Selbstgespräche (Wir müssen reden) (2008)

Premiere: 17. 01. 2008 - 29. Max Ophüls Festival, Saarbrücken
Internationale Premiere: 17. 02. 2008 - 58. Berlinale, Perspektive Deutsches Kino
Kinostart Deutschland: 31.07. 2008
Kinostart Österreich: 14.11. 2008
US Premiere: 19.01. 2009 - 14. Berlin & Beyond Festival, San Francisco
DVD Veröffentlichungstermin Deutschland: 12.02. 2009
Erstsendung: 16.08. 2009 - 23:30 ; ZDF - Das kleine Fernsehspiel, in der Reihe 'Gefühlsecht'
Einschaltquote/Marktanteil: 0,50 Mio / 6,4 %

Kinokartenkäuferzahlen Deutschland 2008: #73 der deutschen Filme, 26.997 Zuschauer
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Webseite der Produktionsfirma Geißendörfer Film- & Fernsehproduktion  für "Selbstgespräche"
Offizielle Webseite zum Film "Selbstgespräche - Wir müssen reden", mit weiteren Photos und Informationen

Setphotographen: Thomas Kost und Tom Trambow
Verwendung der Photos mit freundlicher Genehmigung der DVD Firma EuroVideo

  Pressetermin am 26.August 2007 in Köln





Besetzung:
Maximilian Brückner - Sascha Wegemann
August Zirner - Richard Harms
Antje Widdra - Marie Bremer
Johannes Allmayer - Adrian Becher
Kirsten Block - Gisela Harms
Heinz-Werner Kraehkamp - Alfred Becher
Melanie Vollmer - Gabriele Deutschmann
Dagmar Sachse - Daggi Wegener
Robert Meller - Micha Kowalski
Mina Tander - Astrid, Saschas Freundin
Daniel Drewes - Ralf, Maries Ex
Kilian Schüler - Noah Bremer
Rainer Furch - Pedro, Tanzleher
Georg Uecker - Hans Peter Riedmann, Fernsehmoderator
Chris Norman - Mister Smokie
Günter Wallraff - 'Undercover'
Stab:
Regie und Drehbuch: André Erkau
Kamera: Dirk Morgenstern
Schnitt: Oliver Grothoff
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kostüme: Lore Tesch
Ton: Andreas Wölki
Maske: Heide Haß
Casting: Horst Scheel
Produzent: Hans W. Geißendörfer
Producer: Roswitha Ester, Torsten Reglin
Redaktion ZDF: Christian Cloos
Produktion: Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion in Zusammenarbeit mit ZDF - Kleines Fernsehspiel ; gefördert von der Filmstiftung NRW, vom BKM und vom "Kuratorium junger deutscher Film"
Drehzeit: 31.07. - 03.09. 2007
Drehorte: Köln und Umgebung von Cuxhaven

Preise:
Max-Ophüls-Preis 2008 für den Film (und damit eine Einladung zur Berlinale) und Filmmusikpreis der Saarland Medien GmbH für Joachim Dürbeck & Rene Dohmen
FBW-Bewertung: "Besonders wertvoll"
Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis 'Lola' 2009: Männliche Hauptrolle - Johannes Zirner ; männliche Nebenrolle - Johannes Allmayer



Inhalt:
Sascha glaubt an seinen Durchbruch als Showmaster, doch sein Träumerleben endet abrupt, als seine Freundin schwanger wird.
Adrian träumt von der Frau, die ihn versteht. Als er sich in eine Kundin verliebt, treibt Sascha ihn an, sich nicht länger hinter dem Telefon zu verstecken, und sie zu besuchen.
Die alleinerziehende Marie hofft auf einen Job als Architektin und versucht dem Vater ihres Sohnes auszuweichen.
Ihre Wege hätten sich nie gekreuzt, säßen sie nicht zufällig in drei nebeneinander liegenden Telefonboxen eines Callcenters. Sascha, Adrian und Marie sind jung und brauchen das Geld. Mit fester Stimme und schönen Worten versprechen sie potentiellen Kunden eine Super-Flatrate zu sensationellen Konditionen. "Jeder neue Anruf ist eine neue Chance" heißt das Motto ihres Chefs Richard Harms. Sein Leben ist das Callcenter, seine Ehe ein Trümmerhaufen. Erst recht als die digitale Anzeigetafel im Büro installiert wird. Innerhalb von vier Wochen müssen die Verkaufszahlen um 5% gesteigert werden, sonst droht der Abteilung die Schließung. Zahlen und Quoten treten an gegen Träume und Hoffnungen.


Sascha wird von Chef Harms eingelernt


Sascha übt sich in Geduld

Held von Millionen - oder doch nur Anheizer?

Sascha im Fernsehstudio, mit Mr. Smokie (Chris Norman, M.) und dem Starmoderator Hans Peter Riedmann

Sascha überzeugt Adrian, seinen Schwarm Gabriele Deutschmann doch zu besuchen

"Blickkontakt! Und atmen nicht vergessen!"

Sie war nicht zuhause, morgen gibts einen neuen Veruch


Saschas Vorsprechtermin als Verkäufer in einem neuen Homeshopping-Sender endet mit der Zerstörung des angepriesenen Staubsaugers - und ohne Vertrag!



Neuer Anruf, neues Glück - Selbstgespräche
von Tamara Danicic
Sascha (Maximilian Brückner) glaubt an den Durchbruch als Showmaster. Adrian (Johannes Allmayer) träumt von der Frau, die ihn versteht. Marie (Antje Widdra) hofft auf einen Job als Architektin. Ihre Wege hätten sich nie gekreuzt, säßen sie nicht zufällig in drei nebeneinander liegenden Telefonboxen eines Callcenters. Mit fester Stimme und schönen Worten versprechen sie potentiellen Kunden eine Super-Flatrate zu sensationellen Konditionen. Als innerhalb von vier Wochen die Verkaufszahlen um 5 Prozent gesteigert werden müssen, um die Abteilung zu retten, treten Zahlen und Quoten gegen große Träume und Hoffnungen an.
Wer kennt diese lästigen Anrufe nicht? Lebensversicherungen zu Topkonditionen, nagelneue Handytarife... Bevor man sich versieht, hängt man schon mittendrin im Verkaufsgespräch. Regisseur André Erkau kennt das Geschäft auch von der anderen Seite, aus der Perspektive des Callcenteragenten. Als Student an der Kunsthochschule für Medien in Köln war auch er jung und brauchte das Geld – und versuchte von daher mit allen rhetorischen Mitteln, Ferienhäuser in Freizeitparks an den Mann zu bringen.
In seinem preisgekrönten Debütfilm "Selbstgespräche" nutzt er nun diese Inneneinsichten und entwirft einen Mikrokosmos, in dem sich die Protagonisten permanent um Kopf und Kragen reden, ohne wirklich miteinander kommunizieren zu können. Sie alle leben ihr Übergangsleben und warten darauf, das echte Leben – in dem sie nicht mehr nur Getriebene und moderne Arbeitssklaven sind – endlich beginnt. Bis sie eines Tages auch so abgeklärt werden wie der Teamleiter im Film, der den neuen Mitarbeiter mit dem Spruch begrüßt: "Come in and burn out".
Durchaus geschickt werden die verschiedenen Schicksale der Zufallsgemeinschaft zu einem Ensemblefilm mit melancholischem Grundton und überzeugend spielenden Hauptdarstellern verwoben (allen voran der neue "Räuber Kneißl" Maximilian Brückner). Indem jeder Protagonist eine bestimmte Farbskala zugeordnet bekommt, lädt Erkau die Figuren entsprechend auf, ohne gleich plakativ mit der großen Keule zu arbeiten. So verschmilzt etwa die hellblaugrau gekleidete Gestalt des arbeitswütigen Teamleiters mit den genauso hellblaugrauen Räumlichkeiten des Callcenters, während die Klamotten des selbsternannten Nachwuchs-TV-Stars in den hippen Retrotönen Braun und Orange gehalten sind.
Allerdings schürft der Regisseur bei den Charakterzeichnungen in der Regel nicht sonderlich tief, sondern verläßt sich vor allem auf die Leistung seiner Schauspieler und den Unterhaltungswert seiner tragikomischen, letztlich aber doch eher harmlosen Geschichte.
Fazit: Trotz einiger kleinerer Längen ein durchaus unterhaltsamer Debütfilm, der seine kommunikationsunfähigen Protagonisten liebevoll behandelt.
Bewertung : Drei von fünf Sternen - Preisgekrönter Nachwuchsfilm
Quelle: BR-online, 25.07.2008


Vorbereitung der Szene vor dem Getränkeautomaten zwischen Sascha (Maximilian Brückner) und Marie (Antje Widdra). Rechts Regisseur André Erkau


Freude sieht anders aus. Marie und Sascha sind noch nicht mal erleichtert.
Aber zumindest die Zuschauer hatten kurz vorher einen ansehnlichen Anblick ...




FBW-Pressetext
Eine melancholische Komödie über Sprachlosigkeit, in der pausenlos geredet wird, spielt sie doch größtenteils in einem Call Center. Der Chef spricht nur in Hülsen, der beste Verkäufer ist autistisch und will eine Telefonbeziehung mit einer Frau. Als diesem wegen niedriger Verkaufsquoten die Schließung droht, ordnen sich die Mitarbeiter einem gemeinsamen Ziel, der Rettung des Arbeitsplatzes, unter. Zu großen Teilen kammerspielhaft ist dies nur der Rahmen für verschiedene Einzelschicksale, die mit wohltuender Leichtigkeit in kleinen Tableaus ineinander verwoben werden. Selbstgespräche ist ein sympathischer Film , der seine Figuren genau beobachtet und mit liebevollem Blick ihre Schwäche aufzeigt.
Jurybegründung:
Ein Call Center als Mikrokosmos der besonderen Art in einer Welt, die aus den Fugen gerät.
Menschen, die mit der Gabe zu sprechen, zu überzeugen, zu überreden, letztendlich zu verkaufen ihren Lebensunterhalt hart verdienen und zugleich das von der Schließung oder dem Outsourcing bedrohten Unternehmen zum Überleben helfen müssen, mutieren zu Sprachrobotern.
Im privaten Bereich versagt aber ihre Fähigkeit zur Kommunikation: Beziehungen sind in der Krise, scheitern oder kommen gar nicht zustande. Man kann oder will nicht miteinander sprechen, ist unfähig zuzuhören. Ein treffliches Spiegelbild für die Kommunikationsunfähigkeit unserer Gesellschaft!
Die Besetzung der Hauptfiguren ist gekonnt, ihr Spiel unter sicherer Führung realistisch-glaubhaft. Eine gute Kamera besticht durch schöne und detailgenaue Einstellungen.
Die musikalische Begleitung und die präzise Montage sind weitere positive handwerkliche Merkmale eines erstaunlich perfekt inszenierten Debüt-Films um ein Thema von großer gesellschaftspolitischer Relevanz.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertungsstelle






14.02.2008 :
André Erkau und Maximilian Brückner fahren im 'Berlinale Taxi' durchs abendliche Berlin. Sie essen Erdnüsse, reden über den Film, und warum es Maxi vermutlich nicht zur Vorstellung bei der Berlinale schaffen wird.

30.07.2008, Berlin : Zur Premiere des Films "Selbstgespräche" kamen Ex-"Smokie" Sänger Chris Norman und die Darsteller der Komödie in die Kulturbrauerei an den Prenzlauer Berg. Gerade noch den Max-Ophüls-Preis gewonnen, startet die Callcenter-Komödie ab dem 31.7. in den deutschen Kinos.
Den mit Dialogwitz gespickten, etwas anspruchsvolleren Film ließen sich nicht entgehen: Chris Norman, August Zirner, Regisseur Andre Erkau, Maximilian Brückner, Melanie Vollmer, Mina Tander, Nadine Warmuth, Antje Widdra und Johannes Allmayer.


v.l. Johannes Allmayer, Maximilian Brückner, Regisseur André Erkau, August Zirner
Photos: sk


Photos der Berliner Premiere mit freundlicher Genehmigung von Am-Ende-des-Tages.
Auf deren Webseite gibt es noch mehr davon!


Kurzer Videoclip von der Premiere am 30.07.2008, mit Vorstellung der Mitwirkenden durch den Regisseur. Maxi gibts aber erst ab der 2. Minute zu sehen.

Veröffentlichungstermin: 12. Februar 2009
Bonusmaterial: Trailer und Interviews mit Drehbuchautor/Regisseur André Erkau, Produzent Hans W. Geissendörfer, und den Schauspielern August Zirner, Johannes Allmayer und Antje Widdra. Ausserdem noch Trailer für drei weitere Filme.
EuroVideo

Trailer, Filmausschnitte, Interviews mit Johannes Allmayer, Antje Widdra, August Zirner, Regisseur André Erkau, Produzent Hans W. Geißendörfer : "Selbstgespräche - Wir müssen reden"

Kleine Fluchten: Die Hölle kann sehr lustig sein - eine Callcenter-Tragikomödie
 

Es gibt Filme, in die ist man sofort verliebt. Nach einer halben Minute badet man gleichsam darin. André Erkaus Spielfilmdebüt Selbstgespräche ist so ein Fall. Er offenbart tiefe Wahrheiten, aber auf fast schwerelos leichte Weise. Und das alles ist um so erstaunlicher, weil er - sehr munter - eines der traurigsten Themen überhaupt behandelt: die menschliche Einsamkeit. Und dazu passt dann auch irgendwie, dass Chris Norman (vormals Smokie) und der eine Klaus von Klaus & Klaus, also zwei ziemlich abgewrackte Gestalten der Popmusikhistorie, darin als Ruinen ihrer selbst auftreten. Günter Wallraff übrigens auch. Aber das ist Nebensache.
Selbstgespräche ist Eröffnungsfilm einer neuen Staffel der "Gefühlsecht"-Reihe im ZDF. Eigentlich geht es in Erkaus Film um die postkapitalistische Hölle eines Callcenters, in der verlorene Existenzen stranden, die zwar nicht mehr so jung sind, aber das Geld trotzdem brauchen. Motto: "Come in and burn out".
Richard Harms (hinreißend: August Zirner) ist ein Versager. Seine Ehe geht in die Brüche ("Wir wollten uns doch immer ausreden lassen, Gisela"); als Abteilungsleiter des Kölner Sweatshops, in dem überteuerte DSL-"Super-Flatrates" vertickt werden, nimmt ihn niemand ernst. Schlimmer noch: Seine Chefin verlangt mit seifigen Platitüden ("Vorpommern ist das neue Indien") fünf Prozent Profitsteigerung, sonst werde das Callcenter geschlossen. Und Harms Telefonbox-Untergebene haben eh anderes im Sinn: Sie sehnen sich nach besseren Leben, unerreichbaren Ausflüchten. Sie reden in einem fort mit schmeichelnder Stimme in ihre Headsets hinein und sind doch sprachlos. Im traurigen Nichts grauer Büroflure und sinnloser Ferngespräche gehen ihre Träume baden; sie behelfen sich mit Binsenwahrheiten - allen voran Harms ("Leute, da draußen ist Krieg"). Nur wenige werden am Ende den Absprung schaffen.

Das schwarze Loch Existenz
Da ist zum Beispiel der hemdsärmelige Sascha Wegemann (Maximilian Brückner), ein Fernsehpublikums-Einpeitscher, der von der großen Showkarriere träumt. Seine Parole: "Sascha fickt das System". Das Problem: Das System reagiert. Seine Freundin erwartet ein Kind und eine geräumige Altbauwohnung; er ("definitiv nicht Ehrenfeld!") versucht jedoch - vergeblich - mit Kollegin Marie anzubandeln (Antje Widdra). Die wiederum ist eigentlich Architektin, aber alleinerziehend - der untreue Kindsvater bekommt ihren ganzen Frust ab.
Bis in die kleinste Nebenrolle ist Selbstgespräche präzise und qualitätvoll besetzt; man beginnt die Figuren schnell zu mögen und charakterlich zu erfassen, auch und gerade die unsymphatischen. So zum Beispiel den grummeligen Vater (Heinz-Werner Kraehkamp) des Autisten Adrian Becher (Johannes Allmayer), der, das beste Pferd im Callcenter-Stall, den Quartalsrekord schafft. Sonst schafft er leider wenig: Becher ist in eine Kundin verliebt, aber hilflos; erst Wegemann, der ihn eigentlich für einen Psycho hält ("Norman Bates erklärt mir das Telefonieren"), bahnt ihm am Ende den Weg zur großen Liebe. So verschachteln und verästeln sich die Schicksale aufs Feinste, immer garniert mit Binsen, die garantiert nur in die Leere führen (Harms: "Jemand, der einen Bohrer kaufen will, will ja keinen Bohrer. Er will ein Loch in der Wand").
In Harms Gesicht spiegelt sich das schwarze Loch seiner Existenz - am wunderbarsten ist denn auch jene Sequenz, als alle wichtigen Protagonisten im Close-up zu sehen sind. Melancholischer wird's nimmer. Sie scheinen, darin ganz zeitgemäß, zu fragen: Und was wird aus mir? Am Ende sind die fünf Prozent erreicht - und doch ist damit gar nichts gewonnen. Die Krise ist in diesem Film Dauerzustand. Aber selten war sie so unterhaltsam. Darum ist der späte Sendetermin auch eine Frechheit.
Holger Liebs süddeutsche.de, 14.08.09, zur Erstausstrahlung im ZDF am 16. August 2009


Sascha und seine Freundin Astrid (Mina Tander) beim Versuch der Selbständigkeit mit "Katze im Sack"

Seite erstellt am 29. Juli 2009 von EFi; ergänzt 17. August
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