: "Ja mei, hab' ich g'sagt ..." Auch jetzt hat er keine Lust, den erfolgreichen Schauspieler "heraushängen" zu lassen. Lieber genießt er die Ruhe am See, schlendert auf den Steg hinaus, kommt wieder zurück und erzählt, wie es war, als er hier der "Oberchief" gewesen ist. Wie er sie alle ins Wasser geworfen hat, seine Freunde und vielleicht auch mal ein Mädel, und daß das Wirtshaus hier einmal sein Zuhause war: "Vater, Mutter und acht Kinder im ersten Stock. Unterm Dach. Das war schon eng." In der Schule ist er durchgefallen damals, weil er der Mutter bis in die Nacht hinein beim Bedienen geholfen hat. Aber die Mutter ist es auch gewesen, die ihn nach München geschickt hat, zum Vorsprechen an die Falckenbergschule: ""Geh' Mama", hab' ich g'sagt, "ich bin doch kein Schauspieler. Das ist doch kein Beruf."" Heute, mit 26, ist Maximilian Brückner aus Riedering im Chiemgau so weit wie nicht viele Schauspieler in seinem Alter. Er ist Gast am Münchner Volkstheater und kann nebenbei noch drehen - Freiheiten, die Volkstheater-Intendant Christian Stückl ihm auch deshalb gewährt, weil er weiß, daß einer wie Brückner sich eh nicht aufhalten läßt. Für ihn zählt nur die Lust am Spielen. Er ist der Bastian Schweinsteiger der Münchner Theaterszene, kreativ, inspiriert, mit einem ungestümen Drang nach vorn und dabei von einer erfrischenden Sorglosigkeit. Mag ja sein, daß der verstorbene Toni Berger dem "Boandlkramer" im "Brandner Kaspar" in Jahrzehnten ein unverwechselbares Gesicht gegeben hat. Aber seit der letzten Spielzeit, seit der Neuinszenierung des "Brandner" am Münchner Volkstheater, reden sie auch in Berlin vom "Boandlkramer" und - von Maximilian Brückner. Sogar bei der linksalternativen 'taz' gerieten sie ins Schwärmen: "Brückner spielt einen erstaunlich jungen Tod: zahnlückig, barfuß und zerrupft, ein aufgedrehtes Rumpelstilzchen mit wenigen schwarzen Strähnen auf dem Kopf - aber auch eine Spielernatur, verführbar und verführerisch, ein grausamer Schelm." Paradigmenwechsel auch in Salzburg. Der "Jedermann", die Geschichte vom Leben und Sterben des reichen Mannes, ist im Remix von Christian Stückl kein bierernstes Unternehmen mehr, sondern manövriert sich mit fast schon provokanter Leichtigkeit durch das Schicksalhafte. Besonders deutlich wird das in der Interpretation des Mammons: "Geld, das ist doch nichts Schweres, hat der Christian Stückl zu mir gesagt. Das ist schnell, läuft dir durch die Finger. Es gehört dir nie und verarscht dich bloß", erzählt Brückner. Aus dem altersschweren Dämon, wie ihn Brückner-Vorgänger Thomas Thieme verkörperte, ist deshalb bei Stückl ein "Rokoko-Strichjunge" geworden - sexy, mit Tanga und goldbepudertem Hintern. "Die Idee fand ich super", sagt Brückner, "aber ich hab' schon auch geschluckt." Der Oberbayer, der im Trachtenverein groß geworden ist, ist nicht prüde. Aber für billige Tricks von Regisseuren, die mit Skandalen um Aufmerksamkeit für sich, ihr Stück oder ihren Film werben, ist er sich zu schade. Umgekehrt, wenn die Rolle es verlangt, ist er der, der alles gibt: "Ich würde mir einen Bauch anessen, die Haare abschneiden, ganz egal. Aber ich hab' das Gefühl, das ist in Deutschland gar nicht erwünscht. Bei uns spielen viele immer das gleiche und kommen damit durch." Brückner, der eigentlich nie Schauspieler werden wollte, sondern Mediziner, beschreibt sich selbst als bodenständig, aber mit dem "notwendigen Dachschaden, den man braucht, um aus gewissen Grenzen herausspringen zu können". Da ist der Riederinger Bua, der lieber zum Surfen, Klettern oder Skifahren geht anstatt auf dem Münchner Filmfest das eigene Ego spazieren zu führen. Aber da ist auch der Künstler in ihm, der nichts mehr haßt als den Status quo: "Wenn ich was mach'", sagt Brückner, "möchte ich auch wissen, wie weit das geht." In seinem Erstlingsfilm "Männer wie wir" erlebt Brückner ein Coming-out und knutscht mit seinem schwulen Freund: ein Happy-End nach langem, lustigem, aber nie kompromittierendem Intro. In "Allein", seinem neuen Kinofilm, ist er der ruhende Pol im Leben einer Borderlinerin, die sich nach Nähe sehnt und diese Sehnsucht mit sexuellen Exzessen kompensiert. Brückner lotet vorsichtig aus und geht mit seinen Figuren fast zärtlich um. "Der Maximilian ist ein Juwel", sagt die Filmemacherin Sherry Hormann über ihn, "denn er strahlt etwas sehr Seltenes aus: pure Unschuld." Anders als etwa Robert Stadlober, an den er vom Aussehen her erinnert und der sich gern als Rocker und Rebell inszeniert, ist Brückner so gar nicht cool. Im Trachtenverein ist er heute noch, er wohnt mit zwei Brüdern auf dem Bauernhof, und in seiner Vorstellung davon, wie es weitergehen soll, spielt neben der Schauspielerei auch der Wunsch nach Familie und Kindern eine Rolle. Ab und zu muß er sich für all das auslachen lassen. "Aber", sagt er und wischt sich eine Locke aus Stirn: "Ich bin dafür, daß man die Menschen läßt, wie sie sind." ---
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